Читать книгу Verkauft - Valuta Tomas - Страница 5
Annäherung und Rückschlag
Оглавление»Na, den Arsch erkenne ich sogar im angezogenen Zustand!«, prallt Kim plötzlich gegen ihren Hinterkopf. Sie mustert die Stimme gedanklich und in der Sekunde in der sie dieser ein Gesicht zuordnen kann, schießt sie erschrocken hoch. Blitzschnell dreht sie sich um und sieht Marks grinsendes Gesicht vor sich. Er lehnt mitten in ihrem Laden an der Kasse und lächelt sie freundlich an. Seit dem Blowjob in der gehobenen Pommesbude, hat sie nichts mehr von ihm gehört. Sie hätte auch gar keine Zeit gehabt. Ihr Mailpostfach quoll plötzlich über. Es hat fast den Eindruck, als wenn eine Welle der Mundpropaganda durch New York schießt und alle Männer der Stadt plötzlich die süße und enge Angelique ausprobieren wollen.
Mit einem Satz hetzt Kim zu ihm herüber und wirft sich halb über den Tresen.
»Bist du bescheuert? Halt die Klappe?«, zischt sie und wirft einen unsicheren Blick zu ihrer Mitarbeiterin. Die ist schwer damit beschäftigt, dem Kunden den Einkauf in die Tüte zu räumen. Dieser ältere Herr ist vom ersten Tag an zu Kim in den Laden gekommen und ließ sich von der neuen und außergewöhnlichen Technik nicht abschrecken. Im Gegenteil! Er findet es sehr angenehm so viel Zeit hier verbringen zu können, wie er möchte. Wie viel Geld er dadurch am Ende ausgibt, ist ihm selbst überlassen. Dieser gute Mann bringt Kim wöchentlich einige Dollar in die Kasse. Er verlässt den Laden nie ohne, dass mindestens drei Bücher in seinen Besitz übergehen. Er scheint kein anderes Hobby zu haben, als zu lesen. Kim kann es nur recht sein!
Kim blickt wieder zu Mark zurück. Er scheint sich über seine eigene Aussage zu amüsieren. Sein Gesicht weist noch immer dieses freche Schmunzeln auf.
»Was willst du hier?«, keift sie. Hektisch und mit pochendem Herzen wartet sie auf eine Antwort.
»Bezahlen!«, lächelt Mark und hält ein Buch hoch. Kim blickt auf das Cover und möchte es ihm am liebsten aus der Hand reißen. Ihm mitten ins Gesicht schleudern, wäre für sie derzeit die vernünftigste und süßeste Rache auf seinen dämlichen Kommentar. Wenn das jemand gehört hat, würde sie sich im Erdboden vergraben und mit Sicherheit nie wieder an die Oberfläche kommen.
»Gib her!«, zischt sie. Sie reißt es Mark aus der Hand und gibt hektisch etwas in der Kasse ein.
»Zwölfneunundneunzig!« Kim nimmt das gereichte Geld und pfeffert Mark das Wechselgeld rücksichtslos zurück.
»Und jetzt verschwinde!«, raunt sie. Gedanklich sieht sie ihn schon aus ihrem Laden verschwinden. Er kramt allerdings in aller Ruhe das Geld in sein Portemonnaie und lächelt Kim an. In dem Moment, in dem sie ihm erneut den Rückzug an den Kopf schmeißen will, legt sich seine Stirn in Falten. Er betrachtet sie prüfend. Dann fällt der Groschen, mit dem er kurzzeitig beschäftigt war. Flüchtig blickt er sich im Laden um und grinst zu Kim zurück.
»Jetzt weiß ich woher ich dich kenne!«, lächelt er stolz über die Arbeit seiner Gehirnzellen.
»Mir ist scheiß egal…!«
»Das ist dein Laden, nicht wahr? Du hast ihn vor einem Jahr eröffnet und standst damit groß in der Zeitung! Die Technik die du hier anwendest, wurde damals scharf kritisiert!«, schleudert Mark sein Wissen über ihre Person um sich. Nach Kims Geschmack kann er sich das getrost schenken.
»Ja! Aber jetzt…!«
»Warum machst du dann noch diesen Job, wenn du diesen Laden besitzt?«, stellt Mark eine berechtigte Frage. Kim sieht sich selbst, wie sie nach dem Buch greift und es ihm erneut ins Gesicht prügelt.
»Halt den Mund, Herrgott!«, keift sie wütend und blickt sich wieder um. Ohne nachzudenken, packt sie Mark und schleift ihn wie ein Kleinkind an der Hand, hinter sich her.
Als sie im hinteren Teil des Ladens im Büro verschwinden, schmettert Kim die Tür hinter ihm zu und baut sich bedrohlich vor ihm auf.
»Wenn ich dich bitte die Klappe zu halten, dann mach das doch, verdammt nochmal!!« Mark schaut sie überfordert und erschlagen an, nickt dann aber zaghaft.
»Entschuldigung!« spricht er leise, blickt Kim aber wieder fragend an.
»Krieg ich denn eine Antwort?«, fragt er wie ein kleines unschuldiges Kind. Kim macht einen Schritt zurück.
»Nein, wieso sollte ich dir etwas über mich erzählen? Du bist ein Freier für mich, mehr nicht!«, keift sie gedämpft. Sie weiß, dass die Wände des Büros nicht sehr dick sind und jeder ungehindert lauschen kann.
Mark lächelt sie freundlich an und setzt einen Fuß in ihre Richtung. Sofort macht Kim einen erneuten Schritt zurück.
»Das mag stimmen! Mich interessiert es aber, weshalb du deinen wunderschönen Körper verkaufst, wenn du diesen Laden besitzt!« In dem Moment, in dem das Kompliment Kims Verstand erreicht, wird sie rot. Was soll das werden? Wieso macht er so eine höfliche Bemerkung, wenn er sie doch nur daher kennt, dass er seinen Schwanz bei ihr reinstecken kann? Da stimmt doch irgendwas nicht! Will er vielleicht doch mehr als sie annimmt?
Kim denkt über diese Feststellung nach und weicht noch einen Schritt zurück.
»Der Laden wirft noch nicht genug ab und ich muss auch was zu essen haben!«, wirft sie ihm hart an den Kopf und hofft, dass er endlich den Rückzug antritt. Nicht das ihm noch mehr Komplimente einfallen, mit denen sie nichts anfangen kann. Oder schlimmer noch, vielleicht erwartet er ja, dass sie es jetzt hier mit ihm treibt.
Als dieser Gedanke in ihrem Kopf reift und wächst, werden ihre Augen größer. Das kann nicht sein ernst sein! Das kann er nicht wirklich erwarten! Das hier ist ihr Bereich! Da hat ein Mann, ein Freier nichts zu suchen. Sie ist sowieso schon viel zu weit gegangen, als sie ihn mit in das Büro nahm.
Gerade als sie Luftholen will, um ihn aus dieser Räumlichkeit zu schmeißen, stockt ihr der Atem. Mark macht einen weiteren Schritt auf sie zu. Kim weicht zurück und prallt mit dem Rücken gegen die Bürotür. Panik überkommt sie. Das kann er doch jetzt nicht wirklich von ihr verlangen! Sie ist hier in ihrem Laden! Egal wie viel er zahlen wird, sie wird weder mit ihm vögeln, noch wird sie ihm einen blasen. Überall gerne, aber mit absoluter Sicherheit nicht hier! Nicht in ihrer Welt! Nicht in ihrem Traum! Nicht in ihrem Lebensinhalt!
Eine Welle der Angst bricht über Kim zusammen, als Mark sich zu ihr beugt und sein Gesicht unmittelbar vor ihrem ist. Sie riecht sein After Shave. Sie hört wie ihr Blut in den Ohren rauscht! Ihr Herz beginnt zu rasen! Kim weiß, dass sie ihren Elektroschocker nicht dabei hat. Muss sie das Teil jetzt tatsächlich auch noch beruflich und privat tragen und nicht nur bei ihrem Nebenjob? Was hat sie sich damit nur angetan?
»Darf ich mal?«, flüstert Mark leise. Erst jetzt hört sie wie er die Türklinke benutzt und ein kurzes klicken ertönt. Schreckhaft schießt sie einen Schritt zur Seite. Sie beobachtet wie Mark die Tür öffnet und nach draußen geht. Er bleibt stehen und blickt an dem Holz vorbei. Schmunzelnd zwinkert er Kim zu.
»Du bist ein richtig süßer Angsthase!«, lächelt er.
»Ich melde mich bei dir!« Mit diesen Worten verschwindet Mark. Kim bleibt noch einige Augenblicke atemlos im Büro stehen, bis sie ihren Körper wieder unter Kontrolle hat und laut ausatmet. Verdammt? So eine Situation sollte nie auftreten! Sie wollte sich niemals in der Gegenwart einer ihrer Männer so bedroht und ängstlich fühlen, wie in den letzten Augenblicken. Wie konnte das nur passieren? Was wird das bloß nur noch für Ausmaße annehmen?
~~~~~~~~
-Hast du Zeit?-, fragt Mark. Kim braucht eigentlich nicht lange überlegen. Für ihn hat sie immer Zeit! Besser gesagt, hat sie mehr für sein Geld Zeit und nicht direkt für seine Person.
Seit fast sechs Wochen macht sie diesen Job nun und der erste Nervenzusammenbruch war nicht der letzte. Es folgten noch zwei weitere. Kim brauchte einfach Zeit um mit dieser getroffenen Entscheidung zurechtzukommen und es mit zuckenden Achseln durchziehen zu können. Trotzdem steht sie bei jedem weiteren neuen Mann mit verschwitzten Händen und panischer Angst vor der Zimmertür des Hotels. Sie muss sich jedes Mal zusammenreißen und anfeuern, dass sie ihre Hand hebt, diese zu einer leichten Faust ballt und gegen das Holz klopft. Und jedes Mal, wenn ihr dann der Freier die Tür öffnet, möchte sie am liebsten panisch kreischend wegrennen. Aber sie reißt sich immer wieder aufs Neue zusammen, verwandelt sich in einen Eisblock und zieht diese Nummer durch. Selbst als sie an einem Abend vier Männer hatte, machte sie ihren Job und kroch um kurz vor vier Uhr nach einer wohltuenden Dusche unter die Decke. Nur um zwei Stunden später wieder aufzustehen. Erstaunlicherweise hatte sie nach dieser Nacht allerdings den Rest der Woche frei. Sie genoss es, dass sie endlich mal wieder Zeit für sich hatte. Dieser Job zerrt nicht nur an ihren Nerven, sondern auch an ihrem Körper. Und das in jeglicher Hinsicht!
-Ich mache keine Hausbesuche! Den Fick kannst du dir getrost abschminken!-, schreibt Kim wütend, als sie einige Zeit später bei der angegebenen Adresse ankommt. Ohne zu überlegen wendet sie ihren Wagen und fährt von dem cremefarbenen Gebäude weg, bis sie Marks Antwort erhält.
-Es gibt sie noch! Ehrliche Menschen! Du brauchst weder vor mir, noch vor meiner Wohnung Angst zu haben!-, liest sie ihre eigenen Worte von ihrem ersten Treffen. Sie schickt lediglich ein trockenes -Trotzdem!- zurück und lässt dieses Angebot hinter sich. Dreihundert Dollar hin oder her, sie macht keine Hausbesuche!!
-Fünfhundert!-, lässt sie Marks neue Nachricht kurz zweifeln. Sie bleibt aber standhaft und antwortet erst gar nicht.
-Siebenhundert!-. Blitzschnell kommt Kims Wagen zum stehen. Sie überlegt. Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Magen, wendet sie das Auto erneut und hält zum zweiten Mal vor dem dreistöckigen Haus. Sie blickt flüchtig nach oben, steigt aus, geht zur Haustür und liest sich sämtliche Namen auf den Klingelschildern durch.
-Nachname?-, schreibt sie ihm und drückt nach der Antwort auf das weiße Schild mit dem Namen Kerling. Ok, Vorteil für sie! Sie hat eine Adresse und den Nachnamen. Wenn ihr etwas passieren sollte, hat sie wenigstens vernünftige Anhaltspunkte.
Im zweiten Stock wird ihr gleich nach dem ersten klingeln eine schlichte weiße Tür geöffnet. Mark lächelt sie freudig an und macht einen Schritt zur Seite. Er wuschelt sich mit einem Handtuch durch die noch nassen Haare. Der untere Teil seines Körpers ist von einem zweiten Handtuch abgedeckt.
»Komm rein!«, begrüßt er sie nett und irgendwie vertraut. Mit einem noch immer mulmigen Gefühl, tritt Kim in die Wohnung und bleibt dicht bei der Wohnungstür stehen. Mark schließt die Tür und schaut sie regungslos an, was sie ihm gleichmacht. Ein schelmisches aber beruhigendes Lächeln wandert über sein rasiertes Gesicht.
»Ich werde die Tür nicht abschließen, ok?«, grinst er. Er hat Kims Zurückhaltung richtig eingestuft. Sie blickt flüchtig auf das Türschloss, sieht einen Schlüsselbund und nickt stumm.
»Fühl dich ganz wie zu Hause. Ich komme gleich!«, lässt er sie auf einmal alleine stehen und verschwindet in der Wohnung, die Kim erst nach einigen Momenten beginnt zu registrieren.
Es ist ein einfaches und anspruchsloses Heim. Insgesamt drei Zimmer, Küche und Bad. Das Wohnzimmer beinhaltet eine große braune Ledergarnitur, die irgendwie zu gewaltig für diese Räumlichkeit wirkt und fast den ganzen Platz einnimmt. Eine viel zu kleine Schrankwand, mehrere gemalte Bilder an den Wänden und ein großer runder Teppich auf dem Laminatboden. Es stehen keine Familienfotos oder ähnliches in der Schrankwand, was man sich als Erinnerung dort hineinstellt, um hin und wieder davor zu stehen und sich daran zu laben. Eine typische Singlewohnung.
Kim möchte sich eigentlich noch weiter mit der Wohnung auseinandersetzen. Aber sie kommt nicht dazu, als sie das Esszimmer betritt. Sie sieht einen gedeckten Tisch und legt die Stirn in Falten. Gleich darauf hört sie ein Geräusch hinter sich.
»Erwartest du Besuch?«, ruft sie, dreht sich um und dann steht ihr Mark plötzlich direkt gegenüber. Er lächelt sie vertraut an und schüttelt den Kopf. Hektisch wandern Kims Augen an seinem weißen Shirt und der schwarzen Shorts entlang. Wieso zieht er sich an (wenn auch sparsam), wenn er sich eh gleich wieder auszieht?
»Nein, das ist für uns beide! Ich dachte mir, dass du nach Feierabend sicher etwas Hunger hast. Ich gehe davon aus, dass du aufgrund dieses Jobs ein recht hektisches Leben hast und bestimmt bisher noch nichts gegessen hast!«, lächelt er und bittet Kim mit einer flüchtigen Armbewegung an den Tisch. Sie bleibt aber stehen.
»Was soll das Mark? Du weißt warum ich hier bin! Nicht zum essen! Es geht hier um Sex und um nichts anderes!«, grummelt sie genervt.
»Ach komm schon! Es ist nur ein Essen! Ich will dir ja keinen Antrag machen!«, lacht er Kim schon fast aus und zeigt zum Tisch.
»Ich habe gekocht und du brauchst keine Panik zu haben, dass ich K.O. Tropfen oder sonstiges verwendet habe! Es ist nur ein Essen mehr nicht! Vertrau mir!«, grinst er und setzt sich an den Tisch. Er wartet keine weitere Reaktion von Kim ab. Super? In so eine Situation wollte sie nie geraten! Nun steckt sie aber mitten drin! Sie wollte auch nie Hausbesuche machen und steht nun trotzdem in der Wohnung einer ihrer Männer. Was ist aus ihren Prinzipien, Regeln und Grundsätzen geworden??
»Mist!«, schimpft sie leise mit sich selbst und setzt sich störrisch an die andere Seite des Tisches. Sie blickt ablehnend über das Essen, lobt es aber mit einem flüchtigen »Das sieht gut aus!«.
»Danke!«, lächelt Mark und beginnt auch schon auf seinem Teller herumzustochern. Schweigend sitzen sich beide gegenüber, bis Mark zu Kim herüber blinzelt.
»Haben sich eigentlich schon viele auf deine Anzeige gemeldet?«, fragt er scheinbar ernsthaft interessiert. Kim kann in seiner Tonlage weder Sarkasmus noch ähnliches heraushören. Er scheint tatsächlich interessiert zu sein. Von daher nickt sie nur und isst weiter.
»Wie viele denn?«
»Wieso willst du das wissen?« Mark zuckt mit den Schultern.
»Ich bin einfach nur neugierig!«
»Keine Ahnung wie viele es bisher waren. Ich zähle nicht mit! Aber für meine eigentliche Neigung, warst du schon zu viel!«, wirft sie ihm ehrlich an den Kopf. Er nimmt es so auch auf und schaut sie überrascht an.
»Sag mal, Angelique ist doch nicht dein richtiger Name, oder?« Wütend lässt Kim die Gabel auf den Teller fallen und blickt Mark zornig an.
»Was soll das?«
»Was?«
»Das alles hier!!«, schimpft sie und blickt allessagend über den Tisch.
»Du willst Sex von mir und ich will dein Geld! Ich will keine privaten Unterhaltungen mit dir führen! Geht das nicht in deinen Schädel? Es geht hier um Sex und um nichts anderes!! Ich stehe nicht auf euch verdammten Männer!! Mach dir also keine großen Hoffnungen!!«, giftet sie und reißt Mark von den Füßen. Erschrocken schaut er sie an.
Angesäuert steht er von seinem Stuhl auf! Er greift nach seinem Teller, geht um den Tisch und reißt Kims von ihrem Platz.
»Ich hatte nicht vor dein bester Freund zu werden! Ich möchte dich einfach nur etwas näher kennenlernen! Aber keine Panik! Wenn es dir so wichtig ist, wirst du in Zukunft von mir nur noch meinen Schwanz und mein Geld bekommen, mehr nicht!!«, raunt er grob und verschwindet in der Küche.
Kim atmet schwer aus und blickt Mark hinterher. Sie weiß, dass sie ihm damit eiskalt die Zähne ausgeschlagen hat. Aber was soll sie auch anderes machen? Es war von vorne herein klar worauf das Ganze hinausläuft. Niemals darauf, dass sie gemeinsam an einem Tisch sitzen und harmonisch zusammen essen.
Sie dreht sich wieder zum Tisch zurück und erschrickt. Dort, wo bis eben noch ihr Teller stand, liegen nun sieben grüne Scheinchen. Mark hat sie bewusst dort versteckt, weil er ebenfalls nicht vergessen hat, weshalb sie hier ist. Toll, da wollte er sich nur nett mit ihr unterhalten und sie hat aus ihrer Lebenserfahrung heraus, mal wieder alles Nette abgeblockt. Sie lässt nichts an sich heran, was einfach mal ehrlich und freundlich gemeint war.
Kim atmet erneut aus. Sie hört wie Mark die Küche verlässt und dann neben ihr steht. Sie blickt noch immer auf die Scheine, hebt eine Hand und nimmt sie langsam an sich.
»Kim!«, haucht sie leise und blickt schon fast schüchtern zu ihm hoch. Als er weiß was sie damit meint, lächelt er vertraut und deutet ein zaghaftes Nicken an.
»Ein schöner Name!«
»Und es waren bisher dreiundzwanzig!«
»Muss schwer für dich sein!«, spricht er ruhig und leise.
»Ja ziemlich! Aber ehrlich gesagt, bist du mir bisher der liebste!« Ein kleines Lächeln umspielt Marks weiche Lippen.
»Danke für das Kompliment. Womit habe ich das aber verdient?«
»Weil du bist wie du bist!«, lächelt Kim schwach und spürt, dass sie es wirklich ernst meint. Dieser Freier ist anders als die anderen Männer. Er ist etwas Besonderes. Auch wenn Kim weiß, dass sie sich niemals in ihn verlieben könnte, ist sie froh ihn kennengelernt zu haben. Bei ihm fällt ihr der Job nicht ganz so schwer.
Mark blickt über den Tisch und grinst Kim augenzwinkernd an.
»Das Geld ist futsch und was machen wir jetzt?« Sie lächelt ebenfalls, steht vom Stuhl auf und legt ihre Arme in seinen Nacken.
»Das, weswegen ich hier bin!«, spricht sie leise und küsst ihn auffordernd. Sofort hebt Mark sie hoch, schiebt mit einer Armbewegung alles noch befindliche vom Tisch herunter und setzt sie auf den Tisch.
Sie beginnt sich nach und nach von den Klamotten zu befreien und ihren Körper zu verwöhnen. Genervt und gelangweilt lässt Kim das über sich ergehen, bis sein Kopf schon wieder zwischen ihren Beinen verschwinden will.
»Lass das!!«, faucht sie ihn sofort an. Überrascht blickt er zu ihr hoch.
»Wieso? Wieso willst du das nicht?«, fragt er richtig kleinlaut.
»Du hast da nichts zu suchen! Akzeptier es einfach, ansonsten gehe ich! Und zwar mit deinem Geld, ok?«, zischt sie. An Marks Skepsis im Gesicht, sieht sie, dass er versucht herauszufinden weshalb sie das nicht will. Er kommt aber auf keine Möglichkeit, belässt es dabei und akzeptiert es.
»Scheiße!«, keucht er irgendwann und blickt an sich herunter, während Kim von dem kalten Holz des Tisches an ihrem Rücken genervt ist.
»Du kannst einen mit deiner Enge echt süchtig machen!«, grinst er angestrengt, worauf Kim lediglich nüchtern mit den Schultern zucken kann. Sie weiß selbst, dass sie eng ist und das genau der Grund ist, weshalb sie das bei ihrer Anzeige aufgab. Sie wusste, dass sie damit einige Männer locken kann. Und ihre Rechnung ging auf. Sie hatte schon einige Männer. Neben Mark hat sie bisher noch drei weitere die sie regelmäßig trifft. Auch diese sind recht nett, reduzieren das ganze Thema aber wirklich nur auf den Sex, während Mark sich offenbar auch für ihre Person interessiert. Einerseits passt ihr das keineswegs, andererseits spürt sie aber auch, dass es bei ihm nicht falsch ist ein bisschen was von sich preiszugeben. Er hat sie vom ersten Augenblick an mit Respekt behandelt und nicht als das angesehen, was alle anderen von ihr denken. Dass sie eine Nutte ist! Eine Hure! Er lässt sie dieses Gefühl nicht spüren, dass sie als Hure abgestempelt wird. Während andere Kerle mit dem Wort im Hinterkopf denken, dass sie es ihr richtig hart besorgen und ihr den Verstand rausvögeln können. Für sie ist dieser Wunsch von den Männern allerdings absolut lächerlich und absurd. Nur eine Frau schafft es sie völlig zu benebeln und ihren Verstand auf eine Ebene zu katapultieren, dass sie teilweise kaum mitbekommt was abläuft. Eine Frau braucht sie nur eindeutig anzusehen und ihr Verstand setzt aus. Sie fühlt sich sofort von ihr angezogen. Eine Frau braucht sie nur am Arm streicheln und ihr schießt sofort eine Gänsehaut über den Körper. Eine Frau braucht ihr nur um die Lippen zu hauchen und ihr Körper macht was er will. Sie erregt auf Knopfdruck und spürt, dass sie sich dem kaum entziehen kann. Es ist eigentlich kaum in Worte zu fassen, was eine Frau bei ihr auslöst.
Es geht bei den Frauen noch nicht einmal darum, dass sie beim Sex nur ihre Hände zur Verfügung haben, anstatt durchschnittlich harte achtzehn Zentimeter. Denn was bringt diese Länge, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll? Wenn ein Mann sie küsst, denkt sie darüber nach, was sie am nächsten Tag in ihrem Laden noch alles machen muss. Wenn eine Frau sie küsst, dreht sich ihr ganzer Kopf und sie verfällt in diesen Kuss. Sie fühlt sich dann, als wenn sie sich in einer großen Schüssel mit flüssiger Schokolade befindet, in der sie sich Stundenlang suhlen könnte! Wenn ein Mann seine Hand auf ihre Vagina legt, spürt sie nur die Wärme oder Kälte der Hand. Macht dies aber eine Frau, explodiert sie innerlich und spürt ein riesiges Verlangen in sich aufsteigen, was sie vollständig erregt. Schaut ein Mann ihr auf der Straße hinterher, ist sie davon so genervt, dass sie ihm am liebsten die Zähne ausschlagen würde. Wirft eine Frau aber ihre Augen im vorbeigehen auf sie und dann eventuell noch hinterher, steigt pure Neugierde in ihr auf und sie ist fast bereit dazu, dieser Frau bis ans Ende der Welt zu folgen! Nur um ihre Neugierde gestillt zu wissen. Für sie ist es kaum in Worte fassen, welche Auswirkungen Frauen auf sie haben. Sie fragte sich schon öfters, weshalb Frauen so anziehend für sie sind. Es gibt doch recht gut gebaute sexy und vernünftige Männer auf dieser Welt. Sie sagt ja nicht, dass das männliche Geschlecht von Grund auf schlecht und abstoßend ist. Aber ihnen fehlt einfach der gewisse Reiz, der für eine Frau so anziehend ist. Es ist einfach wie es ist! Eine Frau weiß wie sie mit einer Frau umzugehen hat! Männer sind da lediglich Qualitätsstufe zwei.
Sie hat mit ihrer Einstellung nicht vor sämtliche Frauen der Welt davon zu überzeugen sich an das andere Ufer zu wagen! Sie freut sich immer wieder zu sehen, wenn ein altes Ehepaar auf einer Parkbank sitzt und sich in ihrem Alter noch immer küssen, oder verliebt anschauen. Liebe ist etwas was man nicht in Worte fassen kann! Etwas, was man nicht greifen kann! Etwas, was unsichtbar und magisch präsent ist! Liebe sollte in jeglicher Form akzeptiert werden! Egal zwischen welchen Geschlechtern diese herrscht! Kim weiß selbst nicht ob das Thema Liebe in ihrem Leben jemals wieder auftreten wird und ob dies eventuell bei einem Mann passiert. Da sie aber so oder so kein Interesse an dem männlichen Geschlecht hat, reduziert sie diese Tatsache auf das Geringste und beschäftigt sich erst gar nicht mit dieser Möglichkeit. Was soll sie auch tun, wenn ein Mann sie nicht so wahnsinnig machen kann, wie eine Frau? Was bringt es ihr, wenn ein Mann ihr den Hof macht, sie auf Händen trägt, sie ihn aber aus tiefstem Herzen lediglich als lästigen Pickel am Arsch empfindet, dem sie keinerlei Sympathie entgegenbringen kann? Weshalb sollte sie sich einem Mann in die Arme schmeißen und mit ihm vor den Altar treten, wenn sie den neugierigen und aufregenden Blick einer Frau in ihrem Nacken spüren kann, der sie wahnsinnig macht? Frauen brauchen sich auf der Straße nur anzusehen und wissen sofort zu welcher Seite des Ufers sie gehören. Es werden keine Worte gesprochen und der Blick braucht noch nicht einmal zehn Sekunden, um Bände zu sprechen. Sie schauen sich an und wissen es sofort! Ein Band welches sofort existiert und für andere in keinster Weise sichtbar oder verständlich ist. Es ist fast wie Magie! Eine Magie der Kim sich mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen in vollem Vertrauen hingegeben hat und sanft aufgefangen wurde.
Jetzt aber, liegt sie unsanft auf dem Tisch und muss mit ansehen, wie Mark ihre Beine anhebt und sie weit auseinander streckt. Sein Blick ist gierig auf seinen Schwanz gerichtet, weil dieser immer wieder in Kim verschwindet.
Bei seinen harten Stößen muss Kim grinsen. Sie versucht verzweifelt den witzigen Gedanken in ihrem Kopf loszuwerden. Wie sie bei jedem harten Stoß von ihm quer über den ganzen Tisch schießt. Sie hat beim Sex mit ihm immer so amüsante Gedanken im Kopf, dass es eigentlich schon lustig ist mit ihm zu vögeln. Eigentlich ist es sehr beschämend, dass sie sich eher auf ihre Gedanken, anstatt auf den Sex konzentrieren kann. Aber irgendwie muss sie sich ja ablenken. Denn wenn sie nur pausenlos daran denken würde was sie hier macht, würde sie ununterbrochen heulen. Also lieber Komik im Kopf haben, als wie eine Memme zu flennen.
Mark blickt zu ihr hoch und Kim kann in seinen Augen erkennen, dass er gleich soweit ist. Das konnte sie schon recht schnell bei ihm einstufen. Er drückt es mit seinen Augen so sehr aus, dass es schon fast auf seiner Stirn geschrieben steht.
Als er dann endlich soweit ist und noch ein bisschen nachpumpt, beugt er sich zu ihr herunter und vergräbt sein Gesicht erschöpft an ihrem Hals. Es kommt ihr fast vor, als wenn sie seine Mutter wäre und er auf eine Gute-Nacht-Geschichte von ihr wartet. Aber es kommt lediglich ein hauchendes »Danke!« von ihm, was in ihr ein beruhigendes Gefühl aufsteigen lässt. Ohne darüber nachgedacht zu haben, legt sie eine Hand in seinen Nacken und streichelt ihn dort. Ein leises »Bitte!« huscht über ihre Lippen.
Es kommt Kim wie eine Ewigkeit vor, wie beide dort regungslos auf dem Tisch liegen und sich lediglich ihre Hand in seinem Nacken bewegt. Mark erhebt sich, lächelt sie irgendwie hinreißend und voller Vertrauen an und entfernt sich von ihr. Job erledigt!!
Kim steht ebenfalls vom Tisch auf, kramt ihre Sachen zusammen und blickt zu Mark zurück. Mit einem zufriedenen und scheinbar glücklichen Lächeln lehnt er am Tisch und verfolgt jede Bewegung von ihr. Sie betrachtet ihn einige Sekunden und hat einen Gedanken im Kopf, den sie mit sich vereinbaren kann.
»Wo ist dein Schlafzimmer?«, fragt sie ihn leise. Mark schaut sie fragend an, zeigt aber gleichzeitig in eine Richtung. Mit ihrer Kleidung in der einen Hand, greift sie mit der anderen nach ihm und zieht ihn hinter sich her. Auf dem Weg zum Schlafzimmer, piept ihr Handy. Sie fummelt es umständlich aus der Hose und teilt einem neuen Typen ihre Bedingungen mit. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr folgt und das Handy verschwindet wieder in der Hose.
Kim betritt das Schlafzimmer, dreht sich zu Mark um und packt ihn. Mit einem heftigen Stoß schmeißt sie ihn auf das Bett. Unzählige Fragezeichen schwirren über seinem Kopf. Er öffnet den Mund und will fragen was sie vorhat. Aber sie kommt ihm zuvor und grinst ihn schelmisch an.
»Was hältst du von einer kostenlosen Zugabe?«, fragt sie frech und wird von Marks überfordertem Gesichtsausdruck regelrecht erschlagen. Er lächelt, ist aber noch immer verwirrt.
»Gerne, aber warum?«
»Ich habe heute meinen sozialen Tag!«, grinst Kim. Sie krabbelt auf das Bett und gleitet mit ihren Händen über Marks muskulösen Oberkörper. Sie fragt sich, wie man auf so eine platte Landschaft stehen kann und wie so etwas erregend auf einen wirken kann? Keine süßen Rundungen und nichts wo man sich drin verlieren kann. Allerdings gefiel ihr damals im Auto schon Marks Brustbehaarung. Diese ist genau so, wie sie es bei Männern schon immer mochte. Lesbisch hin oder her! Wenn bei einem Mann die Schamhaare erst am Halsansatz enden und das Ganze nicht wie ein Urwald aussieht, sondern vernünftig gepflegt ist, findet selbst sie das gut.
Minutenlang verwöhnt sie Mark oral, bis sie ein Kondom aus ihrer Hose holt, die Packung aufreißt, sich den Gummi in den Mund legt und Marks Penis damit umhüllt. Auch wenn sie damals zu blöd dafür war, hat sie jetzt durch die ganzen Männer dazugelernt und regelrecht studiert, mit deren Wünschen und Vorzügen umzugehen. Sie setzt sich auf ihn und lässt ihn sofort in sich gleiten. Verspielt grinst sie ihn an, bis er sie überfordert anschaut und den Kopf schüttelt.
»Warum zum Teufel bist du nur so eng?« Kim grinst und zuckt mit den Schultern.
»Das liegt einfach daran, weil ich seit zehn Jahren nur mit Frauen schlafe und bisher noch kein Kind gekriegt habe! Da leiert nichts aus!«, kichert sie frech.
»Wieso hast du eigentlich kein Kind? Du wärst sicher eine fantastische Mutter!« Kim zieht eine Augenbraue hoch und schüttelt hektisch mit dem Kopf.
»Ich will kein Kind mehr, eines reicht mir!« Erschrocken blickt Mark sie an.
»Du hast ein Kind?«
»Nein, meine Frau!« Jetzt schießt Mark auf der Matratze hoch und starrt sie geschockt an.
»Du bist verheiratet??«, japst er entsetzt. Kim lächelt beruhigt und legt Mark in das Kissen zurück.
»Nur noch auf dem Papier! Wir haben uns getrennt, weil ich Zeit für mich brauche! Selbstfindung haben wir es genannt! Ich habe aber in letzter Zeit gemerkt, dass ich besser mit mir zurechtkomme, wenn ich alleine bin! Wir telefonieren trotzdem jeden Tag miteinander und sind immer füreinander da. Wir beide haben eine sehr besondere Bindung zueinander!«, klärt sie Mark auf, der ihr ruhig aber trotzdem verwirrt zuhört.
»Weiß sie hiervon?«, fragt er kleinlaut und blickt an sich herunter.
»Nein! Das ist etwas was ich ihr niemals erzählen werde! Ich weiß, dass sie damit nicht zurechtkommen würde!« Kim beugt sich zu ihm herunter und küsst ihn auffordernd.
»Und jetzt lassen wir das Gequatsche und machen weiter! Ich habe später noch einen!«, beendet sie das kurze Gespräch und reitet Mark, bis er sich irgendwann hinter sie legt und sie in der Löffelchenstellung vögelt. Ihr ist das ganz lieb! Sie muss nicht die ganze Zeit sein Gesicht vor sich haben.
Als er dann aber aus ihr rausgeht und an ihrem Arsch rumnestelt zischt sie sofort los.
»Ey, so sozial bin ich auch nicht! Davon war nicht die Rede!!«
»Bitte!!«, haucht er an ihrem Ohr.
»Nein!! Wenn du da rein willst, hast du zu zahlen und das weißt du!!«
»Ich habe aber kein Bargeld mehr hier!!«, bettelt er, was Kim mit einem schüttelnden Kopf sofort abschmettert.
»Das ist nicht mein Problem!! Geld oder der Arsch ist Sperrgebiet für dich!«
»Bitte! Ich flehe dich an!!«, jammert Mark noch immer, bis Kim zu ihm zurückblickt und ein richtig unschuldiges Gesicht von ihm sieht.
»Ich mache dir einen Vorschlag!! Du kannst da einmal kostenlos rein, aber ich bestimme wann! Auf jeden Fall nicht heute! Ich habe auch gar kein Gleitgel dabei! Bei deinem letzten Mal hatte ich wahnsinnige Schmerzen und mir hat zwei Tage später noch der Arsch wehgetan!«, bietet sie Mark an und sieht ein erschrockene Gesicht von ihm.
»Warum hast du es dann aber gemacht?«
»Geld Mark, nur wegen dem Geld! Aus keinem anderen Grund!« Mark schaut sie noch immer erschrocken an. Dann schüttelt er hektisch den Kopf.
»Mach das bitte nicht, Kim! Mach bitte keine Sachen, die du nicht willst!« Sie schaut Mark mit großen Augen an und fängt zu lachen an.
»Dafür ist es schon seit langer Zeit zu spät, meinst du nicht auch?«, giert sie, sieht aber noch immer ein ernstes Gesicht von ihm.
»Was du bei den anderen machst, ist mir vollkommen egal! Aber bitte nicht bei mir! Sei ehrlich zu mir und sag mir was du nicht willst! Ich will dir nicht wehtun!«, appelliert Mark fürsorglich an Kims Gewissen. Tiefgründig und schweigend betrachtet sie ihn. Verdammt, dieser Kerl ist echt etwas Besonderes, wenn er das jetzt wirklich ernst meint. Wieso ist er so nett und besorgt um sie? Kim weiß es nicht und versucht etwas aus seinem Gesicht herauszulesen. Sie kann dort aber nichts erkennen, was an seinen Worten zweifeln lässt. Von daher schiebt sie ihre Hand in seinen Nacken, zieht ihn zu sich, flüstert leise »Du bist echt ein ganz Süßer!« und küsst ihn.
~~~~~~~~
Um drei Uhr nachts klingelt Kims Handy, was sie allerdings erst nach einiger Zeit registriert. Ohne auf das Display zu achten, nimmt sie das Gespräch an und murmelt verschlafen »Ja?«. Sie hört lediglich unbekannte laute Geräusche im Hintergrund, irgendwelche Sirenen und unendlich viele hektische Stimmen. Dann ertönt die Stimme ihrer Mitarbeiterin Angelica.
»Das Lager brennt!«, brüllt sie durch das Handy.
»Was?«, quetscht Kim verschlafen durch die Muschel.
»Das Lager vom Laden brennt!!«, donnert erneut die Stimme durch die Technik.
»WAS???«. Kim schießt im Bett hoch und ist von einem Moment zum anderen hellwach.
»Die Polizei und Feuerwehr sind schon hier! Komm sofort her!«, keift die Mitarbeiterin. Kim nimmt das aber nicht auf. Sie springt mit einem Satz aus dem Bett. Notdürftig zieht sie sich auf dem Weg zur Wohnungstür einige Klamotten an.
Während der Autofahrt zu ihrem Laden, beginnt sie sich ein Bild auszumalen. Was wird sie erwarten? Hat ihre Mitarbeiterin sie eventuell verarscht? Wenn sie das gemacht hat, dann wird Kim sie definitiv fristlos kündigen. Sie versteht zwar verdammt viel Spaß, aber dieser Schritt wäre zu viel. Sie kann sie aber nicht verarscht haben. Dafür klang die Situation am Telefon zu realistisch und der erste April ist schon lange vorbei.
Kim biegt zitternd in die Straße ihres Ladens und kann schon aus dieser Entfernung einen hellen Fleck am dunklen Himmel erkennen.
»Bitte nicht!«, haucht sie geschockt und tritt das Gaspedal im Fußraum vollständig durch.
Ihr Wagen fährt mit rasender Geschwindigkeit auf das Geschäft zu. Kim ist sich sicher, dass ihre Mitarbeiterin sie nicht verarscht hat, als sie Meterhohe Stichflammen aus dem Gebäude dringen sieht. Mehrere Feuerwehr- und Polizeiwagen stehen auf der Straße. Genauso wie einige Schaulustige. Man kann sich tatsächlich fragen ob die Leute zu dieser späten Stunde nichts anderes zu tun haben, als die Arbeit eines Feuers zu beobachten.
Mit quietschen Reifen hält Kim zwischen den Feuerwehrfahrzeugen und stürzt auf die Straße. Vor Angst und Sorge wahnsinnig werdend, blickt sie zur Lagerhalle, die sich einige Meter neben ihrem Laden befindet. Ihre Augen wandern hektisch hin und her. Ihr Gefühlsleben kämpft einen Kampf zwischen Verzweiflung und Erleichterung, weil nur das Lager brennt und nicht auch noch der Laden. Sie hatte damals kein geeignetes Gebäude gefunden um beide Räumlichkeiten in einem Haus zu haben. So musste sie einige Dollar mehr aufbringen, um ihre Lagerkapazität aufzufangen. Ein ungewollter Glücksgriff, wie sich nun herausstellt. Denn der Laden wurde bisher vom Feuer verschont. Allerdings nicht vom Löschwasser. Die Feuerwehr katapultiert das rettende Nass wild um sich, um zu verhindern, dass ihr Geschäft Feuer fängt. Wenn das passiert, könnte Kim sich einen Strick nehmen. Dann wäre sie ruiniert!
»KIM!«, hört sie eine quiekende Stimme, blickt zur Seite und sieht nur noch eine Frau, die sich ihr sofort um den Hals schmeißt. Eigentlich behält Kim es dabei, dass Mitarbeiter, Mitarbeiter sind und hält Privat und Beruf getrennt. Aber in diesem Moment ist es ihr egal. Sie drückt Angelica an sich und kämpft mit sich, nicht in Tränen auszubrechen. Wie soll sie diesen Schaden nur auffangen? Sie kann wegen dem Löschwasser die nächsten Tage ihren Laden mit Sicherheit nicht öffnen.
»Miss Stryder?«, reißt plötzlich jemand die beiden auseinander.
Matt blickt Kim zur Seite und sieht einen Polizisten neben sich. Muss sie jetzt ernsthaft irgendwelche Gespräche führen und Fragen beantworten? Sie ist jetzt viel zu aufgewühlt und innerlich zerstreut, als dass sie jetzt auch nur ein vernünftiges Wort zustande bekommt.
»Ja?«, huscht ihr aber doch benebelt über die Lippen.
»Das ist ihr Lager?«, fragt der Polizist eine, für Kim, reichlich dämliche Frage, die sie lediglich mit einem nickenden Kopf beantwortet. Gleichzeitig schweifen ihre Augen wieder zum Flammenherd zurück. Sie sieht dieses gewaltige Feuer, das ohne jegliche Rücksicht ihren Traum vernichtet. Das schlimmste daran ist aber, dass unschuldige Bücher darunter leiden und erbarmungslos liquidiert werden. Werke von Autoren die gekauft und gelesen werden wollen. Wenn Kim wieder soweit startklar ist, dass sie eine Bestellung aufgeben kann, wird sie mehrere Paletten geliefert bekommen. Sie weiß jetzt schon, dass sie dann Nachtschichten einführen muss, um alles zu buchen und Inventurgerecht einzulagern. Was für ein unglaublicher Rattenschwanz an diesem Feuer dranhängt.
»Nach den ersten Vermutungen der Feuerwehr, entstand das Feuer durch ein Kabelbrand. Das Feuer ist direkt in der Lagermitte ausgebrochen!«, klärt der Polizist Kim über den Hergang auf, was sie allerdings nur nebenbei aufnimmt. Kabelbrand? Kabelbrand??
»Ich habe erst vor einem halben Jahr sämtliche Leitungen neu legen lassen, weil die alten eine Gefahrenquelle waren!«, wirft sie dem Polizistin geschockt vor die Füße, den das allerdings reichlich wenig interessiert. Er sieht sie nüchtern an.
»Dann werden sie sich wohl oder übel mit der Firma auseinandersetzen müssen! Vergessen sie auch nicht ihre Versicherung zu benachrichtigen! Es wird dann zwar die Versicherung der Elektrofirma für diesen Schaden aufkommen müssen, aber eine gewisse Beteiligung werden sie auch tragen müssen! Alleine schon den Schaden an dem Geschäft!«, klärt er Kim weiter auf. Versicherung? Versicherung?? Versicherung???
»Oh mein Gott!«, haucht Kim leise. Sie spürt wie sie blass wird und ihre Knie nachgeben. Tausend Gedanken rasen durch ihren Kopf. In dem Moment wo diese eine Vollbremsung machen, wird ihr schlecht. Sie bricht in die Knie und beginnt ohne Vorwarnung hemmungslos zu weinen.
»Kim??«, japst Angelica jammernd aber besorgt und stützt sie. Kim sitzt wie ein Häufchen Elend auf der Straße und will den Gedanken in ihrem Kopf nicht wahrhaben. Wie ein Virus spukt dieser in ihrem Gehirn umher.
»Kim was ist los?«, weint die Mitarbeiterin noch immer und blickt sie aufgelöst an. Kim wirft einen verzweifelten Blick zu ihr hoch und fängt stärker zu weinen an.
»Ich habe im Moment keine Versicherung!«, heult sie und will einfach nicht weiterdenken. Sie will nicht darüber nachdenken was das für sie heißt! Für sich und ihren Körper.
»Was??« quiekt Angelica geschockt. Der Polizist neben den beiden fragt (noch immer nüchtern), weshalb sie keine Versicherung abgeschlossen hat.
»Das habe ich!«, schluchzt Kim und hat jetzt schon ekelerregende Gesichter von Männern vor ihrem inneren Auge.
»Aber ich musste wechseln, weil die alte pleite gegangen ist! Ab Montag hätte ich wieder Versicherungsschutz gehabt!«, klagt Kim weinend. Verdammt, heute ist Freitag! Nur noch drei Tage. Nur drei Tage dann wäre alles super! Nur drei Tage fehlen, dann müsste sie sich dahingehend keine Gedanken mehr machen! Nur drei verdammte Tage? Wieso musste das Feuer auch ausgerechnet jetzt ausbrechen??
»Das nenne ich doch mal Pech!«, murmelt der Polizist. Am liebsten würde Kim jetzt sofort vom Asphalt aufspringen und ihm für diesen Kommentar in seine Eier treten. Aber sie beherrscht sich, weil sie weiß, dass er nichts dafür kann. Auch muss sie nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Kraft hat sie dafür derzeit auch gar keine. Sie hat lediglich nur noch einen Gedanken im Kopf. Gedanken die sie da nicht haben will! Gedanken die ihr zu wider sind!
Weinend und auf dem Boden sitzend, schlägt sie sich beide Hände vor das Gesicht und heult »Es sollte doch nur ein Nebenjob sein!«. Dieses Feuer hat größere Auswirkung, als ihr lieb ist. Kein Versicherungsschutz, kein Geld! Sie sitzt ganz alleine auf sämtlichen Kosten und kann nur hoffen, dass die Versicherung der Elektrofirma für einen großen Teil aufkommen wird. Trotzdem wird sie ihren Nebenjob länger machen müssen, als von ihr geplant war. Es sollten nur ein paar Monate sein und dann wollte sie damit aufhören. Bei dieser Vielzahl an Aufträgen, die sie schon in den letzten Wochen hatte, wäre sie sehr schnell damit fertig gewesen. Aber so nicht! Jetzt fängt sie wieder bei null an. Schlimmer noch, sie fängt bei minus null an. Sie muss einen weiteren Kredit aufnehmen, um ein neues Gebäude für ein Lager zu kaufen, oder zu mieten. Auch muss sie davon ihre erste Bestellung bezahlen und die Verluste der nächsten Tage auffangen, die sie somit zwangsläufig erleidet.
Erschlagen von den neuen Erkenntnissen, blickt Kim verheult zum Feuer und kann nicht glauben, dass diese Naturgewalt in diesem Moment ihr ganzes Leben zerstört! Das Feuer beraubt sie nicht nur ihrer Arbeit und ihren Traum, sondern auch ihrer Moral und ihrem Körper!
~~~~~~~~
Zwei Stunden kämpft die Feuerwehr gegen das Feuer, bis es vollständig gelöscht ist. Kaum geht die Sonne auf, wird die Ursache für den Brand gesucht und später bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen Kabelbrand handelt.
Angelica ist schon vor Stunden nach Hause gegangen. Kim sitzt hingegen im Büro ihres Ladens und hält das Telefon weit von ihrem Ohr weg. Sie will die Worte nicht hören, die sich wie Krebs in den Gehörgang fressen.
»Die Elektrofirma hat vor circa sechs Wochen Insolvenz angemeldet! Es tut mir wirklich leid Miss Stryder, aber wenn sie eine finanzielle Forderung gegen die Firma erheben wollen, müssten Sie sich bitte mit deren Anwalt in Verbindung setzen!«
»Das bringt genauso viel, als wenn ich Öl ins Feuer kippen würde, um es löschen zu wollen!«, flucht Kim leise und legt ohne eine freundliche Verabschiedung auf. Sie lehnt sich in den Stuhl zurück und versucht die Fassung zu wahren. Minuten um Minuten lässt sie regungslos an sich vorbeiziehen, steht vom Stuhl auf und tritt an eines der beiden Bürofenster. Sie blickt hinaus und sieht nur noch einen verbrannten Haufen von Nichts vor sich. Das Lager ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nichts blieb verschont! Alles ist zerstört! Genauso wie ihr Leben! Genauso wie ihr Körper!
»Das kann alles nicht wahr sein!«, flüstert sie leise und drückt ihre Nase am Fenster platt. Die Kälte der Scheibe legt sich sanft auf ihre Haut. Mit geschlossenen Augen genießt sie die Kälte. Das Feuer von letzter Nacht, hat ihren ganzen Körper aufgeheizt. Sie wich nicht eine Sekunde vom Flammenherd. Sie hatte jede einzelne Sekunde Hoffnung, dass die Feuerwehr schneller und besser arbeitet, als das was sie nun vor sich hat. Ein zerstörter Haufen von Traum liegt vor ihr, mehr nicht! Die Flammen haben alles zerfressen und kaputt gemacht, was ihr wichtig ist. Ohne sie zu berühren, haben sie selbst Kims Seele verbrannt und für immer zerstört.
Erschrocken schießt sie um die eigene Achse als ihr Handy piept. Das Handy! Sie liest sich die Mail durch und ist für einen kleinen Moment froh darüber, dass es Mark ist. Einen neuen könnte sie im Augenblick keineswegs aushalten. Trotzdem steigt so eine tobende Wut in ihr auf, dass sie mit dem Handy ausholt und mit aller Kraft auf den Boden schmeißt.
»Halt die Klappe! Halt verdammt nochmal die Klappe!!«, brüllt sie und tritt wie besessen auf das Handy. Mit dem Absatz des Schuhs, trampelt sie wie ein Stier auf der Technik herum, bis nichts mehr davon übrig bleibt.
Schwer atmend sinkt sie in den Stuhl zurück und fängt zu weinen an. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen und lässt ihrer Verzweiflung freien Lauf. Wie lange ist es her, dass sie mal mit einer Frau geschlafen hat? Wie lange ist es her, dass sie einen Frauenkörper verwöhnen konnte? Wie lange ist es her, dass sie Spaß am Sex hatte? Und wie lange ist es her, dass dieser Sex auch wirklich von Herzen gewollt war? Ihr kommt es wie eine Ewigkeit vor! Sie hat das Gefühl, als wenn sie vor Jahrzehnten das letzte Mal körperlichen Kontakt mit einer Frau hatte. Es bleibt dabei allerdings noch die Frage offen, ob sie überhaupt jemals wieder mit einer Frau schlafen wird. Zeit hat sie mittlerweile gar keine mehr. Und wenn sie den neuen Kredit wirklich bekommt, hat sie genug Arbeit mit ihrem Job und Nebenjob, dass Zeit eine absolute Mangelware ist. Diese ist dann nicht mehr lieferbar, weil sie nicht mehr produziert wird.
Bei dem Gedanken, dass sie wahrscheinlich erst im Rentenalter wieder mit einer Frau schlafen wird, bricht sie vollständig auf dem Schreibtisch zusammen.
~~~~~~~~
Kraftlos und müde klopft Kim zwei Stunden später gegen Marks Wohnungstür. Sie hatte seine Mail weder richtig gelesen, noch hat sie diese beantwortet. Ob er sie hierher zitiert hat, weiß sie also gar nicht. Sie ist einfach auf gut Glück zu seiner Wohnung gefahren und hat sich unterwegs ein neues Handy geholt. Kaum steckte die Sim-Karte in der Technik, piepte das verhasste Teil auch gleich zweimal. Wie könnte es auch anders sein?
Auch wenn Kim letzte Nacht so gut wie keinen Schlaf bekommen hat und mit Sicherheit zum kotzen aussieht, wird sie trotzdem jeden Mann treffen. Jetzt hat sie einen noch triftigeren Grund diesen Job machen zu müssen. Zuerst war es der, um Rechnungen bezahlen zu können und um sich zu ernähren. Aber nun hat sich ihre vollständige Existenz dazwischen gequetscht. Und wer hat sie gefragt? Niemand! Sie wird nie gefragt! Das wurde sie noch nie und mit Sicherheit wird sich dahingehend nichts in ihrem Leben ändern. Sie wird immer mit der ganzen Nase in die Scheiße gedrückt, nur um genug Kraft aufbringen zu müssen, um sich da wieder rauszuholen.
»Oh, hi!«, dringt in Kims Ohren. Sie hat in ihren Gedanken versunken nicht mitbekommen wie die Tür aufgeschlossen wurde. Jetzt steht sie Mark gegenüber. Sie hebt weder den gesenkten Kopf, noch den müden Blick und tritt in seine Wohnung. Jetzt ist es ihr sogar egal, dass sie damit ihre eigenen Regeln bricht. Sie braucht jetzt nur noch das Geld, mehr nicht! Trotzdem wird Mark der einzige sein, den sie zu Hause besucht.
»Geld!«, raunt sie grob und streckt blind eine Hand orientierungslos in die Luft. Es dauert etwas, bis sie Papier auf ihrer Haut spürt.
»Ist alles ok mit dir?«, fragt Mark leise. Kim antwortet nicht, sondern blickt stattdessen matt und kraftlos auf die grünen Scheine! Wie sie dieses Papier hasst! Wie sie diesen Nebenjob von Herzen abgöttisch verabscheut! Wie sie sich selbst für diese Entscheidung verachtet? Wie tief konnte sie nur sinken??
Ohne sich ihren Gedanken hinzugeben oder Mark zu antworten, steuert sie auf das Schlafzimmer zu. Sie will definitiv keine Nummer auf seinem Esszimmertisch schieben. Auch wenn sie eh nicht schlafen kann, braucht sie jetzt etwas Weiches unter sich.
Vor dem Bett bleibt sie stehen und zieht sich mechanisch aus. Eigentlich übernimmt Mark diesen Part immer, aber dieses Mal will sie es nicht. Sie will nur noch den Job erledigen und dann aus dieser Wohnung raus.
»Fang an!«, haucht sie eiskalt und spürt Marks Körperwärme hinter sich.
»Kim, was ist los mit dir?«, fragt er vorsichtig und tritt an ihre Seite. Ihr Gemütszustand scheint keineswegs an ihm vorbeigegangen zu sein.
Anstatt auf seine Frage einzugehen, schließt sie kurz die Augen, holt tief Luft, dreht sich in seine Richtung und blickt ihn mit einem eiskalten und ausdruckslosen Blick an.
»Mein Name ist Angelique!!«, faucht sie eisig und einem Gefrierbrand bedrohlich nahe kommend. Sie packt Mark in den Nacken und presst ihre Lippen auf seine.
Als sie ihn wenig später über sich sieht, schweifen ihre Augen an ihrem Bauch entlang und sieht seinen immer näher kommenden und angezogenen Penis. Bei dem Gedanken weshalb sie das hier jetzt macht, platzt unkontrolliert und ungewollt ein Weinen aus ihr heraus. Ohne auf Mark zu achten, dreht sie sich von ihm weg und bricht innerlich zusammen. Sie kriegt nichts mehr von ihrem Umfeld mit. Sie weint nur noch! Sie weint all ihren Schmerz heraus, der sie von innen brutal zerfrisst und zerreißt! Sie weiß nicht wie lange sie das noch aushalten wird! Sie weiß nicht wie lange ihr Körper das noch mitmachen wird! Sie weiß gar nichts mehr! Sie will einfach nur noch wegrennen! Vor sich selbst, vor ihrem Nebenjob und vor all den Männern dieser Welt!
»Kim!«, hört sie irgendwann Marks Stimme leise und ruhig sprechen. Verheult und körperlich bis ins unermessliche geschwächt, öffnet sie ihre Augen und sieht sein Gesicht ganz dicht vor sich. Erst jetzt bemerkt sie, dass sie sich in seinem Badezimmer befinden und sie wie ein kleines hilfloses Kind in seinen Armen liegt. Offensichtlich hat er sie aus dem Bett und Schlafzimmer ins Bad getragen, ohne dass sie es mitbekommen hat.
Sie blickt erschlagen um sich und sieht eine gefüllte Badewanne. Wie ein Unschuldslamm schaut sie Mark fragend an, der sie beruhigend und vertraut anlächelt.
»Lass dir so viel Zeit wie du brauchst!«, flüstert er, setzt sie ab und verlässt ohne jegliche weitere Geste das Bad. Hilf- und kraftlos steht Kim schlaff in der Mitte des Raumes und riecht den Duft des Cremebads. Es dauert noch einige Momente, bis sie ihren Körper dazu bringt sich zu bewegen. Mit langsamen und lahmen Zügen steigt sie vorsichtig in die Wanne und genießt vom ersten Augenblick an die wohltuende Wärme.
Ewigkeiten sitzt sie in dieser warmen und weichen Hülle und verschwendet keinen Gedanken an die vergangenen Stunden und die noch bevorstehende Zeit. Ihr ist es im Moment egal. Sie möchte jetzt nur noch dieser Welt und deren brutalen Realität entfliehen. Alles andere ist zweitrangig.
Es klopft und bevor Kim eine Antwort geben kann, geht die Tür einen kaum sichtbaren Spalt auf.
»Darf ich reinkommen?«, fragt Mark zurückhaltend.
»Ja!«, antwortet Kim kurz. Er tritt ein, lehnt die Tür an und begibt sich ohne Umwege an die Wanne. Er kniet sich hin und lächelt sie vorsichtig an. Seinen Körper, weswegen Kim eigentlich hier ist, hat er mittlerweile mit einem Shirt und Boxershorts wieder bedeckt.
»Setz dich hin!«, lächelt er vertraut. Kim weiß nicht worauf das hinauslaufen soll, setzt sich aber aufrecht hin und spürt gleich darauf, wie er ihren Rücken mit einem großen Schwamm säubert. Wieso ein Mann so einen anregenden Schwamm besitzt, fragt sie sich derzeit lieber nicht. Sie genießt einfach nur seine vorsichtigen und zurückhaltenden Berührungen, die keineswegs nach einem sexuellen Akt brüllen. Und das obwohl er schon bezahlt hat. Aber die Nacht ist noch jung. Auch wenn sie noch zwei weitere Männer vor sich hat, weiß sie, dass Mark ihre Dienstleistung noch einfordern wird. Wie sollte es auch anders sein?
»Was ist passiert?«, fragt er leise. Kim weiß keinen Grund weshalb sie von ihrem bisherigen Tag und der vernichtenden Nacht erzählen sollte. Trotzdem spürt sie, dass sie sich auskotzen muss und beginnt leise zu erzählen. Mark hört ihr schweigend zu und kreist mit dem Schwamm in seiner Hand, noch immer auf ihrem Rücken.
Fast eine Stunde verbringen beide im Bad bis Mark sie mit ins Schlafzimmer nimmt und sie weiß, dass sie jetzt wieder den Eisblock herausholen muss. Fürsorge gut und schön, aber er will das, was all ihre Kunden wollen. Also Augen zu und durch.
Mark zieht Kim zu sich auf die Matratze, legt sie hin und zieht sie plötzlich so dicht an sich, dass sie für einen Moment stockend die Luft anhält. Was soll das??
Wie ein verliebtes Paar legt er beide Arme um sie und hält sie mit seinen kräftigen Armen fest. Mit großen Augen und leichter Panik, liegt Kim regungslos bei ihm und kriegt keinen Gedanken mehr zustande. Sie hört nur noch seine ruhige und regelmäßige Atmung hinter sich und spürt eine Welle der Sicherheit über sich einbrechen. Im selben Moment fällt jegliche Anspannung von ihr ab. Sie atmet tief durch, zieht Marks Arme enger um sich und ist schon nach wenigen Momenten ungewollt eingeschlafen. Vergessen sind die anderen beiden Männer, die sehnsüchtig auf sie warten.