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Der geplagte Bräutigam
von
Theodor Körner
ОглавлениеIm ganzen Dorfe geht’s Gerücht,
daß ich um Greten freie;
sie aber läßt das Tändeln nicht,
die Falsche, Ungetreue! —
Denn Nachbar Kunzens langer Hans
führt alle Sonntag’ sie zum Tanz
und kommt mir ins Gehege —
– Man überlege! —
Auf künft’ge Ostern wird’s ein Jahr,
da faßt’ ich mich in Kürze —
und kaufte ihr (das Ding war rar)
ein Band zur neuen Schürze;
und an dem zweiten Feiertag,
just mit dem neunten Glockenschlag,
bracht’ ich ihr mein Geschenke —
– Man denke! —
Ich hatte nämlich räsonniert
den Tag vorher beim Biere:
wenn ich sie mit dem Band geziert
zum Abendtanze führe,
so sag’ ich alles lang und breit,
und breche die Gelegenheit
im Fall der Not vom Zaune —
– Man staune! —
Drauf hatt’ ich mich schön angetan,
als ging’s zum Hochzeitsfeste!
Ich zog die neuen Stiefeln an,
und meines Vaters Weste;
doch als ich kam vor Gretens Haus,
war auch der Vogel schon hinaus
mit Hansen in die Schenke —
– Man denke! —
Das faßte mich wie Feuerbrand,
der Zunder mußte fangen;
da kam, um seinen Hut mein Band,
der Musjö Hans gegangen;
nun sprüht’ ich erst in voller Wut,
er wurde grob – und kurz und gut
ich kriegte derbe Schläge —
– Man überlege! —
Den Tag darauf an Gretens Tür
lauscht’ ich als Ehrenwächter.
Da schallte aus dem Garten mir
ein gellendes Gelächter.
Und als ich habe hingeschaut,
da saß denn meine schöne Braut
mit Hansen hinter’m Zaune —
– Man staune! —
Das fuhr mir arg durch meinen Sinn,
das Wort blieb in der Kehle;
des andern Morgens ging ich hin,
und hielt ihr’s vor die Seele;
und sagt’ ihr’s endlich grad heraus:
„Hör’, Grete, mach’ mir’s nicht zu kraus,
sonst geh’ ich meiner Wege.“ —
– Man überlege! —
Da lachte sie mir in’s Gesicht
und kehrte mir den Rücken.
Ja, wenn der Hans den Hals nicht bricht,
so reiß’ ich ihn in Stücken!
Sonst bringt sie es gewiß so weit,
daß ich mich noch bei guter Zeit
im nächsten Teich ertränke! —
– Man denke! —