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Wozu lebe ich?

Darum geht‘s also: Wozu lebe ich? Oder: Wozu bin ich auf der Welt? Oder: Welches ist der Sinn meines Lebens?

Eines Tages ruft mich in Essen ein Industrieller ganz aufgeregt an: »Herr Pfarrer, kommen Sie!« Ich rase hin. Da empfängt er mich mit den Worten: »Mein Sohn hat sich erschossen!« Ich kannte den Jungen. Er war Student. Er hatte alles, was sein Herz begehrte. Er war gesund, bildhübsch, jung und reich. Er besaß längst einen eigenen Wagen. Er war auch nicht in eine dumme Sache verwickelt. Und dieser junge Mann schießt sich eine Kugel in den Mund! In einem Brief, den er hinterließ, stand nur: »Ich sehe nicht ein, was es für einen Sinn haben soll, weiterzuleben. Darum mache ich Schluss. Mein Leben ist sinnlos!« Erschütternd!

Sehen Sie: Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens ist so unheimlich wichtig! Und sie ist deshalb so ungeheuer wichtig, weil wir nur ein einziges Leben haben! Haben Sie mal darüber nachgedacht, was das bedeutet, dass wir nur ein einziges Leben haben?

Als ich noch in die Schule ging, da war ich in Mathematik nicht so ganz gut. Mein Lehrer hatte einfach kein Verständnis für meine Lösungen. Und wenn ich dann Mathematik­­-auf­gaben gemacht hatte, dann hat er manchmal – in völliger Verkennung meiner Begabung für ausgefallene Lösungen – mein Heft mit lauter roter Tinte verschmiert. Das war grässlich anzusehen. Wenn nun solch ein Heft richtig verschmiert war, dann habe ich es oft weggetan, selbst wenn es noch gar nicht vollgeschrieben war, und mir ein neues gekauft, so ein schönes, sauberes. Da konnte ich ganz neu von vorne anfangen. Wenn man es doch auch mit dem Leben so machen könnte! Glauben Sie: Millionen von Menschen werden im Augenblick des Sterbens denken: »Ach, ich möchte, ich könnte noch einmal ganz von vorne anfangen! Ich würde alles anders machen!«

Ein Schulheft kann man neu kaufen und darin noch einmal von vorne anfangen – ein Leben aber nicht. Wir haben nur ein einziges Leben! Wie furchtbar muss das sein, wenn wir das verpatzt haben, wenn wir das falsch gelebt haben! Wir haben nur ein einziges Leben! Ist das verspielt, dann ist es in alle Ewigkeit verspielt. Das gibt dem, was ich Ihnen zu sagen habe, einen tödlichen Ernst.

Heute morgen ist an meinem Hotel eine große Kuhherde vorbeigetrottet. Da ich mich gerade mit meinem Vortrag beschäftigte, habe ich gedacht: »Wie glücklich sind diese Kühe dran, die brauchen gar nicht über die Frage nachzudenken, wozu sie auf der Welt sind. Da ist die Sache klar: Milch geben und zum Schluss Rindfleisch liefern.« Sie verstehen: Das Tier braucht über den Sinn des Lebens nicht nachzudenken. Hier unterscheidet sich der Mensch vom Tier. Und das ist das Schreckliche, dass es eine Menge Menschen gibt, die leben und schließlich sterben und nie einmal gefragt haben: »Wozu lebe ich eigentlich?« Sie unterscheiden sich nicht vom Tier. Sie sehen: Die Grenze zum Tier ist sehr nah. Das macht einen Menschen zum Menschen, dass er fragt: »Wozu bin ich da? Wozu bin ich Mensch? Wozu lebe ich?«

1. Die oberflächlichen und vorschnellen Antworten

Nun, meine Freunde, es gibt furchtbar viele oberflächliche und vorschnelle Antworten auf die Frage »Wozu lebe ich?«. Ich habe vor vielen Jahren einmal alle diese oberflächlichen und vorschnellen Antworten auf einen Schlag bekommen. Es war im Jahre 1936, also mitten im Hitler-Reich. Studenten aus Müns­ter hatten mich gebeten, ich möchte mit ihnen sprechen über das Thema »Was ist der Sinn meines Lebens?«. Und dann eröffneten sie mir gleich, sie wollten keinen Vortrag hören, sondern mit mir über dieses Thema diskutieren. »Gut«, sagte ich, »dann legen Sie mal los! Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu lebe ich?«

Da die Diskussion – wie gesagt – im Hitler-Reich stattfand, stand natürlich sofort einer auf und erklärte: »Ich bin für mein Volk da. Das ist wie Blatt und Baum. Das Blatt bedeutet nichts, der Baum ist alles. Ich bin für mein Volk da!« Darauf habe ich geantwortet: »Schön! Und wozu ist der Baum da, wozu ist das Volk da?« Pause! Das wusste er auch nicht. Verstehen Sie: Die eigentliche Frage war damit nicht beantwortet. Sie war lediglich zurückgeschoben. Da habe ich ihnen gesagt: »Liebe Leute, Sie dürfen nicht solche Antworten geben, womit die Frage nur zurückgestellt, zurückgeschoben wird!«

»Nun: Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu lebe ich?«, fragte ich aufs neue. Da erklärte ein anderer: »Ich bin auf der Welt, um meine Pflicht zu tun!« »Mensch!« sagte ich, »das ist ja gerade der Witz: Was ist denn meine Pflicht? Ich halte es für meine Pflicht, Ihnen Gottes Wort zu sagen. Mathilde Ludendorff hält es für ihre Pflicht, Gott zu leugnen. Was ist denn Pflicht?« Mir hat ein hoher Beamter mal gesagt: »Herr Pfarrer, ganz im Vertrauen, ich zeichne den ganzen Tag Akten ab, aber wenn die alle verbrennen würden, dann ginge die Welt auch weiter. Ich leide darunter, dass ich im Grunde eine solch sinnlose Tätigkeit ausübe.« Was heißt Pflicht? Tausende von SS-Leuten haben im Dritten Reich Hunderttausende von Menschen umgebracht. Und wenn man sie vor Gericht stellt, dann behaupten sie: »Wir haben unsere Pflicht getan. Es war uns befohlen.« Glauben Sie, es ist die Pflicht eines Menschen, andere Menschen umzubringen? Das kann ich nicht glauben. Ich sagte also den Studenten: »Das ist ja gerade der Witz: Was ist denn meine Pflicht? Wer kann mir das sagen? Da sitzen wir wieder fest.«

Nun wurden die jungen Herren schon nachdenklicher. Dann stand einer auf und erklärte stolz: »Ich stamme aus einem alten Adelsgeschlecht. Meine Vorfahren kann ich um 16 Generationen zurückverfolgen. Eine große Ahnenreihe! Ist das nicht Lebensinhalt und Lebensaufgabe, diese Ahnenreihe gebührend fortzusetzen?« Da konnte ich nur antworten: »Mann! Wenn man nicht weiß, wozu die 16 Generationen gelebt haben, dann lohnt es sich doch auch nicht, eine siebzehnte dazuzusetzen!«

Verstehen Sie: Es gibt so viele oberflächliche und vorschnelle Antworten: Bei uns sieht man oft Todesanzeigen in den Zeitungen, worüber ein schreckliches Sprüchlein steht: »Nur Arbeit war dein Leben, / Nie dachtest du an dich. / Nur für die Deinen streben, / War deine höchste Pflicht.« Kennen Sie das auch? Jedesmal, wenn ich das lese, gehe ich auf die Palme. Dann denke ich: »Das ist eine Todesanzeige für ein Pferd!« Nicht wahr? Ein Pferd hat zu arbeiten. Aber ich glaube nicht, dass ein Mensch nur dazu auf der Welt ist, um zu schuften. Das wäre ja kümmerlich. Dann würden wir ja besser mit 10 Jahren Selbstmord begehen, wenn nur das der Sinn unseres Lebens wäre: »Nur Arbeit war dein Leben ...« Das ist ja grauenvoll! Nein, das ist auch nicht der Sinn unseres Lebens.

Ein anderer von den Studenten erklärte mir damals: »Sehen Sie: Ich will Arzt werden. Und wenn ich Menschenleben retten kann, ist das nicht ein schöner Lebensinhalt?« Da habe ich erwidert: »Gut! Aber wenn Sie nicht wissen, wozu der Mensch lebt, dann hat es doch gar keinen Sinn, das Menschenleben zu retten. Dann geben Sie den Menschen doch besser eine Spritze zum Sterben.« Verstehen Sie bitte recht: Erzählen Sie jetzt nicht, ich hätte gesagt, man solle den Leuten eine Spritze zum Sterben geben. Ich meinte: Das ist doch keine letzte Antwort auf unsere Frage nach dem Sinn des Lebens.

Es ging mir damals erschütternd auf – es waren ja lauter Studenten –, wie selbst der Gebildete in unseren Tagen dahinlebt, ohne im Grunde zu wissen, wozu er überhaupt auf der Welt ist.

Darf ich eben zwischendurch bemerken: Sie werden sich vielleicht ein bisschen ärgern an der Form, in der ich rede. Ich kann natürlich auch gedrechselte Sätze mit vielen Fremdwörtern brauchen, aber dann sind Sie bestimmt nach einer halben Stunde eingeschlafen. Weil ich das aber schrecklich fürchte, rede ich lieber so, wie man auf der Straße miteinander redet. Ist das klar? Danke!

Sehen Sie: Wenn man das alles mal so durchgemacht hat, ich hab‘s ja nur angedeutet, dann kommt die Antwort, die ich damals in Münster von den Studenten auch bekam: »Das Leben hat überhaupt keinen tiefenSinn. Es ist eine reine Zufälligkeit, dass ich geboren wurde. Es ist gar kein Sinn dahinter. Und da­rum können wir am besten nur eins machen: das Leben genießen, so gut wie wir können.« Dies ist vielleicht die größte Anfechtung, die einen Menschen treffen kann, wenn ihm auf einmal durch den Sinn geht: »Mein Leben ist sinnlos. Es hat gar keinen Sinn. Hätten meine Eltern nicht geheiratet, wäre ich nicht gezeugt und geboren worden. Es ist rein zufällig, dass ich da bin. Im Grunde ist mein Leben völlig sinnlos.« Und wer ein schweres Leben hat, der ist in dem Moment sehr nahe am Selbstmord: »Wozu soll ich das Leben noch weiterführen? Wenn doch alles Zufall und Sinnlosigkeit ist, dann macht man doch besser Schluss!« Wissen Sie, dass die Zahl der Selbstmörder in Westdeutschland größer ist als die Zahl der Verkehrstoten? Wissen Sie, dass etwa 50 Prozent der Selbstmörder junge Leute unter 30 Jahren sind? Das ist die erschütternde Demonstration unserer Zeit: Wir sehen keinen Sinn mehr im Leben.

Ich habe oft mit Leuten gesprochen, die mir klagten: »Das Leben ist so sinnlos. Ich werf’s weg – entweder in Vergnügen und Genießen oder in Selbstmord.« Dann habe ich gefragt: »Aber wenn‘s doch einen Sinn hätte?! Wenn es doch einen Sinn hätte – und Sie hätten gelebt, als wenn‘s keinen gehabt hätte!? Wie stünden Sie am Ende da?«

Es gibt in der Bibel ein Wort, das kann einem durch und durch gehen. Das heißt so: »Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht Gottes.« Sehen Sie: Dieses Wort der Bibel muss man kennen, um ganz ernst zu fragen: »Wozu lebe ich?« Wir können doch nicht sterben und ins Gericht Gottes gehen, wenn wir den Sinn unseres Lebens verpasst haben! Ist die Frage jetzt deutlich? Dann gehe ich jetzt einen Schritt weiter:

2. Wer kann denn Antwort geben?

Wer in allerWelt kann mir denn Antwort geben auf die Frage »Wozu lebe ich?« – Wer? Die Kirche? Nein! Der Pfarrer? Nein! Der ist in derselben Lage wie Sie. Die Professoren? Die Philosophen? Auch sie können uns keine Antwort geben auf die Frage »Wozu lebe ich?«! Nur ein einziger kann uns sagen, wozu wir leben: nämlich der, der uns ins Leben rief, der uns geschaffen hat – Gott!

Lassen Sie mich ein ganz dummes Beispiel brauchen: Eines Tages komme ich in eine Wohnung. Da sitzt da so ein richtiger Junge und bastelt mit Drähten und Lämpchen. Ich frage ihn: »Mann, was baust du denn da für eine Höllenmaschine? Was soll das werden?« Nun, er hat es mir erklärt, doch ich muss zugeben, dass ich es nicht verstanden habe. Aber ich habe denken müssen: »Da kommt kein anderer Mensch drauf, was das werden soll – bloß der, der‘s macht, kann sagen, was es werden soll und wozu es ist.«

So ist es auch mit unserem Leben: Nur der, der uns geschaffen hat, kann sagen, wozu er uns geschaffen hat! Das heißt: Auf die Frage »Wozu lebe ich?« können wir nur Antwort bekommen durch Offenbarung. Gott muss es uns sagen! Wenn ich nicht bereits die Bibel lesen würde, dann müsste ich durch diese Frage an die Bibel gelangen. Ich hielte es nicht mehr aus, wenn ich nicht wüsste, wozu ich auf dieser verfluchten Welt bin. Ist Ihnen das Wort »verfluchte Welt« zu hart? Nun – es ist ein Wort der Bibel. Wenn Sie mal ein halbes Jahr mit einem Großstadtpfarrer zusammen wären, dann wüssten Sie, was ich meine: dass diese Welt unter einem schrecklichen Fluch steht. Und ich könnte es nicht aushalten, darin zu leben, wenn ich nicht durch die Offenbarung Gottes Antwort bekäme.

Gott beantwortet uns die Frage nach dem Sinn des Lebens – in der Bibel. Und das ist ein Grund, warum die Bibel so wahnsinnig wichtig ist. Ich kenne Leute, die ganz erhaben sprechen: »Die Bibel lesen wir doch nicht!« Da kann ich nur antworten: »Ich kann‘s euch schriftlich geben, dass ihr noch nie ernsthaft nachgedacht habt über die Frage ›Wozu lebe ich?‹!« Aber Dummheit ist eine weit verbreitete Krankheit – und wenn sie weh täte, dann wäre die Welt mit Geschrei erfüllt. Ich will Ihnen die Antwort der Bibel mit einem Satz sagen: Gott, hat uns geschaffen, dass wir seine Kinder werden! Wie ein Vater sich gern in seinem Sohn spiegelt, so schuf Gott den Menschen »ihm zum Bilde«. Gott will, dass wir seine Kinder werden, die mit ihm reden – und mit denen er reden kann, die ihn lieb haben – und die er liebt. Beten Sie eigentlich? Was ist es für einen Vater bitter, wenn sein Kind jahrelang nicht mit ihm spricht! Und ein Mensch, der nicht betet, redet nicht mit seinem himmlischen Vater! Sehen Sie: Gott möchte, dass wir seine Kinder sind, die mit ihm reden, die er lieb hat – und die ihn lieb haben. Dazu sind wir auf der Welt! Bitte, verstehen Sie mich jetzt richtig: Ich rede nicht von Kirche, von Dogma, von Religion und allem möglichen, sondern ich rede vom lebendigen Gott. Und der hat Sie geschaffen, dass Sie sein Kind werden! Sind Sie das?

Jetzt muss ich einen Schritt weitergehen: Wir sollen Kin-der Gottes sein – aber von Natur sind wir nicht Kinder Gottes. Am Anfang der Bibel heißt es: »Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde.« Und dann berichtet die Bibel von einer ganz großen Katastrophe. Der Mensch war in völliger Freiheit geschaffen – und da entschließt der Mensch sich gegen Gott! Er nimmt von der Frucht, das heißt: »Ich möchte autonom sein! Ich kann ohne Gott leben!« Verstehen Sie: Der Adam hat nie bezweifelt, dass Gott existiert – aber er hat sich von ihm frei gemacht: »Ich führe mein Leben nach eigener Regie!«

Ich muss Ihnen hierzu eine Geschichte erzählen. Neulich fragt mich ein Mann auf der Straße: »Pastor Busch, Sie reden immer von Gott. Ich sehe ihn aber nicht. Sagen Sie mal: Wie kann ich Gott finden?« Da habe ich ihm geantwortet: »Hören Sie mal gut zu! Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Zeitmaschine, mittels der ich Jahrtausende vor-und zurückgehen könnte. Mit dieser Zeitmaschine gehe ich also an den Anfang der Menschheit. Eines Abends gehe ich im Paradiesgarten spazieren. Sie kennen doch die Geschichte vom Sündenfall? Nun, da treffe ich hinter einem Strauch den Adam, den ersten Menschen. ›Guten Abend, Adam!‹, begrüße ich ihn. ›Guten Abend, Pastor Busch!‹, erwidert er. ›Du wunderst dich, mich zu sehen?‹, frage ich und erkläre ihm: ›Ich bin durch eine Verschiebung in den Kulissen des Welttheaters aus Versehen hier in den Garten des Paradieses geraten.‹ ›Ja‹, sagt er, ›was bist du denn so nachdenklich?‹ Da antworte ich dem Adam: ›Weißt du, ich denke gerade über eine Frage nach, die mir ein Mann gestellt hat, nämlich über die Frage: Wie kann ich Gott finden?‹ Laut lachend erklärt der Adam mir da: ›Das ist doch nicht das Problem, wie ich Gott finden kann! Er ist doch da! Sei doch ehrlich, Pastor Busch, euch geht‘s doch vielmehr darum, wie ihr ihn loswerden könntet. Das ist die Schwierigkeit, dass man ihn nicht los wird!‹«

Hat er recht, der Adam? Gott ist da! Man kann ihn finden! Aber man wird ihn nicht los! Wenn ich mir die Geistes-geschichte der letzten 300 Jahre ansehe: Was ist da gerun-gen worden, Gott los zu werden! Aber wir sind Gott nicht los geworden. Meine Freunde, Sie glauben im Grunde alle, dass Gott existiert – aber Sie gehören ihm nicht. Sie machen es wie die meisten Leute: Man legt die Frage nach Gott auf Eis. Man leugnet ihn nicht – aber man gehört ihm auch nicht. Man ist kein Feind Gottes – aber man ist auch kein Freund Gottes. Und so lässt man das größte Problem seines Lebens ungelöst.

Ein Schweizer Arzt hat in einem Buch behauptet: Wenn ein Mensch die großen Lebensfragen nicht löst, dann bekommt er eine seelische Wunde, ein Trauma. Und er fährt fort: Wir im Abendland sind krank an Gott. Wir leugnen ihn nicht – aber wir gehören ihm auch nicht, ja, wir wollen ihn nicht. Deshalb sind wir krank an Gott. – Das glaube ich auch!

Wenn ich überall höre: »Der moderne Mensch interessiert sich nicht für Gott!«, kann ich nur antworten: »Dann steht es aber schlimm um den modernen Menschen! Nun – ich bin selber einer und interessiere mich dafür. Und ich halte mich nicht für antiquiert. Aber wenn der moderne Mensch sich ernsthaft nicht für seine Erlösung interessiert, dann ist das sehr schlimm!« Ich will mal ein ganz dummes Beispiel brauchen: Stellen Sie sich einen Kochlehrling vor. Eines Tages erklärt der Chef: »Der interessiert sich überhaupt nicht für die Kocherei.« Ich frage: »Wofür interessiert er sich denn?« Da antwortet der Chef: »Für Schallplatten und Mädchen.« »Ja«, sage ich, »da müssen Sie eben mehr auf den Jungen eingehen und von jetzt ab nur noch über Schallplatten und Mädchen reden.« »Nein, nee!« erwiderte der Chef. »Wenn der Kerl sich nicht fürs Kochen interessiert, dann hat er seinen Beruf verfehlt!«

Verstehen Sie: Unser Beruf ist es, Kinder Gottes zu werden. Und wenn der moderne Mensch sich nicht dafür interessiert, dann hat er seinen Beruf als Mensch verfehlt.

Da hat es gar keinen Sinn, mit ihm über alle möglichen und unmöglichen Dinge zu reden, die ihn vielleicht interessieren, sondern ich werde nicht aufhören zu sagen: Sie fangen erst an, Mensch zu sein, wenn Sie Kinder des lebendigen Gottes sind!

3. Die Antwort Gottes auf die Frage aller Fragen

Ich wiederhole: Wir sind von Natur nicht Kinder Gottes – aber wir sind auf der Welt, um Kinder Gottes zu sein. Und darum muss in unserem Leben etwas geschehen. Dazu beizutragen, das ist der Sinn dieses Vortrages. Ich bin nicht dazu da, Sie ein bisschen zu unterhalten, sondern ich möchte ein paar Menschen, die ihr Herz aufschließen, dazu helfen – ach, wenn es doch gelänge! –, dass ihr Leben sinnvoll wird. Wir sind also nicht Kinder Gottes, wir lieben Gott nicht, wir übertreten seine Gebote, wir kümmern uns nicht um ihn, wir beten nicht – höchstens wenn wir mal in Druck sind, dann ziehen wir so ein bisschen die Notbremse. Deshalb ist die Frage aller Fragen: »Wie werde ich ein Kind des lebendigen Gottes?« Jetzt würde ich am liebsten Zettel und Bleistifte verteilen und sagen: »Schreiben Sie mal auf, was Sie denken, wie man ein Kind Gottes wird.« Da würden die einen sagen: »Dass ich ein guter Mensch bin!« Und die anderen würden sagen: »Dass ich eben doch an den Herrgott glaube!« Aber das ist alles zu wenig. Die Frage aller Fragen bleibt: »Wie werde ich ein Kind des lebendigen Gottes?« Die Antwort auf diese Frage aller Fragen kann ich auch nur durch Offenbarung erfahren. Wie Gott mich als Kind annimmt, das muss er mir selber sagen. Das kann sich auch ein Pastor nicht ausdenken. Und die Bibel gibt eine ganz klare Antwort. Sie lautet: Nur durch Jesus! Meine Freunde, wenn ich auf Jesus komme, dann schlägt mein Herz höher, dann geht mein Puls schneller, dann bin ich bei dem Thema meines Lebens. Wenn ich ein Kind Gottes werden will, geht es nur durch Jesus!

Es gibt ein Wort in der Bibel, das wörtlich übersetzt so heißt: »Jesus kam aus der Welt Gottes in diese Welt.« Wir bekommen heute dauernd erzählt, die Bibel hätte ein altes und überholtes Weltbild: Oben ist der Himmel, unten ist die Erde. Das ist dummes Zeug. Solch ein Weltbild hat die Bibel gar nicht. Sie sagt vielmehr von Gott: »Von allen Seiten umgibst du mich.« Das ist etwas ganz anderes. Verstehen Sie: Selbst wenn ich unter die Erde flüchten würde, wäre Gott da. Die Bibel hat das, was wir heute modern bezeichnen könnten mit »Weltbild der Dimensionen«. Wir leben in der dreidimensionalen Welt: Länge, Höhe, Breite. Es gibt aber mehr Dimensionen. Und Gott ist in der anderen Dimension. Er ist ganz nah, eine Handbreit neben uns. Er geht mit Ihnen! Er hat Sie gesehen auf Ihren gottlosen Wegen. Aber wir können die Wand zur anderen Dimension nicht durchbrechen. Nur Gott kann sie durchbrechen. Und Gott hat die Wand durchbrochen und ist in Jesus zu uns gekommen!

Im Neuen Testament heißt es weiter von Jesus: »Er kam in sein Eigentum« – Die Welt gehört doch ihm! – »und die Seinen nahmen ihn nicht auf.« Das ist die Geschichte des Evangeliums bis zu diesem Tage: Jesus kommt – und der Mensch macht die Türe zu. »Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.« Eigentlich müsste nun ein Punkt kommen, eigentlich müsste die Sache Gottes mit den Menschen damit doch zu Ende sein. Aber nun geht‘s merkwürdigerweise doch weiter, und zwar so: »Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er die Vollmacht, Gottes Kinder zu heißen.« So wird man also ein Kind Gottes, dass man Jesus aufnimmt! Haben Sie die Türen Ihres Lebens schon geöffnet für Jesus? »Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er die Vollmacht, Gottes Kinder zu heißen.«

Ich war junger Offizier im Ersten Weltkrieg – fern von Gott, als mir das geschah, als ich das entdeckte und mein Leben Jesus auftat, ihn aufnahm. Das warf mein ganzes Leben über den Haufen. Aber ich habe es keinen Augenblick bereut. Ich bin um Jesu willen schwere Wege geführt worden. Ich bin um Jesu willen ins Gefängnis geworfen worden. Ich habe um Jesu willen viel Not gelitten. Aber wenn ich noch hundert Leben hätte, ich würde vom ersten Moment ab, wo ich denken könnte, mich an dies Wort halten: »Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er die Vollmacht, Gottes Kinder zu heißen.« Da wurde mein Leben sinnvoll, als ich ein Kind Gottes wurde! Es ist ganz egal, was ich bin, ob ich Pfarrer bin oder Straßenkehrer, Generaldirektor oder Schlosser, Hausfrau oder Lehrerin – mein Leben wird sinnvoll in dem Augenblick, wo ich ein Kind Gottes bin. Also: Sie müssen Jesus aufnehmen! Dann haben Sie den Sinn Ihres Lebens gefunden! Nur dann!

Es ist sehr interessant, daraufhin einmal die Menschen des Neuen Testaments zu studieren. Da kommt zum Beispiel eine Frau vor, deren Leben schrecklich sinnlos war: Maria Magdalena. Es heißt von ihr nur so andeutungsweise: »Sie war von sieben Teufeln besessen.« Also, ich kenne viele Leute, die sind von zwölf Teufeln besessen! Es wird ein furchtbares Leben gewesen sein: triebhaft, gebunden. Und sie litt darunter, wie sinnlos das war. Und dann kommt Jesus in ihr Leben, der Heiland, der Sohn Gottes, und treibt die Teufel aus. Das kann er! Das tut er! Von dem Augenblick gehört diese Frau dem Herrn Jesus an. Ihr Leben ist nicht mehr sinnlos. Und dann erlebt sie, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wird und stirbt. Da kommt der Schrecken über sie: »Jetzt beginnt das alte sinnlose Dasein wieder.« Am Morgen des dritten Tages nach der Kreuzigung Jesu kniet sie in dem Garten bei dem Grabe Jesu und weint. Als sie zum Grabe Jesu gekommen war, da war es leer, und die Felsenplatte war weggewälzt. Ja, sein Leichnam war nicht einmal mehr da. Darum weint sie. Ich kann diese Frau so gut verstehen. Wenn ich heute Jesus verlieren würde, würde das bedeuten, dass ich in einen Abgrund von Sinnlosigkeit des Daseins stürzte. Ich verstehe sie: »Der Heiland ist weg. Jetzt ist mein Leben wieder sinnlos geworden.« Und dann hört sie plötzlich eine Stimme hinter sich: »Maria!« Sie fährt herum – und sieht ihn, Jesus, den Auferstandenen. Ich sehe es förmlich vor mir, wie die Tränen des Glücks und der Freude und der überwundenen Verzweiflung über ihr Gesicht strömen: »Rabbuni! Mein Herr!«

An dieser Frau wird mir so deutlich, dass man keine gro-ße Philosophie braucht, um Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu bekommen. Dem schlichtesten Menschen ist klar: »Mein Leben ist sinnlos! Wozu lebe ich eigentlich?« In dem Augenblick, wo diese Maria Magdalena Jesus aufgenommen hat, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens für sie gelöst, ist sie ein Kind des lebendigen Gottes geworden, ist ihr Leben ins Licht eines tiefen und großen Sinns gestellt! – Und darum möchte ich Sie bitten: Nehmen Sie Jesus auf! Er wartet auf Sie! Wenn Sie nach Hause gehen, können Sie mit ihm reden. Er ist Ihnen sehr nahe. Es wäre eine großartige Sache, wenn manch einer zum ersten Mal Jesus anriefe: »Herr Jesus! Mein Leben ist sinnlos. Komm du zu mir wie zu Maria Magdalena!«

Wenn wir Jesus aufnehmen, gibt‘s allerdings in unse-rem Leben eine große Revolution: Er gibt mir Teil an sei-nem Tode, dass der alte Mensch stirbt. Ich darf mit ihm auf­erstehen zu einem ganz neuen Leben als Kind Gottes. Er gibt mir seinen Geist, dass ich auf einmal anders denke und einen anderen Geschmack kriege. Aber das erleben Sie schon. Nehmen Sie nur erst mal Jesus auf! Das möchte ich Ihnen aber gleich sagen: Wenn man Jesus aufnimmt, bekommt man eine neue Existenz. Ein Kind Gottes zu werden bedeutet nicht eine Veränderung des Denkens, sondern eine ganz neue Existenz.

Im Westfälischen lebte im vorigen Jahrhundert ein Schuhmacher namens Rahlenbeck. Den hat man bloß den »Fienen-Pastor«, den »Pietisten-Pfarrer« genannt, weil er mit großem Ernst in der Nachfolge Jesu stand. Er war ein gewaltiger und gesegneter Mann. Eines Tages besuchte ihn ein junger Pfarrer. Rahlenbeck sagte zu ihm: »Herr Pfarrer, Ihr Theologiestudium garantiert auch noch nicht, dass Sie ein Kind Gottes sind. Sie müssen den Heiland aufnehmen!« Da antwortet der Pfarrer: »Ja, den Heiland habe ich. Ich habe sogar ein Bild von ihm im Studierzimmer hängen.« Darauf erwidert der alte Rahlenbeck: »Ja, an der Wand ist der Heiland ganz ruhig und friedlich. Aber wenn Sie den in Ihr Herz und Leben aufnehmen, dann gibt‘s Rumor!«

Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen herrlichen Rumor erleben, wo das Alte stirbt und man als Kind Gottes den Vater im Himmel preisen kann, weil man weiß, wozu man auf der Welt ist, wo man als Kind Gottes den Vater im Himmel ehren kann mit Werken, Worten und Gedanken.

Sie verstehen: Was ich Ihnen vortrage, ist nicht ein religiöses Hobby, nicht die Idee eines Pfarrers, sondern Leben und Tod hängen für Sie daran, ewiges Leben und ewiger Tod. Der Herr Jesus sagt: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören und die Tür auftun wird, zu dem werde ich eingehen.« So sagt der Herr Jesus auch zu uns.: »Siehe, ich stehe vor der Tür deines Lebens. Mach auf! Ich will deinem Leben Sinn geben!«

Da kam einmal ein alter Bergmann zu mir und sagte: »Ich muss Sie sprechen, Herr Pfarrer!« Er war 70 Jahre alt und erzählte mir: »Als ich 17 Jahre war, kam ich mal in solch eine Evangelisationsversammlung. Und da merkte ich, dass Jesus bei mir anklopft. Aber da habe ich mir gesagt: ›Wenn ich damit Ernst mache und nehme ihn auf, Mensch, dann lachen mich alle meine Kameraden aus. Es ist unmöglich.‹ Und dann bin ich rausgelaufen.« Und er fuhr fort: »Nun ist mein Leben verflossen. Ich bin alt geworden. Und jetzt weiß ich, dass mein Leben falsch war, weil ich in jener Stunde Jesus nicht die Tür aufgetan habe!«

Meine Freunde, wir haben nur ein einziges Leben, und des-halb ist die Frage »Wozu lebe ich?« lebenswichtig. Gott hat die Frage in Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, klipp und klar beantwortet. Und nun steht dieser Jesus vor Ihrer Tür und klopft an. Tun Sie ihm Ihr Leben auf – und Sie werden es nie bereuen!

Jesus unser Schicksal

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