Читать книгу 10 Mythen der Geldanlage - Volker Gerding - Страница 6
Der 3. Mythos: Es gibt Fondsmanager, die ein glückliches Händchen haben.
ОглавлениеZugegeben, eine verlockende Regel. Siegfried, aber auch Marcel und Ann-Kathrin, könnten sich denken, dass es Genies unter den professionellen Geldanlegern gibt und dass es daher sehr naheliegend ist, diesen Mozarts des Geldgewerbes sein Geld anzuvertrauen. Dieser Gedankengang hätte auch den beruhigenden Effekt, dass sich unsere Protagonisten bei all den mit einer Geldanlage verbundenen Unsicherheiten plötzlich auf sichereren Boden befinden würden. Ihre Entscheidung für einen Fonds wäre auf einer rationalen Ebene getroffen worden, dem Ranking der Fondsmanager.
Seit mehreren Jahren werden die erfolgreichsten Fondsmanager gekürt, wobei es unterschiedlichste Kategorien gibt und gerade die Erfolgskontinuität besondere Beachtung findet.
„Die deutschen Standard & Poor's Fund Awards …, die Standard & Poor's zusammen mit dem Handelsblatt vergibt, werden als weltweit etablierter Standard für die Bewertung von Fondsmanagern und Fondsgesellschaften angesehen. Berücksichtigt werden alle in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Fonds. Untersucht wird die Wertentwicklung eines Fonds gegenüber dem Sektordurchschnitt, die Vermögensaufteilung, die Kontinuität anhand der letzten Monatserträge und … das Risiko-/ Ertragsprofil des jeweiligen Fonds in seinem Sektor (Versicherungsmagazin, 25.04.2006)
„Jedes Jahr wird der Fondsmanager des Jahres gewählt. Die Spitzen-Fonds jeder Gruppe müssen die beste Wertentwicklung bieten, ohne Anleger einem zu hohen Verlustrisiko auszusetzen“. (Handelsblatt, 08.04.2011).
Die Protagonisten auf der Suche nach dem Börsenguru
Nehmen wir an, Marcel und Ann-Kathrin hätten sich für einen Siegerfonds des Jahres 2005 entschieden und zwar einen aus der Kategorie „5 Jahre“. In dieser Kategorie, so sind sie sich sicher, wird Kontinuität belohnt und es zeigt sich, wer wirklich etwas vom Aktiengeschäft versteht. Sie wählen einen Siegerfonds, der wie folgt beschrieben wird:
Zur Erzielung von Kapitalwachstum investiert der Fonds vorwiegend in Aktien europäischer (ohne Osteuropa) Unternehmen, die attraktive Erträge erwarten lassen. (Finanzen.net)
ING (L) – Invest Euro High Dividend P Cap
Monatliche Einzahlung : 200 Euro
Startdatum : Mai 2005
Enddatum : Mai 2012
Ausgabenaufschlag : 3 %
Summe der Einzahlungen : 17.000 Euro
Depotwert : 13.436,32 Euro
Performance:
Verlust in Euro : - 3563,68 Euro
Prozentualer Wertverlust insg. : - 38,42 %
Prozentualer Wertverlust pro Jahr : - 6,62 %
(Quelle: Fondsweb)
Leider spricht das Ergebnis für sich. Dabei ist der Ansatz, den Ann-Kathrin und Marcel gewählt haben, eher konservativ. Sie bleiben in Europa, vertrauen einem prämierten Fondsanbieter und sparen kontinuierlich. Aber leider führt auch dieser Ansatz, selbst bei einem Anlagehorizont von mehr als 5 Jahren, nicht dazu, wenigstens das Kapital zu erhalten. Von einem positiven Ertrag ganz zu schweigen.
„Professionelle Anleger inklusive Fondsmanager lassen ein elementares Zeichen für Kompetenz vermissen: anhaltenden Erfolg….Bei der großen Mehrheit der Fondsmanager gleicht die Auswahl von Einzeltiteln eher einem Würfel- als einem Pokerspiel. Im Allgemeinen ist die Wertentwicklung bei zwei von drei Investmentfonds in jedem beliebigen Jahr schlechter als die des Gesamtmarktes. Noch wichtiger ist aber, dass die Korrelation zwischen aufeinanderfolgenden jährlichen Anlageergebnissen von Investmentfonds sehr klein ist, kaum größer als null. Die erfolgreichen Fonds in jedem beliebigen Jahre haben einfach das meiste Glück; sie haben gut gewürfelt“ (D. Kahneman).
So schnell wollen wir uns aber nicht entmutigen lassen, schließlich ist ja gerade die Erfolgskontinuität ein entscheidendes Kriterium für die Wahl zum Fondsmanager des Jahres.
Auch Siegfried hat im Jahr 2005 Siegerfonds der Kategorie „5 Jahre“ und „10 Jahre“ (schließlich will er sicher sein, dass sein Erbe nicht verloren geht) ausgesucht und jeweils 10.000 Euro investiert.
Der von ihm gewählte Fonds „ investiert in sorgfältig ausgewählte Aktien und andere Beteiligungspapiere deutscher Unternehmen, um einen langfristigen Kapitalzuwachs zu erzielen“. (Finanzen.net)
Santander Deutsche Aktien B
Einzahlung : 10000 Euro
Startdatum : Mai 2005
Enddatum : Mai 2012
Ausgabenaufschlag : 5 %
Summe der Einzahlungen : 10.000 Euro
Depotwert : 16098,25 Euro
Performance:
Gewinn in Euro : 6098,25 Euro
Prozentuale Wertsteigerung insg. : 60,98 %
Prozentuale Wertsteigerung pro Jahr : 6,96 %
(Quelle: Fondsweb)
Siegfried hatte Glück und sowohl den richtigen Zeitpunkt des Einstiegs gewählt, als auch einen Fonds der sich gut entwickelte.
Da Siegfried nicht nur in Deutschland anlegen will, hat er sich gleichzeitig zur Anlage von weiteren 10.000 Euro in einen internationalen Fonds entschieden, der in der Kategorie „10 Jahre“ den Preis erhielt und sich so präsentiert:
„Der Fonds bietet die Möglichkeit, sich an aussichtsreichen Branchen und Unternehmen rund um den Globus zu beteiligen. Der Fonds wird aktiv gemanagt - in Form hochwertigen Stock Pickings ohne starre Index-Orientierung. Das gibt dem Fondsmanagement den notwendigen Freiheitsgrad, um performanceträchtige Anlageideen umsetzen zu können“. (fondsweb.de)
DWS Vermögensbildungsfonds I
Einzahlung : 10000 Euro
Startdatum : Mai 2005
Enddatum : Mai 2012
Ausgabenaufschlag : 5 %
Summe der Einzahlungen : 10.000 Euro
Depotwert : 10880,07 Euro
Performance:
Gewinn in Euro : 880,07 Euro
Prozentuale Wertsteigerung insg. : 8,8 %
Prozentuale Wertsteigerung pro Jahr : 1,2 %
(Quelle: Fondsweb)
Die ernüchternde Bilanz
Gut, das Erbe ist über die Zeit leicht gesteigert worden, jedoch ist der Wertzuwachs ähnlich bescheiden wie bei einer risikoarmen Anlage in Sparkassen- oder Volksbank- Papieren.
Wie schon beim 1. Mythos beschrieben, müssen Sie, werte Leserin, werter Leser, bei der Anlage in Aktienfonds immer das Verlustrisiko berücksichtigen, besonders wenn Sie das Geld in einem bestimmten Zeitraum benötigen. Dem erhöhten Risiko hat aber auch eine erhöhte Chance gegenüberzustehen, d.h. das Chance-Risiko-Verhältnis muss möglichst zu Ihren Gunsten verschoben sein.
In Siegfrieds Fall hat nur die Wahl des Fonds dazu geführt, dass der Gewinn über die 7 Jahre des Anlagezeitraum gesehen, beim Santander-Fonds fast siebenmal so hoch lag wie beim DWS-Fonds. Es gibt jedoch keine Garantie, dass in der nächsten Zeit der Santander-Fonds weiterhin besser abschneidet als der z.B. der DAX®und wer sagt denn, dass der DAX®in den nächsten Jahren steigt? Vielleicht fällt er demnächst steil nach unten und verharrt 10 Jahre auf niedrigem Niveau? Dann hilft auch der beste Fondsmanager nichts.
Da sich über einen längeren Zeitraum Glücks- und Pechsträhnen ausgleichen, bleibt auch ein erfolgsverwöhnter Manger nicht von der Zufallsregel verschont und so schreibt Welt-online über den Manager des DWS-Vermögensbildungsfonds „Er habe schlicht zu wenige gut laufende Aktien aus den USA im Portfolio gehabt, dafür zu viele schlecht laufende aus dem Euro-Raum, zu wenige Wachstumsaktien vom Schlage des Überfliegers Apple, zu viele Versorger und Telekommunikationstitel. Kurzum: Er lag zu oft falsch“. (Welt-online, 10.03.12)
Das oben aufgeführte Zitat von D. Kahneman besitzt immer noch Gültigkeit und so können wir ein weiteres, für den Privatanleger ernüchterndes Fazit ziehen.
Fazit
Es gibt Fondsmanager die manchmal Glück haben und manchmal Pech und einige (sehr) wenige, erhalten von Fortuna das Geschenk so lange Glück zu haben, bis sie sich in Würde vom Alltagsgeschäft zurückziehen können. Sein Erbe oder die Zukunft seiner Kinder sollte man darauf aber nicht verwetten.
Die mit Preisen ausgezeichneten Fonds geben einen Anhalt über vielleicht interessante Fonds, stellen eine Vorsortierung dar, mit welchen Fonds man sich möglicherweise näher befassen sollte, aber eine wirkliche Hilfe sind die Rangfolgen leider nicht.