Читать книгу Herrschaft für ein Jahr | Erotischer SM-Roman - Ven Rouven - Страница 5
ОглавлениеERSTES KAPITEL: PANTHER (Mai 2016)
Es klopft an der Tür. Ich habe soeben das Gespräch mit ihr beendet und mein Mobiltelefon in der Innentasche meines Sakkos versteckt. Es auf stumm geschaltet. So, als hätte ich der Frau einen Knebel in den Mund gestopft. Mir gefällt dieses Bild. Nun kann sie nicht mehr schreien, nicht mehr weinen, nicht mehr ihren Schmerz mir zeigen. Gut so!
Nochmals ein Klopfen. Wieder ist es ein schwaches, ein schüchternes Klopfen. Das Klopfen eines Menschen, der um Einlass bittet, aber kaum zu fragen wagt. Wieder ein Bild, das ich mag.
Ich gehe auf den Stuhl zu, der inmitten des Hotelzimmers steht, und sehe mich um. Was mag dieses Zimmer nicht schon alles erlebt haben? Was wurde darin alles an Fantasien verwirklicht? Dieses Bett! Wie viele Männer und Frauen gingen auf dieser Matratze ihrer Passion nach? Wie viele Geheimnisse mochten diese vier Wände für immer in sich verwahren? Und kann ich es schaffen, diesen Raum, nach all den vielen Jahren, nach all dem Erlebten, noch zu schockieren?
Ich betrachte mein Sakko, das lässig über einem zweiten Stuhl hängt. Von mir richtig in Szene gesetzt. Wie so vieles in dieser Unterkunft. Wie oft hatte das Mobiltelefon inzwischen in der Innentasche bereits wieder geklingelt, ohne auch nur einen Ton, eine Vibration von sich zu geben?
Es klopft. Diesmal etwas fester. Nicht fest, nur fester. Gerade so, dass die Person vor der Tür nicht den Eindruck des Forderns erweckt. Ein unterwürfiges und sehr angebrachtes Klopfen. Ein Klopfen, wie ich es mag.
Ich sehe zu der Tür, die nicht verschlossen ist.
»Du kannst hereinkommen!«, sage ich in einem lauten und bestimmenden Ton.
Nur ein paar Atemzüge darauf öffnet sich langsam die Tür und eine hübsche blonde Frau tritt ein. Ohne ein Wort von sich zu geben, ohne mich anzusehen, legt sie Mantel und Tasche ab. Ihr Körper ist in ein geschmackvolles Mieder geschnürt, das aber gekonnt Brüste und Schambereich frei hält. Sie zittert. Nein, es ist kein Zittern. Ihre Angst, ihre Nervosität pendelt bereits in ein fast schon putziges Vibrieren über. Ich schöpfe aus diesen Augenblicken der völligen Hilflosigkeit besonders meine Lust. Wenn sich der Mensch vor mir nicht schlüssig darüber ist, ob das, was er gerade macht, nicht doch ein Fehler war und auch irgendwie über eine Art Flucht nachdenkt. Es sind immer nur wenige Sekunden, wo solche Gedanken das Hirn zermartern. Furchtbare Sekunden für diesen Menschen. Wundervolle für mich.
Ich lasse mir Zeit. Sehr viel Zeit. Ich warte und beobachte. Ein Panther auf der Lauer, sein Opfer umkreisend, denke ich mir und auch dieses Bild mag ich. Die blonde Frau kniet sich demütig vor mich hin. Sie hat ihre Zweifel überwunden und jetzt breitet sie ihre Hände aus, hält den Kopf dabei tief gesenkt und wartet auf meine Anweisungen. Sie ist nun bereit, sich mir vollkommen zu unterwerfen.
»Ich begrüße dich!«, sage ich mit betont tiefer Stimme.
»Ich begrüße Sie, mein Herr!«, antwortet sie. Ihre Kehle klingt trocken. Die Anspannung schnürt ihr den Hals ab. Ich bin nicht ihr Herr … noch nicht. Sie wagt es nicht, mich anzusehen, starrt nur abwartend auf meine Schuhe. Ihr Kopf bleibt gen Boden gerichtet, so wie ich es erwarte und wie es sich auch gehört.
Ich betrachte sie. Ihren Körper, der zittert. Ihre Brust, die schwer mit dem Ein- und Ausatmen auf und ab wogt. Wie Meereswellen.
Oh ja, ich lasse mir Zeit. Ich will dieses Ereignis so lange wie nur möglich erhalten. Es ist fast das Beste daran, reflektiere ich und fasse mir in den Schritt. Ich spüre die aufkeimende Erregung. Ach Gott, wie sehr liebe ich doch diese ganz besonderen Stunden der völligen Überlegenheit. Eine Macht, die ich durch nichts eintauschen möchte.
Irgendwann erhebe ich mich aus meinem Stuhl und gehe an ihr vorüber. Zärtlich, aber gebieterisch streife ich mit meiner Hand ihren Kopf – gehe an ihr vorbei, verschließe die Türe und nehme eine Gerte an mich. Ich taste fast liebevoll mein Schlaginstrument ab. Wir beide, meine Gerte und ich, hatten in den letzten Jahren schon viel Vergnügen. Und das Vergnügen wird hier nicht enden. Ganz bestimmt nicht.
»Lass uns Spaß haben!«, sage ich zu meiner Gerte und hole zu einem ersten festen Schlag aus …