Читать книгу Mimis allerbester Freund - Viveca Lärn - Страница 6

Fünf vor halb zwölf

Оглавление

(Hier ist jemand, der die Uhr lesen kann ... Genau fünf vor halb und fünf nach halb ist am schwersten zu erkennen. Linda aus meiner Klasse kann das nicht, und Janna lernt es nie.)

Ein Glück, daß Lasse endlich eingeschlafen ist, so daß ich Tagebuch schreiben kann. Das geht nicht, wenn er wach ist. Nicht, weil ich glaube, daß er sich hinter mich stellt und heimlich guckt, während ich schreibe. Nein, ich kann einfach nicht ordentlich schreiben, wenn er im selben Zimmer ist. Leider weiß ich nicht, warum das so ist, aber ich möchte es gern wissen. Es gibt auch niemanden, den ich fragen könnte. Ich hab niemanden, den ich wichtige Sachen fragen kann. Alle, die ich kenne, lachen sich nämlich fast tot, wenn ich wichtige Fragen stelle. Das ist richtig blöd.

Jetzt schläft Lasse jedenfalls, obwohl seine Mama entweder tot oder in Dänemark ist. Wenn meine Mama verschwunden wäre, hätte ich mir viele schreckliche Sachen ausgedacht, zum Beispiel, daß sie von einer Dampfwalze überfahren worden wäre und platt wie ein Pfannkuchen mitten auf der Straße läge. Oder daß sie das Gedächtnis verloren hat, denn von so was hab ich gelesen. In Schweden gibt es mehrere tausend Frauen, die jeden Tag ihr Gedächtnis verlieren. Das sind Frauen in braunen Mänteln und mit großen Handtaschen, die überall auf den Straßen herumlaufen und sich nicht erinnern können, wie sie heißen und so. Und die fahren immer schwarz im Bus und in der Straßenbahn, weil sie vergessen haben, daß man Fahrkarten kaufen muß. Und auf dem Markt klauen sie Gurken und Tomaten. Und nie grüßen sie ihre armen Kinder und Enkel, denn sie haben ganz vergessen, daß sie welche haben. Von solchen Frauen gibt es ganz viele, und wenn meine Mama verschwunden wäre, würde ich glauben, daß sie auch so eine geworden ist.

Aber jetzt ist also Lasses Mama Alma verschwunden, und trotzdem wirkte Lasse fast fröhlicher als sonst, als er vorhin ins Bett ging.

»Schön, daß ich mir nicht die Zähne putzen muß«, sagte er munter, bevor er unter die Kameldecke kroch.

Wenn Lasses Mama nach Dänemark gefahren ist, dann kommt sie wohl morgen wieder und bringt einen Haufen dreieckiger Schokolade und vielleicht Joghurt und Tuschpinsel mit. Nirgendwo auf der ganzen Welt gibt es so guten Joghurt und so gute Pinsel wie in Dänemark. Aber wenn sie tot ist, wird natürlich nichts aus den Pinseln und aus dem Joghurt. Aber dann darf Lasse für immer bei mir wohnen, denn er hat keinen Papa, soweit ich weiß. Das wird sehr gemütlich, dann kommt er in meine Klasse und darf neben mir sitzen. Aber etwas anderes (nicht so gut) wäre es, wenn er sich in den Kopf setzt, daß er zum Beispiel die Hälfte meiner Schubladen in meinem Schreibtisch haben will.

Wenn er sich seine Sachen aus Norrland schicken läßt, könnte er schon auf die Idee kommen, daß er mindestens die Hälfte von meinem Schreibtisch haben muß. Ich geh jede Wette ein, daß er auch die untersten Schubladen will – die, die nicht klemmen, wenn man sie rauszieht. Und die einzigen, die man abschließen kann – obwohl er die bestimmt nur für seine blöden Autonummern haben will. Jetzt werd ich richtig wütend auf Lasse, grr! Ich muß mal ein bißchen die Kameldecke da unten auf dem Fußboden anheben und nachgucken, wie frech er eigentlich aussieht.

Aber als ich das gerade tun wollte, hörte ich, wie die Wohnungstür geöffnet wurde und Lasses Mama schrie:

»Hat Lasse auch ordentlich zu essen bekommen? Hat er sich die Zähne geputzt? Er hat ja wohl hoffentlich keine Messerstechereien im Fernsehen gesehen?«

»Aber Alma, wo bist du den ganzen Abend gewesen?« rief Mama aus dem Badezimmer.

»Bei Ikea natürlich«, sagte Alma erstaunt. »Aber als sie zumachten, war der letzte Bus schon weg, und ich mußte zu Fuß gehen.«

Mimis allerbester Freund

Подняться наверх