Читать книгу Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach - Страница 12

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»Sie ist wunderschön«, sagte der junge Freiherr Ludwig zu Kahlenbach verträumt.

Baron Friedrich von Kant lächelte. »Du meinst Prinzessin Sabrina?«, fragte er.

»Ich meine die schöne Blonde in dem nachtblauen Kleid«, erwiderte Ludwig.

»Das ist Sabrina von Gagern, Ludwig. Du kennst sie also nicht?«

Ludwig schüttelte den Kopf. »Ich habe mich um Gesellschaftsnachrichten aus Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren nicht gekümmert, Fritz, sondern eigentlich nur gearbeitet. Ich hatte keine Zeit, um mich für schöne Frauen zu interessieren.« Die Kahlenbachs züchteten in Australien Schafe, darüber hatten sich die beiden Männer zuvor unterhalten.

Der Baron betrachtete den Jüngeren unauffällig. Ludwig zu Kahlenbach war ein attraktiver Mann, dem man ansah, wie er sein Leben verbrachte, nämlich draußen in der Natur, bei Wind und Wetter. Sein braunes Haar war an den Spitzen ausgebleicht, die Haut gebräunt, und um die Augen herum hatte er bereits einen Kranz winziger Fältchen, was ihn noch interessanter erscheinen ließ. Die Augen waren im Übrigen das Auffälligste an seinem Gesicht: Tiefblau waren sie, und ihr eigentümlich intensiver Blick hatte an diesem Abend nicht wenige Damen mächtig verwirrt. Ludwig war außerdem sehr groß, mit breiten Schultern und Armen, denen man ansah, dass sie kräftig zupacken konnten.

Als Zwölfjähriger war er mit seinen Eltern nach Australien ausgewandert und seitdem nie mehr für längere Zeit in Deutschland gewesen. Er liebte seine neue Heimat, hatte er kurz zuvor erzählt, aber ihm war auch immer eine Sehnsucht nach Deutschland geblieben. Nun war er zurückgekommen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, wo er sein künftiges Leben verbringen wollte. Für diese Entscheidung hatte er sich selbst ein paar Monate Zeit »in der alten Heimat« eingeräumt.

»Ich hatte eigentlich angenommen, dass du längst verheiratet bist und vielleicht schon Kinder hast«, sagte der Baron in die nun entstandene Stille hinein.

Ludwig lächelte. »Mir war immer klar, dass ich erst mit mir ins Reine kommen musste: Wer bin ich, was will ich, was möchte ich erreichen? Diese Fragen habe ich mir gestellt. Man sollte sich nicht verlieben, wenn man über sich selbst nicht Bescheid weiß, finde ich.«

»Und jetzt weißt du Bescheid?«, fragte Friedrich.

Ludwig blieb ganz ernst. »Ja, ich denke schon. Ich bin bodenständig und brauche keinen Luxus. Worauf ich dagegen auf keinen Fall verzichten kann, sind gute Freunde: Menschen, auf die ich mich unbedingt verlassen, mit denen ich über alles reden kann, was mich bewegt und die über die gleichen Dinge lachen wie ich.« Er machte eine Pause. »Klug und an der Welt interessiert sollten sie außerdem noch sein. Für oberflächliche Menschen habe ich nichts übrig.«

»Und so stellst du dir auch die Frau vor, mit der du dein Leben verbringen möchtest?«

»Ja, genauso.« Ludwigs Augen fingen an zu blitzen, als er mit seinem tiefen, kehligen Lachen hinzufügte: »Schön darf sie außerdem noch sein.«

»So wie Prinzessin von Gagern?«, fragte der Baron.

Ludwigs Blick glitt wieder hinüber zu der schlanken Gestalt im nachtblauen Ballkleid, die gerade mit einem ihm unbekannten älteren Herrn über das Tanzparkett glitt.

Sie waren nämlich Gäste auf Schloss Schwarzenfels, dessen Bewohner zu ihrem jährlichen »Rosenball« geladen hatten. »Ja, so wie Prinzessin von Gagern«, bestätigte er. »Sie ist wirklich außergewöhnlich schön, aber natürlich sagt das noch nichts über ihr Wesen aus. Du kennst sie doch, Fritz. Wie ist sie?«

»Wir haben sie sehr, sehr gern«, erwiderte der Baron und wollte Ludwig gerade aufklären, dass es im Fall von Sabrina von Gagern darüber hinaus noch eine kleine Besonderheit zu beachten gab, doch er kam nicht dazu, denn seine Frau, Baronin Sofia von Kant, kehrte zu ihnen zurück.

»Ihr steht ja immer noch am selben Fleck!«, rief sie. »Wieso tanzt ihr nicht? Ludwig, wie willst du Kontakte in Deutschland knüpfen, wenn du hier herumstehst und dich stundenlang nur mit Fritz unterhältst?«

»Du übertreibst, Sofia«, bemerkte der Baron lächelnd. »Wir stehen höchstens seit einer Viertelstunde hier – und wir hatten uns einfach viel zu erzählen. Immerhin habe ich Ludwig das letzte Mal gesehen, als er zwölf war.«

»Damals lebten deine Schwester und dein Schwager noch, Sofia«, sagte Ludwig, dessen Gesicht nun ganz ernst war. »Und ihr Sohn war gerade erst zur Welt gekommen.«

Unwillkürlich füllten sich die Augen der Baronin mit Tränen, die sie jedoch sofort zurückdrängte.

Mit leiser Stimme fuhr Ludwig fort:

»Wenn wir auch nicht viel gehört haben in Australien: Die Nachricht von ihrem Tod hat uns sofort erreicht.«

»Ihr habt euch ja daraufhin auch gemeldet, Ludwig«, sagte Sofia leise und legte ihm für einen kurzen Augenblick die Hand auf den Arm. »Das war sehr lieb von euch.«

Das Fürstenpaar von Sternberg war einige Monate zuvor bei einem furchtbaren Hubschrauberunglück ums Leben gekommen und hatte seinen fünfzehnjährigen Sohn, Prinz Christian von Sternberg, als Waise hinterlassen. Sofia, die eine Schwester der Fürstin gewesen war, und ihr Mann Friedrich kümmerten sich seitdem um den Jungen.

»Immerhin konnte Chris auf Sternberg bleiben«, murmelte Ludwig.

»Zum Glück, denn wir leben ja selbst schon seit vielen Jahren dort«, bestätigte der Baron. »Und für unsere beiden Kinder ist Chris­tian ohnehin immer wie ein Bruder gewesen.«

»Euer Konrad war damals, als wir gingen, ein Jahr alt«, erinnerte sich Ludwig.

»Anna kam erst zur Welt, als ihr schon in Australien wart. Jetzt ist sie dreizehn und streitet viel mit ihrem Bruder, aber Christian und sie sind ein Herz und eine Seele.«

»Stimmt es, dass man ihn ›der kleine Fürst‹ nennt?«, erkundigte sich Ludwig. »Ich weiß gar nicht mehr, wer mir das erzählt hat.«

»Es stimmt, ja.«

»Aber warum?«, fragte Ludwig. »Ich verstehe diese Namensgebung nicht. Er ist doch noch gar kein Fürst, sein offizieller Titel ist ›Prinz‹.«

»Aber er wird der nächste Fürst von Sternberg sein«, erklärte Baron Friedrich. »Außerdem hat sein Vater ihn, als er laufen gelernt hatte, überallhin mitgenommen. Damals hat das angefangen, dass die Leute gesagt haben: ›Da kommen sie, der große und der kleine Fürst‹ – und so ist ihm der Name geblieben.«

»Ach so, jetzt verstehe ich.« Ludwig lächelte. »Dann ist es also so etwas wie ein Kosename?«

»Ja, so ist es gemeint, und so versteht er den Namen auch.«

»Normalerweise hat man es ja nicht mehr so gern, wenn man mit fünfzehn als ›klein‹ bezeichnet wird – aber dies ist dann wohl ein Sonderfall.«

Sofia und Friedrich nickten bestätigend, dann wechselte die Baronin das Thema: »Wir hoffen sehr, dass du unsere Einladung annimmst und uns einen Besuch abstattest.«

»Das tue ich auf jeden Fall, ich habe Sternberg immer geliebt. Es übt einen eigenen Zauber aus, daran erinnere ich mich sehr gut. Ihr könnt mit mir rechnen, Sofia.«

»Hoffentlich – und jetzt beweg dich, Ludwig, und tanz endlich.«

»Wenn du gestattest, Fritz, würde ich deine Frau gerne zum Tanzen auffordern«, lächelte Ludwig.

»Du sollst nicht mit mir tanzen«, rief die Baronin, »mich kennst du doch schon, Ludwig!«

»Aber ich bezweifele, dass meine Tanzkünste hiesigen Ansprüchen genügen, und deshalb musst du mir zuerst ein wenig Sicherheit verleihen, Sofia. Bitte schlag mir meine Bitte nicht ab.«

»Ich jedenfalls habe keine Einwände«, stellte der Baron fest. Schmunzelnd sah er zu, wie Ludwig seine Frau zur Tanzfläche führte. Zu Beginn sah es ein wenig unbeholfen aus, als sie versuchten, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden, doch schon bald glitten sie elegant, als tanzten sie schon seit Jahren miteinander, über das spiegelglatte Parkett.

*

»Der Typ aus dem Busch ist ziemlich attraktiv!«, hörte Sabrina eine ihr unbekannte junge Frau einer anderen zuraunen.

»Ja, an seinen Muskeln könnten sich ein paar unserer Schwächlinge mal ein Beispiel nehmen«, lautete die gekicherte Erwiderung.

Sie ging schnell weiter, ihr Herz klopfte heftig. Natürlich war auch ihr »der Typ aus dem Busch« nicht entgangen. Er fiel einfach so stark aus dem Rahmen, dass er beinahe automatisch alle Blicke auf sich zog. Ihr war er allerdings weniger wegen seiner Größe und der breiten Schultern aufgefallen, als wegen seiner wachen Augen und des lebhaften Mienenspiels. Er hatte sich länger mit Sofia und Friedrich von Kant unterhalten, in deren Gesellschaft er sich offenbar wohlfühlte. Ansonsten schien er noch nicht zu wissen, was er von den Menschen halten sollte, auf die er bei diesem Ball getroffen war. Einerseits wirkte er distanziert, wie ein Beobachter, aber sie meinte auch eine Sehnsucht bei ihm zu spüren, dazuzugehören.

Er braucht Menschen, denen er vertrauen kann, dachte sie, genau wie ich.

»Warum siehst du denn so nachdenklich aus?«, fragte eine Stimme neben ihr.

Es war Florian von Hardenberg, Sabrinas Jugendfreund: ein schlanker Dunkelhaariger mit schönen braunen Augen und einem offenen, sympathischen Gesicht. Auch sein Blick blieb an Ludwig zu Kahlenbach hängen, der gerade mit Sofia von Kant einen ziemlich gekonnten Wiener Walzer aufs Parkett legte. »Alle reden nur von ihm«, stellte er fest. »Der Kerl schlägt ein wie eine Bombe. Ich bin mal gespannt, wann die ersten Mütter versuchen, ihn mit ihren Töchtern zu verkuppeln.«

»Er wirkt nicht so, als würde er sich davon beeindrucken lassen«, stellte Sabrina fest.

»Nein«, gab Florian zu, »er scheint zu wissen, was er will. Übrigens ist er ein total netter Kerl, ich habe vorhin ein bisschen mit ihm geredet. Geradeaus, offen, klug. Gefällt mir gut, der Mann.«

Mir auch, hätte Sabrina beinahe erwidert, doch hielt sie sich im letzten Moment zurück. Es war wohl besser, wenn sie die Gefühle, die der junge Freiherr in ihr weckte, zunächst einmal für sich behielt. Sie war nicht leicht zu beeindrucken, umso mehr wunderte es sie, wie interessant sie diesen Mann fand, der nach langer Abwesenheit nach Deutschland zurückgekehrt war und bei diesem Ball praktisch noch einmal, wie es hieß, »in die Gesellschaft eingeführt« wurde.

Einige Male hatten sich ihre Blicke gekreuzt, und jedes Mal war es für sie wie ein winziger Stromschlag gewesen: ein Prickeln in der Magengrube und den Fingerspitzen, ein schnellerer Herzschlag, ein kurzes Luftanhalten. Sie hätte sich gern mit ihm unterhalten, um festzustellen, ob er diese Faszination auch dann noch auf sie ausübte, wenn sie ihm direkt gegenüberstand.

»Ja, er sieht sympathisch aus«, bemerkte sie jetzt betont beiläufig.

Florian grinste sie wissend an. »Tu nicht so, Sabrina«, sagte er, »du bist genauso elektrisiert von ihm wie alle anderen Frauen hier, ich habe dich beobachtet.«

Sie wandte sich ihm zu, aufrichtig erschrocken. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie beunruhigt. Sah man ihr etwa so deutlich an, was sie dachte und fühlte?

»Keine Sorge, wer dich nicht kennt, hat überhaupt nichts bemerkt, aber mir ist es schon aufgefallen, dass du dich für ihn interessierst. Das ist ja auch nichts Schlimmes. Wie gesagt: Mir gefällt er, meinen Segen hast du also.«

Sie musste lachen. Das war wieder einmal typisch für Florian. »Danke, Flo, jetzt fühle ich mich viel besser.«

»Tanzen wir?«, fragte er. »Hier ist sonst keine Frau, mit der ich tanzen möchte.«

»Gern«, erwiderte sie.

Florian war seit Jahren hoffnungslos in Sabrinas Zwillingsschwester Stefanie verliebt. Stefanie glich Sabrina äußerlich aufs Haar, aber vom Charakter her hätten sie unterschiedlicher nicht sein können. War Sabrina sanft und zurückhaltend, so liebte Stefanie den großen Auftritt. Sie war temperamentvoll, ich-bezogen und daran gewöhnt, jederzeit ihren Willen durchzusetzen. Aber sie konnte auch großzügig und hilfsbereit sein, nur wussten das die wenigs­ten. Kein Mann war ihr gut genug – war sie verliebt, so hielt das in der Regel nicht allzu lange an. Der ideale Mann musste in ihren Augen nicht nur äußerlich attraktiv, sondern auch sonst eine Art Superheld sein: vermögend, klug, durchsetzungsfähig und humorvoll. Er muss­te ihr natürlich jeden Wunsch von den Augen ablesen, durfte aber andererseits auch keine Schwäche zeigen. Liebte ein Mann sie zu sehr, nahm sie ihn nicht ernst. Liebte er sie nicht genug, kam er gar nicht erst in die engere Wahl.

Während Sabrina mit Florian tanzte, dachte sie über die Ironie des Schicksals nach, die ihrer Ansicht nach darin bestand, dass Florian alle Eigenschaften besaß, die Stefanie von einem Mann verlangte, dass ihre Schwester aber offenbar zu blind war, um das zu sehen. Außerdem ahnte sie von Florians Gefühlen nicht einmal etwas. Für sie war er »der gute alte Flo«, den die Zwillinge seit Ewigkeiten kannten. Ein Freund vor allem von Sabrina, der so selbstverständlich dazugehörte wie ein Möbelstück, an das man sich in langen Jahren gewöhnt hatte.

Sabrina und Florian hatten nur ein einziges Mal über seine Gefühle für Stefanie gesprochen, danach nie wieder. Das war auch nicht nötig, denn es gab ja keine neuen Entwicklungen. Doch manchmal fragte sich Sabrina, ob sie ihm nicht doch noch einmal, wie damals, den Rat geben sollte, Stefanie zu sagen, was er empfand.

»Sie würde einen Lachanfall kriegen, Sabrina – und danach könnte ich nicht einmal mehr ihr Freund sein«, hatte er seinerzeit erwidert. »Nein, nein, ich mache einfach so weiter wie bisher. Irgendwann schaffe ich es vielleicht sogar, mich endlich in eine andere Frau zu verlieben.«

Bisher hatte er das nicht geschafft, und Sabrina bezweifelte, dass es ihm je gelingen würde. Sie musste ihn ja nur ansehen, wenn sein Blick an ihrer Schwester hing. Sie seufzte unwillkürlich.

»He, was ist?«, fragte Florian und rückte ein bisschen von ihr ab, um ihr in die Augen sehen zu können.

»Ich habe gerade an Stefanie gedacht«, gestand sie.

»Wieso ist sie eigentlich nicht hier?«, fragte er beiläufig, und ihr wurde klar, dass er gehofft hatte, ihrer Schwester auf diesem Ball zu begegnen.

»Sie hatte andere Pläne, nehme ich an«, erwiderte sie ebenso beiläufig.

»Ist sie noch mit Uli von Hohenburg zusammen?«

»Ich denke schon, aber sicher bin ich nicht.« Sabrina lächelte entschuldigend. »Wir sehen uns in letzter Zeit nicht mehr so häufig. Steffie studiert Sportwissenschaften, und ich werde Tierärztin. Da gibt es, von der Ausbildung her, nicht allzu viele Berührungspunkte.«

»Was will sie mit dem Studium eigentlich anfangen?«, murmelte Florian.

Er selbst war in das Unternehmen seiner Eltern eingestiegen, das er in einigen Jahren allein leiten sollte.

»Ich glaube, so genau weiß sie das selbst noch nicht, Flo. Vielleicht wird sie Sportlehrerin, vielleicht macht sie auch ganz was anderes. Du kennst doch Stefanie: Bei ihr weiß man nie, wo die Reise hingeht.«

Dieses Mal war er es, der leise seufzte, aber er erwiderte nichts mehr. Sie ließen das Thema fallen und widmeten sich wieder ganz dem Tanzen.

*

»Was soll das?«, fragte Prinzessin Stefanie von Gagern entgeis­tert, als ihr derzeitiger Freund Ulrich von Hohenburg vor ihr niederkniete und eine Hand auf sein Herz legte.

»Willst du meine Frau werden, Steffie?«, fragte er. Seine braunen Augen flehten sie an, ihm die Antwort zu geben, auf die er hoffte, dabei wusste er im tiefsten Inneren bereits, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllten würde.

»Bitte, Uli, steh wieder auf, du machst mich nervös!«, rief Stefanie. »Du weißt genau, dass ich nicht einmal im Traum daran denke, jetzt schon zu heiraten. Warum also bringst du uns beide in diese peinliche Situation?«

Er erhob sich und stand mit hängenden Armen vor ihr. Dieses war der Moment, in dem sein Schicksal besiegelt wurde, er wusste es nur noch nicht: Er zeigte sich schwach, und das konnte Stefanie nicht ertragen. Sie wollte einen starken Partner haben – einen, der jeder Situation gewachsen war! Eine Zeitlang hatte es so ausgesehen, als könnte Ulrich dieser Mann sein, doch soeben hatte er das Gegenteil bewiesen, und damit erlosch ihre Liebe. So war es bisher immer gewesen, und sie selbst fand das nicht weniger schrecklich als der jeweilige Mann, von dem sie sich gerade trennte – aber sie konnte einfach niemanden lieben, der sie mit so einem Hundeblick ansah!

»Ich dachte, wir lieben uns«, sagte er hilflos. »Noch gestern hast du zu mir gesagt …«

Sie machte eine unwillige Handbewegung – als verscheuchte sie ein paar lästige Fliegen von ihrem Frühstücksbrötchen. »Bitte, Uli, hör auf damit«, sagte sie ärgerlich. »Ich will nicht heiraten, dich nicht und auch keinen anderen. Und ich will auch nicht, dass man mir vorhält, was ich irgendwann gesagt habe.«

»Nicht irgendwann, sondern ges­tern«, protestierte er. »Du hast gesagt, du liebst mich …, und da ich dich auch liebe, sehe ich nicht ein, warum ich nicht über unsere Hochzeit reden soll.«

Stefanie verlor die Geduld. Das ging bei ihr schnell, und sie konnte dann recht scharfzüngig werden. »Unsere Hochzeit wird es nicht geben!«, sagte sie. »Es tut mir leid, Uli, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Wenn du eine Frau zum Heiraten suchst, bin ich sowieso die Falsche, und ich möchte deinem Glück auf keinen Fall im Wege stehen.«

Er war so fassungslos, dass ihm die Worte fehlten. Er hatte sich mit ihr verloben wollen – und nun lief es völlig unerwartet auf eine Trennung hinaus.

»Sieh mich nicht so an, als wäre ich ein Monstrum!«, rief sie nervös. »Ich habe dir keine Hoffnungen für die Zukunft gemacht, Uli.«

»Aber … aber …«, begann er.

Sie wandte sich ab. Zu oft schon hatte sie es erlebt, dass Männer, die sie eben noch attraktiv gefunden hatte, sich ganz plötzlich in hilflos stammelnde Wesen verwandelten, vor denen sie nicht einmal mehr Achtung empfinden konnte. Sie wusste, dass sie sich nicht nett verhielt, aber sie konnte nicht anders. »Geh jetzt bitte«, sagte sie leise. »Ich möchte gern allein sein.«

Sie hörte ihn zu weiteren Bitten ansetzen, aber zu ihrer größten Erleichterung verstummte er dann ganz plötzlich und ging tatsächlich hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, wenig später sah sie ihn unten aus dem Haus kommen. Mit gesenktem Kopf, ohne sich noch einmal umzudrehen, lief er davon.

Sie seufzte tief und fühlte sich mit einem Mal sehr müde. Es müss­te schön sein, dachte sie niedergeschlagen, einen Mann auch dann noch lieben zu können, wenn er einmal nicht stark und überlegen war – doch das schaffte sie nicht. Schwäche hatte sie schon immer verachtet, und einmal mehr war eine ihrer Beziehungen daran zerbrochen.

Ihre bedrückte Stimmung hielt während der nächsten Stunde an. Sie fragte sich, ob wenigstens Sabrina sich auf dem Ball auf Schloss Schwarzenfels gut amüsierte. Ihre Zwillingsschwester, die ihr so ähnlich sah und doch so verschieden von ihr war …

Oft schon hatte sie Sabrina beneidet, weil sie so genau zu wissen schien, was sie wollte. Bei ihr gab es diese ständige Unruhe durch Männer nicht. »Bisher hat mich noch keiner genug interessiert, um ihm Zutritt zu meinem Leben zu gewähren«, lautete ihre einfache Erklärung, wenn Stefanie sie wieder einmal fragte, warum sie bisher noch nie eine längere Beziehung gehabt habe. Manchmal fügte Sabrina dann noch hinzu: »Außerdem bin ich ja noch sehr jung, ich habe nicht das Gefühl, etwas Entscheidendes zu versäumen.«

Aber ich, dachte Stefanie. Ich muss ständig bewundert werden – aber auch nicht zu sehr, sonst schlagen meine Gefühle ins Gegenteil um.

Sie beschloss, noch auszugehen. Vielleicht traf sie jemanden, der sie auf andere Gedanken brachte, denn das war es, was sie jetzt brauchte. Noch länger über ihre Unfähigkeit zu ausdauernder Liebe nachzudenken, hätte ihre Niedergeschlagenheit nur vertieft, und darauf legte sie wahrhaftig keinen Wert.

Eine Viertelstunde später verließ sie das Haus. Ihre Stimmung hatte sich bereits deutlich gebessert.

*

»Darf ich Sie um den nächsten Tanz bitten?«, fragte Ludwig. »Ich bin …«

Sabrina lächelte ihn an. »Ludwig zu Kahlenbach, ich weiß«, antwortete sie. »Und ich gehe davon aus, dass Sie auch wissen, wer ich bin.«

»In der Tat, das habe ich bereits in Erfahrung bringen können, Prinzessin von Gagern.«

»Ich tanze sehr gern mit Ihnen. Sie haben offenbar erst Mut fassen müssen. Am Anfang habe ich Sie überhaupt nicht tanzen sehen.«

Er bot ihr seinen Arm und führte sie zur Tanzfläche. »Das stimmt«, gab er zu. »In Australien hatten wir für derlei Dinge wenig Zeit – aber immerhin habe ich es notdürftig gelernt.«

»Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel, Sie tanzen ausgezeichnet, das konnte ich sehen.«

»Sie haben mich also beobachtet?«, lächelte er.

Sie glitt in seine Arme, und in vollendeter Harmonie setzten sie sich in Bewegung.

»Ja, natürlich – so wie alle anderen auch«, erwiderte sie. »Es wird Ihnen doch nicht entgangen sein, dass Sie die Sensation dieses Balles sind?«

»Tatsächlich? Mir ist schon klar, dass ich Neugier wecke – aber eine Sensation? Ich weiß nicht.«

»Sie müssen sich das so vorstellen, dass auf Bällen wie diesem normalerweise nur die immergleichen Geschichten erzählt werden. Es kommt selten vor, dass etwas Neues passiert oder dass jemand auftaucht, den man seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat.«

»Sie meinen also, die Leute beobachten mich nicht nur, sie reden auch über mich?«

Sie lachte leise, ihre schönen grauen Augen funkelten amüsiert. »Aber natürlich reden die Leute, was dachten Sie denn?«

»Mich interessieren die anderen nicht«, antwortete er ohne nachzudenken. »Es ist mir gleichgültig, was sie über mich erzählen. Aber Sie wollte ich vom ersten Augenblick an kennenlernen.«

»Und warum?«, fragte sie.

»Vielleicht, weil ich denke, Sie sind wie ich«, erwiderte er nachdenklich.

Sie bog den Oberkörper ein wenig zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. Ihr Blick war offen und unverstellt. »Ja, das denke ich auch«, erwiderte sie ruhig. Dann schmiegte sie sich wieder in seine Arme.

Bis zum Ende des Tanzes sprachen sie nicht mehr, aber sie verständigten sich wortlos: Seine Hand umfasste ihre ein wenig fes­ter und gelegentlich berührten sich ihre Wangen – flüchtige Berührungen, die dennoch wie Zärtlichkeiten wirkten und auch so gemeint waren. Als die Musik verklang, fragte er leise: »Wollen wir in den Park gehen?«

»Sehr gern«, antwortete sie – und so führte Ludwig zu Kahlenbach unter den aufmerksamen Blicken der gesamten Ballgesellschaft die schöne Prinzessin Sabrina von Gagern aus dem Ballsaal hinaus in den Park.

Kaum waren sie gegangen, als auch schon das Getuschel einsetzte.

*

Anna von Kant gähnte herzhaft. Die Dreizehnjährige lag mit ihrem Cousin Christian von Sternberg auf dessen Bett und sah einen Film an, den sie sich ausgeliehen hatten. »Das ist eine blöde Geschichte«, maulte sie. »Richtig langweilig. Haben wir nichts anderes, was wir angucken können, Chris?«

»Wir haben schon alles gesehen, was ich ausgeliehen habe«, stellte er fest. »Wir könnten höchstens das laufende Programm einschalten.«

»Vergiss es«, murmelte Anna. »Da läuft nichts Interessantes. Ich glaube, ich gehe lieber ins Bett, als mir diesen Schwachsinn bis zum Ende anzusehen.«

Er nickte und schaltete das Gerät aus. »Die anderen in der Schule haben so von dem Film geschwärmt«, entschuldigte er sich, »ich dachte, er wäre gut.«

»Ist ja nicht deine Schuld.« Anna rutschte vom Bett. Sie war ein hübsches blondes Mädchen, das zu seinem größten Leidwesen eine Zahnspange tragen musste. Anna fand, dass sie dadurch völlig verunstaltet wurde – und es half auch nichts, dass ihre Eltern, ihre Freundinnen in der Schule und auch Christian ihr immer wieder versicherten, das sei nicht der Fall: Sie glaubte ihnen einfach nicht.

Christian stand ebenfalls auf. Er überragte seine Cousine um einen guten Kopf, seine dunklen Haare trug er ziemlich lang. Der Verlust seiner Eltern hatte ihn vorzeitig reifen lassen, dennoch hatte er die Freude am Leben nicht verloren.

Sein junger Boxer Togo sprang auf, lief zur Tür und winselte. Dann kehrte er zum Bett zurück und beschnüffelte Christians Hand.

»Ist ja schon gut, Togo«, seufzte der kleine Fürst, »ich weiß, dass du noch mal raus willst. Kommst du mit, Anna?«

Sie zögerte kurz, nickte dann aber. »Lass uns sofort gehen, sonst schlafe ich vorher ein«, murmelte sie. »Weißt du überhaupt, wie spät es schon ist?«

»Ein Uhr morgens – wahrscheinlich kommen deine Eltern schon bald zurück von dem Ball.«

»Aber nur, wenn er langweilig ist. Sonst bleiben sie auf jeden Fall länger«, erklärte Anna.

Sie verließen Christians Zimmer, Togo lief vor ihnen her die breite Treppe hinunter, die in den großzügigen Eingangsbereich im mittleren Schlossflügel führte. Wie ein Schatten tauchte Eberhard Hagedorn auf, als hätte er sie erwartet. Er war seit vielen Jahren Butler auf Schloss Sternberg, und noch immer strebte er nach Perfektion, die er freilich nach Meinung der Schlossbewohner längst erreicht hatte.

»Herr Hagedorn, wieso schlafen Sie denn noch nicht?«, fragte Chris­tian.

»Weil ich wusste, dass Sie noch einmal mit Togo hinausgehen«, antwortete der Butler mit seinem zurückhaltenden Lächeln. »Und weil ich noch nicht müde bin. Ich werde warten, bis Sie zurück sind.«

»Wir bleiben nicht lange«, versprach Christian.

Togo sah das offenbar anders. Er schoss wie ein Blitz nach draußen und war schon im nächsten Moment nicht mehr zu sehen. Christian und Anna folgten ihm langsamer.

Eberhard Hagedorn wartete geduldig auf ihre Rückkehr. Er würde ohnehin erst zur Ruhe kommen, wenn auch Annas Eltern wieder auf Sternberg eingetroffen waren.

*

»Wollt ihr gehen?«, fragte Florian von Hardenberg, als Sofia und Friedrich von Kant auf ihn zukamen.

»Ja, allmählich schon«, antwortete der Baron. »Wir haben ja einen recht langen Heimweg. Und du, Flo? Bleibst du noch?«

»Nein, eigentlich hatte ich mich auch gerade entschlossen, den Ball zu verlassen. Es war schön, euch mal wieder zu sehen.«

»Du weißt, dass du uns jederzeit willkommen bist, Flo. Aber du machst dich ja leider sehr rar. Wir haben auch Ludwig zu uns eingeladen, und er hat versichert, er nähme die Einladung an und würde sich in nächster Zeit mal bei uns blicken lassen. Du hast dich doch länger mit ihm unterhalten – vielleicht fasst ihr einen gemeinsamen Aufenthalt bei uns ins Auge.«

»Er war mir sehr sympathisch«, erklärte Florian, dessen Gesicht sich bei Sofias Worten ein wenig aufgehellt hatte. »Das würde ich gern tun.«

»Ich werde ihm das noch einmal vorschlagen.« Sofia und Friedrich verabschiedeten sich herzlich von Florian und verließen den Saal.

Er sah sich nach Sabrina um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Sie und »der Australier«, wie er von einigen Ballgästen genannt wurde, hatten sich, wenn er sich nicht täuschte, ineinander verliebt. Nicht dass das offensichtlich gewesen wäre, sie verhielten sich äußerst zurückhaltend, aber er kannte Sabrina gut genug, um die Zeichen zu deuten: Nie zuvor hatte er sie mit so glücklich strahlenden Augen und einem so verträumten Lächeln gesehen wie an diesem Abend, und Ludwig zu Kahlenberg schien von ihr ebenfalls hingerissen zu sein. Vielleicht wurden die beiden glücklich miteinander?

Kaum hatte er das gedacht, als sich eine eiserne Faust um sein Herz legte. Manchmal bildete er sich ein, dass er sich an seine unerfüllte Liebe zu Sabrinas Schwester Stefanie gewöhnt hatte und mittlerweile gut damit leben konnte. Dann wieder wurde ihm klar, dass das eine Hoffnung war, die sich niemals erfüllen würde: Ohne Stefanie konnte er nicht glücklich werden – aber mit ihr auch nicht, denn sie nahm ihn ja nicht einmal richtig wahr. Manchmal hatte er beinahe den Eindruck, unsichtbar zu sein, wenn er mit ihr zusammen war: Sie sah durch ihn hindurch. Was sie wahrnahm, war ein alter Freund, den sie in- und auswendig zu kennen glaubte, der keinerlei Überraschungen mehr bereit hielt, und für den sie sich schon aus diesen Gründen nicht interessierte.

Wie soll ich damit leben, fragte er sich einmal mehr voller Verzweiflung. Sie taumelt von Verliebtheit zu Verliebtheit, von einem Mann zum anderen, und sie ist so wenig glücklich wie ich. Aber

wenn ich ihr das sagen würde,

wüsste sie nicht einmal, wovon ich spreche.

»Mach nicht so ein Gesicht!«, sagte jemand leise zu ihm.

Es war Sabrina. Ihre Augen strahlten ihn an, ihr Lächeln war weich. »Hör auf, an Stefanie zu denken«, fuhr sie fort. »Tanz lieber noch einmal mit mir, damit die Klatschtanten etwas zum Reden haben.«

»Wo ist denn Ludwig?«, fragte er.

»Oh, keine Sorge, er ist noch da«, lächelte sie. »Komm schon, Flo!«

Er war froh, dass Sabrina ihn aus seinen Grübeleien gerissen hatte. Dankbar führte er sie zur Tanzfläche und verdrängte mit aller Gewalt jeden Gedanken an seine hoffnungslose Liebe zu ihrer Schwester.

*

Stefanie war der Schwarzhaarige sofort aufgefallen, als sie den Club betreten hatte, in dem sie sich an den Wochenenden häufig aufhielt. Er lehnte an der Bar, in lässiger Haltung, und betrachtete die Tanzenden mit leicht zerstreutem Blick. Wie ein Fremdkörper wirkte er, wie jemand, der sich aus Versehen an diesen Ort verirrt hatte. Als er zufällig in ihre Richtung sah, begegneten sich ihre Blicke, aber er reagierte anders, als sie es gewöhnt war: Zwei Sekunden lang sah er sie an, dann wandte er sich wieder der Tanzfläche zu, ohne beeindruckt zu wirken.

Das weckte ihren Ehrgeiz. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ein Mann, den sie interessant fand, sie nicht beachtete, und sie hatte nicht die Absicht, es diesem Kerl durchgehen zu lassen. Sie würde den Club nicht verlassen, bevor er nicht völlig verrückt nach ihr war. Ulrich, von dem sie sich doch erst kurz zuvor getrennt und den sie damit zutiefst unglücklich gemacht hatte, war bereits Teil ihrer Vergangenheit geworden und damit fast vergessen. Sie war ein Mensch, der nicht gern zurückschaute, für sie musste es immer vorwärts gehen.

Sie ließ sich Zeit. Zuerst beobachtete sie den Schwarzhaarigen nur. Es dauerte nicht lange, bis sie feststellte, dass er sich offenbar für niemanden besonders interessierte. Konkurrentinnen brauchte sie also nicht zu fürchten. Er schien über etwas nachzudenken, jedenfalls wirkte er wie jemand, der nur körperlich anwesend, mit seinen Gedanken jedoch weit weg war. Als sie fand, dass sie lange genug gewartet hatte, stellte sie sich neben ihn. »Hallo«, sagte sie.

»Hallo«, erwiderte er. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange Sie brauchen würden, um sich neben mich zu stellen.«

»Wie bitte?« Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte – im Gegenteil. Es behagte ihr ganz und gar nicht, dass er sie als leicht durchschaubar hinstellte.

»Sie haben mich schon richtig verstanden«, stellte er fest.

»Was soll das denn heißen?«, fragte sie kühl. Sie begann, sich über ihn zu ärgern.

»Dass Sie es nicht ertragen können, wenn man Sie nicht beachtet«, erwiderte er gelassen. »Natürlich gibt es Menschen, bei denen Ihnen das gleichgültig ist, aber wenn jemand Ihr Interesse weckt, dann wollen Sie, dass er dieses Interesse erwidert. Tut er es nicht, lässt Ihnen das keine Ruhe.«

Sie lachte, hörte aber selbst, dass es künstlich und wenig überzeugend klang. »Und Sie meinen, Sie hätten mein Interesse geweckt?«, fragte sie.

»Sie haben mich angesprochen«, erinnerte er sie.

Sie wusste genau, dass das Bes­te, was sie jetzt tun konnte, war, einfach zu gehen, doch sie brachte es nicht fertig. Das hätte ja wie eine Niederlage ausgesehen, wie eine Flucht …

»Sie sind ziemlich von sich eingenommen«, bemerkte sie.

»Genau wie Sie«, erwiderte er gelassen. »Und nun lassen Sie mich bitte in Ruhe, Prinzessin von Gagern. Ulrich von Hohenburg ist mein Cousin, wir stehen einander sehr nahe. Er hat mich vor einer halben Stunde angerufen, ich wollte gerade zu ihm fahren, als Sie aufgetaucht sind – ich bin nur geblieben, um Ihnen deutlich zu sagen, was ich von Ihnen halte: Ich verabscheue Leute wie Sie von ganzem Herzen! Ihnen ist nichts heilig, Sie trampeln auf den Gefühlen anderer Menschen herum, vielleicht macht es Ihnen ja sogar Spaß. Ich möchte mit Ihnen jedenfalls nichts zu tun haben.«

Das alles sagte er in ruhigem Tonfall, ohne auch nur einmal die Stimme zu heben. Als er geendet hatte, stand er auf, nickte ihr noch einmal gleichgültig zu, drehte sich um und ging.

Stefanie bebte vor Zorn, aber auch vor Entsetzen darüber, dass jemand es gewagt hatte, so mit ihr zu reden. Am liebsten wäre sie ihm gefolgt und hätte ihn mit wüsten Beschimpfungen überzogen, doch sie blieb wie gelähmt an ihrem Platz stehen. Dieser Mann hatte sie an einem ihrer empfindlichsten Punkte getroffen: Er hatte ihre Eitelkeit verletzt und ihr zugleich klar gemacht, dass er sie verachtete. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie eine schlimmere Niederlage hinnehmen müssen.

Als sie endlich wieder imstande war, sich zu bewegen, drehte sie sich um und verließ den Club, ohne jemanden anzusehen.

*

»Sie haben tatsächlich gewartet«, stellte Sabrina fest, als sie zu Ludwig zurückkehrte.

»Natürlich, das habe ich Ihnen doch gesagt. Haben Sie mit Ihrem Freund getanzt?«

»Ja, und mir schien, es wurde höchste Zeit, dass ihn jemand aus seinen traurigen Gedanken riss.«

»Sie hatten also Recht, sich Sorgen um ihn zu machen.«

Sie nickte. Einzelheiten wollte sie ihm nicht erzählen. Weder wollte sie über ihre Schwester Stefanie sprechen, noch wollte sie ihm Florians Geheimnis verraten, denn das stand ihr nicht zu.

Er schien zu begreifen, was in ihr vorging, denn er drang nicht weiter in sie. »Es war ein schöner Abend«, sagte er leise, »und zwar nur deshalb, weil ich Sie kennengelernt habe, Sabrina. Als ich die Einladung zu diesem Ball annahm, ging ich, wenn ich ehrlich sein soll, davon aus, dass ich mich nach kürzes­ter Zeit langweilen würde.«

Statt einer Antwort streckte sie ihre rechte Hand aus und legte sie an seine linke Wange. Es war eine zugleich scheue und intime Geste, die mehr sagte als viele Worte es vermocht hätten. Er hielt ihre Hand fest, drehte sie um und drückte einen Kuss auf die Innenfläche.

Sie ließ es ruhig geschehen, und sie wehrte sich auch nicht, als er sie gleich darauf in die Arme schloss. Der gesamte Abend, das wurde ihnen beiden erst jetzt klar, war auf diesen Moment hinausgelaufen – praktisch von Anfang an hatte es festgestanden, dass sie einander näherkommen würden, und nun war es so weit: Ludwig küsste Sabrina. Es kümmerte weder sie noch ihn, dass sie vielleicht Zuschauer hatten hier draußen auf der Schloss­terrasse – denn was konnten die schon sehen? Eine Frau und einen Mann, die sich ineinander verliebt hatten …

»Sabrina«, sagte Ludwig leise, als sie sich, nach einer sehr langen Zeit, wieder voneinander lösten, »ich fühle mich wie in einem Traum. Bitte sag mir, dass es dich wirklich gibt, dass ich dich in den Armen halte, dass du meinen Kuss erwidert hast, dass du fühlst, was ich fühle!«

Statt einer Antwort umschloss sie sein Gesicht mit beiden Händen und zog es erneut zu sich herunter, um ihn zu küssen.

Worte, fand sie, konnten warten.

*

»Wie sieht er denn aus?«, fragte Christian am nächsten Morgen beim Frühstück. Sofia und Friedrich hatten von dem Ball auf Schloss Schwarzenfels erzählt und erwähnt, dass Ludwig zu Kahlenbach, »der Australier«, für einiges Aufsehen gesorgt hatte.

»Groß, braungebrannt, breitschultrig, braune Haare, blitzblaue Augen, ausgesprochen gut aussehend«, fasste die Baronin zusammen. »Eine sehr auffallende Erscheinung, das muss man sagen. Ich habe ihn trotzdem wiedererkannt – dabei war er damals erst zwölf.«

»Ein Jahr jünger als ich jetzt bin«, sagte Anna. »Wenn ihr mir jetzt sagen würdet, dass wir nach Australien auswandern – also, ich glaube nicht, dass mir das gefallen würde.«

»Die Kahlenbachs hatten damals keine Wahl, Anna«, warf der Baron ein. »Ludwigs Großeltern hatten das Vermögen der Familie nahezu komplett verloren, seine Eltern standen buchstäblich vor dem Nichts. Es war ihr Glück, dass sie ausgewandert und mit der Schafzucht so erfolgreich geworden sind. Aber es war auch, daran hat Ludwig keinen Zweifel gelassen, ein sehr hartes Leben mit vielen Entbehrungen. Ihm scheint es trotzdem gut bekommen zu sein.«

»Will er denn wieder nach Deutschland ziehen?«, fragte jetzt Konrad, der der Unterhaltung bis dahin schweigend gefolgt war.

»Das weiß er noch nicht. Er hat erzählt, dass er Sehnsucht nach Deutschland hatte, schließlich hat er hier ja seine Kindheit verbracht, und die Erinnerungen daran haben ihn nicht losgelassen. Die Schafzucht läuft jetzt auch ohne ihn, meinte er, weil sein jüngerer Bruder ebenfalls in den Familienbetrieb eingestiegen ist. Aber er lässt sich Zeit mit der Entscheidung.«

»Ich erinnere mich daran, mal ein Foto von ihm gesehen zu haben«, sagte Christian. »Mit meinen Eltern zusammen, ich glaube, sie kamen von einem Reitausflug zurück.«

»Ja, das Foto gibt es«, rief die Baronin lebhaft. »Das war einer seiner letzten Besuche hier bei uns – gemeinsam mit seinen Eltern und dem jüngeren Bruder. Der Jüngste ist ja erst in Australien zur Welt gekommen.«

»Besuchen würde ich das Land schon gern mal«, stellte Anna fest, »aber ganz dort leben? Lieber nicht.«

»Bleibt ihr nur in der Nähe«, meinte der Baron schmunzelnd, »sonst wird es auch mit den Besuchen so schwierig.«

»Wann kommt er denn zu uns?«, fragte Konrad. »Ihr habt doch gesagt, er will uns besuchen.«

»Festgelegt hat er sich noch nicht, aber ich bin sicher, er wird nicht mehr allzu viel Zeit verstreichen lassen. Florian von Hardenberg war übrigens auch da – die beiden haben sich gut verstanden. Vielleicht kommen sie zusammen hierher«, antwortete der Baron.

»Und die Frauen?«, wollte Anna von ihren Eltern wissen. »Haben die ihn nicht alle total interessant gefunden?«

»Doch, ich glaube schon«, lächelte die Baronin. »Geredet wurde jedenfalls fast ausschließlich über ihn. Getanzt hat er allerdings meistens mit Sabrina.«

»Sabrina von Gagern?«, fragte Anna mit großen Augen.

»Ja. Wundert dich das?«

»Ein bisschen schon. Sie ist doch so ruhig und sanft – und wenn dann so ein Halbwilder aus dem australischen Busch kommt, der müsste ihr doch eher Angst machen.«

Die anderen brachen in schallendes Gelächter aus über Annas Worte, und es dauerte eine Weile, bis es verklungen war und Sofia und Friedrich ihrer Tochter erklären konnten, dass Ludwig wirklich keinerlei Ähnlichkeiten mit einem »Halbwilden« hatte.

»Deshalb braucht ihr mich ja nicht gleich auszulachen!«, sagte sie gekränkt.

»Wir haben dich nicht ausgelacht, sondern uns nur amüsiert«, erklärte ihre Mutter. Da sie aber merkte, dass Anna immer noch gekränkt war, bemühte sie sich, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, was ihr schließlich auch gelang.

Eine halbe Stunde später hatte Anna das Gelächter vergessen und war wieder guter Dinge.

*

»Hallo, Steffie«, sagte Florian erstaunt, als er Sabrinas Schwester vor seiner Tür stehen sah. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie ihm je zuvor allein einen Besuch abgestattet hatte. Wenn sie kam, dann ausschließlich in Sabrinas Gesellschaft. Woran das lag, wusste er nicht, aber jedenfalls war es so.

Er hatte sich gut in der Gewalt und ließ sich nicht anmerken, dass sein Herz einen riesengroßen Satz machte vor lauter Freude, sie zu sehen. »Gibt es einen bestimmten Grund, warum du mich besuchst?«

»Ich bin nicht gut drauf«, teilte Stefanie ihm mit und schob sich an ihm vorbei in die Wohnung, ohne zu fragen, ob sie willkommen war oder nicht.

Zu seiner eigenen Verwunderung ärgerte er sich darüber, und so sagte er: »Du hättest wenigstens fragen können, ob du mich gerade störst, bevor du einfach hereinkommst an einem noch recht frühen Sonntagmorgen. Jeder andere Mensch hätte gefragt.«

Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihn an, als hätte er soeben etwas Unerhörtes gesagt.

»Was ist?«, fragte er. »Findest du diesen Gedanken so abwegig? Es hätte ja zum Beispiel sein können, dass ich nicht allein bin.«

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn wieder. Zum ersten Mal sah er sie unsicher, und jetzt erst wurde ihm klar, dass etwas passiert sein musste, das sie ziemlich aus der Bahn geworfen hatte. »Ich dachte, du bist ein Freund, und zu dem könnte ich jederzeit kommen«, sagte sie jetzt steif und machte Anstalten, die Wohnung wieder zu verlassen. »Du hättest ja gar nicht öffnen müssen, wenn du keinen Besuch haben wolltest.«

Er hielt ihren Arm fest. »Du brauchst nicht gleich beleidigt zu sein«, stellte er fest. »Ich habe dir nur sagen wollen, dass man auch bei einem Freund nicht einfach ungefragt in die Wohnung platzt.

Auch Freunde haben ein Privatleben.«

»Tut mir leid«, sagte sie, fast ohne die Lippen zu bewegen.

»Schon gut, komm rein, du störst mich fast gar nicht.« Den letzten Satz sagte er mit einem Lächeln, um die Spannung aufzuheben, die plötzlich in der Luft lag.

Sie reagierte jedoch nicht darauf. Zwar folgte sie ihm in sein Wohnzimmer, in dem wie üblich fröhliches Chaos herrschte, aber sie sah so aus, als überlegte sie noch immer, ob es nicht doch besser wäre, wieder zu gehen.

»Was ist passiert?«, fragte er. »Setz dich und erzähl es mir, denn deshalb bist du ja gekommen, oder? Ich habe gerade Kaffee gekocht, willst du auch einen?«

Sie nickte stumm, und so belud er in der Küche ein Tablett mit der Kaffeekanne, zwei Tassen, Zucker und Milch und kehrte zu ihr zurück. »Also?«, fragte er, als er ihr gegenüber Platz genommen hatte.

»Ich habe mich von Uli getrennt«, sagte sie.

»Und das bringt dich so durcheinander?«, fragte er. »Das wäre dann aber das erste Mal.«

»Was soll das heißen?«, fragte sie.

»Steffie, jetzt spiel nicht die Naive!« Er verlor allmählich die Geduld, was ihn ebenso wunderte wie der Ärger über die Selbstverständlichkeit, mit der sie kurz zuvor angenommen hatte, dass sie ihm willkommen war. »Du trennst dich ziemlich oft von deinen Freunden, bisher hat dir das noch nie etwas ausgemacht. Also erzähl mir jetzt nicht, dass es bei Uli vollkommen anders war. Du langweilst dich doch schon seit einiger Zeit mit ihm, das haben alle gewusst.«

»Du willst mir jetzt also auch erzählen, dass ich ein Mensch bin, dem die Gefühle anderer gleichgültig sind?«, fragte sie.

»Hat das jemand gesagt?«, erkundigte er sich interessiert.

»Ja, Ulis Cousin«, murmelte sie. »Ich kannte ihn nicht, aber er wuss­te offenbar, wer ich bin. Jedenfalls hat er mich richtig fertig gemacht – auf ziemlich unverschämte Art und Weise.«

»Wieso unverschämt?«, fragte Florian. »Was die Gefühle deiner Exfreunde angeht, hat er zumindest Recht, oder nicht? Die hast du immer ziemlich gnadenlos abserviert, also kann man durchaus sagen, dass dir ihre Gefühle gleichgültig sind, finde ich.«

Sie sprang auf, die Augen lodernd vor Zorn. »Wenn ich geahnt hätte, dass du so reagierst, wäre ich nicht hergekommen!«, rief sie. »Ich dachte, du bist ein Freund, mit dem man über alles reden kann, ohne gleich verurteilt zu werden.«

Bevor er auch nur etwas erwidern konnte, hatte sie sich bereits umgedreht und war hinausgelaufen. Er machte keine Anstalten, ihr zu folgen, und das war die größte Überraschung, die er sich selbst bei diesem Besuch bereitete. Zum ers­ten Mal hatte er sich seinen Gefühlen für Stefanie nicht hilflos ausgeliefert gefühlt. Sie war ein Mensch, der Widerstand brauchte, das war ihm jetzt endlich klar geworden. Wenn er also jemals ihre Liebe gewinnen wollte, dann muss­te er ihr etwas entgegensetzen, statt still an seiner Liebe zu ihr zu leiden. Von jetzt an würde er anders mit ihr umgehen als bisher.

Florian, den alten Freund, den man ohne Probleme übersehen konnte, gab es ab sofort nicht mehr!

*

»Du hast mit ihr gesprochen?«, fragte Ulrich von Hohenburg entgeistert.

»Ja, habe ich«, erwiderte sein Cousin Philipp von Aggenau gelassen, während er sich mit einer Hand die schwarzen Haare zurückstrich.

»Gestern Abend noch? Nach unserer …« Ulrich brach ab, er konnte das Wort »Trennung« noch immer nicht in den Mund nehmen, ohne die Fassung zu verlieren.

»Ja«, wiederholte Philipp. »Es war Zufall, dass ich noch im Club war, als sie dort auftauchte – ich war ihr zwar nie begegnet, obwohl du mich ja eigentlich schon vor längerer Zeit mit ihr bekannt machen wolltest, habe sie aber trotzdem sofort erkannt. Außerdem gab es in meiner Umgebung genügend Leute, die geflüstert haben: »Da kommt Steffie von Gagern«. Also habe ich sie … ein wenig provoziert – und dann gewartet, was passiert.«

»Aber wie …« Wieder brach Ulrich ab. Er wollte über Stefanie reden – und zugleich wollte er es nicht. Seine Beziehung zu der jungen Frau hatte von Anfang an etwas Selbstquälerisches gehabt, und er konnte nicht einmal sagen, wie genau er da hineingeraten war. Sobald es nicht um Stefanie ging, war er ein durchaus selbstbewusster, dem Leben zugewandter junger Mann. War sie jedoch in der Nähe, verwandelte er sich in einen Menschen voller Ängste und Komplexe – wobei die schlimmste Angst zweifellos immer die gewesen war, die geliebte Frau zu verlieren. Und genau das war ja nun auch passiert. Er hatte im Grunde genommen von Anfang an geahnt, dass es darauf hinauslaufen würde.

»Du hast mir genug erzählt, Uli«, fuhr Philipp fort. »Ich hatte ein ziemlich klares Bild von ihr, und es hat sich gezeigt, dass meine Einschätzung ganz richtig war. Jedenfalls konnte ich ihr genau das sagen, was ich ihr schon sagen wollte, seit ich mitbekommen habe, wie du unter ihr zu leiden hast.«

»Und was war das?«, fragte Ulrich.

»Dass sie andere Menschen schlecht behandelt und offenbar Spaß daran hat – und dass ich das ekelhaft finde.«

»Das … das hast du ihr gesagt?«

»Ja, und noch einiges mehr. Danach habe ich sie stehen lassen. Das hättest du auch tun sollen, vor längerer Zeit schon, dann würde es dir heute besser gehen.«

»Ich hätte das nie gekonnt«, murmelte Ulrich. »Ich bin verrückt nach ihr, Phil!«

»Solche Gefühle kenne ich«, stellte Philipp fest, »aber deshalb darf man seine Selbstachtung nicht aufgeben, und das hast du meiner Meinung nach getan.«

»Kann sein«, gab Ulrich zu. »Aber …«

»Nein, warte«, bat Philipp. »Wir beide haben uns immer gut verstanden, Uli, aber seit du mit dieser Frau zusammen warst, bist du mir oft wie ein Fremder vorgekommen, und ich habe mir nichts mehr gewünscht, als den Ulrich von früher wiederzufinden. Es geht übrigens nicht nur mir so, sondern auch einigen anderen deiner Freunde. Du hast dich selbst verloren, und das liegt einzig und allein an Prinzessin Stefanie. Sie ist nicht gut für dich – und ist es auch nie gewesen, ganz im Gegenteil.«

Nach dieser längeren Rede blieb es erst einmal still. Als Ulrich schließlich zu einer Erwiderung ansetzte, musste er sich erst einmal räuspern. »So deutlich hat das bisher noch niemand gesagt, Phil. Ich meine, einige Freunde haben schon versucht, mich zu warnen, aber …« Er brach ab und schüttelte den Kopf. »Seltsam, jetzt, wo du es ausgesprochen hast, kommt es mir so vor, als hätte ich es schon immer gewusst. Du hast Recht, und gefühlt habe ich das die ganze Zeit.«

»Ich hoffe sehr, dass dir dieses Wissen wenigstens jetzt hilft, dich von ihr fernzuhalten, Uli«, sagte Philipp ernst. »Du bist nicht der Mann, der ihr ihre Grenzen aufzeigen kann, du hast dich viel zu sehr in deine Gefühle verstrickt.«

»Sie ist trotzdem nicht der schreckliche Mensch, den du in ihr siehst«, sagte Ulrich. »Glücklich ist sie nämlich nicht, das weiß ich.«

»Mag sein«, gab Philipp zu, »aber ich bleibe dabei: Dir tut sie nicht gut, und das ist im Augenblick das Einzige, was zählt.«

Sie setzten ihren Spaziergang schweigend fort, in stillem Einverständnis. Lange waren sie einander nicht mehr so nahe gewesen. Als sie sich später voneinander verabschiedeten, umarmte Ulrich seinen Cousin lange und sagte dann: »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Phil. Es kann gut sein, dass du mir das Leben gerettet hast – und das meine ich ganz ernst.«

»Vielleicht kannst du dich eines Tages revanchieren«, lächelte Philipp. »Warte nur, bis ich mal richtig in Schwierigkeiten stecke!«

Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman

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