Читать книгу Tattoos & Tequila - Vince Neil - Страница 5
ОглавлениеHey – tut mir Leid wegen gestern, Alter.
Ich wollte meinen Lamborghini von meinem Haus in Danville oben in Nord-Kalifornien nach Las Vegas bringen lassen. Gewissermaßen im Austausch gegen meinen Ferrari, der dafür nach Danville gehen sollte. Bei solchen Sportwagen muss man immer ein wenig auf die Kilometerleistung achten. Immerhin sind sie Sammlerstücke, eine echte Investition. Und der Lambo macht in Las Vegas einfach mehr Spaß; hier gibt es lange, gerade Straßen, auf denen man ihn so richtig ausfahren kann. Wobei ich natürlich nie schneller fahre als erlaubt ist, klar?
Der Fahrer sollte gegen Mittag hier sein, aber dann hat es wohl die ganze Zeit richtig heftig geregnet; er sagte später, auf der Strecke hätte es 14 Unfälle gegeben, und daher tauchte er erst kurz vor sechs auf. Und meine Assistentin, die hier in Vegas wohnt und mir eigentlich den Rücken frei halten sollte, was solche Dinge angeht, war mit meiner Frau und meiner Schwiegermutter unterwegs, Weihnachtseinkäufe machen. Mein Schwiegervater ist vor kurzem gestorben, deshalb hat meine Frau ihre Mutter eine Weile zu uns geholt. Was kann man da machen? Du weißt doch, wie’s läuft, oder? So ist das mit dem glamourösen Rockstar-Leben. Da hast du eine Assistentin, aber wenn du sie mal brauchst, dann ist sie mit deiner Frau unterwegs, und du musst das, was getan werden muss, eben selbst erledigen. Und deshalb hockte ich gestern zu Hause und habe auf diesen Typ mit meinem Auto gewartet, um ihm die Garage aufzumachen. Und ich habe echt lange gewartet. Ich konnte nicht weg. Irgendwann habe ich meine Assistentin angerufen und gebrüllt: „Kelly? Wieso sitze ich hier rum und warte auf den Typ mit dem Auto, wo ich doch eigentlich mit den Interviews für mein Buch anfangen sollte!“ Und da sagt sie mir, echt, ich fass es nicht … sie wusste die ganze Zeit, dass der Typ zu spät kommen würde. Sie wusste Bescheid, hielt es aber nicht für nötig, mir mal was zu sagen. Niemand hat mir was gesagt! Sie meinte nur: „Ich habe doch gesagt, der Fahrer würde sich verspäten.“ Hatte sie nicht!
Niemand erzählt mir irgendwas, ich schwör’s dir. Das kann eines Tages auf der B-Seite von meinem Grabstein stehen: „Niemand hat ihm je etwas erzählt.“ Was auf die Vorderseite soll, weiß ich noch nicht. Die Zeilen wurden noch nicht geschrieben. Da kam doch neulich das neue Mötley-Crüe-Album raus, die neue Greatest-Hits-CD. Ich wusste überhaupt nichts davon! Das war echt ein Ding. Ich sitze in diesem Interview, und der Reporter meint: „Erzähl doch mal was über das neue Greatest-Hits-Album von Mötley.“ Und ich so: „Wovon redest du da?“ Niemand hat mir erzählt, dass eine Platte erscheint. So was passiert andauernd. Weißt du, ich hab meiner Assistentin gesagt: „Kelly, wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich früher als geplant mit dem Autor getroffen und wäre später wieder hier gewesen, um das Auto zu holen“, oder vielmehr, um hier zu sein, wenn der Typ kommt, weil sonst keiner da gewesen wäre, um den Code fürs Garagentor einzugeben, damit er die Autos austauschen kann.
Das Komische ist, mir ist es eigentlich sehr wichtig, immer ein bisschen zu früh zu kommen. Ich war für alles, was ich je getan habe, immer ein bisschen zu früh dran. Deshalb fand ich das ja auch so albern, als Mötley behauptet haben, sie hätten mich gefeuert, weil ich dauernd zu spät zu den Proben gekommen sei. Alter, ich komm echt nie zu spät. Das ist bei mir wie so ’ne Zwangsneurose. Ich bin immer zu früh dran. Wenn ich zum Flughafen muss, dann sitze ich über eine Stunde am Terminal rum, damit ich ja nicht zu spät komme. Und ich finde es total nervig, auf Leute zu warten, die nicht pünktlich sind. Ich hasse das. Bei meinen Solo-Gigs habe ich deshalb schon Leute im Hotel sitzen lassen. Bandmitglieder. Einer von den Typen kam dauernd zu spät, und irgendwann hab ich gesagt, ich hab jetzt die Schnauze voll. Wir sind abgereist, in die nächste Stadt. Der Bus ist ohne ihn losgefahren. Die Leute sollten pünktlich sein – wenn es heißt, ich bin dann und dann da, dann sollte das auch hinhauen. Und wenn es nicht klappt, dann kann man doch anrufen und Bescheid sagen. Aber einfach ein, zwei Stunden später kommen, das macht man nicht. Nicht mal eine Viertelstunde. So was macht mich total sauer, weißt du.
Also, wo fangen wir an? Als wir The Dirt gemacht haben, den Bestseller über Mötley Crüe, den Neil Strauss geschrieben hat, fanden die Interviews im Grand Havana Room in Beverly Hills statt. Viele Leute meinen, ich wäre in dem Buch nicht so richtig zu Wort gekommen. Stimmt wahrscheinlich. Ich hab’s nie gelesen. Als ich klein war, hat man bei mir Legasthenie diagnostiziert. Lesen hat mir nie richtig Spaß gemacht. Mir erscheinen gedruckte Zeilen oft wie rückwärts oder total schief. Es ist unheimlich mühsam. Wahrscheinlich stand das meiner Bildung von Anfang an im Weg. Wenn ich besser hätte lesen können, wäre ich vielleicht Arzt oder Anwalt geworden. Dann würdet Ihr dieses Buch hier gar nicht vor euch haben. Falls ihr mich mal trefft, nachdem ihr dieses Buch gelesen habt, sagt mir, wie ihr es fandet. Ich selbst werde es wahrscheinlich nicht lesen.
Mit der Schule war ich mit 15, 16, 17 so ziemlich durch, danach ging es hinaus in die Welt. Ich war damals schon Vater, bei meinen Eltern ausgezogen, und ich wohnte in Tommy Lees stinkendem Kleinbus, habe in einem Studio saubergemacht im Tausch gegen Aufnahmezeit, habe als Elektriker gearbeitet und versucht, es mit Rockandi, meiner ersten Band, zu was zu bringen. Dass in The Dirt nicht so viel über mich drinsteht, liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so der große Redner bin. Nikki und Tommy – das sind Typen, die ohne Ende quatschen können. Die können in Nullkommanichts den ganzen Sauerstoff in einem Raum damit verbrauchen. Ich bin nicht so einer, der dauernd was erzählen muss. Ich rede einfach nicht gerne über Sachen, wie ich mich fühle und so’n Scheiß. Das ist Schwachsinn. Ich habe Jahre in Entzugskliniken und bei Psychologen zugebracht – Gesprächstherapie und so. Aber, ich glaube, mir hat das nicht so viel gebracht. Nach all dem, was ich versucht habe, sollte ich dann doch allmählich geheilt sein, oder? Dieses ganze Gequatsche. Ich geh lieber raus und lebe, weißt du. Manche Leute haben viel zu sagen. Andere halten lieber die Klappe und tun, was sie tun müssen. Zu denen gehöre ich wohl. Also nimm’s mir nicht übel, wenn es ein bisschen schwer werden sollte, bei mir eine Ader anzuzapfen und die Infos aus mir rauszusaugen. Es gibt Leute, die halten es für eine gute Idee, wenn ich meine Geschichte erzähle, also mach ich das mal. Aber vergiss nicht – ich bin Sänger. Ich lasse meine Gefühle am Mikrofon raus. Ich bin eher ein demonstrativer Typ, sagt man nicht so? Ich hab kein Problem damit, mich mit jemandem zu prügeln oder jemanden zu vögeln, aber hinsetzen und reden, das ist nicht so mein Ding. Ich gehöre zu den Leuten, die sich auf der Bühne vor einem Stadion kreischender Fans wohler fühlen als bei einer kleinen Dinnerparty. Vielleicht fehlt mir die soziale Kompetenz. Vielleicht bin ich auch bloß ruhig und schüchtern. Ich bin echt ein bisschen schüchtern. Frauen spüren das. Sie wollen mich immer verhätscheln. Sie mögen das an mir. Und ich überlasse ihnen gern das Reden. Frauen lieben es, gehört zu werden. Ich höre gern zu. Und ich weiß, wie ich den Eindruck vermitteln kann, als würde ich einer Frau zuhören, obwohl ich das gar nicht tue. Das ist vielleicht das Geheimnis – zuhören. Obwohl es bestimmt auch nicht schadet, wenn den Mädels gefällt, wie du aussiehst und wie du dich gibst. Mir ist es wirklich nie schwer gefallen, bei Frauen zu landen. Ich hatte nie eine bestimmte Anmachtour. Habe ich nie gebraucht. Schon in jungen Jahren war es so, dass sie einfach auf mich zukamen, eine Flut von Frauen mit verschiedensten Figuren und Hautfarben und Nationalitäten, aber vor allem Blonde, langhaarige Blondinen mit dicken Titten, langen Beinen und kleinen runden Ärschen … aber davon vielleicht später mehr.
Wenn ich jetzt so an die Interviews für The Dirt denke, dann kriege ich direkt Sehnsucht nach dem Havana Room. Mann, da haben wir großartige Nächte verbracht. Das ist so ein abgefahrener Zigarrenraucher-Club nur für Mitglieder. Jede Menge teurer Weine und Scotch Whiskys, gute Zigarren natürlich und Dicke-Hose-Typen aus Hollywood. Man konnte sich sogar einen eigenen Humidor-Safe reservieren und einen Vorrat Cubanos einlagern. Ich fand es immer geil, dort zu sein, das gute Leben zu genießen, an einer dicken Kuba-Zigarre zu nuckeln und allen möglichen Scheiß zu machen, den man als Otto Normalbürger eben nicht so einfach machen kann – ich, ein Typ mit indianischen und mexikanischen Wurzeln, der Sohn eines KFZ-Mechanikers aus einem kalifornischen Provinzkaff. Ich weiß noch, irgendwann im Januar 2000 habe ich bei einem Hockey-Spiel der L.A. Kings den Comedian Tom Arnold getroffen. Du weißt schon, diesen Typ, der mal mit Roseanne verheiratet war. Das ist auch so ein total Bekloppter – wenn du mal nichts Besseres zu tun hast, musst du mal nach einer ihrer Fotosessions für Vanity Fair googeln, als die beiden noch richtig heiß und buchstäblich dick im Geschäft waren. Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass so was überhaupt in Familienzeitschriften abgedruckt werden darf. Weißt du, ich habe mein ganzes Leben in und um L.A. herum gelebt. Ich kenne da überall Leute. In Hollywood kenne ich eben Leute wie Tom. Hollywood ist klein und sozusagen meine Heimatstadt. Da freundet man sich zwangsläufig mit den lustigen Leuten an. Gleich und gleich gesellt sich gern, sagt man doch. Und ich meine, hey, ich liebe tolle Partys. Ich liebe Leute, mit denen man Spaß haben kann. Und Typen wie Arnold, die nicht dauernd alles filtern, was sie so rauslassen, finde ich klasse. Die haben so was an sich, als wäre ihnen alles scheißegal. Und sie kennen wiederum andere Leute, mit denen man Spaß haben kann.
Aber um auf den Havana Room zurückzukommen, nach dem Spiel haben wir dort Mel Gibson getroffen. Mel ist ein cooler Typ, trotz allem, was die Leute sagen. Bei manchen ist es ja, als ob sich ein Schalter umlegt, wenn sie was trinken. Das kenne ich jedenfalls von mir. Die wissen dann nicht mehr, was sie tun. Aber eins kannst du mir glauben, sie erzählen die Wahrheit. Ich habe Mel ein bisschen näher kennen gelernt, als ich in Malibu gewohnt habe – wir haben im Moonshadows öfter mal zusammen was getrunken. Das war ein paar Jahre lang meine Stammkneipe, da habe ich mit allen möglichen Leuten gesoffen – zum Beispiel mit Kelsey Grammer oder David Duchovny. Da schlug das ganze Partyvolk aus Malibu auf, die ganzen Saufbrüder. Im Moonshadows habe ich den schweren Stürmen nach dem Tod meiner Tochter getrotzt. Ich bin direkt von ihrem Bett im Krankenhaus zum Sunset Boulevard, dann rechts auf den Pacific Coast Highway und ins Moonshadows. Dort traf ich dann meinen guten alten Freund, das Vergessen.
Damals war ich mit der Schauspielerin Heidi Mark liiert – eine phantastische Frau mit einem phantastischen Arsch, die auch schon Playboy-Playmate gewesen war. Als ich sie kennen lernte, war sie auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit, gerade 24 Jahre alt. Mit 20 war sie ein paar Mal mit Prince ausgegangen, und sie war auch eine Zeitlang mit O.J. Simpson liiert, kurz nach dieser ganzen Geschichte mit dem Mord an seiner Frau. Wir waren schon ein paar Jahre zusammen, bevor wir heirateten. Und diese Sache, die ich jetzt erzählen will, die passierte kurz vor unserer Hochzeit. Dem dritten Mal, dass ich vorm Traualtar stand. Also, Tom ist irgendwann gegangen, und Heidi, Mel und ich blieben noch im Havana Room. Da wir Stammgäste waren, ging das Personal auch erst um drei Uhr früh nach Hause und wartete, bis wir aufgeraucht hatten. Wir fuhren zu unserem Haus in Malibu, machten die Nacht zum Tag, tranken, spielten Pool-Billard und machten verrückte Polaroid-Fotos – da muss es noch irgendwo eins geben, wo Heidi bei uns im Wohnzimmer auf Mels Schultern reitet. Wir hatten einfach einen Wahnsinnsspaß, aber größtenteils jugendfrei. Irgendwann im Morgengrauen bin ich dann umgekippt. Heidi hat Mel ein Taxi gerufen.
Am nächsten Tag haben wir dann in den Nachrichten gesehen, dass der Havana Room in der letzten Nacht abgebrannt war – weil wohl zwei Gentlemen ihre glühenden Zigarrenstummel in einen Papierkorb geworfen hatten, der dann Feuer fing und den ganzen Club in Brand steckte.
Komischerweise hat uns nie jemand drauf angesprochen. Ich bin von so vielen Leuten verklagt worden, von irgendwelchen Arschlöchern, die Geld kassieren wollten, indem sie mich aufs Kreuz legten. Ich weiß nicht wieso, aber ich bin dankbar. Irgendjemandem schulde ich wirklich großen Dank. Wahrscheinlich gibt es eine Menge Leute, von denen ich das sagen könnte. Ich schulde vielen Leuten Dank, da bin ich sicher. Es gibt so vieles, an das ich mich nicht erinnern kann …
Also, wie gefällt dir der Laden? Feelgoods Rock Bar & Grill. Es gibt noch einen anderen, in West Palm Beach, Florida. Der heißt Dr. Feelgoods. Das war der erste, aber der Laden ist riesig, es ist mehr ein Club. Dort gibt es fünf Bars, aber da werden nur Kleinigkeiten serviert, Finger-Food und so. Hier hingegen gibt es eine richtige Küche. Guck dir mal die Speisekarte an. Du kannst dir bestellen, was du möchtest. Das Essen ist super hier. Die Tortilla-Chips zum Beispiel sind selbstgemacht. Ich habe schon welche bestellt. Die werden heiß serviert. Richtig klasse. Die meisten Gerichte habe ich vor der Eröffnung probiert.
Das hier soll das Flagschiff der ganzen Kette werden. Wir haben eine Menge Geld in die Einrichtung und das ganze Konzept investiert. Irgendwann einmal soll es 25 oder 40 solcher Läden in den USA geben. Die Vorbereitungen hier waren allerdings ganz schön aufwändig. Die Küche hat zum Beispiel schon drei Wochen vor der Eröffnung losgelegt. Die Handwerker haben hier ja noch gearbeitet, und die haben wir schon bei uns verpflegt. Das nennt man in unserem Business „Probemahlzeit“. Die Köche hatten so die Möglichkeit, ihre Gerichte zu perfektionieren und auch die Speisekarte zu testen. Guck mal hier, über dem Thunfisch-Toast, da steht „Pete-Teller“. Pete war mein Schwiegervater, Lias Vater, der kürzlich gestorben ist. Das hier war sein Lieblingsessen – zwei Hotdogs mit einem halben Liter Budweiser. Deswegen haben wir diese Zusammenstellung Pete-Teller genannt. Einen Vince-Teller gibt es auch. Das ist ein schlichter, guter Hamburger mit einer Spezialsoße – Thousand Island Dressing. Den machen die hier richtig toll, ganz phantastisch.
Wir werden hier hervorragend arbeiten können. Ich weiß, du hattest vorgeschlagen, dass wir die Interviews bei mir zu Hause machen, weil die Atmosphäre dort intimer wäre und so. Glaub mir, das stimmt gar nicht. Mein Haus, weißt du … jetzt ist zum Beispiel gerade meine Schwiegermutter zu Besuch. Das ist ja die Sache. Da sind meine Hunde, meine Schwiegermutter, meine Frau. Das wäre einfach … irgendwie alles zu viel. Und wenn wir uns ein Hotelzimmer nehmen würden – war das nicht auch im Gespräch? Ich glaube, jemand von 10th Street hatte vorgeschlagen, eine Suite zu mieten, vielleicht im Rio, in dem es auch ein Tattoo-Studio von Vince Neil Ink gibt. Aber wenn wir es in einer Umgebung versuchten, in der ich mich irgendwie eingeschlossen fühlen würde … weißt du, da hätte ich sofort das Bedürfnis, abzuhauen. Wenn man mich einengt, mich an einem Ort festnagelt … Ich weiß nicht. Darauf reagiere ich nicht sehr gut. Ich bin lieber hier … weißt du, was ich meine? Wenn das hier nicht klappt, können wir immer noch ins Studio gehen, da gibt es im oberen Stockwerk auch ein paar Zimmer. Heute Nachmittag muss ich sowieso dorthin. Bei der Platte müssen wir nämlich richtig einen Zahn zulegen. Wir haben nur zwei Wochen Zeit. Du kommst nachher mit ins Studio, okay? In den nächsten Tagen habe ich ganz schön viel zu tun. Du weißt, dass wir nächsten Mittwoch und Donnerstag auch das Video drehen, oder? Das wird cool. Wir werden uns einfach Mühe geben müssen, zwischendurch Zeit zum Reden zu finden.
Ich liebe diesen Laden. Wie schon gesagt, wir haben uns sehr viel Gedanken über alles gemacht. Hier steckt viel Sorgfalt drin. Es ist purer Rock’n’Roll – rote Lichter, Leopardenfellbezüge, lila Samt, Spinnenweben aus Metall und Ledersofas mit Knopfpolstern. Die Kellnerinnen sind heiße kleine Rock-Bräute in kessen Punk-Outfits mit kurzen Röcken und viel Eyeliner. Die Bühne ist absolut toll. Sie bietet eine großartige, intime Atmosphäre und einen perfekten Sound. Aber wir ziehen auch ein ganz ordentliches Publikum. Inzwischen kommen landesweit bekannte Acts, und das ist ziemlich cool. An einem Abend in der Woche macht mein Sohn hier den DJ. Er heißt Neil Wharton, aber alle nennen ihn Neil Neil. Den größten Teil seines Lebens ist er bei meinen Eltern aufgewachsen. Wir lernen uns jetzt erst ganz allmählich kennen. Er singt in einer Mötley-Crüe-Coverband und ist erst vor kurzem nach Las Vegas umgezogen. Ich habe ihm einen Job bei unserer Modelinie vermittelt.
Mit dem Feelgoods ist es schon komisch, weil die meisten Bands, die hier spielen, zeitgleich mit uns groß geworden sind. Wir hatten die L.A. Guns hier, Ratt und kürzlich auch die BulletBoys. Silvester treten Slaughter auf – das sind die Jungs, die sonst zur Vince Neil Band gehören: Jeff Blando, Dana Strum, Zoltan Chaney. Die wirst du nachher im Studio kennen lernen. Mein Partner hat da in der Gegend auch seine Werkstatt, Count’s Kustoms. In einem der Lagerhäuser hat er seine ganzen restaurierten Autos abgestellt. Das ist das reinste Museum. Mein 32er Ford steht da auch – das ist der ultimative heiße Ofen, der Motor ist komplett verchromt, die Seiten sind mit Flammenzungen bemalt. Und wo wir gerade beim Thema sind – heute ist im Feelgoods Motorrad- und Hot-Rod-Abend. Da steht der ganze Parkplatz voller Maschinen, und es wird richtig voll. Mittwochs, donnerstags, freitags und samstags müssen wir morgens um sechs die letzten Gäste rauswerfen. Wir sind in Vegas, weißt du? Die Leute hier wissen, wie man Partys macht.
Und ich habe nichts weiter zu tun als gelegentlich einen Scheck abzuholen. Ich kann hier für alles unterschreiben, was ich will.
Ist doch klasse, oder?
Was mir aber auch an dem Laden gefällt, sind die ganzen Erinnerungsstücke. Wenn man reinkommt, hängt da unter Glas gleich mein feuerfester Rennanzug aus der Zeit, als ich Formel Eins gefahren bin, und natürlich auch Fotos von mir und meinem Auto. Außerdem mein Outfit vom Crüe Fest 1, jede Menge Gold- und Platinplatten und solches Zeug. Meine Frau hat schon Witze darüber gemacht, dass ich allmählich eine Lagerhalle für meinen ganzen Kram brauche. Ich sage dann immer: Hab ich doch schon – meine Garage! Da lagern tonnenweise alte Klamotten und Souvenirs von den Auftritten. Und auch jede Menge Gitarren, die ich dauernd geschickt bekomme. Was soll ich denn machen – das alles auf den Müll werfen? Ich bin normalerweise gar nicht sentimental, was irgendwelche Gegenstände angeht. Überhaupt nicht. Es ist bloß irgendwie so, wegschmeißen kann ich das alles auch nicht. Manchmal kaufen die Leute vom Hard Rock Café einem etwas von diesem alten Kram ab, dann bekommt man sogar noch etwas Geld dafür. Was glaubst du denn, wo die das ganze Zeug her haben? Der Scheiß lag vorher irgendwo in einer Garage. Die rufen einen an und fragen manchmal nach einem ganz bestimmten Outfit, vielleicht nach irgendwas von einem historischen Konzert oder so. In dem neuen Hard Rock Café, das hier auf dem Strip kürzlich eröffnet hat, hängt jetzt in einer großen Glasvitrine ein ziemlich cooler Anzug von mir – mit dieser langen Jacke, die ich anhatte, als wir mit Aerosmith auf Tour waren. Da kommen jede Menge Erinnerungen wieder hoch. Wenn meine Hosen doch nur reden könnten. Die könnten sich vielleicht an ein paar Geschichten erinnern, die mir schon entfallen sind. (Zum Beispiel diese Lederhosen, die ich auf dem Cover von Shout At The Devil getragen habe – die könnten allein ein ganzes Kapitel bestreiten.)
Dann werden wir uns jetzt also jeden Tag mittags treffen. Zumindest mal bis auf weiteres. Nur, wenn es sich negativ auf meine Stimme auswirkt, müssen wir uns das vielleicht noch mal überlegen. Das habe ich über die Jahre jedenfalls gemerkt: Singen belastet die Stimme gar nicht mal so sehr, aber Sprechen. Wir werden mal sehen, wie das so geht. Vielleicht müssen wir den Zeitplan einfach umstellen, sodass ich dann tagsüber probe und aufnehme, und du dann später am Abend ins Studio kommst. Oder wir reden zwischen den Sessions. Das Studio ist ganz in der Nähe. Nur fünf Minuten von hier, in den Lagerhallen gleich hinter dem Strip. Ich könnte ein paar Stunden arbeiten, und dann kommst du rum und wir reden. Wie auch immer. Das kriegen wir schon hin.
Mir gefällt es aber auch, dass wir uns im Feelgoods treffen, weil ich das Gefühl habe, dass ich jetzt, wo wir dieses Buch schreiben, ein ganz anderer Mensch bin als der junge Typ, der vor 30 Jahren seine Karriere begann. Ich bin nicht mehr einfach nur ein Frontmann oder Sänger. Heute bin ich genauso sehr Geschäftsmann. Und das gefällt mir. Business ist eine tolle Sache, weil man da nichts weiter tun muss, als Entscheidungen zu treffen. Ich meine, man muss nichts Schweres tragen. Man muss keine Gräben ausheben. Man muss sich noch nicht einmal Textzeilen merken. Stattdessen arbeitet dein Geld für dich, während du auf deinem Hintern sitzt. Das ist wesentlich weniger anstrengend, als 90 Minuten pro Abend über eine Bühne zu rennen. Probier das ruhig mal aus. Man hat gemessen, dass ich bei jeder Show um die 20 Kilometer zurücklege. 20 Kilometer! Ich kann mich noch erinnern, da war mal so ein Gig in Atlanta, und ich war schon Mitte 40; ich glaube, es war 2005. Du meinst, Rock’n’Roll hätte nichts mit Sport zu tun? Ich erzähl dir was: Ich renne da über die Bühne, große Schritte, richtig mit Elan, und sprinte von einer Seite zur anderen, als ich plötzlich – PENG! – diesen unheimlichen Schmerz in der Wade fühle. Als erstes dachte ich, man hätte auf mich geschossen, oder ich wäre von einem Metallstück getroffen worden. Auf der Bühne wird man ja mit allem Möglichen beworfen, Flaschen, Bolzen, Geschosse aller Art, da fliegen ja nicht nur Höschen. (Das wäre doch vielleicht auch ein schöner Untertitel für das Buch: Es fliegen nicht immer nur Höschen!) Nach der Show hat der Tourmanager die ganze Bühne nach dem Ding abgesucht, das mich getroffen hatte, aber es war nichts zu finden. Aber meine Wade, verdammte Scheiße, die tat so was von weh und wurde sofort dick wie ein Ballon.
Wie sich dann aber rausstellte, hatte mich gar nichts getroffen. Ich hatte mir einen Muskelfaserriss zugezogen. Einfach so. Das hat man im Krankenhaus bei einer Magnetresonanztomographie festgestellt. Wie irgendso’n blöder Sonntagssportler, der sich beim Softballspiel mit der Firma die Achillessehne verletzt. Bloß war’s bei mir eben der Wadenmuskel. Aua. Das hat unheimlich wehgetan, und ich bekam als erstes eine fette Dosis Schmerzmittel. Zwei Tage später war ich schon wieder auf der Bühne und habe die Tour zu Ende gebracht. Ein anderes Mal hatte ich mir den Knöchel gebrochen und musste ohne Gehgips auf Tour. Da habe ich mir einen alten Turnschuh aufgeschnitten und einen Gips gebastelt. Die Show muss schließlich weitergehen, oder?
Ja ja, Opa erzählt vom Krieg. Ich weiß, ich weiß … Alte Rockstars fallen tief. Aber ich will gar nicht jammern. Schließlich sitze ich hier im VIP-Bereich meines eigenen Restaurants an einem coolen, maßgefertigten Tisch in Gitarrenform. Und nicht nur das, mir gehört die ganze Scheiße. Ich bin 48 Jahre alt, 175 Zentimeter groß, 77 Kilo schwer. Die Zeiten der Elasthan-Hosen sind vorbei. Ich habe drei Schönheits-OPs hinter mir. Aber was meinst du, wer mehr Frauen abschleppt, du oder ich? Die Zeit hinterlässt nun einmal Spuren. Ich bin keine 21 mehr. Aber ich bin wahrscheinlich besser in Form als damals. Anfang der Achtziger waren wir dünn, keine Frage, aber nicht besonders gesund. Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt überlebt haben. Wir sind damals nicht gerade gut mit unseren Körpern umgegangen. Eine Flasche Jack Daniel’s und ein geklautes Päckchen Hotdogs – das ist nicht gerade das, was sich Experten unter einer ausgewogenen Ernährung vorstellen. (Wenn ich jetzt so darüber nachdenke – ich glaube, wir haben uns nicht mal die Mühe gemacht, die Dinger heiß zu machen.) Später, als wir zum ersten Mal etwas Geld in der Tasche hatten, gab es eine Phase, in der jeder in der Band gewissermaßen explodiert ist. Alle sahen um die Kiemen herum ziemlich grün aus. Das Problem? Wir konnten es uns plötzlich leisten, alles zu essen, zu schniefen, zu schlucken oder zu spritzen, was wir wollten. Wir haben jeder Laune nachgegeben – und das sah man uns natürlich an. Es war reines Glück, dass wir uns damals nicht umgebracht haben. Vielleicht sah es so aus, als hätten wir es genau darauf angelegt, aber zumindest von mir selbst weiß ich, dass es nie meine Absicht war, dabei draufzugehen. Ich wollte mich einfach geil fühlen, verstehst du? Ich war auf der Suche nach dem Kick, dem High, dem superintensiven Orgasmus. Jung sterben und eine schöne Leiche abgeben? Ist nicht mein Ding. Da lege ich mich lieber beim Schönheitschirurgen unters Messer.
Heute sind die Ausschweifungen von früher Geschichte. Nachdem ich jahrelang hemmungslos gesoffen habe, bin ich jetzt weitgehend trocken. Drogen nehme ich überhaupt nicht mehr. Das ist vorbei. Und mit dem Trinken habe ich vor drei Jahren aufgehört. Die Tequila-Brennerei gehört mir jetzt seit vier Jahren. Und deswegen habe ich Schluss gemacht – ich habe zu viel Tequila getrunken. Tja, und jetzt habe ich seit drei Jahren nicht mal mehr meinen eigenen Stoff probiert.
Mir fehlt es nicht, high oder betrunken zu sein. Überhaupt nicht. Ich bin jetzt viel produktiver als früher und kriege viel mehr geregelt. Morgens stehe ich um sieben auf und koche Kaffee. Wer hätte gedacht, dass ich eigentlich ein Frühaufsteher bin? Aber ich würde das mit den ganzen geschäftlichen Angelegenheiten nicht auf die Reihe kriegen, wenn ich noch immer so fertig wäre wie früher. Es kommt mir gar nicht mehr der Gedanke, mich zudröhnen zu wollen. Drogen sind einfach so … langweilig. Nüchternsein ist cool. Na gut, hin und wieder trinke ich vielleicht mal ein Glas Champagner. Aber das war’s dann auch schon. Kein Vergleich zu früher. Jetzt habe ich so viele Sachen am Laufen. Die Tattoo-Studios, Vince Neil Ink. Meine Solo-Platte. Mötley Crüe. Feelgoods. Tres Rios. Vince Neil Aviation – da starte ich gerade erst durch, aber weißt du was? Meine Flugzeuge sind total abgefahren – Flammenmotive an den Seiten, Inneneinrichtung mit Leopardenfell, eine Bar mit allen Schikanen. Wenn du mal richtig nach Rockstarmanier in die Luft gehen willst, dann musst du mit mir fliegen. Das wird super.
Wahrscheinlich achten wir inzwischen alle auf unsere Ernährung, vor allem, wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Frauen uns beobachten. Wie viel Hühnerfleisch verträgt man wohl? Ziemlich viel, würde ich sagen. Ich will dich nicht enttäuschen, aber ich bin inzwischen dafür bekannt, zum Mittagessen einen chinesischen Hühnersalat und eine Cola Light zu bestellen. Einige von uns haben nun mal Gewichtsprobleme, wenn sie nicht auf Tour sind. Aber wenn wir unterwegs sind, auf der Bühne und so, da ist das total anders. Auf Tour renne ich 90 Minuten ununterbrochen herum, manchmal auch länger. Wenn ich zwischen den Songs kurz von der Bühne gehe, dann sehe ich aus, als hätte ich Basketball gespielt. Dann bin ich nass bis auf die Haut, total verschwitzt. Und zwar jeden Abend, fünf Tage die Woche. Für mich liegen hinter der Bühne immer ein Handtuch und ein Fön bereit, neben dem ganzen anderen Kram, den ich noch so brauche. Während eines Schlagzeug- oder Gitarrensolos trockne ich mich schnell ab und föne mir die Haare. Diesen Backstage-Bereich mit meinen ganzen Sachen nennen die anderen „Vince’s World“: mein Handtuch, mein Fön, jede Menge Mineralwasser, Halspastillen … ah, ich verrate dir mal ein Berufsgeheimnis: Lakritzbonbons sind die besten, die öffnen einem wirklich die Kehle. Normalerweise gab es auch immer ein oder zwei Groupies in Vince’s World. Aber jetzt bin ich ja zum vierten Mal verheiratet und … sagen wir mal so, diese Geschichten gehören jetzt der Vergangenheit an.
Ich habe mal gelesen, dass ein Basketballspieler während eines NBA-Spiels, das 48 Minuten dauert, um die acht Kilometer zurücklegt. Da hast du es. An fünf Abenden in der Woche leiste ich mehr als das Doppelte! Ich trete sofort gegen Kobe Bryant an! Er und ich, wir haben etwas gemeinsam: Wir haben beide vier Championship-Ringe von den Lakers. Mit unseren Initialen. Aktuell warte ich gerade auf den vierten, der ist schon bestellt. Ich liebe die Lakers – hey, ich komme aus L.A., ich bin ein großer Fan von ihnen. Immerhin bin ich in Inglewood aufgewachsen, ganz in der Nähe des Forums, wo die Showtime Lakers immer gespielt haben. Der Teambesitzer, Jerry Buss, ist ein guter Freund von mir. Als er mir den ersten Lakers-Ring geschenkt hat, sagte er, den bekäme ich, weil ich „mehr Dinger versenke als jeder andere Laker“. Das war so was von cool, weißt du? Falls du dich fragst, was mich mit jemandem wie Dr. Jerry Buss verbindet, mit einem 76-jährigen Geschäftsmogul mit einem Doktortitel in physikalischer Chemie, dann kann ich nur sagen: Wir beide lieben schöne Frauen und trinken unseren Stoff gern aus der Flasche. Viele intensive Freundschaften gründen sich auf weniger.
Im Augenblick erholt sich Dr. Buss gerade von einem Schlaganfall. Ich hoffe, es geht ihm wieder gut. Jerry und ich haben immer viel über Geschäfte gesprochen. Er hat mir gern Ratschläge gegeben (ob ich das nun wollte oder nicht!). Kein Witz. Wenn er geredet hat, habe ich zugehört – jedenfalls, bis ich irgendwann nicht mehr mitgekommen bin. Aber vieles, was er mir gesagt hat, habe ich sehr verinnerlicht. In den letzten paar Jahren, seit ich nicht mehr trinke, habe ich viele der Sachen, die er mir beigebracht hat, wirklich nutzen können. Er hat zum Beispiel immer gesagt: Beim Geschäft ist klar, dass es Probleme geben wird. Es geht um Angebot und Nachfrage, Angestellte, Lieferprobleme, alles Mögliche. Als Geschäftsmann musst du lernen, dich damit auseinanderzusetzen. Du musst dich den Problemen stellen, die Dinge in Ordnung bringen und dir überlegen, wie du dein Unternehmen verbessern kannst. Bei Mötley Crüe lief das nie so. Bei Mötley Crüe gibt es Probleme, und nichts davon wird jemals besser. Das ist total frustrierend, das muss ich mal so sagen. Ich bin im Augenblick an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo ich keinen Bock mehr darauf habe, mich dauernd mit diesem Generve rumzuschlagen. Ich habe immer gesagt, dass ich mit dem Singen aufhöre, wenn mir das alles keinen Spaß mehr macht. Und ich merke immer mehr: Was Mötley Crüe betrifft, macht das allmählich tatsächlich keinen Spaß mehr. Vielleicht sind wir sogar schon über diesen Punkt hinaus.
Bei Mötley Crüe ist es immer wie mit diesem Greatest-Hits-Album – ich bin der letzte, der etwas erfährt. Ich hatte von Anfang an das vage Gefühl, dass es in dieser Band niemanden interessiert, was ich denke. Das ist irgendwie schon komisch. Die Band bringt mir überhaupt keinen Respekt entgegen, und alles läuft total Scheiße. Eine ganz alte Geschichte.
Ich weiß, ich weiß. Ich war der letzte, der in die Band einstieg. Und ich bin nur der Sänger. Ich bin der Entertainer. Ich bin der Typ, der vorn steht, aber nicht der, der die Songs mitbringt. Aber das ist mir egal. Mir ist es wurscht, dass jemand anders die Songs schreibt. Mein Job ist es, sie zu interpretieren, sie zu verkaufen, alles aus ihnen rauszuholen. Diese Songs eben so unvergesslich zu machen, dass sie 80 Millionen Mal über die Ladentische gehen. Wer kann schon sagen, wie oft Mötley-Songs illegal heruntergeladen, irgendwo im Internet angeboten oder sonst wie verbreitet wurden? Glaubst du, dass Mötley irgendein Nachteil entstanden ist, weil ich keine Songs beigesteuert habe? Anders herum gefragt: Hatten wir vielleicht auch Vorteile, weil meine Stimme die Songs gut verkaufen kann? Wir haben doch alle gesehen, was passiert ist, als sie mich durch John Corabi ersetzt haben. Danach haben sie dieses getürkte Meeting ins Leben gerufen, um mich wieder zurückzulocken. Ich wusste doch, dass dieses Scheiß-Meeting ein abgekartetes Spiel war. Wofür halten die mich, denken die, ich sei blöd?
Andererseits, ich kenne meine Rolle in der Band. Ich musste nie Songs für Mötley Crüe schreiben, weil die Songs, die von den andern kommen, ziemlich klasse sind. Damit will ich nicht sagen, dass ich nicht auch einige ziemlich gute Vorschläge eingebracht hätte. Es war zum Beispiel meine Idee, „Smokin’ In The Boys Room“ zu covern. Jeder weiß, dass dieser Song uns zur damaligen Zeit echt den Arsch gerettet hat. Aber ich bin jetzt nicht der Typ, der sagt: „Mein Name steht nicht hinter dem Song, den singe ich nicht.“ Echt nicht. So bin ich nicht drauf. Im Gegenteil. Mein Name steht hinter vielen der Hits, die wir hatten. Das ist auch schön. Aber das ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass sich diese Songs verkaufen. Und für mich ist es jetzt gerade das Wichtigste, aus meinem Leben den ganzen Scheiß zu eliminieren, der mich nervt, und dann ein Geschäftsmodell für meine verschiedenen Business-Bereiche zu finden, damit alles reibungslos läuft. Denn das will ich. Genau wie immer: Ich will, dass es einfach ist. Wie bei Saints Of Los Angeles. Der Produzent kannte meine Stimme so gut, dass er die erste Gesangsspur zur Orientierung selbst eingesungen hat, und als ich dann dazu kam, wusste ich genau, was von mir erwartet wurde und wie es sich anhören sollte, verstehst du. Als ich dann schließlich ans Mikrofon gegangen bin, lief alles total locker. Ich habe einen Song pro Tag fertiggestellt und hätte auch noch mehr geschafft, weil wir für jeden Titel gerade mal zwei Stunden gebraucht haben. Ganz ehrlich, es hat länger gedauert, vom Hotel zum Studio zu fahren und wieder zurück, als an der Platte zu arbeiten. So war das bei Saints. Das Album wurde übrigens letztes Jahr für einen Grammy nominiert. Wo ist also das Problem?
Früher war es immer soooo … verdammt … schwer, eine Platte rauszubringen. Es war ein Kampf, als würde man dauernd mit dem Kopf gegen die Wand laufen. Ich fand es grässlich. Wir hockten acht Monate in einem Studio, haben mit aller Gewalt eine Platte fertig gemacht und uns dauernd gestritten. Manchmal wurde es richtig übel. Wie ein Hahnenkampf auf Rockstar-Niveau, rund um die Uhr. Nikki schrieb mir vor, wie ich einen bestimmten Song singen sollte, und kam dauernd auf neue Ideen: „Versuch es mal so. Nein, doch lieber so.“ Er wollte unbedingt zeigen, dass er Macht über mich hatte. Bis heute habe ich das Gefühl, dass er bei der Agentur immer noch die Strippen zieht. Und dann kommt der Produzent zu mir und sagt wieder was ganz anderes, wie ich denn nun singen soll. Und irgendwann raste ich dann aus: „Verdammte Scheiße, was soll das? Fickt euch doch alle, ich singe das hier so, wie ich will! Wir sind nämlich nicht dorthin gekommen, wo wir heute stehen, weil jeder an meiner Stimme rumgekrittelt hat. Vergesst nicht, ihr seid zu mir gekommen und habt gesagt, dass ich für euch singen soll.“
Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Heute geht es allein ums Business. Ich habe einen Vertrag, und wir gehen ganz und gar geschäftlich miteinander um. Wir müssen miteinander nur Musik machen, sonst nichts. Das ist wie eine Scheidung in gegenseitigem Einvernehmen mit anschließend geteiltem Sorgerecht. Wir tun es der Musik zuliebe. Weil das, was wir zusammen aus dem Nichts erschaffen haben, sehr wertvoll und bahnbrechend war. Heute ist diese Musik immer noch sehr lebendig, wie ein erwachsen gewordenes Kind.
Eins der Probleme liegt wahrscheinlich darin, dass Nikki mich nicht mag. Er hat die Band immer als sein Baby betrachtet. Und ich glaube, er kann nicht damit umgehen, dass die Songs mehr mit mir in Verbindung gebracht werden als mit ihm, weil ich der Sänger bin. Ich kann solo auf Tournee gehen und Songs aus dem Mötley-Katalog singen. Tue ich auch, und das Publikum ist begeistert. Es ist doch allgemein bekannt: Man kann alle Leute in der Band auswechseln und trotzdem den typischen Sound beibehalten; wenn man gute Musiker findet, dann können sie alles Mögliche spielen und jeden imitieren. Nur den Sänger nicht – der Frontmann ist nicht austauschbar. Er ist das Gesicht und die Stimme der Band. Das haben sie lernen müssen, nachdem wir uns getrennt hatten. Ich glaube, dass Nikki und Tommy dieser Umstand ziemlich zu schaffen macht. Nikki möchte halt als das musikalische Genie bekannt sein, das er nun mal ist. Und keine Frage, er ist wirklich phantastisch. Und Tommy wollte schon immer einfach berühmt sein. So sieht’s aus – keiner mag mich, außer Mick, dieses gnomenhafte Musikgenie, aber der hatte andererseits immer genug mit seinem eigenen Scheiß zu tun. Er war immer so ein bisschen wie der älteste Bruder, der im Haus wohnte, während wir, die drei jüngeren, im Baumhaus im Garten kampierten und uns dauernd gegenseitig an die Kehle gingen.
Und diese Dynamik gibt es immer noch, wenn wir jetzt für irgendwelche Aktionen zusammenkommen. Mal ehrlich, wer braucht diesen Scheiß? Heute suche ich mir meine eigenen Bandmitglieder aus, und auch meine eigenen Partner, was das Geschäftliche angeht, in allen möglichen Bereichen. Normalerweise ist es dann so, dass ich die Entscheidungen fälle, nach Rücksprache mit ein oder höchstens zwei anderen Beteiligten. Beim Feelgoods habe ich einen Partner. Bei meiner Bar in West Palm Beach habe ich einen Partner. Und mit zwei weiteren Leuten will ich in den nächsten zwei Jahren diese Unternehmen weiter ausbauen, bis wir im ganzen Land vertreten sind, mit 25 bis 40 Läden. Die genaue Zahl steht noch nicht fest. Was ich damit sagen will: Bei geschäftlichen Angelegenheiten gibt es keine verborgenen Motive. Bei Mötley Crüe hingegen hat jeder welche. Und das nervt. Man muss einfach irgendwie damit leben lernen. Denn im Rockbusiness gibt es sehr viel Unehrlichkeit. Das ist wie in dem Film Der Sturm. Wenn man nicht aufpasst, landet man schnell auf dem Meeresgrund.
Man sollte doch glauben, dass es bei Mötley nach all den Jahren weniger Probleme gäbe. Dass sich die Dinge nun, da wir alle erwachsen und älter geworden sind, geändert hätten. Dass damals vielleicht nur deswegen alles mit einem lauten Krach aus dem Ruder lief, weil wir alle noch so jung waren. Leider ist es heute schlimmer als früher. Wir werden nämlich alle älter und halten noch sturer an unseren Meinungen fest. Meine Frau meint ja, wir müssten eigentlich allmählich weiser und reifer werden. Aber es ist einfach immer wieder dieselbe Scheiße, die da läuft. Wie zum Beispiel neulich wegen der Kanada-Tour, von der mir niemand was erzählt hat, bis die Tickets im Vorverkauf zu haben waren. Ich erhielt plötzlich SMS-Nachrichten und Mails, in denen sich die Leute freuten: „Oh toll, ihr kommt nach Kanada!“, und ich fragte mich: Wovon redet ihr eigentlich, verdammt noch mal?
So was macht mich natürlich total sauer. Natürlich gehe ich auf diese Kanada-Tour, aber ich bin genervt ohne Ende. Ich habe mir die Termine gerade erst in meinen Kalender eingetragen. Willst du mal einen Blick in mein Leben werfen? Guck mal hier, wie das auf meinem iPhone aussieht. Von heute bis zum 19. nehme ich die neue Platte auf und arbeite mit dir an diesem Buch. Dann ist Weihnachten. Die erste Januar-Woche habe ich frei. Dann bin ich bis mindestens März jeden Tag ausgebucht. Erst stehen Proben mit Mötley an, dann muss ich wegen einer Tequila-Werbeaktion auf die Kayman-Inseln und dann nach Palm Beach, weil das Dr. Feelgoods dort sein zweijähriges Bestehen feiert. Anschließend fängt diese Mötley-Kiste an und läuft bis zum 5. Februar. Danach gehe ich zum Super Bowl. Am nächsten Tag habe ich Geburtstag, dann spiele ich mit der Vince Neil Band in St. Louis und Kansas City, bevor wir nach Mexiko und Südamerika weiterreisen, wo wir eine riesige Fan-Gemeinde haben. Für die Leute dort spielt es überhaupt keine Rolle, ob sie die Sprache können; sie alle kennen die Songs auswendig. Ich habe schon lange vor Mötley in Südamerika gespielt; Mötley waren letztes Jahr zum ersten Mal dort. Ich war schon zweimal in Argentinien, Brasilien, Chile, diesen ganzen Ländern. Es ist dort echt alles sehr cool. Und wenn wir damit durch sind, weißt du, dann geht es für mich wahrscheinlich mit der Promotion für das Buch los.
Deswegen hatte ich echt keinen Bock, mit Mötley in Kanada zu spielen. Ich hab ihnen auch gesagt: „Fickt euch, ich mach das nicht.“ Aber dann musste ich leider zusagen, wegen der Merchandise-Verträge. Ohne Shows kein Merchandise-Vertrag.
Tja, so isses nun mal. Fuck it.
Also spiele ich mit Mötley in Kanada. Inzwischen habe ich erfahren, dass die Band verklagt worden wäre, wenn ich nein gesagt hätte. Ich auch. Dann hätte ich irgendeinem Anwalt eine Menge Geld dafür geben müssen, dass er mich vor Gericht vertritt. Da könnte ich die Kohle auch gleich im Klo hinunterspülen; wenn man einen Anwalt engagiert, kann man sich genauso gut den Hintern mit 100-Dollar-Scheinen abwischen. Außerdem – wenn ich nicht auftrete, verliere ich eine Menge Kleingeld. Also habe ich mir überlegt – wisst ihr was? Ich spiele einfach mit und bin auf der Kanada-Tour dabei. Aber ich muss mich ständig selbst daran erinnern: Ich bin kein Teil von Mötley Crüe mehr. Ich muss nur noch mit ihnen spielen. Das ist eine bessere Situation als früher. Vor allem, wenn man ganz an den Anfang zurückdenkt. Damals hatte ich einfach nur das Gefühl, dass mich alle herumschubsen. Irgendwie war ich nicht in der Lage, für mich einzustehen. Ich wollte nicht auffallen. Aber heute denke ich mir, scheiß drauf, weißt du? Irgendjemand muss für mich sprechen. Ich war immer der Außenseiter. (Auch ein guter Untertitel für das Buch: Der Außenseiter. Das bin ich, was Mötley Crüe angeht. Das würde keiner anzweifeln wollen, glaube ich.)
Denk mal drüber nach. Mick ist Mick, weißt du. Mick war immer einfach Mick. Und Nikki und Tommy waren immer so … die versuchten, wie Tyler und Perry zu sein, als man die beiden noch The Toxic Twins nannte. Sie hatten sogar ihre eigenen Spitznamen nach diesem Muster. Nikki und Tommy – die haben es einfach mit zu viel Gewalt versucht, so richtig Rock’n’Roll zu sein. Ich zum Beispiel habe mich nie wie ein Rockstar angezogen, wenn ich nicht auf der Bühne stand, wenn ich ganz normal auf die Straße rausgegangen bin. Höchstens mal ganz am Anfang. Weißt du, ich bin einfach ein Surfer aus Los Angeles. Ich muss keine Ketten um die Taille tragen, keine Stiefel oder Lederjacken, damit die Leute zu mir rübergucken und sagen: „Oh, der Typ ist doch bestimmt ein Rockstar.“ So waren Nikki und Tommy aber immer. Die sind heute noch so. Wenn wir ins Flugzeug steigen oder in Japan in den Bullet Train, dann sind die so aufgetakelt, als ginge es auf die Bühne. Das komplette Rocker-Outfit. Ich denke dann immer: Scheiße, was soll der Blödsinn? Was haben wir denn vor? Wir werden drei Stunden lang in einem Zug hocken, zieht euch doch ein paar Trainingshosen an und verzichtet aufs Make-up. Ich meine, nichts gegen Eyeliner, ich steh drauf, aber eben nur, wenn ich wirklich arbeite. Früher, auf Tour, habe ich teilweise so getan, als würde ich Nikki und Tommy gar nicht kennen. Ich bin ein paar Meter hinter ihnen gegangen, wenn das möglich war. Damit mich niemand mit ihnen in Verbindung brachte. Das war schon blöd, aber so hatte es sich irgendwann entwickelt.
Heutzutage bin ich weitgehend mein eigener Herr. Ich habe meine eigenen Verträge. Aus den gemeinsamen bin ich ausgestiegen, weil ich keinen Bock mehr auf den ganzen Scheiß hatte, der mit der Band zusammenhängt. Wenn wir auf Tour gehen müssen, dann werde ich vom Unternehmen Mötley Crüe engagiert. Ich meine, ich bekomme immer noch 25 Prozent von allen gemeinsamen Aktionen; ich bekomme nicht etwa eine Gage oder so. Aber ich habe die Option, bestimmte Dinge nicht zu machen. Mit diesen letzten Gigs in Kanada geht dieser Tour-Abschnitt zu Ende. Irgendwie läuft es immer so, dass sie mir wegen irgendwas unheimlich auf den Sack gehen, und dann muss ich wegen der nächsten Tour und dem nächsten Album noch einmal neu mit ihnen verhandeln. Das ist schon ziemlich traurig. Nikki versucht, über das Management weiter alles im Griff zu behalten, aber sie haben eine Menge falsche Entscheidungen gefällt, und weißt du … ach, Scheiße. Ich halte eben die Klappe und, na ja, nehme das alles irgendwie hin. Nur jetzt nicht.
Für mich ist es am besten, meinen Kontakt zu Mötley Crüe möglichst gering zu halten. Mit meiner Begleitband ist das ganz anders. Das sind echt tolle Leute, vor allem Blando und Strum. Wir sind schon seit Jahren zusammen. Das sind echte Freunde. Die Jungs von Mötley Crüe sind es nicht. Und zwar schon lange nicht mehr.
Aber die Sache ist nun mal die, sie brauchen mich für Mötley Crüe. Und wenn sie nicht allein losziehen und ihre Solo-Sachen machen wollen, dann müssen sie sich mit mir abfinden.
Aber vergessen wir diesen ganzen negativen Scheiß. Darum geht’s im Augenblick ja gar nicht. In diesem Buch geht es um Vince Neil. Hier will ich ausführlich von meinem Leben erzählen, mich an die guten alten Zeiten erinnern, über die Vergangenheit lachen und vielleicht manchmal auch weinen. Das hilft mir sicher auch, mich den nächsten Kapiteln meines Lebens zuzuwenden und mich weiterzuentwickeln. Du weißt schon, mit der Vergangenheit abschließen. Eine neue Tür öffnen. Niemand bleibt immer derselbe. Wir wachsen, wir verändern uns. Man muss seinen Frieden mit dem machen, was man tut, wer man ist und was man erreicht hat.
Eins muss ich noch sagen: Ich glaube, ich singe heute besser denn je. Das hat sich vor allem in den letzten beiden Jahren entwickelt. Beim Crüe Fest – 1 und auch 2 – habe ich besser gesungen als je zuvor in meinem Leben. Und ich glaube, ich habe mich auch besser bewegt. Ich sage mir immer wieder, dass ich meine Bestform erreichen will. Was das angeht, habe ich höchstwahrscheinlich ein paar Lebensjahre wirklich verschwendet. Aber inzwischen weiß ich, dass ich nie wieder so viel Zeit verlieren möchte. Heute höre ich die Uhr ticken. Älterwerden ist leicht. Das geschieht einfach, ob es einem nun gefällt oder nicht. Das Geheimnis liegt darin, im Laufe dieses Prozesses ein wenig Weisheit zu erlangen.
Die Sache ist doch die: man muss sich von der Strömung tragen lassen. Ich liebe mein Leben. Ich liebe den Ort, an dem ich lebe. Viva Las Vegas, Stadt der Sünde. Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Für mich ist Vegas so etwas wie der Wilde Westen. Deswegen wollte ich den Lambo hier haben, verstehst du? Der Ferrari passt ins Weinanbaugebiet. Ein Lambo ist richtig Las Vegas. Hier kann man Dinge tun, rein geschäftlich, meine ich jetzt, die sonst nirgendwo anders möglich sind. Zum Beispiel nicht nur ein, sondern gleich zwei Tattoo-Studios auf dem Strip aufzumachen – so was geht auf dem Rodeo Drive einfach nicht. Verstehst du? Auf dem Strip stehen die teuersten Immobilien der Welt. Hier einen Fuß in die Tür zu bekommen, das ist echt aufregend. Es ist schon komisch: Als ich meine Frau kennen lernte, wohnte ich in Beverly Hills und sie in Nord-Kalifornien. Sie hat sich sehr rar gemacht und ist nur an den Wochenenden zu mir geflogen. Als ich sie endlich überreden konnte, mit mir in L.A. zusammenzuziehen, hing mir die Stadt schon zum Hals raus, und ich wollte nach Vegas. Hollywood ist eine kleine Stadt. Ich hatte die Nase voll. Aber sie war enttäuscht und meinte: „Jetzt bin ich zu dir gezogen, um in L.A. zu sein, und nun schleppst du mich nach Vegas?“ Tja, die Antwort darauf lautete wohl: „Stimmt.“
Das ist auch die Antwort auf die Frage, wieso wir ein zweites großes Haus in der Gegend haben, wo sie aufgewachsen ist.
Was mache ich also den ganzen Tag, wenn ich nicht on the road bin? Guck einfach mal auf meine Webseite. Ich bin dauernd auf Achse, die Vince Neil Band ist viel auf Tour. Aber wenn ich nicht durch die Gegend ziehe, bin ich gern zu Hause. Ich kümmere mich sehr um unsere Stiftung, die Skylar Neil Foundation. Wir veranstalten jedes Jahr ein großes Golfturnier. Ich spiele viel Golf. Ich bin total normal. Ich mag gutes Essen und gammle manchmal einfach gern herum. Ich fahre gern Auto. Ich mag Kochsendungen. Top Chef [eine ähnliche Show wie Deutschlands Meisterkoch] ist eine meiner Lieblingssendungen. Oder Project Runway, diese Castingshow, bei der Modemacher zeigen können, was sie drauf haben. Es gefallen mir nicht alle Reality Shows, nur die, in denen wirklich Leute mit Talent zu sehen sind und auch wirklich etwas tun müssen. Jersey Shore habe ich noch nicht gesehen, aber eine Menge darüber gelesen; die Sendung interessiert mich. Das ist sicher gute Unterhaltung, weil die Leute ziemlich verrückt sind. Solche Programme sind mein kleines Laster. Ich mag auch Haunted, Ghost Hunters und Ghost Adventures, diese ganzen Sendungen übers Übernatürliche. Und ich liebe Expedition Robinson, schon seit langem. Bei einer der ersten Reality Shows, Surreal Life, war ich mit dabei, gleich im ersten Jahr. Davon gab es später neun Staffeln. Leider habe ich keine Kopie davon.
Aber meine größte Leidenschaft sind heutzutage Sportwetten. Ich bin Stammgast im Red Rock Casino am Strip von Las Vegas. Das ist einfach eine tolle Umgebung. Dort habe ich ein eigenes, großes Separee mitten im abgeteilten Promi-Bereich; wir haben unsere eigenen Fernsehschirme, aber die Großleinwände sind auch direkt vor meiner Nase. Dort gehe ich jeden Sonntag hin und bleibe meist von morgens um acht bis abends um acht. Um sich dort ein Separee reservieren zu lassen, muss man mindestens 3.000 Dollar auf ein Spiel oder 10.000 Dollar am Tag verwetten, jedenfalls so ungefähr. Das ist derzeit mein größtes Laster. Ich liebe die Action dort. Das bringt das Blut in Wallung. Mehr als eine Spritze voller Kokain, wie ich sie mir anno 1981 mit meiner damaligen Freundin Lovey gesetzt habe, das steht mal fest.
Aber es stimmt natürlich – es macht schon mehr Spaß, von diesen alten Zeiten zu erzählen.