Читать книгу Alice in Paris - Victoria Stiedl - Страница 5
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ОглавлениеAm nächsten Morgen läutete ihr Wecker pünktlich wie immer um 6:30 Uhr. Als sie die Augen öffnete um ihn abzudrehen, sah sie auf einer Hälfte ihres Kopfpolsters unbeeindruckt vom Weckton, Minette ihre Katze schlummern. „So meine Liebe, heute geht’s aufs Land mit uns. Du wirst einige Zeit bei Maman und Papa verbringen. Mein blöder Chef hat uns dahin verdonnert, aber ich verspreche dir diesem unnötigen Auftrag keinen überflüssigen Tag zu schenken! In ein, zwei Wochen sind wir zurück in Paris und sind das Landleben wieder los.“ Mittlerweile war Minette von Alices Monolog endgültig aufgewacht und streckte sich ausgiebig bis sie vom aufkeimenden Hunger fühlend entschloss, ebenfalls das Bett zu verlassen und sich erstmal dem Frühstücksteller zu nähern. Alice ließ sich noch einmal auf ihren alten Korbsessel auf ihrem kleinen französischen Balkon nieder, trank ihre Morgentasse Kaffee und hörte in die Morgenstimmung von Paris. Rollläden von Geschäften wurden hochgerollt, Absätze klapperten auf dem Kopfsteinpflaster, Besteck klimperte von umliegenden Restaurants die bereits die Tische auf den Gassen deckten und Geschäftsmänner unterhielten ihre erste Konferenz schnellen Schrittes mit Headset und Aktentasche. Sie liebte dieses morgendliche Treiben der Stadt. Sie würde es vermissen, dachte sie und trank ihren letzten Schluck Café au lait. Anschließend zog sie sich um, packte den kleineren ihrer Louis Vuitton Koffer in der festen Annahme, dass der Große absolut überflüssig sei. Sie hob Minette in ihren korb-geflochtenen Tragekorb, in dem auch fünf Katzen ihren Platz gefunden hätten und schloss die Wohnungstür hinter sich zu. Auf der Fahrt erinnerte sie sich daran, dass sie ihren Eltern noch von ihrem Besuch erzählen sollte und rief zuhause an. „Bonjour, vous êtes bien sur le répondeur de Anne et Bernard. Nous ne pouvons pas vous répondre pour le moment mais laissez-nous un message et nous vous rapellerons dès que possible. Merci, à bientôt!
„Mist“, dachte Alice und legte ohne eine Nachricht auf den AB zu hinterlassen auf. Während der zweistündigen Autofahrt sang sie das neue Album von Carla Bruni laut mit und war nach der dritten Wiederholung vor dem Eingang ihres Elternhauses angekommen. Hoffentlich waren sie zuhause, überlegte sie als sie den unverschämt schweren Katzenkorb aus dem Kofferraum hob.
„Maman, Papa? Vous êtes là?“, rief sie durch das Gebüsch hinter den Zaun des Gartens. „Alice bist du es?“ „Das kann nicht sein, sie ist doch erst gestern abgereist“, antwortete Anne von der Terrasse aus. „Alice?“, fragte Bernard in Richtung der Straße. „Ja Papa ich bin es, könnt ihr mir jetzt bitte aufmachen!“
„Alice, wie schön, dass du uns so bald wieder besuchst!“ Er öffnete das Gartentor und umarmte seine Tochter. „Komm, iss ein Stück Kuchen mit Maman und mir, ich wollte gerade eine Kanne Kaffee aufstellen.“ „Danke Papa, aber ich wollte euch nur schnell fragen ob ihr Minette für ein bis maximal zwei Wochen behalten könntet? Ich habe hier in der Nähe zu arbeiten, und möchte sie ungern im Hotelzimmer alleine lassen.“ „Natürlich mein Liebchen“, entgegnete ihr Anne, die mittlerweile ebenfalls am Gartentor stand, mit einem duftenden Kuchenblech in den Händen. „Aber zuerst wird gegessen. Kommt beide herein, damit wir Minette aus ihrem Korb holen können. Setzt euch auf die Terrasse, der Marillenkuchen ist noch warm, den genießen wir jetzt mit einer schönen Tasse Kaffee.“
Obwohl Alice schnellst möglichst in ihr Hotel und anschließend zum Kunden wollte, konnte sie ihren Eltern einen kurzen Besuch nicht abschlagen. Ihre Kindheit war behütet und glücklich gewesen in diesem Haus. Anne und Bernard führten bis heute eine Vorzeigeehe, von der sie nur träumen konnte, so ein Glück mit einem Mann einmal zu finden. Doch darauf wollte sie nicht warten, geschweige denn sich davon abhängig machen. Karriere, davon war sie überzeugt, nur darauf sei Verlass. Männer können kommen und gehen, aber was man sich selbst erarbeitet, bleibt bestehen. Das war ihre Devise. Alices Ansicht begründete auch auf der Tatsache, dass ihre Mutter gleich nach der Heirat ihren Beruf aufgab um sich um Mathéo und zwei Jahre später um Alice zu kümmern. Ihren Traumberuf als Balletttänzerin im Opernhaus in Paris, konnte sie danach nicht mehr ausüben. Sie war mit 26 zu alt und ihre Figur war nicht mehr dieselbe wie vor den beiden Geburten. Anne schien zwar seitdem mit dem Hausfrau-Dasein und dem Mutterleben glücklich zu sein, jedoch die eigenen Träume für die Bedürfnisse einer Familie hintanstellen, das war für Alice keine Option. In diese Form der Abhängigkeit so wie es ihre Mutter getan hatte wollte sie sich niemals begeben.
Nach einem netten Plausch mit Kaffee und Kuchen war Alice wieder bestens informiert über Klatsch und Tratsch des Orts. Die kurze Verschnaufpause nach der langen Autofahrt tat ihr sehr gut. Sie verabschiedete sich, gab Minette noch einen Kuss auf die Stirn und machte sich auf den Weg in ihr Hotel in den Nachbarort Étretat. „Aber Liebchen, du brauchst doch kein Hotel. Bleib einfach bei uns, in deinem alten Zimmer!“ Hatte Anne mehrmals versucht sie bei sich zu behalten. Alice lehnte jedoch ab. Sie wollte hier konzentriert arbeiten, dieses für sie überflüssige Projekt so schnell wie möglich erledigen, und da durfte sie keine Ablenkung zulassen. Umgeben von ihren Eltern, festen Essenszeiten und Kindheitserinnerungen wusste sie, würde sie deutlich mehr Zeit benötigen als notwendig.
Vor dem Hotel angekommen war es schließlich früher Abend. Das Anwesen war wie so ziemlich alle Häuser in dieser Gegend umrandet von einem zauberhaft schönen Garten. Nachdem sie am Gartentor klingelte eilte sogleich ein junger Dienstbote zur Stelle der sie jugendlich schüchtern begrüßte und ihr das Gepäck abnahm. Ein paar Schritte weiter befand sie sich inmitten einer bunten Blumenpracht, wie sie bezaubernder nicht vorstellbar war. Vor ihr stand das Haus, welches dem wunderschönen Garten um nichts nachstand. An den Außenwänden neben der Eingangstür, die offen stand, wuchsen die Trauben so hoch als würden sie den Himmel erreichen wollen. Jede Fensterbank war üppig mit Blumen versehen, farblich in Rosa, Purpur und Violett gehalten. Alice hatte im Vorhinein keine Ahnung gehabt wie unglaublich schön es hier war, da sich Emilie um die Buchung gekümmert hatte. Der Innenbereich des Hauses war ebenfalls mit viel Liebe zum Detail und besonders gemütlich gestaltet. Von der Küche roch es herrlich nach frisch zubereitetem Essen. Allmählich spürte sie auch Hunger, hatte sie doch das Mittagessen ausgelassen und sich nur ein Stück Marillenkuchen bei Maman und Papa gegönnt. „Dieser war wie immer köstlich gewesen“, dachte sie während sie am Empfang wartete.
Dort begrüßte sie sogleich ein weiterer junger Concierge: „Bonsoir, Sie müssen Mademoiselle Moirelle sein?“ „Ja die bin ich.“ „Wir freuen uns sehr Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen! Hier ist ihr Zimmerschlüssel. Sie wohnen auf Nummer 15 im zweiten Stock mit Balkon und Blick auf die Terrasse und den angrenzenden Garten. Wir hoffen Sie werden sich wohl fühlen. Pierre wird Sie zu ihrem Zimmer begleiten. Sollten Sie noch ein Abendessen zu sich nehmen wollen, empfehle ich Ihnen unser Restaurant auf der Terrasse. Wir haben heute frische Muscheln und frischen Fisch bekommen und auch sonst kann ich nur von den Künsten unseres Kochs schwärmen.“ „Vielen Dank, gerne ein andermal. Ich möchte nur eine Kleinigkeit auf mein Zimmer bestellen.“ „Natürlich, wie Sie wünschen.“ Sie warf einen raschen Blick zur Veranda, um einen Teil des bezaubernden Gartens zu erhaschen und antwortete: „Obwohl, Sie haben Recht! Das ist eine gute Idee! Ich werde aber zuvor noch mein Zimmer beziehen.“ „In Ordnung Mademoiselle Moirelle, ich werde Ihnen einen Tisch bereitstellen.“ „Vielen Dank Monsieur.“ Angekommen in ihrem Zimmer roch es nach frischer Bettwäsche und dem zarten Duft einer rosafarbigen Pfingstrose die auf dem Schreibtisch stand. Die Farben des Raumes waren in hellen Pastelltönen gehalten. Es dominierten Cremefarben in vielen Stoffen. Der Vorhang zur Balkontüre fiel ihr sofort ins Auge. ‚Es könnte italienisches Design sein, mit einem Hauch von Landhausstil, sehr passend für dieses Zimmer‘, dachte sie. Die Möbel mussten alle aus Lärchenholz sein, vermutete sie als ihr Blick über Schreibtisch, Sessel, Kommode und Bett streifte. Der weiß gestrichene Eichenparkettboden komplettierte die reine und angenehme Energie dieses Raumes. Sie ging durch das Zimmer in Richtung Balkon. Dieser war klein und gemütlich, mit einem runden gemusterten Tisch, und zwei Stühlen aus Blech, alles weiß bemalt. Auf dem Tisch stand ein breiter Topf mit einem blühenden Lavendelstrauch. Ihr Blick fiel bald auf die Terrasse und den angrenzenden Garten. Die Blumenpracht war hier kaum zu übertreffen.
Hortensien, Flieder, Lavendel, Rosenstöcke in allen Farben sowie das saftige Grün der großen Wiese die an die Terrasse anschloss, zauberten einen farbenprächtigen Anblick. Vom Restaurant hörte man Gemurmel von Unterhaltungen und der Duft des Essens motivierte sie schließlich trotz ihrer Müdigkeit hinunterzugehen. In dem Moment als sie sich umdrehte, um zurück vom Balkon in ihr Zimmer zu gehen, schweifte ihr Blick an einem Hotelgast auf der Terrasse vorbei und blieb stehen. Die schwarzen leicht gewellten kurzen Haare, das schöne Gesicht mit den hohen Wangenknochen – konnte das der Koch vom Catering sein? So abwegig war es nicht überlegte sie, er besaß schließlich die Bäckerei in Étretat. Doch was machte er hier? Während Alice an der Türschwelle zum Balkon stand, zur Hälfte hinter dem italienischen Designervorhang versteckt, bemerkte sie nicht das Sebastian sie mittlerweile auch gesehen hatte. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er ihr überrascht und freudig zu. Auch von dieser Distanz konnte er sie durch seinen Blickkontakt deutlich verwirren. Hastig winkte sie ihm leicht ungeschickt ebenfalls zu und huschte sogleich in ihr Zimmer zurück. Warum aß er ausgerechnet hier zu Abend? Wohnte er in diesem Hotel? Nein das könne nicht sein, dachte sie. Ihr knurrender Magen erinnerte sie erneut daran, dass sie sich auch auf die Terrasse setzen wollte. Sie überlegte einen Moment sich umzuziehen, jedoch hatte er sie schon in dieser Garderobe gesehen und sich extra für ihn etwas anderes anzuziehen, könnte interessiert rüberkommen. Sie blickte an sich herunter und entschied, dass sie toll aussah mit ihrer eng anliegenden Jeans, den schwarzen Ballerinas und der rosafarbigen, locker fallenden Seidenbluse. Jetzt auf dem Zimmer zu essen, würde schließlich erst recht einen komischen Eindruck hinterlassen.
Als sie auf die Terrasse kam, fanden sich ihre Blicke sogleich wieder. Wie magnetisch konnte sie ihre Augen nicht von seinen abwenden. Ihm ging es genauso. Eine magische Anziehungskraft die die Zeit förmlich stillstehen ließ, erfasste sie beide. Im nächsten Moment erschien ein Kellner und zeigte ihr einen Tisch in der Nähe von Sebastian. Als Alice in seine Richtung zusteuerte deutete er ihr mit einer liebevollen Geste auf einen freien Platz bei ihm. Hier nein zu sagen wäre unhöflich, überlegte sie. Diese Art der Anziehungskraft, diese Magie zwischen zwei Menschen verwirrte sie jedoch so sehr, dass sie sich fast wünschte er wäre nicht hier. Schließlich kam sie zu seinem Tisch. „Jetzt nur nicht stolpern oder hinfallen“, dachte sie. „Guten Abend Mademoiselle Moirelle, ich freue mich Sie wieder zu sehen.“ „Guten Abend Monsieur.“ „Sind Sie alleine hier?“ „Ja bin ich, Sie auch?“ „Ja, wenn Sie wollen können wir miteinander essen, ich bin erst gekommen.“ „Gerne.“ Sie setzte sich gegenüber und deutete dem Kellner, dass sie sich dazu gesetzt hatte. „Ich bin etwas überrascht Sie in diesem Hotel zu treffen da ich annahm, dass Sie in dieser Gegend wohnen?“, fragte Alice. „Ja da haben Sie Recht. Ich komme wegen der guten Küche her und der Koch ist gleichzeitig auch mein bester Freund Jean. Ich habe also gleich zwei Gründe ab und an hier herzukommen.“ Sie lächelte. „Achso, das erklärt es natürlich.“ So sehr sich beide bemühten einfachen Smalltalk zu führen, sie waren doch ziemlich abgelenkt voneinander. Alice wollte sich jedoch nichts anmerken lassen, holte einmal tief Luft und entgegnete ihm möglichst lässig. „Nun ja, wenn Sie sich hier so gut auskennen, können Sie mir vielleicht eine Empfehlung geben?“ „Das mache ich sehr gerne.“ Er lächelte liebevoll und sie konnte nicht anders als ebenfalls zu lächeln.
„Erzählen Sie mir warum sie in Étretat zu Abend essen?“, fragte er nach einiger Zeit. „Ich hatte angenommen, dass Sie nicht in dieser Kleinstadt leben, sonst wären wir uns sicherlich schon früher über den Weg gelaufen.“ „Ja wahrscheinlich. Ich habe in den kommenden Wochen in der Nähe beruflich zu tun und wohne so lange in diesem Hotel. Ich kannte es vorher nicht, meine Firma hat es für mich gebucht und ich muss sagen bis jetzt finde ich es wunderschön.“ Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln das ihn völlig verzauberte. Ihre smaragdgrünen Augen, ihr wunderschönes Gesicht – ihrem Lachen war er ohnehin bereits verfallen. „Ja das kann ich verstehen ich liebe es auch wegen der gemütlichen Atmosphäre. Vor allem in den Sommermonaten genieße ich es hier draußen besonders.“ Er lächelte. „Momentan steht bei mir beruflich ein neues Projekt an weshalb ich gerne am Abend hierher komme um mich zu entspannen und natürlich um lecker zu essen.“ „Sie meinen wohl um sich etwas von der Konkurrenz abzuschauen?“ fragte Alice ein wenig kokett. „Wäre möglich“, antwortete er ihr mit einem ebenso koketten wie liebevollen Lächeln. „Wollen Sie mir von Ihren beruflichen Plänen erzählen?“ „Gerne, ich eröffne hier in der Nähe in den nächsten Wochen mein erstes Restaurant. Morgen treffe ich mich mit der Innenarchitektin. Ich bin schon sehr gespannt auf ihre Vorschläge. Überrascht, irritiert aber auch innerlich erfreut veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Sie sind der Besitzer von Pain Delicieux?“, fragte sie. „Ja, woher kennen Sie denn den Namen meines Restaurants?“ „Weil ich Ihre Innenarchitektin bin!“ Ebenso überrascht musste er lachen was sie auch zum Lachen brachte. Ihre Blicke trafen sich erneut und ein langer Augenkontakt folgte. Sie freuten sich beide innerlich noch viel mehr als sie sich trauten einander zu zeigen. Nach diesem kurzen, fast schon magischen Moment zwischen einander, fasste er sich schließlich und antwortete: „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie Innenarchitektin sind.“ „Jetzt wissen Sie es“, entgegnete sie ihm lächelnd. „In diesem Fall sehen wir uns morgen früh schon wieder!“ Die Vorfreude war ihm definitiv anzusehen. „Ja stimmt“, entgegnete sie ihm ebenso erfreut. „Wollen wir bestellen?“ „Ja gerne.“
Der Abend verging daraufhin wie im Flug. Alice und Sebastian lachten und genossen die Gesellschaft voneinander. Beide freuten sich innerlich ungemein auf die gemeinsame Zusammenarbeit. An Paris dachte sie schon lange nicht mehr. Nach drei Stunden verabschiedeten sie sich schließlich. „Ich werde jetzt schlafen gehen, vielen Dank für die Einladung. Bis Morgen Monsieur Moreau.“ „Bis Morgen Mademoiselle Moirelle, ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.“ „Ich mich auch“, antwortete sie lächelnd. Als sie sich vom Tisch erhob, stand er höflicherweise ebenso auf. Sie reichte ihm die Hand um sich zu verabschieden. Er gab sie ihr liebevoll und hielt dabei mit seiner linken Hand ihren Arm. Wie verzaubert musste sie für eine Minisekunde die Augen schließen. Diese Berührungen fühlten sich, so banal sie doch im Prinzip waren, so intensiv an. Seine Hände waren sanft und stark zugleich. Sie fühlte sich unglaublich hingezogen zu ihm. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“ Sie standen sich durch die Verabschiedung nun deutlich näher. Ein paar Augenblicke später lösten sie die Hände voneinander. Alice ging zurück zum Eingang der Terrasse. Er wartete noch einen Moment beim Tisch und sah ihr nach. Bevor sie endgültig im Haus verschwand, drehte sie sich nochmal elegant und grazil nach ihm um. Das wollte sie zwar nicht, aber ihr Körper schien bei diesem Mann andere Pläne vorzuhaben als ihr Verstand. So erlebten beide einen letzten intensiven Blickkontakt. Im Zimmer angekommen, musste sie den Verlauf des Abends Revue passieren lassen. Sie ging unter die Dusche, wusch sich ihre langen brünetten Haare und legte sich anschließend eine Gesichtsmaske auf. Im Bademantel und einem Handtuch auf dem Kopf zu einem Turban gewickelt, nahm sie ihre Unterlagen aus dem Koffer und setzte sich ins Bett um die Entwürfe für Pain Delicieux nochmal durchzusehen. Doch richtig konzentrieren konnte sie sich nicht. Immer wieder kamen ihr Erinnerungen an den gemeinsamen Abend. Diese magischen Blicke, die Berührung bei der Verabschiedung – es lag etwas Geheimnisvolles in der Luft wenn sie in Sebastians Nähe war. Soviel stand fest. Das werden interessante Arbeitstage dachte Alice mit einem Lächeln und schlief daraufhin bald mit ihren Unterlagen in den Händen ein.