Читать книгу TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz - W. Berner - Страница 5
2.
ОглавлениеRingsherum war nichts als Leere. Tiefschwarze, unendliche Leere, nur hier und da durchbrochen vom kalten, fernen Funkeln der Sterne. Endlos lang brauchte ihr Licht, um diesen einsamen Ort inmitten des Nichts zu erreichen.
Mitten in dieser Schwärze schwebte eine 300 Meter durchmessende Kugel aus N-Stahl und Verbundwerkstoffen. An den Polen, der matt-grau im fernen Sternenlicht schimmernden Sphäre, blinkten in regelmäßigem Rhythmus Positionslichter auf. Und aus einigen kreisrunden Bullaugen drang warmer Lichtschein hervor.
HYPERION 200, interstellare vorgeschobene Sektorenkontrollstation der terranischen Raumüberwachungsorganisation SPOT, 200 Lichtjahre von Sol entfernt, und damit so ziemlich am Rande des von der Stellaren Union beanspruchten Kontrollbereiches gelegen. Die Aufgabe von HYPERION 200 bestand darin, sämtliche automatischen Orter- und Taststationen eines 50 Kubiklichtjahre umfassenden Sektors zu steuern, zu programmieren, zu überwachen und gegebenenfalls zu warten und zu reparieren, denn das nächste, als Basis nutzbare Sonnensystem, befand sich erst in einer Entfernung von 35 Lichtjahren vom Standort der Station, die im Vektor NORD + gelegen war, entfernt.
“So ein Scheiß-Job!”, fluchte Herm Rodd, 26-Jähriger Ortungs- und Kommunikationstechniker, und ließ dazu seine Faust auf das spiegelnde Kommandopult der Raumstation krachen.
Trig Lumis, seine Kollege und der zweite Mann an Bord, zuckte erschrocken zusammen und unterbrach seine augenblickliche Beschäftigung, die Neuprogrammierung der Ortungs- und Tastsatelliten, die von HYPERION 200 aus gesteuert wurden. Sein Kopf wandte sich dem kahl geschorenen Kanadier zu und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen indigniert an.
“Du hättest diese Arbeit ja nicht anzunehmen brauchen”, meinte er mit ruhiger Stimme. “Warum hast du dich nicht für eine planetare Basis eingeschrieben?”
“Verdammt, das weißt du doch ganz genau!”, schimpfte Rodd munter weiter. “Man hat mich dazu gezwungen, mit ...”
“Mit Geld, ich weiß ...”, fiel im Lumis ins Wort. “Du warst jung und brauchtest das Geld. Und der Job in einer vorgeschobenen Basis wird exorbitant gut bezahlt. Diesen Speicherkristall hast du mir schon etliche Male vorgespielt. So oft, dass ich es bald nicht mehr hören kann!”
Rodd ließ sich in den zweiten Sessel vor dem Kommandopult fallen und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
“Tut mir leid, dass ich dich mal wieder mit meiner Laune quäle, Trig”, entschuldigte sich der smarte Kanadier bei seinem dunkelhaarigen Kollegen. “Es ist nur … diese verdammte Eintönigkeit hier draußen. Die geht mir so was von auf den Sack, das ist kaum zu beschreiben.”
“Das brauchst du gar nicht, man sieht es dir nämlich schon von Weitem an”, feixte Lumis augenzwinkernd. “Außerdem ödet mich der Job auch an. Aber hey - sieh es doch mal von der positiven Seite: es sind nur noch zwei Monate bis zur Ablösung. Nur noch zwei Monate und unser Dienst ist rum, und wir können uns auf drei Monate bezahlten Urlaub freuen! Die acht Wochen kriegen wir auch noch rum. Immerhin gibt es da unsere gut bestückte Bibliothek, viele hundert Filme, die wir noch nicht gesehen haben, gute Verpflegung, Sport … vor allem unser Matratzensport gefällt mir. Du musst doch zugeben, dass wir in dieser Beziehung jede Menge Spaß miteinander haben!”
Der bullig gebaute Engländer grinste seinen Kollegen von einem Ohr zum anderen an. Dieser nickte, wenn auch etwas zögerlich.
“Na ja ...”, meinte er dann. “Ist schon was dran, was du sagst. Hätte man mir auf der Erde erzählt, dass ich mal mit einem Mann vögle, dann wäre ich vermutlich an einem Lachanfall zugrunde gegangen. Schließlich stehe ich eigentlich nur auf Frauen. Aber hier draußen … hier ist es ein angenehmer Zeitvertreib.”
“So, ich bin also ein angenehmer Zeitvertreib ...”
Herm Rodd hob auf die Bemerkung seines Kollegen hin abwehrend beide Hände.
“Ich wollte dich nicht beleidigen, wirklich”, verteidigte er sich.
Doch Trig winkte amüsiert ab.
“Lass gut sein, ich kann mit dieser 'Klassifizierung' gut leben. Aber lass uns unsere Hochzeitspläne ein anderes Mal erörtern ...”, wechselte er das Thema. “Hilf mir lieber, die Neuprogrammierung der Ortungsprotokolle abzuschließen. Da ist noch einiges zu tun.”
“In Ordnung”, sagte Herm und ließ sich in den freien Sessel fallen. “Was hältst du eigentlich von dieser seltsamen Anweisung, die Tast- und Ortungstätigkeiten in bestimmten Raumsektoren zu verstärken?”
Trig zuckte mit seinen Schultern, während seine Finger rastlos über Eingabefelder und Displays huschten.
“Mir wäre wohler, wenn man uns mitgeteilt hätte, warum wir das tun sollen”, antwortete er. “Irgend etwas muss ja im Busch sein, denn ohne Grund erteilt die Zentrale solche Anweisungen nicht. Es ist schon beunruhigend, weil wir ja so ziemlich am Rand des Unionsraumes sitzen. Und wenn was von außen kommt, dann sind wir ...”
“... mitten im Schussfeld”, vollendete Herm den Satz seines Kollegen. “Ein Umstand, der mir auch sehr missfällt.”
“Aha!”, machte Trig. “Hast du deswegen die Zusatz-Fusionsmeiler vorhin auf Bereitschaft geschaltet?”
“Erwischt ...”, bestätigte der kahlköpfige Kanadier. “Ich weiß allerdings auch nicht genau, warum ich das getan habe. Es war nur so ein Gefühl ...”
“Jetzt machst du mir Angst, mein Freund”, seufzte Trig.
Dann konzentrierten sich die beiden Techniker darauf, ihre Programme und Steuerprotokolle fertigzustellen und in die Steuergehirne der einzelnen Satelliten ihres Kontrollbereiches hochzuladen. Das nahm noch knappe zwei Stunden in Anspruch, dann hatten sie diese Arbeit erledigt. Zufrieden lehnten sich die beiden zurück.
“Das wäre geschafft”, freute sich Trig Lumis. “Und ich denke, wir haben uns eine gute Tasse Kaffee verdient. Möchtest du auch eine?”
“Gerne, danke!”
Der Engländer erhob sich und verließ die Steuerzentrale, um aus dem Versorgungsbereich zwei große Pötte voll heißem, schwarzen Kaffees für sie zu holen. Schon nach wenigen Minuten kehrte er zurück und stellte die beiden großen Tassen am Rand des Steuerpults ab. Genussvoll nahmen die beiden sodann einige Schlucke des anregenden Getränks zu sich, genossen den ruhigen Moment. Doch mit der Ruhe sollte es schon bald vorbei sein. Ein akustisches Signal erregte plötzlich die Aufmerksamkeit der beiden Männer.
“Was ist denn jetzt schon wieder los?”, brummte Trig Lumis unwillig vor sich hin, stellte den Becher beiseite und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Anzeigen der Displays vor ihnen auf dem Pult.
“Und?”, erkundige sich Herm bei ihm.
“SPYGLASS 15 hat Alarm ausgelöst. Offensichtlich hat der Satellit für einen Moment etwas angemessen, das gerade am Rand seiner Hyperortungsreichweite liegt. Zu weit, um eine genaue Bestimmung zu ermöglichen, aber nah genug, um eine Reaktion auszulösen.”
“SPYGLASS 15 liegt ein Lichtjahr außerhalb der Unionsgrenze”, überlegte Herm daraufhin laut. “Seine Ortungsreichweite im Hyperbereich beträgt fünf Lichtjahre. Wenn also etwas da draußen ist, befindet es sich nur lausige sechs Lichtjahre von unserer Position entfernt. Das ist Scheiß nah! Kriegst du keine bessere Ortung rein?”
“Warte einen Moment. Gemäß der neuen Programmierung schalten sich gerade weitere Satelliten auf diesen Bereich um. Durch die Verbundmessung steigert sich die Reichweite und Auflösung. Wir sollten also in Kürze weitere Ergebnisse herein bekommen. Vielleicht wissen wir dann mehr.”
Im nächsten Moment heulten Warnsirenen auf und mehrere Displays leuchteten und blinkten den Männern in grellem Rot entgegen.
“Zum Teufel, was ist denn jetzt los?”, fluchte Herm erschrocken.
Trig, sein Kollege, starrte entgeistert auf die in verschiedenen Monitoren eingeblendeten Warnhinweise.
“Hochrang-Ortungsalarm!”, las er ungläubig ab. “In 6,5 Lichtjahren Entfernung sammelt sich eine Flotte aus Raumschiffen im interstellaren Raum. Es werden 15.000 Einheiten gezählt, durchweg großen und größten Kalibers.”
Der schlanke Engländer fuhr sich nervös mit der Hand durch seine dunkelblonden Haare, während er die eintreffenden Meldungen laut vorlas.
“Es handelt sich um nicht identifizierbare Raumflugkörper, also um UFOs. Mein Gott ...”
Sein weiß gewordenes Gesicht wandte sich Herm Rodd zu.
“Du weißt, was das bedeutet ...?”
Dieser nickte mit schreckgeweiteten Augen.
“Möglicherweise sind das die Vorboten einer Invasion!”, sagte er mit rauer Stimme. “Wir müssen die SPOT-Zentrale benachrichtigen.”
Herm wollte sich schon den Steuerkontrollen für den Hyperfunk zuwenden, doch Trig hielt ihn zurück.
“Warte noch”, rief er hastig. “Wir sollten vielleicht versuchen, aus den vorliegenden Daten einen möglichen Kurs der fremden Raumflotte zu extrapolieren, bevor wir den Aufmarsch an unsere Zentrale durchmelden.”
“Gute Idee”, stimmte der Kanadier sofort zu. “Ich werden unser Bordgehirn mit den aufgefangenen Orterdaten füttern. Es sollte in der Lage sein, damit etwas anzufangen.”
Die nächsten Minuten waren angefüllt mit hektischer Betriebsamkeit. Während Trig Lumis die hereinkommenden Messdaten der Ortungssatelliten sichtete und an Herm Rodd weiterleitete, programmierte der mit fliegenden Fingern den optronischen Rechner der HYPERION 200 mit allen vorliegenden Fakten und generierte den Analyselogarithmus. Anschließend warteten die beiden Männer nervös auf die Auswertung des Hochleistungsrechners. Die ließ nicht sehr lange auf sich warten. Ein akustisches Signal zeigte das Ende des Rechenprozesses an. Gleichzeitig schob sich ein Holokubus aus dem großen Kommandopult, in dem der Rechner die ermittelten und hochgerechneten Flugdaten grafisch in Korrelation zum Standort der Raumstation und der Erde darstellte. Als Trig und Herm begriffen, was ihre Augen sahen, stießen sie fast simultane Entsetzensschreie aus.
“Scheiße!” Herm Rodd hätte sich jetzt am liebsten die Haare gerauft, wenn sein Kopf nicht kahl gewesen wäre. “Scheiße! Scheiße! Die haben Erdkurs … ich glaub's ja nicht!”
“Glaub' es, Herm”, sagte Trig seltsam emotionslos. “Glaub' es. Und zwischen denen und der Erde liegt ...”
“HYPERION 200 … also wir. Scheiße!”
“Du wiederholst dich, mein Freund ...”
“Quatsch nicht, aktiviere lieber den Hyperfunk. Wir müssen SPOT-Center informieren. Ich initiiere so lange die Notfallsequenzen!”
Trig nickte und öffnete die Kommunikationskontrollen auf dem Pult vor sich. Ein Monitor erhellte sich und zeigte das SPOT-Emblem, die silberne Silhouette eines in die Ferne schauenden Menschen. Das Emblem rotierte um seine senkrechte Achse, was anzeigte, dass aktuell keine Verbindung zu einer Gegenstation bestand. Als ein weiteres Signalsymbol anzeigte, dass die Hyperfunkanlage betriebsbereit war, begann der Engländer zu sprechen.
“HYPERION 200 ruft SPOT-CENTER. Code ALPHA ROT, Dringlichkeit hoch, bitte antworten!”
Es verstrichen einige Sekunden, die dem Ortungstechniker wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, dann blieb das rotierte SPOT-Emblem stehen und rutschte verkleinert in die rechte untere Ecke der Bildfläche. Trig Lumis sah nun in das Gesicht eines Kollegen in der königsblauen Dienstuniform ihrer Organisation.
“SPOT-CENTER hört. Sprechen Sie, HYPERION 200.”
“Wir haben knapp außerhalb des Unionsgebietes einen Riesenverband von fremden Raumschiffen geortet”, berichtete Trig schnell und konzentriert. “Es handelt sich um mindesten 15.000 Einheiten, kategorisiert in mittel und groß. Unsere Kursextrapolierung nennt Sol als Ziel, direkt über unseren Standort hinweg und unter Tangierung des Wega-Systems. Unsere Messdaten werden soeben als Paket übermittelt.”
Es entstand eine kurze Pause, in der Trig, sich selbst auf der Unterlippe kauend, in ein erschrockenes, wie erstarrt wirkendes Gesicht am anderen Ende der Hyperfunkstrecke schaute.
“Wo … wollen Sie offiziell eine Invasion melden?”, kam dann eine nur mühsam beherrscht klingende Rückfrage.
“Wie ein freundlicher Wochenendbesuch wirkt das, was sich da draußen tut, nicht auf mich”, antwortete der Engländer sarkastisch. “Verdammt, ja - es sieht aus wie eine Invasion!”
“Ihre Nachricht wurde empfangen, ebenso die Datenpakete. Treffen Sie alle Maßnahmen zum Eigenschutz, gehen Sie kein Risiko ein. Viel Glück ...”
Trig nickt nur kurz und unterbrach die Verbindung dann. Mehr hätte er im Moment sowieso nicht mitteilen können. Er wandet sich seinem Kollegen zu, um den neuesten Stand der Dinge abzufragen, doch dieser kam ihm zuvor.
“Die fremden Raumschiffe nehmen wieder an Fahrt auf”, rief Herm erregt, während er die Ortungsergebnisse ablas.
“Wann erreichen sie HYPERION 200?”
“Sie sind verdammt schnell”, antwortete der Kanadier. “In etwas mehr als vier Stunden werden sie uns passieren!”
“Vier Stunden?”, stöhnte Trig Lumis entsetzt auf. “Dann brauchen sie ja nicht mal sechs Tage bis zur Erde. Unseren Leuten bleibt ja fast keine Zeit, die Raumflotte zusammenzuziehen!”
“Es kommt noch schlimmer ...”, sagte Herm mit müder Stimme.
“Noch schlimmer?”
“Ja, Trig. Noch schlimmer. Die Ortungssatelliten zählen zwischenzeitlich bereits 20.000 Fremdeinheiten. Und es werden noch mehr!”
Lumis verschlug es glatt die Sprache, als er die Hiobsbotschaft vernahm. Mehrmals setzte er zu sprechen an, doch es kam ihm kein Wort über die bebenden Lippen.
“Reagieren die Fremden immer noch nicht auf das Interkontaktprogramm?”, rang er sich schließlich mühsam eine Frage ab.
Er spielte dabei auf ein automatisch ablaufendes Kontaktierungsprozedere an, welches für den Fall eines unverhofften Kontaktes mit außerirdischen, raumfahrenden Zivilisationen entwickelt worden war. Kommunikationssatelliten strahlten eine Kontaktbotschaft aus. Sie taten dies auf verschiedenen Frequenzen im Normal- und Hyperwellenbereich, und das sowohl in einer auf TerTa gehaltenen Sprachbotschaft, im Binärcode, als mathematische Formel, in Bildern und als Piktogramme.
“Schweigen im Walde”, berichtete Herm. “Sie reagieren auf nichts. Fliegen stur ihren Kurs zur Erde.”
“So viel zu unserem gutem Willen”, sagte Trig mit grimmiger Miene und ließ seine geballte Faust in die flache Hand klatschen. “Wie viel Zeit bleibt uns noch bis zum voraussichtlichen Eintreffen der Invasionsflotte?”
Herm warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen seiner Displays.
“Drei Stunden und neunundfünfzig Minuten, Trig.”
“Gut. Dann werden wir jetzt die Satelliten unseres Kontrollbereiches mit einer Notfallprogrammierung versehen, mittels derer sie auch ohne Steuerbefehle von HYPERION 200 auskommen werden. Außerdem jubeln wir alle Reaktoren auf volle Leistung und machen uns bereit für die Notfallsequenz 'Sturmwind'. Und wenn wir dann noch Zeit haben sollten, dann wäre es kein Fehler, wenn wir anfangen würden, zu beten ...”
Die beiden Männer machten sich an ihre Arbeit, die sie zwar rasch, jedoch ohne Hektik erledigten. Zwischendurch spähten sie immer wieder mit besorgten Gesichtern nach der Zeitanzeige. Unerbittlich verrannen die Minuten, reihten sich aneinander, um zu Stunden zu werden, näherten sich immer weiter der errechneten Deadline an.
“Vielleicht haben wir ja Glück und die fremden Raumer passieren uns einfach im Hyperraum, ohne uns groß zu beachten”, sagte Trig Lumis wenige Minuten vor Ende der errechneten Frist in hoffnungsvollem Ton zu seinem Freund und Kollegen.
Doch die Realität kam einer Antwort von Herm Rodd zuvor. Ortungsalarm heulte auf und die akustisch angemessenen Eintritte der Invasorenflotte erzeugten ein knatternden Stakkato an Geräuschen, wobei die einzelnen Impulse kaum noch voneinander unterschieden werden konnten. In einer Entfernung von nur wenigen, hunderttausend Kilometern Entfernung materialisierte Schiff um Schiff der unbekannten Fremden im Normalraum.
Der optronische Bordrechner reagierte gemäß den Notfallprotokollen sofort und hüllte die kugelförmige Raumstation in ein mehrfach gestaffeltes, energetisches Schutzfeld. Und dann ging alles Schlag auf Schlag. Aus dem gigantischen Schiffsverband lösten sich einzelne Einheiten, die direkten Kurs auf HYPERION 200 nahmen. Es würde nur Minuten in Anspruch nehmen, bis die Raumschiffe die Station erreicht hatten. Was dann geschah, konnten sich Trig und Herm an allen Fingern abzählen. Doch so weit wollten sie es nicht kommen lassen.
“Notfallsequenz 'Sturmwind'”, schrie Herm Rodd laut aus.
Die akustischen Sensoren des Stationsrechners nahmen die beiden Worte auf und setzten augenblicklich das damit verbundene Programm in Aktion. Sofort gaben die in Bereitschafts-Vollast laufenden Fusionsmeiler der Station ihre Energie an die in Standby arbeitenden ALPHARD-Energiekonverter ab. Diese speisten die Antriebssysteme der Station. Sofort wurde der deGrelle'sche Schwerefeldantrieb von Null auf Vollast gefahren, sodass HYPERION 200 aus dem Stand heraus beschleunigt wurde und im rechten Winkel zu den anfliegenden Fremdraumern nach 'unten' weg raste. Der deGrelle arbeitete dabei an der Grenze seiner Belastbarkeit. Herm Rodd und Trig Lumis, die angeschnallt in ihren Sesseln saßen, wurden dabei immer wieder von durchschlagenden g-Kräften in die Polster gepresst, denn die Feldabsorber der Andruckneutralisatoren wurden durch diesen Alarmstart teilweise überlastet und konnten die auftretenden Kräfte nur teilweise neutralisieren.
Das Gewaltmanöver der Ortungsstation schien auch die Besatzungen der anfliegenden Schiffe überrascht zu haben, denn dort reagierte man nur mit großer Verzögerung auf die geänderte Situation. Doch dann nahmen sie die Verfolgung auf, rückten näher und näher an die immer schneller davonrasende Station. Schon meldete deren Bordoptronik auf die energetischen Schutzschirme einprasselndes Wirkungsfeuer. Doch da hatte die Fluchtgeschwindigkeit von HYPERION 200 bereits die kritische Marke von sechzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreicht ... Die SUPRAGS traten in Aktion, schufen die konstante Hyperraum-Aufrisszone, aus der exotische Energie zum MAWIB abgeleitet wurde, der daraus die SEHD-Projektoren versorgte. Im Bruchteil einer Sekunde entstand das SEHD-Feld um die kugelförmige Station. Übergangslos glitt HYPERION 200 in das übergeordnete Kontinuum und entzog sich damit den Verfolgern. Herm Rodd und Trig Lumis war somit in letzter Sekunde die Flucht gelungen.
Die fremden Raumschiffe kehrten jetzt, nachdem ihr Zielobjekt aus dem Normalraum verschwunden war, zu ihrem Flottenverband zurück, der bereits langsam wieder Fahrt aufnahm. Kurz darauf leerte sich der Weltraum wieder, als die Invasorenflotte ebenfalls ihren Flug im Hyperraum fortsetzte, einem Ziel entgegen, welches über kein Fluchttriebwerk verfügte, so wie HYPERION 200. Und dieses Ziel hieß … Sol-System!