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Kurzzusammenfassung

Nach dem Willen der Sozialistischen Einheitspartei sollte Kinderliteratur Propaganda sein, eine erzieherische „Waffe“, die aus kindlichen Lesern begeisterte junge Sozialisten formte. Um sicherzustellen, dass die Kinderbuchautoren der DDR Texte mit der gewünschten Wirkung produzierten, errichteten die politischen Machthaber ein System umfassender Planung, Ordnung und Kontrolle. Im ersten Abschritt meiner Arbeit wird dieses System eingehend dargestellt.

Anschließend wendet sich die Analyse den Inhalten der kinderliterarischen Texte zu, die unter den geschilderten Bedingungen entstanden. Der Fokus liegt dabei auf dem Genre der Phantastik, das in besonderem Maße Aufschlüsse über die Beschaffenheit der DDR-Kinderliteratur ermöglicht: Welche Haltung die Kinderbuchtexte gegenüber phantastischen Erscheinungen einnahmen, die aus einer prototypisch „anderen“, alternativen Wirklichkeit stammen, war naturgemäß vielsagend in einem Staat, der für sich in Anspruch nahm, bereits die bestmögliche Gesellschafts- und Lebensform gefunden zu haben.

Wie dargelegt wird, sind in der phantastischen DDR-Kinderliteratur zwei Phasen zu unterscheiden: In den fünfziger und sechziger Jahren wurde die Phantastik in erster Linie als ein Instrument der Warnpädagogik eingesetzt, als Mittel, Lebenseinstellungen und Verhaltensweisen, die im Sozialismus als verwerflich und falsch galten, auf abschreckende Weise zu inszenieren. Ab den siebziger Jahren hingegen, in denen die anfängliche Begeisterung vieler Literaturschaffender für den sozialistischen Staat einer zunehmenden Unzufriedenheit mit der gesellschaftlichen Entwicklung wich, ist eine zweite Phase festzustellen: Das von den Autoren vertretene Kindheitsbild veränderte sich ebenso wie die verwendeten Gestaltungsmittel, die den Werken eingeschriebene Haltung zum vorherrschenden Gesellschaftssystem und die mit ihnen verbundene Wirkungsabsicht. Anstatt das Leben im sozialistischen Kollektiv zu verherrlichen, fragten die Texte, welche Entfaltungsmöglichkeiten die Gesellschaft dem Einzelnen biete; das Andersartige wurde nun als etwas Positives und Beschützenswertes gezeigt. Dieser tiefgreifende Wandel wird durch ausführliche Beispielanalysen insbesondere von Wera Küchenmeisters Die Stadt aus Spaß (1966) und Christa Kožiks Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart (1983) anschaulich gemacht.

Zu Beginn der zwei Kapitel zu den beiden geschilderten Phasen wird zusätzlich die sich jeweils zeitgleich vollziehende Entwicklung in der Kinderliteratur der Bundesrepublik zusammengefasst.

Abschied aus der pädagogischen Provinz

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