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Katzenschwimmen und Schmetterling

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Ganz hellblau war das Haus, in dem Johanna wohnte. Der Zaun war weiß und der Briefkasten war blauweiß gestreift. Auf der Treppe saß eine gestreifte Katze, überwiegend grau, und sah Eddie misstrauisch aus grünen Augen an. Eddie machte einen kleinen Bogen um die Katze.

«Hast du Angst vor Katzen?», fragte Johanna erstaunt. «Olsson ist ganz ungefährlich. Er frisst bloß Mäuse.»

Eddie gab keine Antwort. Ein Glück, dass Olsson kein Hund war. Das wäre noch trauriger gewesen. Johanna schloss die Tür mit einem Schlüssel auf, den sie aus einer Gießkanne holte. Dann reckte sie den Arm, ohne zu gucken, und nahm einen orangefarbenen Badeanzug und einen Bademantel mit kleinen schwarzen Hunden drauf von einem Haken im Haus.

Das war ein kurzer Besuch in Johannas Haus.

«Jetzt gehen wir zu dir und holen deine Sachen!», sagte Johanna munter. «Ich wollte schon immer wissen, wie es in der Curman’schen Villa aussieht. Da bin ich noch nie drin gewesen.»

«Oh», sagte Eddie.

«Was heißt oh? Habt ihr nicht aufgeräumt?»

«Doch, doch», sagte Eddie lachend. «Bei uns zu Hause liegt nicht eine einzige Qualle herum, nirgends.»

Johanna begann, den Hügel hinunterzulaufen, an einer Tennishalle vorbei. Eddie lief neben ihr her, blieb aber plötzlich stehen.

«Du», sagte er, «ich brauch nichts zu holen. Ich bade nackend. Das macht man so in Göteborg.»

Johanna sah ihn misstrauisch an.

«Aber du bist doch gar nicht aus Göteborg», sagte sie.

«Du hast gesagt, du wohnst im Wald in der Nähe von Kungälv.»

«Das ist ja nah bei Göteborg», sagte Eddie entschieden, «und da baden alle nackend.»

Vor ihnen ragte zwischen Straße und Wasser ein riesiges Haus auf.

«Was ist da drinnen?», fragte Eddie misstrauisch. «Ist das ein Krankenhaus?»

Johanna lachte aus vollem Halse.

«Höchstens für kranke Fische», sagte sie. «Das ist das Haus des Meeres.»

Sie liefen um das Haus herum, denn die Vorderseite war dem Meer zugekehrt. Eddie blieb mit offenem Mund stehen. So wollte er auch wohnen. Das Haus war groß und sah einladend aus. Aus einer Wand kam ein richtiger kleiner Wasserfall, und vor der großen Tür stand kein Fahnenmast, sondern da lag ein schönes altes Schiff. In dem Schiff saßen ein bärtiger Mann mit Hut und ein schwarzweißer Hund. Sie tranken Kaffee und aßen Butterbrote. Das heißt, der Hund trank nicht sehr viel Kaffee.

«Hej, Nick!», sagte Johanna zu dem Mann. «Hej, Betsy!», sagte sie und lief zu dem Hund, der ihr höflich eine Pfote reichte.

Eddie blieb draußen vorm Zaun stehen.

Der Mann mit Hut lächelte Johanna an und guckte zu Eddie.

«Komm her!», befahl Johanna. «Oder hast du vor allen Tieren Angst?»

Eddie gab keine Antwort.

«Wohin wollt ihr?», fragte der Mann mit Hut. Der Hut war grün und drum herum war eine Schlangenhaut.

«Wollt ihr mit mir kommen und Muscheln holen?»

«Nee du», sagte Johanna energisch. «Wir wollen baden. Eddie ist aus Göteborg. Er wohnt in der Curman’schen Villa. Da gehen wir jetzt hin und holen seine Badesachen.»

Eddie blieb vorm Zaun stehen, aber der Mann mit dem Schlangenhaut-Hut zog ihn deswegen nicht auf.

«Ich heiß Nick», sagte er zu Eddie. «Nick Hill.»

«Hej, Nick Hick», sagte Eddie.

Der Mann betrachtete ihn freundlich durch seine Brillengläser und lachte.

«Ein andermal kommst du vielleicht mit Betsy und mir raus zur Bank zum Muschelholen?»

«Zur Bank?», wiederholte Eddie. «Nein, vielen Dank.»

Eddie war gerade kürzlich mit seinem Papa auf der Bank gewesen. Das hatte überhaupt keinen Spaß gemacht. Zuerst mussten sie nach Göteborg hineinfahren, obwohl die Bank in Kungälv viel näher war. Aber dort kannte er zu viele, hatte Eddies Papa Lennart gesagt. Dann mussten Arne und Eddie ewig lange auf einer braunen Couch neben einer Palme sitzen, während ihr Papa vorn am Schalter stand und mit den Armen fuchtelte und viel zu laut redete. Auf der anderen Seite des Schalters stand eine Dame mit kleinen Brillengläsern und einer Haarspange. Sie schien Lennart überhaupt nicht zu mögen. Ihr Mund hatte wie ein Strich ausgesehen.

Plötzlich drehte sich Lennart auf dem Absatz um und rief seinen Söhnen zu:

«Die haben kein Geld auf der Bank. Kommt, wir gehen lieber zu McDonald’s.»

Arne war ganz rot geworden, aber Eddie fand das prima.

«Nein danke», sagte er ernsthaft zu dem Mann mit Hut.

«Ich bin schon auf einer Bank gewesen.»

Nick Hick lachte wieder.

«Wir sehen uns bestimmt trotzdem wieder», sagte er.

«Sag Johanna, sie soll mit dir ins Haus des Meeres gehen. Dann zeigen wir dir alle Fische. Die sind jetzt sehr hungrig. Deswegen nehm ich das Boot und hol für die kleinen Dinger etwas zu essen von der Muschelbank.»

Eddie nickte.

«Hoffentlich hat er nicht auch vor Fischen Angst», murmelte Johanna und umarmte Betsy zum Abschied.

Sie spazierten ein bisschen herum, und dann kamen sie an einigen Häusern vorbei, die eng beieinander standen, und an einem geschlossenen Kiosk. Dann waren sie plötzlich bei der Curman’schen Villa. Eddie erkannte sie sofort. Aber er hätte gewünscht, sie wäre viel weiter weg.

Mit einiger Mühe öffnete Johanna die kleine Pforte und ging dann rasch aufs Haus zu.

«Warte!», schrie Eddie. «Komm zurück.»

Er blieb vor der Pforte stehen und sah sehr klein aus. Johanna konnte nur sein blasses, schmales Gesicht sehen, das über die Pforte ragte.

«Was ist?», fragte sie lachend. «Habt ihr da drinnen wilde Tiere?»

Eddies Gesicht leuchtete auf und er atmete tief durch.

«Genau», sagte er. «Wilde Tiere haben wir da. Zwei Löwen und sieben Kamele. Und ein Meerschwein», fügte er rasch hinzu, als Johanna ihn misstrauisch ansah.

Sie liefen den ganzen Weg bis zum Steg. Johanna war kaum angekommen, da hatte sie sich auch schon umgezogen. Eddie hatte beschlossen, in Unterhosen zu baden. Es waren besonders heiße Unterhosen, hellgrün, die hatte er von Arne geerbt, echtes Boxerdesign mit Mickymaus-Köpfen.

«Eigentlich bist du noch zu klein, um echte Boxershorts zu besitzen», hatte Arne gesagt, «aber was soll ein großer Mann machen, wenn er seine eigenen Unterhosen sprengt?»

Johanna betrachtete Eddies Boxershorts sehr beeindruckt. Arnes Armbanduhr legte er in die Turnschuhe.

«Du kannst doch schwimmen?», fragte Johanna. Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern sprang direkt von der Leiter hinaus ins Meer, dass das Wasser bis hinauf zu den Felsen spritzte, wo Eddie stand.

«Schwimmen, ja», sagte Eddie zu sich selbst. Er holte tief Luft. «Möchte mal wissen, hob ich heigentlich schwimmen kann.»

Langsam ging er auf den Steg hinaus. Er hatte eine Gänsehaut, so sehr fror er. Schade, dass Arne nicht dabei war. Der hatte auf alles eine Antwort, und die klang immer gut.

Johanna war weit hinausgeschwommen und winkte Eddie mit beiden Armen.

«Komm endlich rein. Worauf wartest du? Es ist herrlich!»

Eddie setzte sich am äußersten Ende des Steges hin und guckte ins Wasser. Er fühlte sich richtig blöd. Fräulein Kröte, seine Lehrerin, hatte gesagt, dass alle aus der Ersten, die noch nicht schwimmen konnten, es im Frühling lernen sollten. Aber wie sehr er auch darüber grübelte, noch war es Herbst. Er studierte seine Rippen.

«Beeil dich!», schrie Johanna. «Du kannst doch schwimmen?»

«Nur Hundepaddeln», antwortete Eddie mit ganz kleiner Stimme.

Johanna lachte sich halb tot. Hundepaddeln!

«Kannst du nicht richtig schwimmen?», fragte sie.

«Doch, Katzenschwimmen», sagte Eddie und stand auf.

«Und ein bisschen Schmetterling.»

«Dann komm endlich rein», sagte Johanna und lachte, dass das Wasser nur so um sie spritzte. «Du», fügte sie mit freundlicherer Stimme hinzu, «guck mal, ich hab hier Grund. Ich steh mit beiden Füßen auf dem Boden. Du kannst also bis zu mir gehen, falls du nicht schwimmen kannst.»

«Hurra!», schrie Eddie, wahrhaftig erleichtert, und er kletterte die Treppenstufen hinunter und ging ins Meer hinaus, beide Arme zum Himmel erhoben.

«Soll ich dir mein Tierschwimmen zeigen?»

Eddie paddelte mit den Armen im Wasser und dabei knurrte er: Hundeschwimmen, und wirbelte die Hände wahnsinnig schnell herum: Katzenschwimmen.

Johanna war sehr beeindruckt. Sie konnte nur ein bisschen Brustschwimmen, Rückenschwimmen, sich ein bisschen treiben lassen und sie hatte nur den Freischwimmer.

«Bring’s mir bei!», rief sie. «Mach ich es richtig? Ist das Katzenschwimmen?»

Als sie viele Minuten später aus dem Wasser kamen, hatte Eddie Johanna Katzenschwimmen, Hundeschwimmen, Kamelschwimmen, Papageischwimmen und Schildkrötenschwimmen beigebracht. Schildkrötenschwimmen konnte er am besten.

«Weil ich doch eine Wasserschildkröte hab», sagte er. «Du darfst sie dir mal angucken.»

Das wollte Johanna gern. Ihre Nasenspitze war ganz weiß, ihre Augen dunkelbraun und ihre Augenwimpern tiefschwarz. Sie sah lustig aus.

«Dann hast du ja doch nicht vor allen Tieren Angst», sagte sie.

Eddie schwieg. Ihn fror, dass er zitterte, und er nieste mehrere Male. Deswegen durfte er Johannas Bademantel leihen.

«Es macht nichts, dass es ein Mädchenbademantel ist», sagte sie tröstend. «Er ist jedenfalls nicht rosa.»

Eddie und die beste Freundin der Welt

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