Читать книгу ADAC Reiseführer Istrien und Kvarner-Bucht - Veronika Wengert - Страница 8
ОглавлениеImpressionen aus Istrien
Adriaschönheiten und Karstfaszination
Venezianische Kulisse, malerische Bergstädtchen und zerklüftete Inselbuchten – hier findet jeder seinen Lieblingsort
© Huber Images: Manfred Bortoli
Das naturbelassene Kap Kamenjak bildet die südliche Spitze der Halbinsel Istrien
»Das Meer, von den Gebirgen zu einem colossalen Hafen eingedämmt, glänzt, nach Süden offen, weit hinaus; das Auge weidet sich an der Mannichfaltigkeit der Buchten und Klippen.«
Theodor Billroth »Ein Reisebrief« in »Neue Freie Presse« (Wien), 1885
Wo glasklares Wasser an Felsen schlägt, Wälder bis in Buchten reichen und fast pausenlos die Sonne vom blauen Himmel lacht, lädt alles zu heiteren Badeferien ein. Und dies nicht erst heute: Schon die Römer, die gute Lebensart zu schätzen wussten, kannten die Küsten Istriens als Urlaubsziel. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. entdeckte dann die Crème de la Crème des habsburgischen und europäischen Hochadels die Liburnische Riviera rund um Opatija mit ihrem milden Winterklima für sich.
© Imago: Sepp Spiegl, Getty Images: Maremagnum, Collection/Photographer’s Choice
Die Fresken der Crkva Sv. Duha in Bale stammen aus dem 15. Jh. (links) – Zahlreiche Holzstege führen durch den Nationalpark Plitwitzer Seen (rechts)
Badeküsten mit Kultur
Über rund 450 km Küste verfügt allein die istrische Halbinsel, rechnet man die Ufer des Kvarner-Archipels hinzu, verdoppelt sich diese Zahl sogar. Weiße Kies- und glatt geschliffene Felsbuchten, vereinzelt auch Sandstrände, wechseln sich ab mit pittoresken Stadtbildern und großartigen Sehenswürdigkeiten. Besuchermagnete sind die grandiosen antiken Monumente von Pula. Das imposante Amphitheater lädt als fulminante Freilichtbühne dazu ein, unvergessliche Sommerabende beim Pula Film Festival oder bei großartigen Konzerten zu erleben. Vor der Kulisse des vollständig erhaltenen Augustustempels macht man es sich im Straßencafé bequem.
Malerisch venezianisch muten Städtchen wie Rovinj oder Poreč an, hübsch drapiert auf meerumspülten Felsen und gesegnet mit Kunstschätzen wie der byzantinischen Euphrasius-Basilika – einer Mosaik-Bilderbibel aus Millionen farbigen Steinchen. Belle-Époque-Charme mit verspielter Villenarchitektur und glamourösen Hotelpalästen des 19. Jh. bezaubert an der Riviera von Opatija, besonders schön zu sehen bei einem Spaziergang auf dem rund 12 km langen Uferboulevard Lungomare zwischen Lovran und Volosko.
Die urbane Hafenmetropole Rijeka am Scheitel der Kvarner-Bucht, Europäische Kulturhauptstadt 2020, wird oft unterschätzt: Dabei ist sie eine ganz große Bühne zum Shoppen auf der Flaniermeile Korzo, mit wunderbarem Burg- und Pilgerberg Trsat und vielen, auch ungewöhnlichen Museen, die einen langen Regentag angenehm verkürzen.
© laif: Frank Heuer, Günter Standl, Frank Heuer
Pulas Sergierbogen wurde von den Römern errichtet (oben) – Pager Käse, luftgetrockneter Schinken und Garnelen (unten links) – Beim Subotina-Fest kleiden sich Buzets Bürger in historische Gewänder (unten rechts)
Berglandschaften mit Genuss
Im istrischen Hinterland schlagen die Herzen von Wanderern, Mountainbikern und Kletterfreunden höher. Bizarre Karstformationen mit steil abstürzenden Kalkfelsen beeindrucken in der kaum erschlossenen Ćićarija entlang der Grenze zu Slowenien. Der lang gestreckte Höhenzug des Učka-Gebirges begeistert mit imposanten Canyons und herrlichen Panoramablicken.
Weiter westlich im Mirna-Tal thronen auf Hügelkuppen über trüffelreichen Eichenwäldern und Weinbergen mittelalterliche Festungsstädte wie Motovun, Buzet oder das Künstlerdorf Grožnjan. Winzige Orte wie Roč und Hum entzücken mit buckligen Gässchen und altslawischen Kulturschätzen, die daran erinnern, dass hier einst ein Zentrum glagolitischer Literatur bestand.
In dieser ländlichen Abgeschiedenheit genießen Feinschmecker in rustikalen Konobas den luftgetrockneten Karstschinken »pršut« und hochkarätige weiße Trüffeln, die frisch gehobelt über hausgemachten Fuži-Nudeln und Gnocchi serviert werden. Auch Liebhaber eines guten Tropfens kommen nicht zu kurz. Ebenfalls ein beliebtes Ziel für Gourmets sind an den Ufern des fjordartigen Limski kanal die berühmten Austernlokale, die ihre Köstlichkeiten direkt aus den Zuchtanlagen »fischen«. Und Novigrad, an der Westküste Istriens, ist mit seinen gehobenen Restaurants längst schon Lieblingsziel aller Slow-Food-Anhänger.
© Huber Images:Arcangelo Piai
An der Kaimauer von Rovinj kann man stimmungsvolle Sonnenuntergänge erleben
Inselwelt mit Müßiggang
Einen ganz eigenen Reiz besitzen die Inseln der Kvarner-Bucht, deren höchste Gipfel und Kämme dekorativ aus dem Meer ragen. Von Trockenmauern, silbrig-glitzernden Olivenhainen oder dunklen Pinienwäldern überzogen, hat jede ihr eigenes Gesicht – gepaart mit schönen Badeplätzen und einem reichen architektonischen Erbe.
In den Ferienzentren an der Westküste und im Süden von Krk, rund um die Sandstrandparadiese bei Lopar auf Rab und in den Städtchen auf Lošinj geht es im Sommer turbulent zu, doch in der Nebensaison findet hier jeder seinen Badeplatz. Auf dem kargen Cres erwartet einen ohnehin mehr Ruhe als auf den anderen Inseln. Einzig die südlichste und streng genommen bereits zu Dalmatien zählende Insel Pag bietet Partyspaß direkt am Strand und zieht ein vornehmlich junges Publikum an.
Das klare saubere Wasser garantiert überall ein ungetrübtes Schwimmvergnügen, Schnorchel, Flossen und Badeschuhe (spitze Felsen!) sollten im Urlaubsgepäck nicht fehlen. Die reiche submarine Welt rund um die Inseln Cres, Lošinj und Krk ist zudem ein ideales Terrain für Taucher, geführte Touren etwa zu gesunkenen Schiffswracks bieten Abwechslung im Ferienprogramm. Wanderer schätzen die archaisch schönen Landschaften mit steil abstürzenden Klippen, an denen inzwischen wieder Gänsegeier nisten.
Natur zwischen Karst und Kaskaden
Nicht beschaulich wie die Kvarner-Inselwelt, sondern recht spektakulär mit einem schroff bis zu 1758 m Höhe aufragenden Gebirgsmassiv präsentiert sich an der Ostküste der Kvarner-Bucht der Karstriese Velebit. Sein als Nationalpark geschützter Norden mit reizvoll rauer Winnetou-Filmlandschaft und einer einzigartigen Hochgebirgsflora ist ein exzellentes Wanderareal.
Zu den beeindruckendsten Naturschönheiten Kroatiens aber zählen zweifelsohne die Plitwitzer Seen im Hinterland des Velebit. Leuchtend grüne, über Kilometer gestaffelte Seen und bis zu 78 m in die Tiefe stürzende Wasserfälle mit Sinterkaskaden in einer dschungelartigen Waldlandschaft ziehen jeden Besucher in ihren Bann.
Dritter im Bunde ist der Nationalpark Risnjak nordöstlich von Rijeka in der wundervollen Berglandschaft Gorski kotar, durch die sich auch die Autobahn nach Süden zieht. Die Region ist Treffpunkt von Wanderern, aber auch von Wildwasserfans, die auf dem rasanten Bergfluss Kupa durch Karstschluchten und dichte Laubwälder raften.
© Huber Images:Morandi Bruno
Die Altstadt von Rab liegt exponiert auf einem Felsrücken, der ins Meer hinausragt
Komfort mit Freizeitspaß
Eine vielfältige touristische Infrastruktur mit großen Hotelanlagen, kleinen Pensionen, freundlichen Vermietern von Privatzimmern, grünen Campingplätzen und luxuriösen Landhäusern oder Agroturismus-Gehöften im Hinterland bieten für jeden Geschmack und jede Urlaubskasse etwas. Zumeist sind es Badeurlauber, die hier ihr sommerliches Strandvergnügen genießen. Sportlich Aktive gleiten mit Surf- und Wakeboard über die Wellen, entdecken mit Schnorchel oder Sauerstoffflasche die bunte Unterwasserwelt und lichten die Segel. Andere treten auf 2600 km Radwegen in die Pedale. Entspannte Beschaulichkeit bieten dann Restaurantterrassen mit Hafenflair und schmucke Cafés auf mediterranen Plätzen. Die Mischung macht’s – und für Abwechslung ist in Istrien gesorgt!