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Eine Tugend für alle
ОглавлениеNoch einmal: Die Tugend der Keuschheit ist nicht zu verkürzen auf sexuelle Enthaltsamkeit. Ebenso wenig ist Keuschheit generell auf den Bereich menschlicher Sexualität einzugrenzen, auch wenn diese sicher eine zentrale Konkretion keuschen Lebens darstellt. Keuschheit meint demgegenüber eine innere Grundhaltung in der Beziehung zu sich selbst, zum anderen und letztlich zu Gott. Sie zeichnet sich aus durch einen reflektierten und sensiblen Umgang, der der Würde des Menschen entspricht und diese Würde zur Geltung bringt. Die Tugend der Keuschheit geht daher jeden Menschen an, unabhängig von sexueller Orientierung und Lebensstand, verheiratet oder unverheiratet, ledig oder bewusst zölibatär lebend. Sie ist kein „Privileg“ der Priester und Ordenschrist(inn)en, auch wenn sich diese aufgrund ihrer zölibatären Lebensform und ihrer Gelübde in besonderer Weise von der Tugend der Keuschheit in die Pflicht genommen wissen.