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Ich habe keine Zeit!

Wenn zu meinen Vorträgen eingeladen wird: »Kommen Sie doch mal! Hören Sie mal den Pastor Busch!«, dann ist die häufigste Antwort: »Ich habe keine Zeit!«

Es geschah in einem Kurheim. Bei den Mahlzeiten saß ich einem älteren Mann gegenüber, mit dem ich mich gut verstand. »Das ist ein rechter Genießer!«, dachte ich manchmal, wenn ich sah, mit welcher Freude der stattliche Mann sich das Essen schmecken ließ, oder wenn ich ihn im Sonnenschein behaglich in der Landschaft dösen sah. Allmählich bekümmerte es mich, dass sich unsere Gespräche immer nur um oberflächliche Dinge drehten. Man könnte fragen: »Ist das denn schlimm?« Nun, ich bin überzeugt, dass Gott die große Wirklichkeit ist. Und es hat mein ganzes Leben verändert, – als ich erfuhr, dass Gott etwas ganz Gewaltiges getan hat: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.« Es ist furchtbar, wenn ein Mensch an diesem Heil Gottes einfach vorübergeht. Offenbar stand es so um meinen Tischgenossen. Wie wird ihm zumute sein, wenn Gott ihn einmal vor sein Angesicht ruft?! Eines Mittags überreichte ich ihm ein Büchlein, das ich einmal geschrieben habe. »Bitte, lesen Sie das mal! Es handelt von Erfahrungen mit Gott. Es gibt Ihnen Wichtiges zum Nachdenken!« Und was geschah? Der Mann bedankte sich herzlich. Und dann sagte er: »Jetzt muss ich mich erholen ... aber vielleicht komme ich zu Hause dazu, so etwas zu lesen!« Und damit legte er das Büchlein beiseite. Ich wurde traurig. Mehr Zeit als hier im Kurheim hatte der Mann nie. Er wollte einfach keine Zeit für Gott haben. – Es ist gefährlich, so mit Gott umzugehen. Und deshalb muss über dieses Thema also mal gesprochen werden.

1. Ein merkwürdiger Tatbestand

Warum eigentlich haben wir keine Zeit? Da möchte ich Sie zunächst auf einen Tatbestand aufmerksam machen, mit dem ich einfach nicht fertig werde, den kein Mensch erklären kann.

Sehen Sie: Wenn vor hundert Jahren ein Kaufmann aus Stuttgart mit Leuten aus Essen ein Geschäft abschließen wollte, dann musste er 5 Tage mit der Postkutsche hinfahren und weitere 5 Tage zurückfahren. Das waren 10 Tage Fahrt und vielleicht 2 Tage Verhandlung für einen Geschäftsabschluss. Fast ein halber Monat ging dafür drauf. Und heute führt der Geschäftsmann bloß ein Telefongespräch, sogar ohne Fernamt, nämlich in Direktwahl – und so hat er also 12 Tage gespart. Wenn ich mir jetzt aber die Geschäftsleute angucke, dann hat von denen keiner 12 Tage übrig. Im Gegenteil! Jeder sagt: »Ich habe keine Zeit!« Wie geht das zu?

Wenn ich früher als Kind zu meinen Großeltern auf die Schwäbische Alb gefahren bin, dann war das eine Weltreise von Elberfeld nach Urach. Und heute gibt‘s einen TEE, mit dem man die Strecke in etwa 5 Stunden schafft. Da müssten die Leute doch viel Zeit übrig haben! – Früher hat man 60 Stunden und mehr in der Woche gearbeitet. Heute arbeitet man vielleicht 40 Stunden in der Woche. Und kein Mensch hat Zeit übrig! Wie geht das zu?

Oder: Das ganze Leben ist heute darauf eingerichtet, alles zu vereinfachen. Meine Mutter hat jeden Tag vier Kapitel in der Bibel gelesen und Zeit gehabt, für all ihre Lieben zu beten. Und da gab‘s noch keine elektrische Waschmaschine und keine Küchenmaschine. Sie hatte 8 Kinder zu versorgen. Und die trugen keine Nylonwäsche, die Strümpfe musste man noch stopfen. Und sie hatte Zeit, am Tage vier Kapitel in der Bibel zu lesen! Haben Sie die Zeit dazu? Nein, diese Zeit haben Sie doch nicht! Wie geht das zu?

Sie verstehen: Alles ist darauf angelegt, dass wir Zeit sparen – und kein Mensch hat Zeit. Können Sie sich das erklären? Das ist eine Sache – ich habe viel darüber nachgedacht – die man einfach nicht verstehen kann. Und es gibt ernsthaft nur eine Erklärung – die wollen die Menschen zwar nicht hören, aber ich weiß keine andere: dass im Hintergrund einer steht und uns hetzt! Da gibt es einen, der dafür sorgt, dass der Mensch keine Zeit hat, der wie der Dompteur im Zirkus dauernd mit der Peitsche knallt und die Menschen in Trab hält! Und genau das sagt die Bibel: Jawohl, der ist da! Und das ist der Teufel. Jetzt stehen wir vor der Frage: Gibt‘s denn einen Teufel? Und da antworte ich Ihnen: Ja, es gibt einen Teufel! Es gibt eine »Obrigkeit der Finsternis«.

Neulich erklärte mir ein Mann in einem Gespräch, er sei »mit dem Christentum fertig«. Da habe ich ihm erwidert: »Welche Täuschung! Der Teufel hat Gewalt über Sie. Der macht Sie fertig!« Daraufhin lächelte er und sagte: »Teufel! Gibt‘s denn einen Teufel?«

Da erzählt die Bibel eine Geschichte: Jesus wird vom Teufel auf einen sehr hohen Berg geführt, von dem man eine weite Aussicht hat. Und der Teufel schiebt die Vorhänge weg – und da sieht Jesus im Geist alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Der Teufel aber sagt zu Jesus: »Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest, denn es ist mir übergeben, und ich gebe es, wem ich will.« Das ist eine von den Stellen der Bibel, die mich mächtig packen, denn: Der Herr Jesus widerspricht dem Teufel nicht. Er lässt das gelten, dass der Teufel die Macht über die Welt hat.

Und ich sage Ihnen: Man ist blind und dumm, wenn man nicht kapiert, dass es eine Macht der Finsternis gibt! Wie können Sie sich sonst die Welt erklären? Ich will nur ein paar Dinge antippen:

Ich denke zum Beispiel an die vielen Menschen, die süchtig sind. Da kommt eines Nachts der Direktor eines Betriebes zu mir, voll wie eine Strandhaubitze – Sie verstehen: Er hatte viel Alkohol getrunken! –, aber noch ziemlich klar im Kopf, und sagt: »Helfen Sie mir. Ich kann nicht anders, ich muss saufen! Mein Vater war ein Trinker. Er hat mir‘s vererbt. Ich muss!« Was meinen Sie, wie viele Menschen es gibt, die im Grunde ihres Herzens jammern: »Ich muss!« Wer kommandiert‘s denn? Gu­cken Sie sich das ganze Elend unserer Zeit doch an, um zu spüren, dass eine »Obrigkeit der Finsternis« ist, wie die Bibel es sagt!

Oder denken Sie doch mal an die sexuelle Labilität unserer Tage. Da ist ein Herr. Er hat eine entzückende Familie, eine reizende Frau – und fällt auf einmal einer Angestellten seines Betriebes zur Beute. Ich suche ihn auf und sage: »Mein lieber Mann, Sie ruinieren Ihr Leben, Sie ruinieren Ihre Familie, Sie werden ein Gespött Ihrer Kinder!« Ich sehe ihn noch vor mir sitzen, den großen Manager der Industrie: »Herr Pfarrer, ich kann nicht los von dem Mädchen, ich kann nicht!« Wer spürt da nicht etwas von der Macht der Finsternis?!

Der bekannte englische Schriftsteller Somerset Maugham hat ein dickes Buch geschrieben mit dem Titel »Von des Menschen Hörigkeit«. Wie werden Menschen einander hörig! Wie waren Sie Älteren dem Hitler hörig! »Ich habe geglaubt, dass zwei mal zwei zwanzig ist. Ich hab‘s geglaubt, weil‘s der Führer gesagt hat!« Da spüren Sie doch die Macht der Finsternis, dass es einen Teufel gibt!

Der große deutsche Dichter Goethe hat das gewaltige Drama »Faust« geschrieben. Da Sie alle gebildete Leute sind, kann ich also voraussetzen, dass Sie den »Faust« kennen. Im »Faust« kommt ein Mädchen vor: das Gretchen. Es ist ein reines Kind – und es wird verführt. Und dann will der Bruder das Gretchen und seine Ehre verteidigen. Er gerät in eine Schlägerei mit den Verführern und wird dabei getötet. Damit der Verführer zu ihm kann, gibt das Gretchen der Mutter ein Schlafmittel. Die Mutter stirbt darüber. Und als das Kind kommt, bringt Gretchen es um – so, wie die Leute heute die Kinder schon im Mutterleibe umbringen. Welch ungeheure Schuld laden sie auf sich! Am Schluss steht das Mädel da: Mutter, Bruder und Kind gemordet! Und da sagt es das erschütternde Wort: »Doch – alles, was dazu mich trieb, / Gott! war so gut! ach, war so lieb!« Goethe war gar nicht so dumm. Er erzählt im »Faust«, dass der Teufel die Hand im Spiel hatte bei der ganzen Geschichte!

Solche Geschichten erlebe ich nun als Großstadtpfarrer permanent. Und wenn zu mir einer kommt und sagt: »Es gibt keinen Teufel«, dann kann ich nur fragen: »Von welchem kleinen Dörfchen kommen Sie eigentlich her?« – obwohl es da wahrscheinlich auch teuflisch zugeht.

Ach, meine Freunde, dass es einen Teufel gibt, habe ich auch daran beobachtet, dass sogar richtige Christen schrecklich blind sein können gegen ihre eigenen Fehler. Da ist zum Beispiel eine fromme Frau selbstsüchtig bis dorthinaus. Sie quält ihre Schwiegertochter wie verrückt, aber sie merkt‘s nicht. Eine fromme Frau! Ihr Frommen, bittet Gott, dass er euch von der Macht der Finsternis befreit.

Sehen Sie: Man kann die Welt gar nicht erklären, wenn man nicht versteht, dass es einen Teufel gibt, eine Macht der Finsternis, eine Macht, die ganz gezielt arbeitet, die uns in Atem hält. Darum haben wir keine Zeit. Der Teufel setzt alles daran, uns keine Zeit zu lassen, damit wir ja nicht nachdenken können – nicht nachdenken können darüber, dass es von dieser Macht der Finsternis eine Erlösung gibt! Und jetzt muss ich als Zweites von dieser Erlösung reden:

2. Eine herrliche Tatsache

Eine herrliche Tatsache: Es gibt eine Erlösung! Ah, meine Freunde, wie bin ich froh, dass ich so eine schöne Botschaft habe! Im Karneval treten sogenannte Büttenredner auf. Und da überlege ich mir manchmal, wie denen wohl zumute ist, wenn sie abends in ihrem Zimmer sind und sich abgeschminkt haben. Ehrlicherweise wird solch ein Büttenredner doch dann denken müssen: »Ich verdiene mein Geld damit, dass ich Unsinn und zweideutiges schmutziges Zeug rede.« Da müsste einem doch schlecht werden vor sich selber!! Wie bin ich glücklich, dass ich von der wunderbaren großen Tatsache reden darf: Es gibt eine Erlösung von der Macht der Finsternis!

Der Apostel Paulus hat einmal den Christenstand so beschrieben: »Gott hat uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut.« Christenstand bedeutet also nicht in erster Linie, getauft und konfirmiert zu sein oder Kirchensteuer zu zahlen. Sondern Christenstand bedeutet, eine Existenzveränderung zu erleben, aus der ganzen Macht der Finsternis herausgerissen zu werden und in eine neue Existenz unter einem neuen Herrn zu kommen!

Hierzu muss ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die ich von einem Berliner Stadtmissionar gehört habe: Er betreute einen Mann, der an den Suff gebunden war. Solche Bindungen sind ja ungeheuer schrecklich. Eines Tages hört er, dass der Mann wieder furchtbar viel getrunken hat. Die Möbel hatte er kaputtgeschlagen, seine Frau verprügelt. Und da geht er hin. Es war nachmittags um 5 Uhr. Der Mann sitzt in der Wohnküche und trinkt einen Kaffee. Neben ihm hockt sein kleiner 5jähriger Junge. Der Stadtmissionar begrüßt ihn freundlich und fragt: »Ist es wieder schiefgegangen?« Da knirscht der Mann nur mit den Zähnen und springt auf. Er sagt kein Wort, geht nebenan in die Kammer und kommt zurück mit einem Wäscheseil. Und dann fängt er an – ohne ein Wort zu sagen –, den kleinen Jungen auf dem Stuhl anzubinden. Der Stadtmissionar denkt: »Was soll das werden? Ist er noch betrunken?« Aber er lässt den Mann gewähren. Und der fesselt den kleinen Jungen und verknotet das Seil. Dann aber brüllt er den Jungen an: »Steh auf!« Der Kleine fängt an zu weinen und jammert: »Ich kann doch nicht!« Und da wendet sich dieser Trinker mit herzzerbrechender Miene an den Stadtmissionar und sagt nur: »Da sehen Sie es: ›Ich kann doch nicht!‹ So geht es mir auch: Ich kann doch nicht!« Erschütternd: »Ich kann doch nicht!« Darauf fasst der Stadtmissionar in die Tasche, holt ein Taschenmesser heraus und schneidet – unbekümmert um den Schaden, der entsteht – das schöne neue Wäscheseil kaputt. Dann sagt er ruhig zu dem Jungen: »Steh auf!« Da steht der Junge auf, der Stadtmissionar wendet sich an den Trinker: »Na bitte!« »Ja«, erklärt der, »wenn Sie den Strick zerschneiden!« Dann sagt der Stadtmissionar: »Hören Sie: Es ist einer gekommen, der die Stricke zerschneidet, die uns binden: Jesus!«

Die Welt ist voll von Menschen, die es bezeugen können: »Jesus ist kommen, nun springen die Bande, / Stricke des Todes, die reißen entzwei; / Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden, / Er, der Sohn Gottes, er machet recht frei, / Bringet zu Ehren aus Sünde und Schande: / Jesus ist kommen, nun springen die Bande!«

Eine herrliche Tatsache: Es gibt eine Erlösung von der Macht der Finsternis!

Ich muss nun als Drittes Ihnen sagen:

3. Das eigentliche Thema

Mein eigentliches Thema? Die Erlösung geschieht durch Jesus! Ich muss jetzt von Jesus reden. Und wenn ich von Jesus reden kann, dann hin ich bei meinem eigentlichen Thema. Ich erinnere mich, wie ich einmal in New York in einen Club für Schwarze eingeladen war. Sie wissen um die Rassenspannungen dort. In diesem Clubhaus stand unten in der Halle auf einem Sockel eine Marmorfigur. Man sah, dass sie keinen Schwarzen darstellte. Ich wunderte mich, dass die Schwarzen dort einem Weißen ein Denkmal errichtet hatten. So fragte ich einen schwarzen Gent: »Freund, wer ist das?« Und dann kam eine Szene, die ich nie vergessen werde. Da blieb dieser Mann vor der Statue stehen und erklärte ganz feierlich: »Das ist Abraham Lincoln, mein Befreier!« Und dann sah ich im Geiste, wie – lange ehe der junge Mann geboren war – der Präsident Lincoln in einem schrecklichen Kriege den Schwarzen die Freiheit erkämpft hatte. Der junge Mann war nicht dabei gewesen. Aber dass er jetzt frei herumlief, das verdankte er dem, was Abraham Lincoln auf blutigen Schlachtfeldern für ihn erkämpft hatte. Ich ging die Treppe hoch und sah den Mann immer noch unten vor der Statue stehen und hörte ihn murmeln: »Abraham Lincoln, mein Befreier!«

So möchte ich vor Jesu Kreuz stehen und sagen: »Jesus, mein Befreier!«

Es gibt einen Satz in der Bibel, in dem von einer merkwürdigen Sache die Rede ist: »Das Gesetz des Geistes, der da lebendig ist, hat uns frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.« Es gibt Naturgesetze. Wenn ich ein Taschentuch in der Hand halte und es loslasse, dann fällt es nach dem Gesetz der Schwerkraft nach unten. Das ist nicht zu ändern. Aber wenn ich es jetzt mit der Hand auffange, dann fällt es nicht bis zur Erde. Das heißt: Wenn eine stärkere Kraft eingeschaltet wird, dann wird das Gesetz der Schwerkraft unterbrochen. Von Natur sind wir dem Gesetz der Sünde und des Todes unterworfen. Wir fallen alle, wir rutschen alle ab – ins ewige Verderben. Wir wissen das. Und jetzt kommt alles darauf an, dass eine stärkere Macht dazwischenkommt und unseren Fall aufhält. Dann erst fallen wir nicht mehr. Und diese stärkere Macht hat Gott in Jesus uns gegeben – zur Erlösung, zur Befreiung. Verstehen Sie: Jesus hat dem Teufel die letzte Macht genommen! Und in der Kraft des Heiligen Geistes, die Jesus uns schenkt, dürfen wir in einem neuen, erlösten Leben wandeln!

Es ist eigentümlich: Die Welt kommt ja von diesem Jesus nicht los. Verstehen Sie das? Es hat mal einer gesagt, Jesus sei wie ein Fremdkörper in dieser Welt. Ja, das ist er wahrhaftig: ein Fremdkörper aus dem Himmel! Wer ist dieser Jesus? Ich muss da ein bisschen stehen bleiben, denn es kommt alles darauf an, dass Sie Jesus kennen lernen. Lassen Sie sich über Jesus bitte nicht orientieren von irgendwelchen Zeitschriften. Lassen Sie sich nicht dumm machen von Leuten, die Jesus gar nicht richtig kennen. Allein das Neue Testament gibt richtig Auskunft, wer Jesus ist. Luther hat es von der Bibel her einmal so formuliert: »Wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren.« Gott und Mensch! Himmel und Erde verbinden sich in ihm!

Jesus ist »wahrhaftiger Mensch«!

Er konnte weinen am Grabe des Lazarus. Und ich denke mir: Er konnte auch lachen, wenn er den Jüngern sagte: »Sehet die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen – und euer himmlischer Vater ernährt sie doch!« Ja, ich sehe ihn förmlich lachen, meinen Heiland: »Die frechen Spatzen! Sie kümmern sich um nichts – und werden doch satt und dick und fett!« O welch ein wundervoller Mensch ist Jesus!

Da wird erzählt, dass er gepredigt und anschließend 5000 Mann gespeist hat. 5000 Mann – ohne Frauen und Kinder! – Wenn wir die Frauen aus unseren christlichen Versammlungen einmal hinausschicken würden, was bliebe denn da übrig? Was war das für eine Versammlung beim Herrn Jesus: 5000 Mann ohne Frauen und Kinder! Und da hat er kein Mikrofon gehabt. Was muss Jesus für eine wunderbare Stimme gehabt haben! Ach, er war ein großartiger Mensch! Eine der größten Szenen des Neuen Testamentes ist diese: Da hat der römische Prokurator Pontius Pilatus Jesus geißeln lassen. Eine Krone von Dornen haben sie ihm aufs Haupt gesetzt. Sein Gesicht ist von Blut überströmt. Sein Rücken ist zerschlagen. Sein Angesicht ist bespien. Ein Menschenwrack! Und so kommt er heraus. Pilatus schaut erst ihn an und dann das Volk. Und dann zeigt er auf Jesus und sagt ganz erschüttert: »Sehet, ein Mensch!« Luther übersetzt: »Sehet, welch ein Mensch!« Es heißt wörtlich: »Sehet, ein Mensch!«

Pilatus sagte damit: »Ich habe viele zweibeinige Wesen gesehen, aber sie waren hungrige Wölfe, gefährliche Tiger, schlaue Füchse, eitle Pfauen, ja: Affen. Jesus aber ist ein Mensch!« Es mag dem Pilatus aufgegangen sein: »Jesus ist ein Mensch, wie wir es sein sollten!« Es hat mir neulich jemand gesagt: »Jesus war ein Mensch, aber gerade nicht, wie wir es sind, sondern so, wie wir es sein sollten!« Jesus war ein Mensch, wie wir es sein sollten, wie Gott ihn sich denkt. Wenn Ihnen jemand sagt: »Jesus war ein Mensch wie wir«, dann fragen Sie ihn mal: »Bist du wie Jesus?«

Und Jesus ist »wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren«!

Jetzt möchte ich Ihnen stundenlang davon erzählen. Etwa die Szene, wie das Schiff der Jünger auf dem See Genezareth in einen Sturm gerät. Das Schiff ist im Augenblick vollgeschlagen mit Wasser. Der Mast knickt ab. »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!«, haben sie geprahlt, denn es waren ja erfahrene Seeleute dabei. Aber dann erschrecken die Jünger doch, ja, es packt sie eine Panik, und sie schreien: »Wo ist denn Jesus?« »Ach, der schläft in der Kajüte!» Und dann stürzen sie in die Kajüte, hinter ihnen schießt das Wasser nach, und rütteln ihn wach: »Herr! Wir versinken!« Und dann sehe ich Jesus, wie er an Deck geht. In den Sturm hinein! Wir wollen Jesus immer in zahme Kirchen einsperren. Der geht mitten in den Sturm! Wissen Sie das? Es ist, als wenn der Sturm ihn hinwegreißen wollte. Aber er streckt die Hand aus und ruft gebieterisch, ja, majestätisch in das Toben hinein: »Schweig und verstumme!« Und im gleichen Augenblick legen sich die Wogen, und die Wolken zerreißen! Als ich diese Geschichte meinen kleinen Kindern erzählte, da sagte mein Junge: »Und dann war der Donner kaputt!« »Ja«, bestätigte ich, »dann war der Donner kaputt!« Die Sonne scheint! Und die Jünger sinken in die Knie: »Was ist das für ein Mann! Das ist nicht ein Mensch wie wir!« Sie haben die Antwort schließlich gefunden: Das ist der menschgewordene Gott!

Recht begriffen haben sie das erst nach Ostern, als Jesus lebendig aus dem Grabe gekommen war. Meine Freunde, ich erzähle Ihnen keine Märchen. Ich wagte nicht, hier zu stehen, wenn ich nicht wüsste, dass das die Wahrheit ist, dass in Jesus, dem Auferstandenen, der lebendige Gott zu uns gekommen ist.

Am liebsten aber sehe ich ihn, wie er am Kreuz hängt. Da ist er wirklich »Gott und Mensch«. Ich möchte ihn vor Ihre Augen malen, ihn, der zwar gekrönt ist, aber mit einer Spottkrone. Die starken Hände sind angenagelt. Und er neigte sein Haupt und verschied. »O Haupt voll Blut und Wunden, / Voll Schmerz und voller Hohn«! Sehen Sie diesen Jesus an, bleiben Sie vor ihm stehen und fragen Sie: »Warum hängt er da?« Fragen Sie, bis Sie die Antwort finden: »Da erlöst er mich von der Obrigkeit und der Macht der Finsternis! Da erlöst er mich von der Gewalt des Teufels!« Ich kann‘s jetzt nur mal so skizzieren: Sie dürfen mit diesem Kreuz Jesu gleichzeitig werden, es ansehen und wissen und glauben und fassen: »Hier werde ich von der Macht der Finsternis losgekauft, damit ich ein freies Kind Gottes werde.« Sie brauchen sich nicht mehr vom Teufel hetzen zu lassen, sondern dürfen im Anblick dieses Kreuzes erfahren: »Des Teufels Macht ist zu Ende! Jesus ist stärker! Dieser Gekreuzigte hat mich erkauft zu einem freien Kinde Gottes!«

Hören Sie doch auf mit der blöden Problematik unserer Zeit! Fangen Sie mal an, wirklich in die Realitäten zu kommen! Freie Kinder Gottes sollen und dürfen wir werden! Gott hat alle Voraussetzungen dazu geschaffen in Jesus, der gekreuzigt wurde und von den Toten auferstanden ist – für uns!

Ich weiß, wenn man von »Gott« redet, dann bekommt der Mensch ein großes Unbehagen. Warum nur? Sehen Sie: Wir sind alle in der Lage des verlorenen Sohnes, von dem die Bibel berichtet. Der war von zu Hause, vom Vater weggegangen. Aber er war fern vom Vaterhaus sehr unglücklich geworden. Da wäre er gern nach Hause zum Vater zurückgegangen, aber er hatte Bammel, er traute sich nicht. Warum? Weil so viel zwischen dem Vater und ihm war! So gibt es viele Menschen, die begegnen Gott nicht, weil sie im Grunde ihres Herzens denken: »Es ist so viel zwischen Gott und mir, dass wir nicht zusammengehören.« Und da haben sie völlig recht! Sie stehen natürlich unter der Obrigkeit der Finsternis und können keine Gemeinschaft mit Gott haben! Ja – aber was meinen Sie wohl? Wenn Jesus uns erretten will von der Obrigkeit der Finsternis und uns zu Kindern Gottes machen will, dann will er auch das wegschaffen, was zwischen Gott und uns ist! Und das hat er getan am Kreuz. Nun dürfen wir bei ihm Vergebung der Schuld finden! Jawohl: Dieser gekreuzigte Heiland gibt Vergebung der Sünden! Das hatte Paulus erfasst, als er sagte: »Gott hat uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis und versetzt in das Reich seines lieben Sohnes.« Von Natur sind wir vom Teufel getrieben. Jesus aber, der Sohn Gottes, errettet uns, indem er uns Vergebung der Schuld schenkt.

Und dazu, meine Freunde, hat Gott uns unsere Zeit gegeben, dass wir die Erlösung in Jesus annehmen!

4. Von einem, der auch keine Zeit hatte

Ja, ich bin noch nicht ganz fertig. Jetzt möchte ich Ihnen erzählen von einem Mann, der auch keine Zeit hatte. Der kommt im Neuen Testament vor. Er war ein großer Mann: römischer Statthalter. Felix hieß er. Ein wunderbarer Name. Felix heißt nämlich »der Glückliche«. Er hatte eine Frau, die hieß Drusilla. Und er hatte einen Gefangenen, der hieß Paulus. Eines Tages – er hatte gerade viel Zeit – sagt er: »Wir wollen diesen Paulus mal ein bisschen verhören. Frau, geh mit!« Und dann gehen sie in den Gerichtssaal. Sie setzen sich pompös hin. Rechts und links von ihnen stehen die Legionäre. Dann wird der Gefangene he­reingebracht. »Rede mal, Paulus, warum sitzt du hier?«, fordert Felix seinen Gefangenen auf. Und dann fängt der Paulus eine gewaltige Rede an. So möchte ich auch reden können. Es wurde immer ernster. Auf einmal war der lebendige Gott im Saal! Paulus spricht von der Gerechtigkeit, die ein Richter haben müsste. Das geht dem Felix durch und durch. Er denkt an all die trüben Bestechungsfälle. Und Paulus spricht von der Keuschheit. Da fällt die Drusilla beinahe vom Stuhl. »Junge, aus welcher Zeit stammt denn der?«, denkt sie. Und als Paulus gar fortfährt: »Gott will das!«, da wird‘s den beiden ganz heiß. Und dann spricht Paulus vom Gericht Gottes, in dem man verlorengehen kann. Da springt der Felix auf und sagt: »Moment mal, Paulus! Das ist ja ganz schön, was du sagst. Es ist sicher auch ganz wichtig. Wenn ich gelegenere Zeit habe, will ich dich wieder anhören. Aber jetzt habe ich keine Zeit!« Und dann lässt er ihn abführen. Er hatte nie mehr Zeit.

Und ich fürchte, wenn wir keine Zeit haben, Gott zu uns reden zu lassen von der Gerechtigkeit und von der Keuschheit und von seinem Gericht, dass es dann bei uns auch einmal so ist wie beim Felix! Es ist uns so unheimlich, wenn wir die Wirklichkeit Gottes spüren, nicht? Dann stürzen wir uns lieber in den nächsten Film oder drehen den Fernsehapparat an. Da bleiben wir wenigstens in dem Milieu, das uns nicht aufregt. Und so bleibt alles beim Alten!

Ist das nicht schrecklich, wenn man von einem Leben sagen muss: »Es blieb alles beim Alten – immer!«? Da ist der Sohn Gottes gekommen und sagt: »Siehe, ich mache alles neu! Ich vergebe Vergangenheit! Ich erkaufe euch durch mein Sterben ins Reich Gottes hinein! Ich gebe euch den Heiligen Geist, dass ihr neue Leute werdet!« – und wir sagen: »Ach, nein!« – und es bleibt immer alles beim Alten. Es gibt Christen, deren Chris­tentum längst erstorben, ist, sie haben es bloß noch nicht gemerkt – und es bleibt alles beim Alten.

Ach, meine Freunde, ich wünsche Ihnen, dass es bei Ihnen anders ist. Ich wünsche Ihnen das Herrlichste, was es gibt: Dass bei Ihnen eben nicht alles beim Alten bleibt, sondern neu wird durch Jesus!

5. Von dem, der Zeit hat

Zum Schluss muss ich noch etwas ganz Wichtiges sagen: Wir sind gehetzte Leute, solange wir unter der Herrschaft des Teufels stehen. Aber ich weiß einen, der Zeit hat für Sie: Jesus, der Heiland, der Auferstandene! Frauen klagen vielleicht: »Mein Mann hat nie Zeit für mich.« Männer klagen: »Meine Frau hat nie Zeit für mich.« Eltern klagen: »Die Kinder haben nie Zeit für uns.« Kinder klagen: »Die Eltern haben nie Zeit für uns.« Hören Sie: Jesus hat Zeit! Jesus hat Zeit für uns!

Das ist mir geradezu eine ganz neue Entdeckung in der letzten Zeit. Ich hatte in der vergangenen Woche einige schwierige Probleme, die ich Ihnen jetzt nicht im Einzelnen erklären möchte. Aber manchmal gerät man so richtig in die Konflikte unserer Zeit. Ich war so bedrückt, dass meine Frau sagte: »Du bist ja sehr unleidlich, aber ich kann es auch verstehen!« Da bin ich rot geworden – verstehen Sie? – und bin in den Wald gelaufen. Und in der Stille habe ich mit meinem Heiland gesprochen: »Herr Jesus, ich muss dir mal die ganze Misere erklären ...« Ich sagte ihm alles. Und er nahm sich Zeit, dass ich‘s ihm ausführlich erklären konnte. Im Handumdrehen waren zwei Stunden herum. Und dann schlug ich mein Neues Testament auf – und da war jedes Wort wie eine Antwort Gottes für mich persönlich! Wie fröhlich bin ich nach Hause gegangen! Ich hatte eine ganz neue Entdeckung gemacht: Jesus hat Zeit für mich!

Es gibt eine wunderbare Geschichte im Neuen Testament. Da sitzt ein Blinder an der Straße und bettelt. Er hat so einen großen Holzlöffel. Und wenn einer kommt, streckt er den Löffel hin und ruft: »Gebt mir ein Almosen!« Auf einmal kommt eine Menge Menschen vorbei. Der Blinde denkt: »Was ist denn das? Eine Prozession oder Militär?« Schließlich fragt er: »Was ist denn los?« Da brüllt ihm einer zu: »Jesus geht vorüber!« Und da wird‘s bei dem Blinden hell – innen. Von Jesus hat er schon gehört, ja, er glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Und da fängt er an zu schreien: »Jesus, Gottes Sohn, hilf mir! Jesus, Gottes Sohn, erbarme dich mein!« Da werden die Leute nervös und sagen: »Schrei doch nicht so! Wir wollen hören, was Jesus redet.« Doch der Blinde ruft weiter: »Jesus, du Gottes-Sohn, erbarme dich mein!« Ja, er brüllt nur noch mehr. Da werden die Leute böse und drohen: »Wir verprügeln dich jetzt, wenn du nicht ruhig bist!« Eine drohende Masse ist eine gefährliche Sache. Aber der Blinde lässt sich nicht bremsen: »Jesus, Gottes Sohn, erbarme dich mein!« Also, wenn er mich gefragt hätte, dann hätte ich ihm erklärt: »Sieh mal, du musst das verstehen. Jesus ist auf dem Wege nach Golgatha. Er will für die Welt sterben. Die Welt geht zugrunde an ihrer Schuld. Jesus will die Schuldfrage lösen, indem er die Schuld der Welt auf sich nimmt, dass es Frieden mit Gott gibt. Und dann will er auferstehen, den Tod besiegen. Das sind globale Dinge. Da kannst du jetzt nicht dazwischenkommen.« Aber der Blinde schreit aus Leibeskräften: »Jesus, du Sohn Gottes, erbarme dich mein!« Und dann kommt eines der schönsten Worte des Neuen Testamentes: »Jesus aber stand still.« »Ach, Herr Jesus«, möchte ich sagen, »wenn ich eine dringende Sitzung habe, dann kann ich mich nicht aufhalten lassen von irgendwem!« »Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen«, heißt es in der Bibel. Jesus, der die Probleme der Welt löst, hat Zeit für diesen blinden Bettler! So viel ist ihm ein Mensch wert!

So viel sind auch Sie ihm wert! Glauben Sie, dass in der ganzen Welt noch einmal jemand ist, dem Sie so viel wert sind? Und dafür haben Sie keine Zeit? Der Teufel muss Sie sehr dumm gemacht haben!

Ich habe mal eine tolle Geschichte gehört: Ein Schiff war im Untergehen. Ein Steward rennt durch die Gänge und brüllt: »Alle an Deck! Schiff geht unter!« Er kommt auch an der Küche vorbei. Da brät der Koch seelenruhig Hähnchen und sagt: »Ich muss erst meine Pflicht tun!« – und brät Hähnchen! Und dann ging er mit seinen Hähnchen unter. So kommt mir der Mensch von heute vor: »Jesus? Unaktuell! Interessiert mich nicht! Ich habe keine Zeit!« So fährt die Welt ohne Jesus zur Hölle!

Ich meine, das Wichtigste sollten wir zuerst tun. Und wenn Gott eine Errettung gibt, dann ist das Wichtigste, dass wir diese Errettung annehmen! Ich möchte, Sie stünden jetzt vor dem Kreuze Jesu und könnten mit dem Liederdichter sprechen: »Wem anders sollt ich mich ergeben, / O König, der am Kreuz verblich? / Hier opfr‘ ich dir mein Blut und Leben; / Mein ganzes Herz ergießet sieh. / Dir schwör ich zu der Kreuzesfahn / Als Streiter und als Untertan.«

Jesus unser Schicksal

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