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An Gott glauben

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Ich staune, dass ich immer noch an Gott glaube. Trotz allem: dem Leiden in dieser Welt, der Ausbeutung des Kleinen durch den Mächtigen, trotz meiner Zweifel an einem allmächtigen Gott, der dem ganzen Drama scheinbar tatenlos zusieht, die Dinge laufen lässt ohne einzugreifen. Trotzdem glaube ich noch an ihn, gegen jeden Zweifel. Habe ich deshalb noch Hoffnung, weil Gott mir durch Jesus Christus sein menschliches Herz zeigt?

Das ursprüngliche Chaos – am Anfang war die Erde wüst und leer – hat Gott in seiner grenzenlosen Kreativität, die eigentlich nur noch von der Maßlosigkeit seiner Liebe übertroffen wird, in einen Kosmos verwandelt. Kosmos ist griechisch und bedeutet so viel wie “schöne Ordnung” oder “Schmuck”. Den Menschen hat Gott mit den selben Attributen ausgestattet, über die er selber verfügt. Mit der Fähigkeit zu lieben und frei zu sein. Das heisst: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Doch der Mensch ist nicht reif für seine Freiheit. Aus Liebe wird Haß. Kain erschlägt Abel. Dieser Satz ist programmatisch für die Geschichte der Menschheit. Die von Gott gegebene Freiheit missbraucht er.

Hätte Gott doch die Menschen ein wenig unfreier geschaffen! Hätte er sie nicht mit einem “Glaubensgen” ausstatten können, damit sie von selbst (automatos) an ihn glauben? Aber Gott will keine Automaten-Menschen sondern Menschen die frei sind. Die frei sind zu lieben. Aber in ihrer Freiheit wenden sie sich von Gott ab.

“Bitteschön, dann tappt doch weiter im Dunkeln. Folgt den Versuchungen der Glitzerwelt. Was habe ich schon von solchen Menschen wie euch! Baut doch eure Türme zu Babel, spielt ruhig Gott und seht selbst was daraus wird!”

So würden wir reagieren, wenn uns jemand die Freundschaft verweigert. Aber Gott geht bis zum Äußersten. Menschlich gesprochen: Gott geht über sich hinaus. Der ewige Gott nimmt im Menschen Jesus Gestalt an und begibt sich auf Augenhöhe zu uns Menschen.

Wie kommt es, dass sie Gott in und durch Jesus nicht erkennen? Wie kommt es, dass sie ihn totschlagen? Ist es Scham, weil Gott ihnen durch Christus einen Spiegel vorhält, wie ein wirklicher Mensch aussieht? Liegt es an der selbstgerechten Routine einer verstaubten Frömmigkeit, die ihre Tradition mit Gott verwechselt?

Gott breitet in Jesus Christus, wie der Vater im “Gleichnis vom verlorenen Sohn”, seine Arme aus und bietet den Menschen seine Versöhnung an. Aber der Sohn, die Tochter kehrt nicht heim. Keiner kehrt reumütig um – ans Kreuz mit dir, du Gutmensch!

Der verlorene Vater. Die offenen Arme Gottes – komm heim, du bist willkommen, ich vergebe dir – wie ähnlich sind sie den ausgebreiteten Armen des Gekreuzigten! Die entwaffnende Geste der leeren Handfläche – seht doch, meine Hände sind leer, ich bin unbewaffnet – bietet uns Versöhnung an.

Wir Menschen, wie erschreckend: auch ich, sind potentielle Gottesmörder. Aber unser Zorn auf einen vermeintlich allmächtigen Übervater geht gerade durch die ohnmächtige Kreuzesgeste entwaffnend ins Leere. Weil Gott unser Leben will, stirbt er mit Jesus am Kreuz. Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Raum und Zeit werden zu Ewigkeit. Ein Mensch aus Fleisch und Blut findet seine Bestimmung: seine Vollendung in Gott.

Der Weg, den Christus gegangen ist, ist der Königsweg, der uns zur Vollendung führt. Demut, Selbstverleugnung, Nachfolge, Armut, Hingabe, Enthaltsamkeit, bedingungslose Liebe, Treue – klingen wenig königlich. Kaum modern, eher antiquiert und altmodisch. Aber merkwürdig, folgen wir Christus – nicht nur oberflächlich so als würden wir einen Follower-Button klicken – werden diese Wörter auf einmal lebendig und farbig. So als wenn man eine Mund-zu-Mund-Beatmung zur Wiederbelebung eines Sterbenden macht. Mit jedem Atemzug bekommen sie auf dem Weg neue Bedeutung. Eigentlich sind sie es, die unserer neuen Identität in Christus Kraft und Richtung geben. Damit wir unsere Erfüllung finden: unsere Vollendung in Gott.

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Apocalypse Now

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