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Brauchtum und Landschaft

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Warum entsteht in einer Gegend ein bestimmter Dialekt, warum spezielle Trachten, warum spielt ein Brauch in einer Region eine bedeutende Rolle, während oft schon im nächsten Tal ein anderer wichtiger scheint? In Sprache, Tracht und Brauch bilden sich unterschiedliche Faktoren ab. Unter anderem das, was in der alteuropäischen Überlieferung als natürliches Ergebnis des „Bundes mit der Erde“ angesehen wurde: das Zusammenspiel von Boden, Mensch, Tier und Pflanze, den Gewässern und dem sich darüber spannenden Himmel mit seinen Gestirnen.

Um dies verständlicher zu machen, möchte ich hier ein Beispiel geben: Das aufsteigende Licht einer Morgendämmerung wirkt deutlich anders als das Flirren der sommerlichen Mittagshitze oder die Sanftheit eines anbrechenden Abends. So weist auch jede Landschaft ein für sie spezifisches Licht auf, das von all den oben genannten Faktoren bestimmt wird. (Berühmte Maler verschiedenster Epochen haben das immer schon wahrgenommen.) Es lohnt sich, diesen Beobachtungen nachzugehen, da man sich damit die eigene Umgebung auf neue Weise erschließen kann.


Natürlich ist eine Landschaft als solche schon prägend: Weite Ebenen inspirieren den Menschen auf andere Weise als enge Gebirgsschluchten und hohe Berge, schon allein deshalb, weil die Anforderungen des Überlebens jeweils andere sind. Hinzu kommt das Klima, da sich im Brauchtum häufig die Betonung einer bestimmten Jahreszeit findet. So sind in den inneralpinen Regionen besonders viele Winterbräuche (zum Beispiel die Perchtenläufe) erhalten geblieben, weil der Winter in diesen Gebieten meist sehr lang und daher die dominante Phase für die Bewohner war. In nicht allzu großer Entfernung, weiter südlich, etwa in der Weststeiermark, die ein nahezu mediterranes Klima mit Weinanbau aufweist, sind die wichtigsten Bräuche mittlerweile um Ostern und Fronleichnam angesiedelt, da hier der Frühling als dominante Jahreszeit erlebt wird.

Im Brauchtum lässt sich meist auch ablesen, was die Lebensgrundlage für die Menschen einer Region darstellte. So finden wir in manchen Gegenden Bräuche, die sich vorrangig um Tiere (zum Beispiel Pferde und Rinder) ranken, in anderen dreht sich vieles um den Ackerbau, wieder anderswo erinnert einiges an den Bergbau (Barbarafeiern), und selbst bedeutende geschichtliche Ereignisse haben ins Brauchtum Eingang gefunden und werden nachgestellt. Die immer wieder wachgerufene Erinnerung an eine überstandene Gefahr wie eine gemeinsam geschlagene Schlacht oder das Überwinden einer Hungersnot, festigt den Zusammenhalt der Gemeinschaft.


Alte Bräuche neu erleben

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