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Vorwort
ОглавлениеIn der Reihe der Ignatianischen Impulse fehlte bis jetzt ein Beitrag, der sich speziell mit den Satzungen des Jesuitenordens befasst. Vielleicht kommt das daher, dass sie an sich ja nicht für eine breite Öffentlichkeit, sondern für die Ordensmitglieder geschrieben sind. Ich meine aber, dass man hier Perlen geistlicher Tradition entdecken kann, Schätze, die gehoben werden dürfen. Heutige Fragestellungen können durch die Satzungen geistlich bedacht werden. So werden sie vielleicht auch für Nichtjesuiten hilfreich und anregend sein. Hier eine Brücke zu schlagen, ist das Anliegen dieses kleinen Buches.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit den Satzungen. Das hängt mit den Aufgaben zusammen, die ich in meinem Orden hatte. Besonders während der Zeit, in der ich die letzte Ausbildungsphase meiner jungen Mitbrüder zu begleiten hatte, das so genannte Tertiat, bildeten die Satzungen ein wichtiges Schwerpunktthema. Dabei hat in besonderer Weise immer auch Pater Peter Knauer mitgewirkt. Ihm bin ich deshalb zu großem Respekt und Dank verpflichtet. Dank gilt auch vielen anderen Mitbrüdern. Ihre Erfahrungen sind in das Büchlein mit eingegangen, ohne dass dies im Einzelnen noch genauer angegeben werden könnte. In einer Gemeinschaft »profitiert« man ja voneinander, ohne dass dies immer genau registriert werden müsste.
Die Satzungen sind so etwas wie das Haus der Jesuiten. Es hat einen Bauplan, der dem geistigen Gebäude zugrunde liegt. Es hat Funktionsräume und Einzelzimmer, Gebetsorte und Erholungsmöglichkeiten. Es gibt ein solides Fundament, Energieversorgung, feste Wände und ein schützendes Dach. Es hat Fenster, durch die man bis in fernste Fernen blicken kann. Und es hat Türen, weniger, um sie hinter sich abzuschließen, sondern vielmehr, um hinauszugehen in alle Welt. Die Satzungen stellen tatsächlich die Architektur der Gemeinschaft dar.
Zunächst führe ich in einem ersten Teil ein in die Eigenart und in die verborgene Dynamik der Satzungen. In einem zweiten Teil weise ich auf einige durchgehende Perspektiven hin und darauf, was sich daraus für heute ergeben könnte. In einem dritten Teil lege ich dasselbe an einigen Einzelthemen dar.
Benützt habe ich außer den üblichen Quellen vor allem die 1997 erschienene deutsche Übersetzung des spanischen Urtextes: Satzungen der Gesellschaft Jesu und Ergänzende Normen. Der deutsche Text der Satzungen wurde übersetzt durch Peter Knauer, die Ergänzenden Normen, d.h. die Fortschreibung der Satzungen ins Heute durch ein Team von Mitbrüdern. Die Satzungen sind durchgezählt (1–827), ebenso die Ergänzenden Normen (1–416). So zitiere ich sie auch. Die Satzungen werden auch Konstitutionen genannt. Unter diesem Ausdruck sind sie den Ordensmitgliedern vertraut. Ich verwende beide Bezeichnungen abwechselnd für ein und dieselbe Sache.
»Ein Leib für den Geist«, so lautet der Titel eines Buches des französischen Jesuiten Dominique Bertrand über die Konstitutionen. Ein trefflicher Ausdruck, denn sie sind tatsächlich so etwas wie die Verleiblichung der Geistlichen Übungen. Das »innere Gesetz der Liebe« (134) findet im Bauplan der Satzungen seine Verwirklichung. Beide bedeutenden Werke des Ignatius von Loyola sind so in eine erhellende Beziehung gebracht.
Schön wäre es, wenn der eine oder andere Gedanke, der in diesem Büchlein den Konstitutionen entspringt, bei der Leserin oder dem Leser Wurzeln schlagen würde, sich also gewissermaßen verleiblichen könnte durch den Geist Gottes.