Читать книгу Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane - W. K. Giesa - Страница 44

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Zwanzig Minuten später stand er auf dem Dach des Saloons. Es war flach und lag tiefer, als die hochgezogene Fassade der Hausfront andeutete. Mit einer Leiter war Charly am Gebäude hochgeklettert. Von innen war es nicht möglich, aufs Dach zu kommen. Es gab keine Luke.

Rio Grande Charly trat zur Dachkante. Unter ihm lag das Fenster zu Patsys Zimmer. Drinnen befanden sich die drei Banditen mit ihrer Geisel.

Charly atmete tief durch. Es musste alles unheimlich schnell gehen. Die Banditen durften keine Chance zur Gegenwehr bekommen. Charly kniete sich an die Kante und sah nach unten. Er schätzte die Entfernung ab. Es wurde reichen. Dennoch blieb ein nicht geringes Risiko, dass er nach draußen abstürzte. Und wenn er zu langsam war … kostete es unter Umständen Patsy das Leben.

Aber es war die einzige Chance, das Drama schnell zu beenden. Mochten andere auch auf Sheriff Daniels schimpfen – als er die Banditen nicht aus der Stadt ließ, hatte er in Charlys Augen das einzig Richtige getan. In Clinton war die Sachlage überschaubar. Waren die Banditen erst einmal aus der Stadt, waren sie auch außerhalb der Reichweite der Gesetzesmänner.

Unten warteten ein paar Männer auf Charlys Zeichen. Der Deputy atmete tief durch – und winkte.

Von nun an musste alles schnell gehen. Mit ziemlicher Sicherheit würde es alles auch nur einmal funktionieren.

Das Zeichen wurde weitergegeben. Sheriff Daniels, der sich unten im Saloon befand, sah es. Charly hörte ihn bis nach draußen rufen. „Crocket! Hören Sie? Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen …“

„Sparen Sie sich Ihre Vorschläge“, vernahm Charly die Antwort Crockets.

Es war alles nur ein Ablenkungsmanöver. Die Banditen sollten ihre Aufmerksamkeit auf das Innere des Hauses richten.

Charly drehte sich um. Er kauerte sich auf die Dachkante. Unter ihm gut sieben oder mehr Yards Abgrund … wenn es nicht klappte, brach er sich den Hals.

Seine Hände umklammerten die Kante. Er hockte jetzt direkt über Patsys Fenster.

Dann ließ er sich fallen.

Er schaffte es, sich dabei so viel Schwung zu geben, dass er einwärts federte – zum Fenster hin. Die Stiefelspitzen durchbrachen das Glas. Ein heftiger Ruck ging durch seine Arme. Dann fühlte er, wie die Beine nach innen glitten, über den Querbalken des Schiebefensters hinweg, das zum Öffnen nach oben bewegt wurde. Charly sauste durch die obere, starre Hälfte ins Zimmer.

Da war schon wieder der stechende Schmerz, der ihn handlungsunfähig machen wollte. Aber er ließ sich einfach fallen, und im Fallen zog er den Colt.

Wie durch Nebelschleier sah er drei Männer herumfahren. Zwei hielten Revolver in den Händen. Charly schoss, und trotz seines schmerzumnebelten Zustandes brachte er es fertig, zu treffen. Mit durchschossenen Schultern und Armen wurden die beiden Banditen zurückgeschleudert. Sie schrien auf.

Charly sah Patsy auf der Bettkante. Er sah auch, dass Noah Crocket sich auf sie werfen wollte, um ihr wieder die Waffe an den Kopf zu halten. Charly schoss abermals. Crocket änderte seine Sprungrichtung, um der Kugel auszuweichen. Dabei stürzte er.

Dann starrte er in Charlys Revolvermündung.

„Es ist aus, Crocket“, sagte der Texaner kalt. „Beweg dich, und du bist tot.“

Crocket sank in sich zusammen. Er ballte die Fäuste. Ein wütender Fluch kam über seine Lippen, dann versank er in grimmiges Schweigen.

Auf Charlys Ruf kamen Männer und holten die drei Outlaws ab. Charly erkannte in einem von ihnen den wieder, der ihm draußen in der Prärie entkommen war, als er Bud Memphys festnahm. Aber das war jetzt unwichtig geworden.

Charly schloss die Tür des Zimmers von innen und wandte sich Patsy zu. „Geht es dir gut? Bist du in Ordnung?“

Sie seufzte.

„Bis auf den Schreck, ja“, sagte sie. „Himmel, ich dachte, mein Herz bleibt stehen, als du hereingesaust kamst. Wie, um Himmels willen, hast du das gemacht?“ Sie sah das zersplitterte Fenster an.

Charly grinste. „Ich kann fliegen“, schwindelte er.

„Du bist unmöglich, Rio Grande“, sagte Patsy kopfschüttelnd.

Er lächelte.

„Ich habe dir gesagt, dass ich wiederkomme. Und da bin ich.“

„Noch dazu durchnässt bis auf die Haut“, stellte sie fest. „Du musst aus den Sachen ‘raus und sie trocknen lassen, sonst holst du dir eine Lungenentzündung.“

„Vielleicht habe ich sie schon“, murmelte Charly. Allmählich kam ihm die Müdigkeit. Aber er hinderte Patsy nicht daran, ihm aus der regennassen Kleidung zu helfen. Zu ihrem Bett taumelte er sogar noch ohne Hilfe und ließ sich hineinfallen.

„Draußen ist es kalt geworden“, sagte er. „Und das Fenster ist kaputt. Deckst du mich gut zu?“

Verblüfft stand sie neben dem Bett. „He, Charly, was … Irgendwie habe ich mir das Wiedersehen aber ganz anders vorgestellt.“

„Ich auch“, murmelte er. „Aber es scheint unser Schicksal zu sein, dass ich dir immer erschöpft entgegentrete … Morgen … ist auch noch … ein …“ Das Wort „Tag“ schaffte er nicht mehr. Die Müdigkeit hatte ihn endgültig übermannt.

„Charly Wash, du bist doch der ekelhafteste Kerl, der mir je untergekommen ist!“, schrie Patsy. „Du kannst doch nicht einfach einschlafen! He, wach auf!“

Aber schließlich sah sie ein, dass sie ihn diesmal nicht wieder munter bekam. Enttäuscht wartete sie auf den nächsten Morgen.

Und da bewies ihr Charly, dass das Warten sich gelohnt hatte.

Rio Grande Charly Sammelband 5 Western Romane

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