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Sarah und Fiete: Geschichten

Wenn sie zusammenhockten, erfanden oder erzählten beide gerne lustige Geschichten. Einmal war es Sarah, jetzt war es Fiete, der Sarah zu Beginn ihrer Freundschaft die Story vom „Bischof von Grabusien“ erzählte.

Wie der Bischof von Grabusien zu Petrus in den Himmel kam

Als der Bischof von Grabusien das Zeitliche gesegnet und die Feierlichkeiten zu seinem Hinscheiden absolviert hatte, machte er sich auf den Weg in den Himmel.

Natürlich musste er, als er nach einer Reise von 12 Tagen oben an der Himmelspforte ankam, zunächst anklopfen. Ungewohnt war es schon für ihn, denn Selbst-Anklopfen war für ihn neu. Bisher öffneten die Ministranten alle Türen, wenn er, der Bischof, durch die Kirchenpforte, das heilige Kreuzeszeichen schlagend, mit gemessenen Schritten erschien. Selten wurden Klingelzeichen gegeben. An der Himmelspforte hatten die diensthabenden Engel mehrere Klingelglocken an sich genommen. Sie brauchten die Klingeln zur Verstärkung des Engelsklingens. Der Himmelsadministrator Peter, er wurde von den Lateinern Petrus genannt, liebte das liebliche Gegurre der Engel, und hatte schmunzelnd den Wunsch nach den Klingeln den Engeln gewährt.

So öffnete dann Petrus selbst die Himmelstür für den Bischof und ließ ihn, den gestorbenen Bischof, leicht knurrend ein.

Als ob Peter etwas zu überlegen hatte, und das scheinbar bedenkend, gab er schließlich zögerlich dem Bischof zunächst eines von den guten, leerstehenden, besseren Quartieren auf einer speziellen weißen Wolke als Unterkunft.

Mit Rücksicht auf den vom vielen Segnen lahmen rechten Arm und anderer Gebrechen des im Erdendasein verwöhnten Bischofs war es eine besonders weiche Wolke mit guter Aussicht auf die Erde, und auch auf den Blocksberg mit seiner angesiedelten Hölle.

Der Bischoff erhielt nun vom Peter den himmlischen Verpflegungsplan mit den himmlischen Speisen zum Lunch. Der praktische Petrus hatte für die ersten Wochen des Bischoffs noch grüne Götterspeise zum Lunch vorbereitet, die in einem Kühlschrank in der Himmelsküche gelagert war.

Zum Morgenessen gab zwei Weckli vom Himmelsbäcker und Kaffee mit Nektar. Zum Nachtessen abends servierte ein älterer Engel etwas vom himmlischen Käse aus der Milch der Himmelsschäflein. Alle verderblichen Speisen waren tiefgefroren und wurden dann zusammen dem Petrus und seinem neuen Gast serviert, nachdem die gefrorenen Speisen von den Engeln in himmlischer Liebe aufgewärmt waren.

Der Bischoff erhielt auch Ersatz für den beim Aufstieg in den Himmel zerbrochen Bischofsstab. Den zerbrochenen Hirtenstab legte der Bischoff in eine Holzkiste, die, wenn sie voll war, in einem besonderen Lift in der tief liegenden Hölle verbrannt wurde. Ein Engel flog die Kiste zum Blocksberg, von wo sie von Transportteufelchen abgeholt wurde, um im Höllenfeuer verbrannt zu werden.

Der Bischoff auf der weichen Wolke hatte eine Wolke mit guter Aussicht auf die Welt erhalten. Natürlich war er sehr neugierig, seinen Ausblick auf die weit unter ihm befindliche Hölle zu richten. Aus der Hölle stieg Rauch und der Duft vom guten Essen bis hinauf zur weichen Wolke, auf der er lebte und die mit aufgetauter Himmelsnahrung versorgt wurde. Eines Tages war für ihn das Maß voll, weil es an jedem Tag gefrorenes, aufgewärmtes Essen im Himmel gab, während aus der Vorhölle der Duft von gutem Essen zu ihm in seiner einsamen Wolke mit der schönen Aussicht drang. Der appetitliche Duft berichtete dem Bischof vom Wohlleben seiner sündigen Genossen in der Vorhölle.

Enttäuscht wandte der Bischoff sich nun an Petrus und meinte, es müsse doch im Himmel, bei aller Sparsamkeit und Zurückhaltung im Essen, möglich sein, ein gutes Essen vom höheren Niveau als in der Hölle präsentiert zu bekommen. Der erfahrene Petrus hatte nur einen Satz bereit, mit dem er dem Bischoff antwortete: „Glaubst du, lieber Bruder, ich koche nur für uns beide?“

Oft brauchten Sarah und Fiete die Geschichte, wenn man im Kreise von Freunden bei gutem Wein zusammen saß und zu vorgerückter Stunde an das „Geschichtenerzählen“ kam. Besonders als sie manchen gemütlichen Abend mit dem befreundeten Kaplan Dr. Bernhard Lammers von der nahen St. Heinrichs-Kirche zusammen saßen. Bernhard Lammers war ein gebildeter und lebensnaher Geistlicher, der nach seinem Studium am Römischen Germanicum in Kiel seine Zeit als Kaplan bei Mons. Kinzinger abdienen musste. Bernhard Lammers sollte später der Patenonkel der ältesten Tochter von Sarah und Fiete werden. Maria wurde dann Kiki genannt, Lammers als Onkel Bernhards sollte ein Leben lang treusorgend sein Göttikind begleiten.

Die Geschichte von Sarah und Fiete

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