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Laborant in Schwerin

Nachdem Fiete mit Mühen und Massagen wieder laufen konnte, startete er seine neue „Berufslaufbahn“ als Fleischbeschaulehrling am Schweriner Schlachthof. Auch wieder ohne echten Lohn.

In der Zwischenzeit kam Fiete durch Eierhandel und Zigarettengeschäfte in dieser wüsten Zeit zu etwas Geld. Nun, wo er am Schlachthof arbeiten konnte, war immerhin die Gelegenheit gegeben, durch Blutsammlung beim Schlachten seine Angehörigen (wie die Großmutter, Tante Else und hin und wieder seinem jetzt arbeitslosen Geschichtslehrer) frisches Blut von Schlachttieren zum Herstellen von Blutwurst zu liefern. Beim Ausschlachten fiel sogar hin und wieder ein gutes Stück Rind oder Schwein für ihn und seine Kundschaft ab.

Nach wenigen Wochen gelang es mit Glück in der Zentralstelle für Hygiene in Schwerin am „Großen Moor“ einen Job als Hilfskraft zu bekommen, den er neben der Tätigkeit am Schlachthof ausüben konnte. Jetzt erhielt er zum ersten Mal einen Lohn für seine Tätigkeit, den er auf das Konto seines Vaters überweisen ließ, damit dort Geld für sein späteres Studium angesammelt wurde. Das war sicher ungeschickt, allein weil er nie eine Abrechnung über das angesparte Geld erhielt. Es spricht für die Denkweise von Fiete. Fiete sah die Familie immer als Einheit an, an der alle Mitglieder in schwerer Zeit mit einem Beitrag zum Ausbau teilnehmen sollten. Für das tägliche Leben verdiente sich Fiete immer ausreichend Geld durch Eiergeschäfte, Zigarettenhandel und anderen Tätigkeiten.

Seine Tätigkeit in der vom Professor Tartler präsidierten Zentralstelle für Hygiene am Großen Moor in Schwerin war das, was Fiete immer schon gesucht hatte. Im Erwerben von Know-how durch schnelles Erlernen der Arbeitsdetails in neuen Arbeitsgebieten war er so erfolgreich, dass man ihm den Unterricht der Laborantenlehrlinge übertrug. Man stattete ihn mit der nötigen Literatur aus und erwartete, dass er diese im Unterricht für die Lehrlinge verarbeitete. Bei dem Mangel an ausgebildeten Lehrkräften war man froh, jemanden zu finden, der die nötigen technischen Kenntnisse in der Bakteriologie und auch Serologie schnell – oft nach Feierabend – erlernen konnte. In wenigen Wochen konnte Fiete so Einsätze bei der Plattenimpfung im Rahmen der Bekämpfung der Lebensmittelvergiftungen im Lehrlingsunterricht übernehmen, Bei den Gruber-Widal-Arbeiten konnte durch seinen Einsatz eine technische Assistentin eingespart werden. Die Wassermann-Reaktionen zur Syphilis-Diagnostik blieben noch in der Serologie, Fiete konnte sie wenigstens erlernen und später in Berlin gebrauchen … Die Überstunden für Fiete fielen reichlich an, wurden aber nicht bezahlt, dennoch war es „bares Geld“, das er durch Erlernen des Laborantenhandwerks für seine zukünftigen Laborarbeiten erwarb.

Bei der Arbeit lernte er seine spätere Ehefrau Sarah Melitina Kesküll-Tumanow kennen. Aus der Freundschaft wurde eine lebenslange Verbindung der Beiden, die nach der offiziellen Verlobung in Schwerin in eine Ehe in Hannover mündete, die 55 Jahre alle Stürme einer Ehe überstand.

Die Geschichte von Sarah und Fiete

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