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Kapitel ZWEI

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Unten in der Stadt angekommen fuhr Dad gleich zur Station der Ranger. Scheinbar hatte er mich schon irgendwie von mir unbemerkt angekündigt, denn alle Autos standen hinten auf dem Parkplatz, als wir ankamen. Ein sehr seltener Anblick. Kaum, dass wir beide hinein gingen, kam mir Konfetti entgegen und es wurde mir aus allen Richtungen mit Tröten entgegengeprustet! Ich kam mir vor wie auf meiner Geburtstagsfeier, nur, dass ich gar keinen Geburtstag hatte? »Wow! Was ist denn hier los!?«, fragte ich freudig überrascht, Dad schob mich in die Mitte des großen Büros und schlich hinter mir vorbei, an die gegenüberliegende Wand. Zu den Anderen, aufgebaut wie ein Knabenchor.

Sein Chef, von allen nur Papa Bär genannt, trat vor und räusperte sich. Dann fing er an zu schwafeln: »Catherine Dunbar, Tochter von Russell Butler Hobbs, sei willkommen! Von nun an seiest du aufgenommen in den ehrenvollen Kreis der Hüter des Waldes, zeige Respekt gegenüber aller Flora und Fauna und auch gegenüber den Deppen! Züchtige das Feuer und entfache es nicht, verrate nie den Schlafplatz eines Bären und sei auf der Hut vor den Ameisen, denn sie werden eines Tages über die Erde herrschen!« »Herrrschen!!«, kam im Chor von der Wand, ich hatte keine Ahnung, was der Unfug sollte. Doch es klärte sich langsam auf: »Du hast begehret Einlass zu finden in unsere Mitte, doch das Ministerium im fernen Washington hat befunden, dich abzulehnen. Weil du noch ein Küken bist.« »Küüüken!«, kam von der Wand, ich musste mich ernsthaft zusammenreißen, dass ich nicht sofort in schallendes Gelächter ausbrach! »Doch uns hier ist das egal, du hast stets Mut und mehr Verstand als dein alter Herr bewiesen …« Dad protestierte: »Na he! Ich bin doch kein Dummie!« »… und – Butler halt die Klappe! – Wo war ich? Ach ja: … und deswegen überreiche ich dir hiermit das Schwert der Weisheit …« »Weiiiisheit!!« »… welches du hüten sollst auf immerdar. Oder bis du es verlierst, dann bekommst du ein Neues.«

Er hielt mir einen kleinen Schlüssel entgegen, ich wusste, wofür der war, und brach fast augenblicklich in Freudentränen aus: »Oh mein Gott, ihr nehmt mich an?« »Hier unterschreiben«, hielt mir Dad eine Kladde hin, ich tat es zitternd und schon waren alle um mich und beglückwünschten mich! Als ersten schoben sie Eule in seinem Rollstuhl vor mich, ich kniete mich vor ihn hin und er umarmte mich: »Lass dich mal drücken, Kleines! Hast ja lange genug gewartet, was?« Ich umarmte ihn auch, ganz vorsichtig. Mit seinen 94 Jahren war er verdammt zerbrechlich, aber im Geiste fit wie ein Turnschuh! Eule war einer der ersten Ranger im Silver Bow County, heimliches Maskottchen der Station und nicht zu ersetzen! Als ich wieder aufstand, kam schon Gangsta und bot mir seine Faust an, ich drückte zu: »Yo Baby! So macht man das!« Ich mochte ihn, so nervig er auch manchmal sein konnte. Er hatte ein Fabel für Lowrider, daher der Name. Doch zum Nerven kam er erst gar nicht, denn schon schob ihn der Arsch zur Seite: »Mach mal Platz, ich will auch! Komm schon her, du Verrückte!«

Holly Horowitz: eine Frau, ein Hintern! Sie drückte mich, dass mir die Luft wegblieb, ich bedankte mich und schon gab mir Holzauge seine Hand: »Wurde auch langsam mal Zeit, was? Na komm her, du halbe Portion!« Ich lachte und umarmte ihn, für ihn waren alle nur halbe Portionen: er sah ja von allem auch nur die Hälfte. Na ja, jetzt nicht wirklich. Aber er hatte sein linkes Auge bei Fällarbeiten verloren, lange her. Seit dem hatte er eben ein Glasauge und wenn man es nicht wusste, fiel es gar nicht auf. Er entließ mich wieder aus seinen Armen, jetzt war der Bart dran: »Tja, was soll ich sagen? Schön, das du da bist!« Er gab mir nur die Hand, aber das hatte nichts damit zu tun, dass er mich nicht mochte oder so. Nein, sein Bart war nur einfach einer Umarmung im Weg: der Weihnachtsmann wäre neidisch auf das Teil! Hinter ihm hatte sich Sandra eingereiht, einen Spitznamen hatte sie nicht. Alle nannten sie nur »die Schweigsame«, war auch kein Wunder. Denn bei dem Feuer von 2012, da verlor sie ihren Mann, Bill. Seit dem hat sie, zumindest soweit ich weiß, kein Wort mehr gesprochen. Sie nahm mich stumm, aber breit lächelnd in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Konnte sie, sie war neben Dad der einzige Mensch, der das konnte: auch sie hatte gut 7 Fuß — 2 Meter — Länge. Dad kam dran, als sie mich entließ: »Alles Gute, Hase!« »Hättest ruhig was sagen können!«, schimpfte ich ein wenig, doch ernst meinte ich das nicht.

Ich ließ mich von ihm drücken und drückte feste zurück, da beschwerte sich Papa Bär: »Darf der Chef jetzt auch endlich mal?« Natürlich durfte er, ich ging etwas in die Hocke und ließ mich kurz umarmen. Er war wirklich der Vater der ganzen Truppe, deswegen nannten sie ihn auch so. Doch schon schob er mich von sich: »Nicht, dass das noch als Belästigung ausgelegt wird, was? Haha, na schön. Willkommen!« Ich wischte mir die Freudentränen aus dem Gesicht, schon schob mich Holly zu den Umkleiden: »Na komm mal mit, oder willst du etwa als Ranger im Kleid durch den Wald latschen?« Ich ließ mich schieben, konnte ich doch gar nicht fassen, was da eben alles passiert war! »Bin ich jetzt echt eingestellt?«, fragte ich deswegen leicht ungläubig, Holly verneinte zu meinem Bedauern: »Na ja, eigentlich ist es nur ein Praktikum. Der Einfachheit halber hat es Papa Bär über die Feiertage gelegt, schließlich musst du hier keinem mehr was beweisen. Hier, dein Spind. Aufschließen musst du schon selber.« Ich tat es, drinnen lag und hing, noch eingepackt, eine komplette Uniform mit allem Drum und Dran! Holly griff hinein und hielt mir die Jacke an: »Okay, ich bestell nochmal. Die ist dir eindeutig zu klein.«

Ich nahm ihr den Bügel aus der Hand: »Warten wir erstmal ab.« Sehr schnell wurde ich Kleid und Stiefel los, rupfte die Verpackungen auf und schlüpfte in meine Uniform. Aber Holly hatte recht, die Bluse und die Jacke hätten ruhig eine Nummer größer sein können. »Meinst du, das geht so?«, fragte ich sie und drehte mich im Kreis, ihre Antwort hatte ich schon erwartet: »Klar, für den ersten Tag. Oben platzt du zwar raus und die Hose ist ein bisschen kurz. Aber die Stiefel sind ja hoch genug, fällt nicht weiter auf. Von Papa Bär bekommst du jetzt noch den Rest deiner Ausrüstung und dann kann es ja losgehen, was?« Ich nickte fleißig und sah nochmal in den Spiegel, bevor ich mit Holly wieder hinaus ging. Draußen wurde ich schon vom Chef erwartet, er nahm mich mit in die Rüstkammer und drückte mir ein paar Teile in die Hand: »Funkgerät, Handfesseln, Pfefferspray, Erste-Hilfe-Päckchen, Taschenlampe, Notizblock, Stift, Namensschild. Alles verstaut? Gut. Jetzt das Wichtigste.« Er schloss den großen Stahlschrank zu seiner Linken auf und ich protestierte: »Du willst mir jetzt nicht ernsthaft eine Waffe andrehen, oder?« Er blickte mich von oben nach unten und zurück an, dann kam gewichtig: »Sehe ich so aus!? Das wird nur die tägliche Kontrolle, weil ich gerade hier bin. Nicht, dass noch was fehlt. Du hast deinen Vater zu deinem Schutz und in der allergrößten Not das Gewehr im Auto. Eine Pistole darfst du gar nicht haben in deinem Alter.« Ich nickte nur, Gott sei Dank gab er mir kein Schießeisen! Nicht etwa, dass ich keines wollte. Aber ich kannte die Vorschriften genauso gut wie er, hatte ich sie doch in den letzten Monaten fast auswendig gelernt. Er nickte auch, das galt aber eher dem Inhalt des Schrankes und nicht mir. Schon gingen wir wieder zurück zu den Anderen in den Aufenthaltsraum.

Entgegen meiner Erwartung war da aber nur Dad, auch Holly verabschiedete sich gleich nach draußen. »Und jetzt?«, wollte ich von Dad wissen, der stand auf und sagte es mir: »Wir machen jetzt einen Ausflug in den Baumarkt, dann gehe ich mit meiner Lieblingstochter essen und dann fahren wir wieder heim. Was hältst du davon?« Sein Plan gefiel mir: »Gute Idee. Aber musst du nicht arbeiten?« »Sieht der ernsthaft so aus, als würde er jemals arbeiten?«, tönte Papa Bär spielerisch verächtlich hinter mir, ich drehte mich zu ihm um: »Nein, nicht wirklich. Ein Wunder, dass du ihn noch nicht gefeuert hast.« »Kann er nicht, ich weiß zuviel«, brummte mir Dad ins Ohr und ging an mir vorbei nach draußen: »Ich warte im Wagen, ja?« Ich nickte, den wahren Grund für die Freizeit teilte mir Papa Bär mit: »Hör mal, Große: Butler hat sich richtig ins Zeug gelegt, um dich unterzubringen. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat. Aber ich war von Anfang an dafür, okay? Du bist hier als Freiwillige, um uns über die Feiertage zu unterstützen. Butler hat Urlaub, also teile ich dich ihm zu. Ich weiß von deinen Anstrengungen, hierher zu kommen, also ist das hier so eine Art Praktikum für dich. Das Ministerium hat dich nämlich schon wieder abgelehnt, hab ich ja vorhin schon gesagt. Nicht traurig sein. Mach deine Schule zu Ende, geh aufs College und dann bewirb dich nochmal. Und so lange bleibst du eben als Freiwillige hier und tust, was du kannst. Wenn du Zeit hast, okay?« Ich hatte leicht feuchte Augen, ob von der Enttäuschung aus Washington oder der Freude, dass ich trotzdem hier sein durfte, wusste ich nicht. War mir aber auch egal, ich machte die zwei Schritte und umarmte Papa Bär: »Danke.« »Ach, ist schon gut«, antwortete er und erwiderte meine Umarmung, »jetzt gehst du aber zu deinem Dad und hast ein schönes Fest, ja?« Ich ließ ihn los und ging, die Tränchen wischte ich heimlich weg. Papa Bär seine auch.

Als ich zur Tür hinaus auf den Hof ging, hatte ich schon wieder ein Lächeln im Gesicht. Gangsta auch, als er mir leise neben seinem Wagen stehend nachpfiff. Sofort bekam er von Sandra eine übergebraten, Holly lachte laut los und stieg in ihr Auto zum Bart. Holzauge winkte mir aus der Werkstatt zum Abschied, ich quittierte es mit einem Handkuss und stieg bei Dad ein: »So, von mir aus kanns losgehen! Partner.« »Dann wollen wir das auch mal tun! Partner.« Er hielt mir seine Faust hin und ich drückte meine dagegen. Mit wackelnden Fingern ließen wir los und lachten, dann zeigte Dad auf das Funkgerät: »Dein erster Job, Partner.« Ich grinste, griff nach dem Mikro und drückte die Sprechtaste: »Zentrale, Vier, auf dem Weg.« »Verstanden Vier. Viel Spaß!«, kam von Papa Bär gleich zurück, hupend und aus den Fenstern winkend verließen wir die Station.

Von dort bis zum Baumarkt war es nicht weit, schon eine Dreiviertelstunde später waren wir da und kauften, was wir für unser Projekt noch brauchten. Dad hatte es sich nämlich schon vor Jahren in den Kopf gesetzt, eine alte Rangerhütte im Stil der Fünfzigerjahre wiederherzurichten. Gebaut war sie schnell, doch das Einrichten dauerte jetzt schon eine Ewigkeit! Aber es ging nicht anders, Dad war da sehr genau. Wenn es Telefon, Bleistift oder Karte an der Wand in den Fünfzigern nicht gab, dann kam es nicht rein. Punkt. Ich hatte auch meinen Teil zur Ausstattung beigetragen: einen original Pinupkalender von 1953. Da waren schon ein paar ganz heiße Feger dabei! Dad hatte erst mit mir geschimpft, aber das heimliche Durchblättern hinter meinem Rücken konnte er sich dann doch nicht verkneifen. Jetzt kauften wir aber nur zwei Pakete Schindeln und einen Sack Nägel. Falls im Winter was kaputt ginge, wäre es gleich oben.

Der Krempel war schnell verstaut und wir machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir wollten schließlich schick essen gehen! Doch irgendwie fühlte ich mich in meiner Uniform doch etwas unwohl, also schlug Dad das Montana Club vor und ich sagte zu. Nicht so fein wie Casagrandes oder das Park, aber lecker! Wir drehten um und kamen nicht weiter, weil ein Getränkelaster vor uns die Straße blockierte. Hinter uns die Ampel war noch nicht grün, die Gegenspur damit dicht und so warteten wir eben. Ich sah ein bisschen in der Gegend herum, nichts Besonderes, was meine Aufmerksamkeit erregte. Doch dann …

Ein dunkelbrauner Schopf auf einem Fahrersitz, reichlich klein. Tief geduckt, ganz, als wolle sie nicht gesehen werden, tuckerte sie langsam an uns vorbei. In einem alten Ford Bronco, der bald schon auseinanderfiel. Ich zeigte ihn Dad: »Kuck mal: zieh das Klebeband von der Tür und das Ding fällt zusammen.« Er lachte, der Ford brummte von dannen, der Fahrer vom Laster war fertig, Dad fuhr los und ich ärgerte mich, dass ich mir das Kennzeichen von dem Auto nicht gemerkt hatte. War schließlich ganz niedlich die Kleine, auch wenn sie auf mich irgendwie einen seltsam verschlagenen Eindruck machte.

Eine halbe Stunde danach saßen wir im Club am Tisch und stopften uns die Bäuche voll! Es war nicht das erste Mal, dass wir hier waren und es würde mit Sicherheit auch nicht das letzte Mal sein. Den Eisbecher zum Schluss schaffte ich nicht mehr ganz, als wir dann gingen, mussten wir doch recht langsam zum Auto laufen. Sonst wäre alles oben wieder rausgekommen.

Auf dem Weg zurück nach Hause war es reichlich schweigsam im Wagen, außer einem verhaltenen Rülpser hier und da sagten wir nicht viel. Angekommen musste ich erstmal aufs Klo und dann aus der Uniform raus, der Gürtel war irgendwie viel zu eng geworden. Jogginghose und T-Shirt taten es, so lief ich wieder ins Wohnzimmer und wuchtete mich neben Dad auf die Couch: »Was machen wir, nachdem wir uns soweit wieder erholt haben?« »Was du machen willst, weiß ich nicht«, meinte Dad, »aber ich werde meine Sachen für morgen zurechtlegen und dann das Abendessen machen.« »Das mache ich«, bot ich an, Dad grinste: »Was anderes als Spaghetti kannst du doch noch, nicht wahr?« Ich log ihn frech an: »Klar, kein Problem.«

Aber mal ehrlich: konnte ich nicht. Kochen und so Haushaltskram konnten mir gestohlen bleiben! Also überlegte ich fieberhaft, was ich uns wohl zubereiten könnte. Ohne, dass ich die Küche in Brand steckte und dazu noch etwas, dass man dann hinterher auch noch essen konnte. Mit fiel nichts Besseres ein als Käsetoast, also ging ich in die Küche und befasste mich mit meinem Vorhaben. Es gelang, halbwegs. Dad kam nur einmal die Treppe heruntergestürzt, weil der Rauchmelder losging, aber es hatte sich nur eine Toastscheibe im Gerät verfangen und ich bemerkte es nicht. Passiert jedem mal. Glaube ich. Auf jeden Fall schmeckte es uns dann ganz gut, ich hatte ja auch Wurstscheiben draufgelegt! Abwasch gab es so gut wie keinen und ich konnte mich dem Abendprogramm im Fernsehen widmen. Jedenfalls so lange, bis mich Dad daran erinnerte, dass ich wohl morgen besser nicht nackig in den Wald gehen sollte. Also stand ich ein wenig widerwillig auf und ging nach oben, um mich um meine Ausrüstung zu kümmern. Gut, viel zu kümmern gab es da nicht. Meine schicke neue Uniform, eine dickere Leggins und ein langärmeliges T-Shirt taten es. Noch dicke Socken dazu und fertig! Okay, das alles würde ich, bis auf Hose und Bluse, zweimal brauchen. Also nochmal an den Kleiderschrank, eine Tasche herausgeholt und gepackt. Zähneputzen nicht vergessen, sollte ich in der Hütte schon machen. Schnell ins Bad und … heute Abend bräuchte ich die ja noch! Na ja, dann packe ich sie eben morgen früh ein. Aber wo ich schon mal hier war …

Erleichtert ging ich zurück in mein Zimmer, nur um festzustellen, dass der Tag ein wenig anstrengend und ich reichlich müde war. Ich hüpfte nochmal schnell ins Wohnzimmer, sagte Dad gute Nacht und ging dann ins Bett.

Diesen Morgen brauchte ich den Wecker. Zwingend! Morgens halb sechs ist keine Zeit für mich, ganz ehrlich. Müde kämpfte ich mich ins Badezimmer, tat, was zu tun war, und schlurfte dann, nach dem Anziehen und meine Tasche Stufe für Stufe hinter mir her ziehend, die Treppe hinab. Dad saß schon am Tisch und gurgelte mit seinem Kaffee. Ich setzte mich brummend zu ihm und beugte mich, nachdem ich Milch dazu gegeben hatte, tief über meine Cornflakes. Wortlos frühstückten wir, wortlos stellten wir je unser Geschirr in die Spülmaschine und nur leise fragte Dad, ob wir wirklich los wollten. Die Wetterwarte hätte einen Schneesturm gemeldet, er wüsste nicht genau, wann er da wäre und ob die Zeit nach oben und zurück reichen würde. Ich nickte nur, zog Stiefel und Jacke an und wir gingen hinaus.

Gestern und vorgestern hatte es nicht geschneit, heute fielen kleine Flocken. Der Wagen war schnell sauber, unsere Sachen genauso schnell verstaut und die Reise ging los. Es waren nur sieben Meilen durch den Wald, aber die letzten zwei auf noch nicht fertiger Straße. Nicht nur durch den Schnee sehr unangenehm zu fahren, ein Sport-BH ist hier zwingend nötig! Als wir dann, nach mehreren Malen tief Luftholen und Gott dankend, dass wir den Baum oder Graben verfehlt hatten, endlich angekommen waren, zeigte die Uhr schon fast Mittag. Also luden wir nur aus, Dad machte Feuer und ich verstaute unsere Sachen. Gleich, nachdem ich unsere Schlafsäcke auf jedem Bett ausgerollt hatte, ging ich wieder nach vorn, Dad hatte schon Schnee hereingeholt und hängte den Topf gerade über die Flammen.

Ich ging an den Schrank und fragte: »Was darf ich dem Herrn bringen?« »Wie wären Maccaroni und Käse? Hatten wir lange nicht!« »Sehr gern«, gab ich höflichst zurück und nahm zwei Packung Armeefutter aus dem Schrank. Genau genommen stand außer Mac&Cheese gar nichts anderes da drin. Dad hatte einen ganzen Karton von dem Kram bestellt gehabt, ich mochte das Zeug sehr. Tüte auf, Wasser rein, kneten, ruhen lassen, fertig. Kein Abwasch und der Löffel ist in der Packung mit dabei! Schmecken tat der Krempel dann auch noch, war aber klar. Ein Soldat im Einsatz würde schnurstracks wieder den Heimweg antreten, wenn es schlechtes Futter gäbe.

Wir würden erst morgen Abend wieder heimfahren, jetzt war die Hütte dran! Die Schindeln und die Nägel verstauen, unterm Dach nachsehen, ob was lose war, mal an den Fenstern wackeln und so weiter. Danach ein wenig Staub wischen, Feuerholz reinholen und das Abendessen zubereiten. Mir machte der Wind ein wenig Sorgen, auf unserer Fahrt hier rauf hatte er schon deutlich aufgefrischt und die Flocken wurden immer größer. Jetzt meldete sich das immer eingeschaltete Funkgerät: »Vier, Zentrale, seid ihr schon oder noch in der Hütte?« Dad war erschrocken, ich auch. Dennoch nahm ich es und antwortete: »Zentrale, Vier, noch oben. Warum?« »Die Wetterfrösche haben den Schneesturm auf morgen früh, beziehungsweise für euch schon heute Nacht, vorverlegt und hochgestuft. Macht also, dass ihr so schnell es geht da weg kommt, okay?« Dad hatte zugehört, nahm mir das Mikro ab und sah aus dem Fenster neben mir: »Hör zu: heute nicht mehr, ist schon viel zu dunkel draußen. Wir melden uns morgen früh, wenn wir losfahren, nochmal. Okay?« Papa Bär bestätigte, Dad beendete das Gespräch und ich sah neben ihm nach draußen: »Wow! Das nenne ich mal Schneefall! Meinst du dass wird was, Morgen früh? « Dad nickte: »Klar, wird schon. Am besten gehen wir ins Bett.« Ich nickte, etwas großartig Besseres fiel mir eh gerade nicht ein.

Schneemond

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