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Die Polizei in Berlin
ОглавлениеIn einem solchen Fall muss für erhöhte Strafdrohungen und, was vielleicht noch wichtiger ist, für eine verstärkte und verbessern Polizeiarbeit gesorgt werden und auch dafür gesorgt werden, dass die Strafdrohungen für die verschiedenen Delikte in einem wirksamen und vernünftigen Verhältnis untereinander stehen. Diese Ausführungen entsprechen dem Zeitraum, der hier im Buch eine Rolle spielt.
Die sowjetischen Besatzungstruppen reorganisierten die Berliner Polizei zunächst für ganz Berlin. Die in Jalta und Potsdam beschlossene Aufteilung der Stadt in vier Sektoren wurde erst mit dem Eintreffen der westlichen Alliierten umgesetzt.
Zunächst erkannte man den Polizisten in der Straße an seinem Holzknüppel: Die Neuuniformierung konnte wegen der katastrophalen materiellen Lage nur langsam umgesetzt werden.
Der erste von den Sowjets eingesetzte Präsident war der ehemalige Wehrmachtsoffizier Paul Markgraf, Mitglied der KPD.
Mangels einer ausreichenden Anzahl von Fahrzeugen existierte noch kein flächendeckender Funkstreifenein-satz. Durchgeführt wurde die Aufstellung des Überfallkommandos durch die Polizei. Hiermit waren Fahrzeuge gemeint, die die Polizeikräfte zu Einsatzorten befördern sollten.
Auf Anordnung der Alliierten wurde am 30. September 1947 zur Übernahme von Objektschutzaufgaben die Wachpolizei ins Leben gerufen. Die Angehörigen der Wachpolizei sind seit vielen Jahrzehnten wichtiger Bestandteil der Polizeibehörde.
Die britischen und amerikanischen Alliierten erlaubten die Anschaffung von Kraftfahrzeugen für die Polizei. Der Käfer-Funkwagen war geboren.
Der Berliner Magistrat suspendierte den Präsidenten Markgraf aufgrund willkürlicher Handlungen bei der Strafverfolgung. An seine Stelle trat Dr. Johannes Stumm, der den Hauptsitz der Behörde in die Friesenstraße verlegte. Die sowjetische Besatzungsmacht bestand auf einer Fortsetzung der Amtszeit Markgrafs und bestätigte sein Amt im eigenen Sektor. Im Zuge des Kalten Krieges wurde Berlin zum Feld scharfer Auseinandersetzungen und Spielball der Politik.
Im Jahr 1948 erfolgte die Aufnahme eines geordneten Polizeidienstes im Polizeipräsidium Friesenstraße (Kreuzberg) mit 9.491 Polizeibeamten, 971 Hilfskräften und 2.200 Wachpolizisten. Im Juni 1945 erfolgte von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland die Bildung von Polizeikräften in der Sowjetischen Besatzungszone. Diese waren an die Landespolizei aus der Weimarer Zeit angelehnt und unterstanden den Innenministerien der fünf in der SBZ liegenden Länder. Bei ihrem Aufbau wurden fast ausschließlich Kommunisten in die Führungsebene berufen. Ende 1946 gründete die SMAD per Weisung die Deutsche Verwaltung des Inneren (DVdI) unter Leitung des KPD-Veteranen Erich Reschke, der zentralistisch die Kontrolle über die Polizeikräfte zugeordnet wurde.
Berliner Volkspolizisten bei einer Verkehrskontrolle in den Fünfzigerjahren in der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee). Die “Vopos" galten als schlecht ausgebildet und opportunistisch und waren bei der Bevölkerung wenig beliebt. Mit Überfällen auf Volkspolizisten ergaunerten sich Gladow und seine Komplizen anfangs ihr Waffenarsenal zusammen, was die Berliner Bevölkerung amüsierte.
Der Polizeidienst in der Situation des Zusammenbruchs wurde als sehr schwierig empfunden. Aufgrund der Armut und Mobilität der Bevölkerung kam es vor allem zu einer Flut von Eigentumsdelikten. Obwohl bereits Anfang 1946 von den sowjetischen Besatzungsbehörden Waffen ausgegeben worden waren, waren die Polizeikräfte aufgrund unzureichender Bewaffnung oft Kriminellen unterlegen. Auch der Ausbildungsstand war mangelhaft, der Anteil an nichtgeschultem Personal betrug zwischen 65 und 95 %. In den ab 1946 geschaffenen Polizeischulen konnte auch nur ein mangelhaftes Kursangebot, das meist nur vierwöchige Lehrgänge umfasste, angeboten werden. Bemerkenswert war, dass die Lehrgänge auch militärische Elemente wie das Operieren in Zugstärke umfassten. Zu Beginn unterlag das Personal der Polizei einer hohen Fluktuation von 20 % bis 50 %. 1948 wurde mit der Politik-Kultur-Verwaltung innerhalb der Polizei ein Kontrollorgan im Sinne der kommunistischen Ideologie geschaffen. 1949 erreichte der Personalbestand eine gewisse Stabilität mit 83 % Mitgliedern aus der Arbeiterklasse und 86 % SED-Parteimitgliedern. Ein Hauptfokus der Rekrutierung lag auf den aus der Sowjetunion in die SBZ heimkehrenden Kriegsgefangenen.