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Ein paar hilfreiche Tipps zum Anatomie lernen

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Anatomie lernen ist toll und macht Spaß – und kann einem richtig auf die Nerven gehen. Andauernd sind da irgendwelche Strukturen, irgendwelche komischen Worte aus irgendwelchen komischen Sprachen und kein Mensch versteht irgendwas, und den Überblick behält sowieso niemand. Aber keine Sorge, Captain Anatomie-Learning steht euch bei! Denn es gibt ein paar gute Tricks, wie man das Ganze trotzdem gebacken bekommt.

Punkt 1: Die Bedeutungen der Worte im Gedächtnis behalten. Wenn man das dreitausendste Mal das Wort >>superior<< gelesen hat, dann hat man irgendwann auch verstanden, dass >>superior<< >>oben<< oder >>weiter oben gelegen<< bedeutet. Aber das geht noch mit einer ganzen Menge anderer Worte. Meistens steht die deutsche Übersetzung in Klammern hinter dem lateinischen oder griechischen Begriff und wenn nicht: Google ist dein Freund. Oder irgendeine andere akkurate Suchmaschine. Man kann sich dann anhand der griechischen oder lateinischen Namen meist schon selber denken, wovon der komische Vogel in dem Fachbuch da eigentlich gerade redet. Ein Super-Beispiel für das, was ich meine: Das Articulatio tibiofibularis. Articulatio = Gelenk; Tibia = Schienbein; Fibula = Wadenbein. Was kann damit nur gemeint sein? Ich weiß es nicht, ich komm nicht drauf. Nein im Ernst, damit ist natürlich das Gelenk zwischen Wadenbein und Schienbein gemeint. Und so sind die Namen der Strukturen im Körper eigentlich immer aufgebaut bis auf ein paar wenige Ausnahmen.

Punkt 2: Wir werden Architekten! Aber bescheuerte Architekten: Wir bauen Brücken für Esel. Eselsbrücken, also Merksprüche, sind super zum merken – je bescheuerter, desto besser. Denn umso mehr man den Kopf schüttelt (Facepalm-Effekt) oder sich am Boden vor Lachen rollt, desto besser bleibt einem ein anatomischer oder sonstiger Begriff im Kopf stecken. Und mit Eselsbrücken kann man natürlich nicht nur Begriffe, sondern auch Funktionen von Organen und alles Andere lernen.

Punkt 3: Zeichnen. Wer gut malen kann, hat einen Vorteil – er malt die anatomischen Strukturen einfach selber auf, dann kann man sich besser merken, was wo wie warum und wann im Körper liegt. Mein Tipp dabei ist aber: Nur Zeichnen. Die anatomischen Strukturen kann man natürlich auch benennen – aber wenn man schon zum Beispiel die Gefäße in den Beinen gezeichnet hat, warum sollte man sich so eine Gelegenheit zum Lernen entgehen lassen. Wenn nirgendwo steht, dass dieser Schlauch da die Arteria femoralis ist, dann kann man sich richtig gut selbst abfragen. Und wenn man nicht drauf kommt, was das denn jetzt bitteschön sein soll, was man da hingeklatscht hat, kann man immer noch nachgucken – oder man fertigt zwei Zeichnungen an, auf einer Kritzelei benennt man dann halt die anatomischen Strukturen und auf der Anderen nicht.

Punkt 4: Vereinfachen. Ob man nun zeichnet oder einfach eine Abbildung hat und die abgebildeten Strukturen nur anmalt – es macht jedenfalls keinen Sinn, zum Beispiel 206 Knochen alle gleichzeitig lernen zu wollen. Also nicht gleich ein ganzes Skelett anmalen oder selber zeichnen: Das wird massiv nach hinten losgehen. Es macht aber sehr viel Sinn, zum Beispiel erst Mal die Handwurzelknochen zu lernen. Und dann die Mittelhandknochen. Dann die Fingerknochen. Und dann arbeitet man sich entlang der Elle und Speiche den Arm hoch, bis man bei den Schulterblättern angekommen ist, und so weiter. Also eines nach dem Anderen, Stück für Stück. Und wenn man in einer gewissen Reihenfolge lernt und auf diese Art Struktur in die Sache bringt, dann fällt es einem später auch leichter, sich die Sachen ins Gedächtnis zu rufen. Außerdem funktioniert es super, alles nach Kategorien zu lernen. Das ist dann wie ein Archiv im Kopf – mehr Ordnung, also leichter zu finden. Das könnte so aussehen: Mensch → Anatomie → Knochen → Humerus (Oberarmknochen) → Caput humeri (Kopf des Oberarmknochens).

Oder so: Mensch → Anatomie → Oberarm → Knochen → Humerus → Caput humeri

Wie man das dann selbst am Ende sortiert, muss jeder für sich entscheiden, denn jeder lernt auf eine andere Art.

Punkt 5: Schemata. Es ist ganz toll, dass das venöse Blut aus dem Körperkreislauf erst mal zum rechten Herzen fließt und dann durch den Lungenkreislauf zur Lunge und dann zurück zum linken Herzen und dann in die Hauptschlagader und von da aus zum Darm und von da dann in den Pfortaderkreislauf und von da aus durch die Leber wieder in die untere Hohlvene und dann wieder zum rechten Herzen. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Wer weiß nach so einem Satz noch, wo das Blut gerade lang geflossen ist? Also vergessen wir Sprache, Bilder sind eine Milliarde mal sinnvoller, auch wenn es nur darum geht, wo das Blut entlang fließt. Und es muss gar keine gute Zeichnung sein: Man malt einfach zwei Rechtecke und einen Kreis, die verbindet man entsprechend mit ein paar Strichen, neben die Striche malt man ein paar Pfeile. Und Tada: Man hat ein Herz und einen Lungenkreislauf! Und wenn man richtig hart drauf ist, teilt man jedes einzelne Rechteck noch in zwei kleinere Rechtecke, schon hat man einen Vorhof und eine Herzkammer. Das kann man dann immer so weiter machen. Und obwohl man überhaupt nicht anatomisch korrekt gezeichnet hat weiß man plötzlich in- und auswendig, wie das Blut durch den Körper geflossen ist. Und das, ohne auch nur einmal in einen Text zu gucken. Und das Ganze funktioniert selbstverständlich nicht nur mit dem Blutkreislauf, sondern mit ziemlich vielen anderen Organen, Hormonen, Strukturen oder was auch immer. Schematische Zeichnungen sind einfach super. So könnte das dann zum Beispiel aussehen:


Punkt 6: Audiodateien! Wenn man genauso viel Zeit hat wie ich – also gar keine – dann nimmt man einmal eine Audiodatei über ein Thema auf, das man unbedingt lernen will, man macht quasi einen Vortrag für sich selbst. Und sobald man mal unterwegs ist, vielleicht in der Bahn oder im Bus, hört man diesen Vortrag an – und plötzlich hat man Zeit gespart: Obwohl man gerade zum Zug rennt, weil die Türen schon übelst am Piepen sind und man keine Lust hat, drei Minuten auf die nächste U-Bahn zu warten, lernt man gleichzeitig noch was durch den Kram, den man gerade über den eigenen MP3-Player hört! Mit ´nem Fachbuch wäre das nicht gegangen. Laufen und Bücher lesen gleichzeitig kann ich generell nicht sehr empfehlen. Ich hab mir sagen lassen, das könnte zu Unfällen führen. Hab´s aber noch nie ausprobiert. Außerdem lernt man ja schon etwas, während man einen solchen Vortrag anfertigt (und zwar lernt man dabei extrem viel, wie ich während meines Examens gemerkt habe). Wer keine Ahnung hat, wie man etwas selber aufnehmen soll: Dazu braucht man eigentlich nur irgendein Mikrofon und ein Aufnahmeprogramm wie den Audiorecorder von Windows. Den findet man unter Start > Alle Programme > Zubehör > Audiorecorder – jedenfalls bei Windows 7. Der ist allerdings echt nicht gut – stattdessen kann man sich auch dazu herablassen, einmal zu chip.de zu gehen und sich kostenlos das Programm >>Audacity<< herunterzuladen. Keine Lizenzen, kein Quatsch, einfach ein kostenloses Aufnahmeprogramm, mit dem man auch Schneiden kann. Funktioniert super und wenn man mal merkt, dass man einen Fehler aufgenommen hat, kann man den mit Audacity viel leichter korrigieren. Oder man legt einfach geile Soundeffekte auf die eigene Stimme, wenn man seine eigene Stimme nicht hören mag. Und wenn man stolzer Besitzer von Musikstücken ist, kann man sogar gute Musik unter den Vortrag legen! So macht das Lernen gleich zehnmal so viel Spaß.

Punkt 7: Youtube. Waaaas? Ja, Youtube. Auf Youtube gibt es gefühlte eine Trilliarde Videos zu anatomischen Themen. Man muss da dann immer mal ein bisschen aufpassen, denn in solche Videos schleichen sich ganz gerne mal Fehler ein und es geht nicht unbedingt in jedem Video sehr tief in die Materie. Aber 99% der Infos aus diesen Videos sind akkurat, um sich einen Überblick zu verschaffen ist das gar nicht mal so schlecht. Und falls jemand aus irgendeinem Grund keine Videos mag kann man auch auf anderen Internetseiten Artikel lesen, zum Beispiel auf onmeda.de oder flexikon.doccheck.de. Aber auch hier gilt wieder: Es können sich Fehler einschleichen, also immer ein bisschen kritisch lesen und wenn einem irgendwas komisch vorkommt, doch lieber nochmal in einem Fachbuch nachschlagen oder den Lehrer beziehungsweise den Prof fragen.

Punkt 8: Atmen. Nein, wirklich. Das Gehirn verbraucht alleine im entspannten Zustand schon gute 20% des gesamten Sauerstoffs aus dem Blut. Wie viel soll das erst werden, wenn du anfängst zu lernen? Also zwischendurch immer mal tief durchatmen, auch wenn du nicht das Gefühl hast, dass du mehr Luft brauchst. Denn dann hat der Kopf von vorne herein schon mehr Sauerstoff zur Verfügung und man kann besser und ein bisschen länger lernen.

Punkt 9: Zucker. Denn Kohlenhydrate sind blöderweise das einzige, was das Hirn zur Energieerzeugung nutzen kann. Fette bringen gar nichts, die kommen nicht durch die Blut-Hirn-Schranke durch. Beim Lernen empfiehlt es sich also, irgendwas Süßes zu trinken oder leckere Kekse zu naschen. Guten Appetit!

(Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Art Schutzmauer gegen ungewollte Stoffe im Gehirn. Manche Stoffe kommen durch, Andere nicht.)

Punkt 10: Lernen durch Anwenden. Damit ist nicht gemeint, dass man sich selbst die Niere rausreißen soll um zu sehen, ob man das Becken-Kelch-System findet. Was man aber stattdessen machen kann: Tasten. Vor allem bei Knochenstrukturen. Oft steht in einem Fachbuch „Ja und das können Sie übrigens auch super ertasten!“. Wenn man sich also selbst begrabbelt, kann man dabei auch noch was lernen. Man kann aber auch einfach allgemein die Lagebezeichnungen lernen. Ich erinnere an diesem Punkt mal an die Liste, die weiter oben in diesem Buch so ein paar Lagebezeichnungen übersetzt – man überlegt sich zum Beispiel, „wo ist bei mir eigentlich anterior?“ Und wenn man schlau ist kommt man von alleine darauf, dass „anterior“ wohl „vorne“ sein muss. Wenn man auf diese Weise übt, dann muss man nämlich nicht jedes Mal nachdenken, wo eine Struktur liegt. Eine „Pars superior“ liegt zum Beispiel immer über irgendwas, befindet sich also offensichtlich oben. Und wenn man von vorneherein weiß, dass >>superior<< nunmal >>oben<< ist – und nicht erst nachdenken muss: „Was war noch mal superior?Aaaaaah“ - dann lernt man viel schneller. Was eine Pars ist? Ganz simpel, ein Abschnitt von zum Beispiel einem Organ.

Punkt 11: Kenne deine Schwächen (und deine Stärken). Jeder hat irgendwelche Schwächen, ich auch. Vielleicht hat man Schwierigkeiten dabei, sich die Namen der ganzen anatomischen Strukturen zu merken, vielleicht kann man sich einfach nicht erinnern, wo die Organe liegen, vielleicht kann man sich aber auch alles merken – bis auf diesen einen, verflixten Knochen, dessen Namen man einfach nicht im Kopf behält. Das kann einen nerven – aber wenn man diese Schwächen kennt, kann man ganz speziell daran arbeiten, zum Beispiel, indem man einen der oben genannten Tipps spezifisch für diesen einen Knochen, den man sich nicht merken kann, anwendet – und wenn man dann noch seine eigenen Stärken kennt, weiß man, wo man punkten kann, falls man einmal in eine Prüfungssituation kommen sollte. Und wenn man seine eigenen Schwächen nicht selbst überwinden kann, so kann man zur Not Mitschüler, Lehrer oder Kommilitonen nach Ratschlägen fragen.

(Achtung unnötiges Wissen: „Kommilitonen“ kann man als „Kameraden“ übersetzen – oder als „Kriegsgefährten“ :D)

Punkt 12: Mehrere Quellen nutzen. Man kann natürlich denselben Text 200 Mal lesen bis man anfängt, sich zu übergeben. Man kann stattdessen aber auch einen Text lesen, nochmal einen anderen Text über dasselbe Thema durchgehen, ein Video gucken, ein Gespräch mit einem Mitschüler führen, selbst noch einmal einen Text schreiben (und ihn später vielleicht sogar lesen) und im Fernsehen eine Doku sehen. Wenn man verschiedene Quellen für ein Thema nutzt, so lernt man nicht nur besser, man erkennt auch schneller Fehler – denn selbst die besten Fachbücher können mal Fehler enthalten – und außerdem sieht man das Thema aus verschiedenen Perspektiven, und dadurch wiederum kann man es sich viel besser merken. Wenn man zum Beispiel einen Fernseher einmal auf einem Bild sieht, dann ist das ganz toll, aber so richtig kann man sich das Ding noch nicht vorstellen. Aber wenn man den Fernseher direkt vor der Nase stehen hat und einmal herumläuft, so kann man sich ein viel besseres Bild von dem Gerät machen, denn man hat das Gerät ja aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen: Man kann sich sein Aussehen also besser merken und sich den Fernseher besser vorstellen. Mit Lernthemen ist das ungefähr dasselbe.

Punkt 13: Jetzt werden wir mal nicht zu geizig, zwölf Tipps reichen aus! Nein im Ernst, das war so ziemlich Alles, was ich dazu sagen konnte. Also jetzt viel Spaß beim Lesen dieses bescheuerten und doch sinnvollen kleinen Pilotprojektes.

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