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Kapitel 3
ОглавлениеMAYA
Die Sonne scheint unerbittlich in mein Zimmer und ich mache mir eine Notiz in meinem Kopf, dass ich morgen nach der Uni unbedingt Vorhänge kaufen muss.
Wenn ich an morgen denke, bekomme ich ein wenig Flattern im Bauch. Neben den Professoren und Dozenten werde ich mich auch den neuen Kommilitonen stellen müssen. Ich sollte auf jeden Fall flache Schuhe anziehen, damit ich mich nicht gleich als Erstes auf die Nase lege, wenn ich irgendwo eine Treppe runtermuss.
Doch jetzt brauche ich erst einmal dringend einen sehr großen Becher Kaffee und ein großes Glas Wasser.
Auf dem Weg in die Küche fällt mir auf, dass mir meine Füße ganz schön wehtun. Ich kann mich gar nicht richtig daran erinnern, wann wir nach Hause gekommen sind, aber ich glaube, wir sind nach Hause gelaufen. Das erklärt natürlich, warum meine Füße etwas protestieren.
Während ich dem Kaffee dabei zuschaue, wie er in die Tasse läuft, steigt bereits sein Duft in meine Nase.
»Guten Morgen, Sonnenschein!«, sagt plötzlich jemand hinter mir.
Vor Schreck fahre ich herum und stoße dabei die Milchtüte vom Tresen. Hinter mir steht Mason, nur mit einer Boxershorts bekleidet. Und zwar einer engen Boxershorts, die einem nicht viel Spielraum für Fantasien lässt und deutlich zeigt, was Mason zu bieten hat. Wenig ist das nicht gerade.
»Himmel, Mason! Erschreck mich doch nicht so.«
Ich nehme mir einen Lappen aus dem Waschbecken und fange an, die Sauerei auf dem Boden zu beseitigen, die ich verursacht habe.
»Sorry, das war nicht meine Absicht. Würdest du mir vielleicht auch einen Kaffee machen, während ich ins Bad gehe?«
Immer noch etwas irritiert nicke ich und beobachte ihn auf seinem Weg ins Bad. Also einen knackigen Hintern hat er auch und einen verdammt sexy Rücken.
»Nicht schlecht, oder?«
Wieder bekomme ich einen Schreck, denn Anna steht hinter mir und schaut Mason auch hinterher.
»Guten Morgen! Gehe ich richtig in der Annahme, dass dieser Knackarsch gerade aus deinem Zimmer kam und da auch bestimmt nicht nur vor deinem Bett auf dem Boden geschlafen hat?«, frage ich Anna und widme mich der Produktion zweier weiterer Kaffee.
»Mit dieser Annahme liegst du richtig. Und wenn ich das Scheppern eben richtig gedeutet habe, kannst du dich nicht mehr daran erinnern, dass Mason uns nach Hause gebracht hat.« Anna grinst und fängt an, den Tisch für das Frühstück vorzubereiten.
»Ich kann mich tatsächlich nicht wirklich erinnern, wie wir nach Hause gekommen sind, aber offensichtlich in bester Begleitung. Seid ihr zwei ein Paar oder was war das heute Nacht?«
»Wir sind kein Paar, aber irgendwie können wir hin und wieder nicht die Finger voneinander lassen. Als Teenies waren wir mal für ein paar Monate zusammen, aber das ist schon lange vorbei. Man könnte quasi sagen, wir sind Friends with benefits.«
»Okay, dann bekomme ich in Zukunft keinen Schreck mehr, wenn er morgens halbnackt vor mir steht.«
Anna lacht und stellt Milch, Mehl und Eier parat, als Mason, weiterhin spärlich bekleidet, aber offensichtlich frisch geduscht, aus dem Bad kommt. Manchmal beneide ich Männer sehr. In wenigen Minuten geduscht, kurz die Haare mit dem Handtuch weitestgehend abgetrocknet und um Make-up müssen sie sich keine Gedanken machen.
»Ah, sehr schön, du bereitest schon alles für meine berühmten Pancakes vor. Maya, ich kann dir versprechen, du hast noch nie so gute Pancakes gegessen.«
»Na, da bin ich mal gespannt!«
Ich schnappe mir meinen Kaffee, setze mich aufs Sofa und beobachte Mason dabei, wie er den Teig anrührt und die Pancakes in der Pfanne brät. Ich kann verstehen, was Anna an ihm findet und weshalb sie da immer wieder schwach wird. Wie er da so am Herd steht und dabei seine Rückenmuskeln bei jeder Bewegung spielen, ist schon sehr sexy.
Anna gesellt sich zu mir und gemeinsam beobachten wir unseren halbnackten Koch.
»Es tut mir leid, wenn er dich erschreckt hat. Ich hätte dir das vorher erzählen sollen. Ich hatte nur nicht gedacht, dass es schon dieses Wochenende so weit wäre.«
»Alles gut, Anna. Solange ihr es nicht bei mir auf dem Bett treibt, während ich selbst drin liege, ist es mir ziemlich egal. Okay, und vielleicht nicht auf dem Küchentisch.«
Es stört mich wirklich nicht. Mir gefällt der Gedanke sogar, dass Anna und Mason es offensichtlich schaffen, gute Freunde zu sein und hin und wieder im Bett zu landen, ohne dass ihre Freundschaft darunter leidet. Das Wichtigste ist, dass es für die beiden funktioniert.
In diesem Moment dreht Mason sich um und hält einen Teller vor sich, der einen riesigen Berg Pancakes trägt. Die riechen schon mal sehr gut und sehen auch sehr gut aus.
»Essen fassen, Mädels! Der Pancake-Gott hat sein Werk vollbracht.« Mit einer ausladenden Geste lädt er uns ein, uns an unseren eigenen Tisch zu setzen und holt Ahornsirup und Schokosoße.
»Ich bin sehr gespannt. Mal schauen, ob du dein großes Versprechen halten kannst und das die besten Pancakes meines Lebens sind.«
Wir setzen uns alle und ich nehme mir drei Pancakes, denn ich merke gerade, wie hungrig ich bin. Da mein Magen den Kaffee offensichtlich gut verträgt, können die Pancakes nicht schaden. Ich probiere ein Stück und es ist wirklich lecker. Vielleicht liegt es an dem klassischen Hunger, nachdem man zu viel Alkohol am Abend vorher hatte, aber ich gebe Mason recht.
»Mason, du hast nicht übertrieben. Die sind wirklich sehr, sehr lecker und ich möchte ja keine Ansprüche stellen, aber du musst die jetzt jeden Sonntag zaubern.«
Mason lacht und sieht mich selbstbewusst an.
»Ich weiß, ich weiß. Meinen Pancakes konnte bisher noch keine widerstehen.« Augenzwinkernd schaut er zu Anna rüber, die ein kleines bisschen rot wird. Ob da nicht doch ein wenig mehr Gefühle im Spiel sind, als die beiden zugeben? Ich werde mal ein Auge darauf haben.
Aber jetzt genieße ich erst mal mein Frühstück und meinen Kaffee. Über alles andere, und vor allem meinen morgigen Tag, mache ich mir später Gedanken.
*****
ANNA
Während wir zu dritt beim Frühstück sitzen und Maya in den Genuss von Masons berühmten Pancakes kommt, beobachte ich Mason aus dem Augenwinkel. Als ich heute Morgen wach geworden bin, war es so schön, dass er neben mir lag und ich mich an seine Brust kuscheln konnte. Ich frage mich allerdings, wie lange das noch so gehen soll und wird mit uns. Bis einer einen neuen Partner gefunden hat? Können wir dann die Finger voneinander lassen? Oder wird es immer wieder diese Nächte geben, in denen wir nicht anders können? Das wäre den jeweiligen Partnern gegenüber nicht fair und es ist auch einer der Gründe, weshalb ich wieder Single bin. Doch das weiß Mason nicht. Ich habe ihm nie erzählt, weshalb ich mich überhaupt von Robert getrennt habe. Aber ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich an Mason gedacht habe, wie mir warm wurde, wenn ich ihn gesehen habe, und wie ich vor allem immer wieder das Verlangen in meinen südlicheren Gegenden gespürt habe. Mit dem Partner Sex zu haben, dabei an einen anderen zu denken und sich zu wünschen, dass er da wäre, ist kein gutes Zeichen. Deswegen musste ich Robert und vor allem auch mir selbst gegenüber ehrlich sein und habe mit ihm Schluss gemacht. Es schien ihn nicht zu überraschen. Vielmehr meinte er sogar, dass er nur darauf gewartet und immer gehofft hätte, dass ich für ihn allein Gefühle aufbringen könnte und Mason keine Rolle mehr spielen würde. Ihm wäre immer klar gewesen, dass Mason in meinem Herzen sitzt und da ganz viel Platz einnimmt, nicht nur als Freund. Und Robert hatte recht. Ein kleiner Teil meines Herzens wünscht sich, dass ich Mason irgendwann für mich allein haben kann. Bis dahin genieße ich die Zeit, die ich mit ihm habe, und nehme die anderen Mädels hin. Mason ist kein Typ für eine Beziehung. Noch nicht. Hoffe ich.
Und er hat recht, wenn er zu Maya sagt, dass noch kein Mädel seinen Pancakes widerstehen konnte. Oh ja, damit hat er so recht. Die Pancakes folgen wirklich jeder Nacht mit ihm. Mittlerweile werde ich schon fast scharf, wenn mir irgendwo der Geruch von Pancakes in die Nase steigt.
Mason zwinkert mir zu und ich werde bestimmt gerade rot. Ich kann gar nicht anders, als an letzte Nacht zu denken. Argh, der Mann macht mich fertig. Auf so vielen Ebenen und ganz besonders im Bett.
Ich kann nur hoffen, dass keiner der beiden Gedanken lesen kann. Sonst bin ich im Eimer. Das Beste wird sein, wenn ich jetzt mal duschen gehe und mir meine schmutzigen Gedanken aus dem Kopf spüle und vor allem den Geruch von Sex und Mason von meinem Körper, sonst bleibe ich den ganzen Tag wuschig.
»So, ihr beiden. Ich gehe jetzt mal unter die Dusche und mache aus mir wieder einen Menschen, den man auch als solchen bezeichnen kann. Kann ich euch zwei alleine lassen?«
»Kein Problem. Ich muss mich eh auf den Weg machen. Jacob wartet auf mich und ich möchte ja nicht, dass der schlechte Laune bekommt, nur weil ich zwei Minuten zu spät komme«, meint Mason und fängt bereits an, den Tisch abzuräumen.
Wieder ein Grund, ihn einfach toll zu finden. Er räumt nach dem Kochen auf und spült das Geschirr ab. Er weiß nämlich ganz genau, wie sehr ich das hasse. So, nun aber Schluss mit diesen Lobeshymnen auf meinen besten Freund. Das ist Mason wirklich: mein bester Freund seit dem Sandkasten. Nicht mehr und nicht weniger. Man schläft zwar eigentlich nicht mit seinem besten Freund, aber daran arbeiten wir eben noch. Niemand ist perfekt und ich am allerwenigsten.
»Also bist du vermutlich schon weg, wenn ich aus dem Bad komme? Dann grüß mir unseren Sonnenschein Jacob mal und sag ihm, dass ich ein wenig enttäuscht war, als er gestern so früh gegangen ist.« Ich umarme Mason kurz und er streicht mir dabei über den Rücken, sodass ich eine Gänsehaut bekomme. Er macht es mir wirklich nicht leicht.
*****
MAYA
Nachdem Mason gegangen ist, mache ich mir noch einen Kaffee und warte darauf, dass ich ins Bad kann. Eine Dusche habe ich dringend nötig, um einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen. Ich muss Anna nachher fragen, wie ich morgen am besten zur Uni komme und wo ich das Studienbüro finde. Ich habe nämlich wenig Lust, morgen früh ewig durch die Gegend zu rennen, weil ich dieses Büro nicht finden kann. Zwar habe ich mir den Campus der Universität bereits angeschaut, aber dennoch. Manchmal habe ich eine Orientierung wie eine altersschwache Schildkröte.
Ich muckle mich noch ein wenig tiefer in das bequeme Sofa und schneller, als mir bewusst wird, nicke ich ein. Ich werde davon wach, dass mir jemand eine Decke über den Körper legt.
»Oh, ich wollte dich nicht wecken«, flüstert Anna über mir und deckt mich weiter zu.
»Alles gut, ich glaube, die lange Autofahrt, der Umzug und dann die letzte Nacht stecken mir doch tiefer in den Knochen, als ich gedacht habe.«
»Klar, das ist ja alles etwas viel für so wenige Tage und morgen hast du dann ja auch einen stressigen Tag vor dir. Ich mach jetzt einfach eine Serie an und wir beiden verbringen den Tag auf dem Sofa.«
»Das klingt nach einem sehr guten Plan. Sag mal, kannst du mir später noch erklären, wie ich morgen früh am besten zum Studienbüro komme?«
»Wann hast du denn deinen Termin?«
»Um 8:30 Uhr bei Mrs Hopson.«
»Ah, Mrs Hopson. Die ist wirklich nett und hilfsbereit. Weißt du was, ich bring dich zum Büro. Mein erster Kurs beginnt erst um neun und dann kann ich vorher noch in aller Ruhe einen Kaffee trinken und noch mal meine Notizen durchgehen.«
»Oh, das ist aber echt nett von dir! Dein Kaffee geht dann auf mich!«
»Ach, Quatsch! Das mach ich doch sehr gerne. Was hältst du von Orange is the new Black?«
»Kenn ich gar nicht«, antworte ich und bekomme sofort ein Kissen an den Kopf geworfen.
»Du kennst Orange is the new Black nicht? Willst du mich veralbern? Wo kommst du denn her?«
»Äh, ich hab sehr wenig Serien in den letzten Monaten geschaut.«
»Okay, dann mach es dir bequem, ich hole uns noch mal eben Getränke und jede Menge ungesunden Kram und dann wirst du in eine der besten Serien überhaupt eingeführt.«