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Nach dem gemeinsamen Familienfrühstück machte sie sich abfahrbereit. Auf der Autofahrt versuchte sie aussichtlos nicht an den Moment in der Bäckerei zu denken. Ihre Erinnerung brachte sie jedoch immer wieder dorthin zurück. Dieses Erlebnis war magisch und verwirrend zugleich gewesen. Darüber musste einfach nachgedacht werden. In Paris angekommen, fuhr sie auf direktem Wege zu Chic et Modern und schaffte es schlussendlich zumindest bis zum Abend ihre Gedanken über Sebastian beiseite zu legen. Ein spannender Auftrag inmitten der Innenstadt, genauer gesagt im angesagten Viertel Le Marais stand bevor, und den wollte sie! Knappe 100m² inklusive einer absoluten Angeber-Dachterrasse gab es zu gestalten. Es sollte das neue In-Lokal für die junge High Society von Paris werden! Mit diesem Auftrag wäre ihr Name endlich eine Größe in der Branche! Jeder würde sie kennen und vor allem ihre Arbeit schätzen! Sie wollte es in der Welt der Innendesigner schaffen, ganz nach oben kommen, ihre Vorstellungen in die Realität umgesetzt sehen. Nach einer Weile eilte Emilie stürmisch in ihr Büro. „Alice schön, dass du wieder da bist!“ „Danke, ich freue mich auch wieder hier zu sein, es war ein heftiges Wochenende für mich.“ „Lief alles soweit gut?“ „Ja, an und für sich schon, es gab nur eine irritierende Begegnung aber ansonsten war alles in Ordnung. Ich glaube die Feier hätte Tante Madeleine gut gefallen.“ „Da bin ich mir sehr sicher! Gehen wir in der Pause zu Pauls?“ „Ja gerne!“ „Jetzt muss ich dich leider wegschicken, Edgar hat bereits zweimal nach dir gefragt, es klang wichtig! Ich bin mal gespannt ob der neue Auftrag nun endlich an dich geht, du hast es sowas von verdient!“ „Danke Emilie, ich mache mich gleich auf den Weg. Wie sehen uns nachher.“ „Ja, bis später Alice.“ Edgars Sekretärin war glücklicherweise auch Alices beste Freundin. Das war ein weiterer Grund ihren Arbeitsplatz zu lieben. Mit Edgar verband sie ein freundschaftliches und kollegiales Verhältnis. Er war ihr immer mehr wie ein guter Freund als ihr Chef vorgekommen. Er liebte ihre kreativen Ideen und sie liebte diese Firma. Ihre Kollegen waren mehrheitlich Männer und sie verstand sich gut mit ihnen. Besonders mit Frank, mit dem sie die meisten Aufträge plante und durchführte. Gerne hätte sie auch den Innenstadtlokal-Auftrag mit ihm erarbeitet. Edgar war jedoch ausdrücklich auf der Suche nach einem Designer um ein persönliches Stilzeichen zu setzen. Zumindest waren das seine Worte gewesen, mit denen er kurz vor ihrer Abreise zur Beerdigung, allen Mitarbeitern von dem neuen Auftrag erzählt hatte. Morgen würde er seine Entscheidung verkünden. Dass er sie heute schon in sein Büro bat, konnte nur Gutes verheißen. Wahrscheinlich wollte er ihr die tollen Nachrichten als Erste mitteilen, damit sie bereits einen Tag früher mit der Arbeit beginnen konnte. Wie genial und vorausschauend er doch zugleich war, dachte sie. Sie ging schnellen Schrittes in sein Büro in den fünften Liftstock des Hauses 232 an der Rue de St. Honoré.

„Alice mein Engel, da bist du ja! Wie geht es dir? Lass dich drücken!“ Mit einer kräftigen Umarmung begrüßte Edgar Alice. „Danke es geht mir gut, die Trauerfeier war sogar ganz schön. Ich freue mich jetzt wieder hier zu sein. Gibt es bereits etwas Neues wegen der Ausschreibung?“, fragte sie ihn. „Komm wir beide trinken erstmal eine Tasse Kaffee.“ Er drückte auf eine Taste seines Telefons und sagte: „Emilie bitte mach uns doch zwei Café au lait, danke meine Liebe.“

„Alice, ich möchte gleich ganz offen mit dir sein. Du weißt wie wichtig mir unser gutes Verhältnis ist, darum will ich, dass du es von mir erfährst und von niemand anderen.“ Sie spürte ihr Herz pochen. Jetzt war er da, der Moment auf den sie drei lange Jahre in dieser Firma hingearbeitet hatte. Nun würde sie ihren ersten großen Auftrag bekommen. „Ich habe mich bei dem Le Mar Auftrag für Frank entschieden. Bitte versteh das nicht persönlich gegen deine Arbeit. Du weißt ich liebe deine Ideen. Aber es ist so: Frank und Pierre der neue Besitzer vom Le Mar sind sich vor ein paar Tagen zufällig hier auf dem Gang begegnet und kennen sich tatsächlich noch von der Grundschule! Nachdem Pierre sogleich Franks Planungsentwürfe sehen wollte und diese ihm außerordentlich gut gefielen, war die Sache klar. Da es der Kunde ausdrücklich wünschte, musste ich dem natürlich zustimmen. Ansonsten hättest du mich mit deinen Entwürfen total überzeugt gehabt. Glaub mir Liebes! Ich versichere dir, du wärst meine Favoritin gewesen, wenn dieser Zufall nicht mitgespielt hätte! Deine Idee mit den weich umspielten Tischkanten sowie die in Erdtönen gehaltenen Sofas und Fauteuils sind wunderbar! Wir behalten deine Entwürfe auf alle Fälle für ein mögliches zukünftiges Projekt auf!“ „Vom Aufheben hab ich nichts“, dachte sie enttäuscht und entgegnete Edgar: „Und Frank hatte zu Beginn wirklich keine Ahnung das hinter Le Mar sein alter Schulfreund steht?“ „Alice, jetzt sei nicht sauer auf ihn. Hier hat einfach der Zufall mitgespielt. Dein großer Auftrag kommt noch, mit Sicherheit. Zur Entschädigung habe ich etwas ganz Entzückendes für dich freigeschaufelt. Ich hatte eigentlich Théo im Kopf bei diesem Projekt, habe mich dann aber doch für dich entschieden. Du wirst dich freuen, es geht um ein exklusives kleines Restaurant außerhalb von Paris. Du müsstest die Gegend sogar kennen! Es ist ein Nachbarort deiner Eltern. Was sagst du jetzt?!“ „Ernsthaft Edgar, du schickst mich aufs Land?! Was hab ich verbrochen?“ „Alice du hast da einen ganz falschen Blickwinkel! Der Typ der das neue Restaurant aufmachen wird, ist ein sehr erfolgreicher französischer Koch. Ich sage dir in ein zwei Jahren macht er eine weitere Filiale auf und zwar in Paris und was glaubst du wer designt dann dieses Restaurant?“ Ich weiß nicht, vielleicht sein Studienfreund Frank?“ „Alice.“ Den Rest des Tages plante Alice nun die Entwürfe für das Restaurant. Trotzdem sie diesen Auftrag sehr ungern angenommen hatte, fiel ihr die Arbeit überraschend leicht. Ihre Stimmung änderte sich jedoch nicht.

Zerknirscht über Edgars Absage für den großen Auftrag ging sie an diesem Abend zu Fuß nach Hause. Diesmal war sie sich ganz sicher gewesen, dass ihr Entwurf für das Le Mar der Beste war. Wer konnte schon ahnen, dass ihr eine Grundschulfreundschaft so in die Quere kommt. Das war einfach ungerecht, empfand sie und schlenderte gemächlich nachhause.


Alice in Paris

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