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Inga - Garbsen 1992 / 1998

Warum müssen Mama und Papa immer nur streiten? Papa ist besonders laut, man hört ihn im ganzen Haus. Bloß gut, dass ich nicht dabei sein muss, ich halte das nämlich nicht aus. Mir tut Mama leid, denn sie kann sich nicht richtig wehren, aber helfen kann ich nicht. Ich bin mit meinen sieben Jahren einfach noch zu klein. Wenn ich könnte, dann würde ich Papa so richtig die Meinung sagen, doch das traue ich mir nicht. Ich habe Angst, dass er mich schlägt.

Ich setze mich aufs Bett und nehme Millie in den Arm. Millie kann zwar nicht sprechen, verstehen tut sie mich aber schon. Sie schaut mich klug mit ihren blauen Augen an. Ihr kann ich alle meine Geheimnisse anvertrauen. Auch das mit Mama und Papa, was mich so traurig macht. Millie weiß aber auch keinen Rat. Wir können nur zusammenhalten und nicht hinhören. Nicht hinhören ist gar nicht so leicht. Ich muss mir die Ohren zuhalten, damit das geht. Ich kann mir aber nicht dauernd die Ohren zuhalten, das strengt nämlich an.

Ich schlüpfe mit Millie unter die Bettdecke. Jetzt ist es endlich still und wir haben unsere Ruhe. So ist es schön, schön warm und kuschelig. Unter der Decke und mit Millie an der Seite fühle ich mich geborgen, fast so, als würde Mama mich in den Arm nehmen.

Mama kommt herein, zieht ein wenig die Bettdecke herunter und gibt mir einen Kuss. Das Streiten ist vorbei, endlich!

»Ingamaus«, sagt Mama. »Es tut mir ja so leid, ich sehe doch, wie du leidest. Ich verspreche dir, es wird ein Ende haben. Ich sorge dafür, dass wir unsere Ruhe bekommen.«

»Müssen wir weggehen, Mamie?«

»Nein, Ingamaus, du brauchst keine Angst zu haben. Wir müssen nicht weggehen. Dein Vater wird gehen.«

Ich bin glücklich. »Dann gibt es keinen Streit mehr?«

»So ist es und wir müssen auf niemanden mehr Rücksicht nehmen, das verspreche ich dir. Wenn du morgen früh aufwachst, ist dein Vater bereits weg. Du wirst ihn also nicht mehr sehen. Ich werde dich in Zukunft in die Schule fahren. Du musst aber versprechen, bei der Hausarbeit zu helfen. Den Beruf kann ich nicht aufgeben. Ab jetzt muss ich allein für uns sorgen. Ingamaus, mach dir aber bitte keine Sorgen, ich schaffe das schon.«

»Ich bin ja so froh, Mama! Und ich verspreche, ich helfe dir. Jeden Tag!«

Diese Nacht werde ich gut schlafen, das weiß ich schon jetzt.

Meine beste Freundin Laura versteht mich, wenn ich ihr sage, so einen Vater wie ihren hätte ich auch gern gehabt. Der ist einfach toll! Er hat so viel Verständnis für uns, dass ich es kaum beschreiben kann. Mit ihm kann man sich richtig vernünftig unterhalten, er ist keine Spur überheblich und kehrt auch nicht den Erwachsenen heraus. Er ist sich überhaupt nicht zu fein, sich mit uns Dreizehnjährigen abzugeben. Laura liebt ihren Vater abgöttisch.

Ich wünschte, Mama würde mal so jemanden finden. Ich wäre froh, sie hätte das Glück. Leider waren alle Männer, die in unser Haus kamen, und von denen Mama hoffte, sie würden bleiben, bald wieder verschwunden. Gut, ich gebe zu, ich hab‘ es denen nicht einfach gemacht. Soll ich aber jeden x-beliebigen akzeptieren? Schließlich ist das ja auch mein Haus!

Mama ist immer noch auf der Suche. Und von meinem Vater haben wir lange nichts gehört. Müssen wir auch nicht, denn die Eltern sind schon seit Jahren geschieden. Die Alimente zahlt er auch nicht, der Schuft! Aber Mama will deswegen nichts unternehmen. Sie sagt, wir kommen auch so zurecht. Ich sehe das allerdings anders. Ansonsten kann mein Vater bleiben, wo der Pfeffer wächst. Und vielleicht findet Mama doch noch `nen Mann, mit dem ich und der mit mir zurechtkommt. Wünschen täte ich es der Mama schon. Ich bin mir sicher, eines Tages wird es jemanden geben, den auch ich akzeptieren kann. Aber es ist eben schwer, jemand zu akzeptieren, wenn man solch einen Mann kennt wie Lauras Vater.

Es ist gut, dass Großmutter da ist. Mit ihr kann ich alles bereden, so wie ich es mit Millie getan habe, als ich noch klein war. Großmutter meint, es wäre gut, wenn ich wieder einen Vater hätte. Ein Mann gehöre ins Haus. Sie ist dennoch sehr stolz auf ihre Tochter. Wie Mama es schafft, Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bringen, unser Haus und den Garten in Schuss zu halten, das ist schon `ne tolle Leistung. Zwar helfe ich ihr fleißig, die Hauptarbeit erledigt aber sie. Außerdem bringt sie die Kosten für meinen Klavierunterricht und auch den Beitrag für den Sportverein auf. Gut, die Großeltern helfen schon mal aus, wenn das Geld knapp wird.

Wenn ich mit dem Gymnasium fertig bin, möchte ich gern studieren. Am liebsten etwas, was mit Sport zu tun hat. Seit ich vor drei Jahren im Verein mit der rhythmischen Sportgymnastik begonnen habe, kann ich mir gar nicht mehr anderes vorstellen, als später mal was in dieser Richtung zu machen. Ich würde gern mit Kindern arbeiten, vielleicht als Trainerin. Da ich in der Schule ganz gut bin, kann ich vielleicht sogar auf ein Stipendium hoffen. Bis dahin ist aber noch ganz schön viel Zeit.

Sonntag gehe ich mit Großvater fischen. Er ist zwar kein großer Redner, aber ich verstehe mich fast wortlos mit ihm. Von ihm kann ich viel Praktisches erlernen. Manchmal nehmen wir Laura mit, doch die ist nicht so für die Ausflüge in die Natur. Trotzdem verstehe ich mich mit ihr wirklich toll. Wir hängen fast jeden Tag miteinander rum. Ich finde, eine echte Freundin ist schon was wert.

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