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Kindheit und Jugend

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Françoise d’Aubigné kam im Gefängnis von Niort am 27. November 1635 zur Welt. Niort war eine Stadt, wo die Glaubenskriege besonders grausam geführt wurden. Die französischen Protestanten (Hugenotten) herrschten in der Stadt, doch wurde die Stadt nach der Schlacht von Moncontour im Jahre 1569 von den katholischen Truppen des französischen Königs Karl IX. eingenommen. Die Nacht vom 27. zum 28. Dezember 1588 verlief für die Stadt sehr blutig: Die Hugenottenführer Louis de Saint-Gelais und Théodore Agrippa d’Aubigné fielen mit ihren Söldnern in Niort ein und es kam zu Mord, Plünderung und Brandstiftung. Im Jahre 1627 wurde Niort erneut katholisch, doch konnten sich protestantische Widerstandsnester noch bis 1685 in der Stadt halten. Viele Hugenotten zogen es allerdings vor zu fliehen, wobei Kanada als Exilland im Vordergrund stand.

Ihr Vater war der dort inhaftierte Protestant Constant d’Aubigné, der als Abenteurer, Spieler und Trinker galt. Ihre Mutter, Jeanne de Cardilhac war katholisch und stammte aus einer angesehenen Familie. Ihr Großvater, Théodore Agrippa d’Aubigné allerdings, war ein bedeutender hugenottischer Heerführer und ein Mann von hoher Weisheit.

Mit seinem Epos Les Tragiques war er sicher der sprachmächtigste französische Autor seiner Epoche, des frühen Barock. Am 18. August 1572, bei der Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois (der Schwester König Karls IX.) war auch d’Aubigné in Paris, floh aber wenige Tage später, weil er bei einer Rauferei einen Soldaten der Stadtwache verletzt hatte. Er entging so dem Massaker in der Nacht vom 23. zum 24. August 1572, (Bartholomäusnacht), bei dem die katholische Partei das calvinistische Lager um ihren Einfluss bringen wollte. Kurz darauf, da die Massaker sich auch auf die Provinzen ausdehnten, wurde er aber bei einem Anschlag auf sein Leben schwer verletzt. Er konnte sich in das nahe Schlösschen von Diane Salviati retten, um in ihren Armen, wie er sich ausmalte, zu sterben.

Auf dem Krankenlager will er unter dem Eindruck der blutigen jüngsten Ereignisse eine Vision gehabt haben, die ihm den Plan zu einem Epos eingab. Es sollte aus seiner calvinistischen Sicht vom tragischen Schicksal der französischen Protestanten handeln und ihrer grausamen Verfolgung durch die katholische Partei und die von ihr instrumentalisierte Staatsgewalt.

1573, angesichts der nahenden Heirat Dianes, ging d’Aubigné nach Paris und trat als Schildknappe, écuyer in den Dienst Heinrich IV., auch Heinrichs von Navarra, der seit der Bartholomäusnacht am Hof unter Arrest lebte.

Anfang 1576 konnte er seinem Herrn zur Flucht aus Paris verhelfen. Er blieb an Heinrichs Seite, als dieser, rekonvertierte, im nunmehr Sechster Hugenottenkrieg von 1576 bis 1577, den Kampf der Protestanten unter seiner Führung wieder aufnahm. Im Jahre 1577 wurde d’Aubigné schwer verletzt.

Nach seiner Genesung überwarf er sich mit Heinrich IV., der ihm zu politisch, also nicht radikal genug dachte, und zog sich auf ein Landgut in Westfrankreich zurück. 1587 hielt es ihn dort nicht mehr und er kehrte zurück in die Dienste Heinrich IV. Dieser war im Jahre 1584, nach dem Tod des jüngeren Bruders, des kinderlosen Königs Heinrich III., zum Thronanwärter aufgerückt, sah sich aber der mächtigen Allianz der Katholischen Liga gegenüber, die mit Hilfe Spaniens und Savoyen-Piemonts den Calvinismus zurückdrängen wollte und einen eventuellen protestantischen König zu verhindern trachtete. Heinrich von Navarra trug sich etwa um das Jahr 1586 mit Heiratsgedanken. Er wollte Diane d’Andouins – wie im Übrigen viele seiner anderen Mätressen – ehelichen. Der König bat seinen engen Vertrauten d’Aubigné um dessen Meinung zu den Eheplänen. Dieser riet ihm davon ab, und Heinrich versprach daraufhin, sein Vorhaben vorläufig ruhen zu lassen. Aufgrund d’Aubignés Intervention wurde Diane d’Andouins für den Rest ihres Lebens seine erbitterte Feindin. D’Aubigné nahm an den Kämpfen gegen die katholische Liga teil. 1593 versuchte er vergeblich, Heinrich von einer neuerlichen Konversion abzuhalten, mit der jener die Duldung von Teilen des katholischen Lagers zu erkaufen und den Thron zu sichern gedachte. Enttäuscht über Henris „Verrat“ an der Reformation zog sich d’Aubigné erneut zurück auf sein Landgut. Als eine große Enttäuschung erlebte d’Aubigné 1618, dass sein Sohn konvertierte. Er enterbte ihn im Zorn und bewirkte so, dass seine Nachkommen im Mannesstamm verarmten, darunter auch seine Enkelin Françoise d'Aubigné, unsere Hauptfigur.

Bis zum Alter von sieben Jahren wuchs Françoise, wie ihre beiden älteren Brüder, bei ihrer hugenottischen Tante Louise-Arthémise de Villette, einer Schwester ihres Vaters, auf; sie verbrachte dabei eine glückliche Kindheit auf Schloss Mursay. Nachdem ihr Vater 1642 aus dem Gefängnis entlassen wurde, holte er seine drei Kinder nach Paris, wo Françoise von ihrer Mutter sehr streng behandelt wurde. 1645 beschloss der mittlerweile sechzigjährige Constant d'Aubigné, zu den Antillen (Westindischen Inseln) aufzubrechen; er machte sich Hoffnungen auf einen Gouverneursposten auf der Insel Marie-Galante. Als sich herausstellte, dass der Posten bereits besetzt war, ließ der Vater seine Familie auf Marie-Galante zurück, um sein Glück wieder in Europa zu probieren; er verstarb 1647. Die völlig überforderte Mutter schaffte es nur mit Hilfe der Westindischen Kompanie (Die Westindienkompanie wurde 1664 durch Jean-Baptiste Colbert mit dem Ziel gegründet wurde, Handel mit den französischen Besitzungen in Amerika zu treiben) zu überleben, und kehrte mit ihren Kindern erst zwei Jahre später nach Frankreich zurück, wo Françoise wieder von ihrer geliebten hugenottischen Tante Madame de Villette aufgenommen wurde. In diesem Moment mischte sich jedoch eine Madame de Neuillant, eine Großtante mütterlicherseits, ein, weil sie es nicht akzeptieren konnte, dass die katholisch getaufte Françoise eine hugenottische Erziehung bekam. Sie schickte das Mädchen zunächst zu den Ursulinen nach Niort, wollte jedoch die Rechnungen nicht bezahlen und nahm das Mädchen dann in ihrem eigenen Hause auf, wo Françoise „ein Aschenbrödel-Dasein“ geführt hat.

„Im Haus trug ich stets Holzpantinen, Schuhe gaben sie mir nur, wenn jemand zu Besuch kam. Ich erinnere mich noch, dass meine Cousine und ich, wir waren gleichaltrig, einen Teil des Tages damit zubrachten, auf die Truthähne der Tante aufzupassen.“

Immerhin lernt Françoise die Gepflogenheiten in einem vornehmen Haushalt kennen und gelangt durch Madame de Neuillant auch nach Paris. Das begabte Mädchen weiß längst, dass es sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss.

Die heimliche Gemahlin

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