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Vorwort des Autors
ОглавлениеEstriche waren schon zu allen Zeiten materialtechnologisch und handwerklich komplexe Konstruktionen. Die Geschichte des Estrichs geht bis an den Anfang der Baugeschichte zurück – vielleicht war es sogar der Beginn des Bauens überhaupt.
Heute denkt man bei Estrich meist an den erst in der Nachkriegszeit entstandenen schwimmenden Estrich, der nur noch eine technische Funktion hat und ansonsten ein unsichtbares und unbeachtetes Dasein unter Bodenbelägen fristet.
Das vorliegende Werk soll die faszinierende Geschichte des Estrichs aufzeigen und dazu beitragen, diesem Bauteil den Stellenwert einzuräumen, den schon Vitruv im ersten Jahrhundert vor Christus erkannt hat. In seinen „Zehn Büchern über die Architektur“, dem ersten umfassenden Werk über Architektur überhaupt, lautet die Beschreibung des Estrichs wie folgt:
„Und zuerst will ich mit dem Estrich beginnen, der die erste Stelle der Innenausstattung einnimmt, sodass man seiner Haltbarkeit sorgfältig und mit großer Vorsicht Rechnung tragen soll.“
Mit Gips- und Kalkestrichen entstanden schon vor Jahrtausenden Fußböden, die man als Kunstwerke einstufen muss. Die Ausführung erfolgte mit hoher handwerklicher Fertigkeit. Bis in die 50er-Jahre war es selbstverständlich, Estriche als wohnfertigen Fußboden herzustellen. Dann verschwand der Estrich unter Bodenbelägen und führt seitdem ein Dasein im Verborgenen. Dem entspricht leider auch die öffentliche Wahrnehmung dieses sehr komplexen Bauteils und seines Handwerks.
Es ist deshalb an der Zeit, sich mit der Historie dieses Bauteils zu befassen. Man wird faszinierende Facetten erkennen.
Waiblingen, im Mai 2017
Walter Böhl