Читать книгу Dudu - der kluge Kobold - Waltraud Puff - Страница 6
ОглавлениеTim macht Dudu sichtbar
Wie jeden Tag geht auch heute der kleine Tim Steinfleck morgens in den Garten, um nach seinen Meerschweinchen zu sehen. Er wundert sich, dass deren Futternapf heute schon leer ist.
„Mutti hat doch vorhin erst aufgefüllt und nun ist alles schon weg. Das gibt´s doch nicht“, denkt sich Tim. Er rennt zurück in die Küche und fragt seine Mutter: „Mutter, hast du die Schweinis gefüttert? Ihr Trog ist leer.“
„Ich habe vorhin den Napf gefüllt. Das ist seltsam. Das Futter reicht doch sonst den ganzen Tag“, meint Frau Steinfleck. Tim füttert noch einmal nach. So geht das nun tagelang. Jeden Tag ist der Trog fast leer, wenn Tim nachschaut. Nun überlegt er sich einen Plan, wie er den Futterdieb erwischen könnte. Was er sich bloß ausdenkt?
Tim lockert mit einer Hacke den Boden um den Futtertrog und vor dem Käfig auf und streut noch eine dicke Sandschicht auf den Boden. Der Dieb müsste doch Spuren hinterlassen. Und tatsächlich, am nächsten Tag sieht Tim im Sand klitzekleine Fußabdrücke. Hatte Dudu doch wirklich vergessen, sich unsichtbar zu machen. Tim glaubt, er träumt.
„So kleine Füße gibt es doch gar nicht. Da veräppelt mich jemand. Wer soll das denn sein?“, überlegt der Junge. Er rennt in die Küche, wo Mutti gerade den Tisch deckt. Er packt sie am Arm und zieht sie Richtung Garten. „Mutti, Mutti, komm ganz schnell mit, ich muss dir was zeigen“, schreit Tim ganz aufgeregt.
Als Frau Steinfleck die Spuren sieht, hat sie auch keine Erklärung dafür. Also beschließt Tim eine Falle zu bauen. Er wirft über den Schweinchenkäfig ein feinmaschiges Netz und legt ein Stückchen Netz auch in den Sand. Was geschieht jetzt wohl? Dudu hat lange geschlafen und nun knurrt sein Bauch vor Hunger. Er beeilt sich zu den Meerschweinis zu kommen, die haben so leckeres Futter.
Ein Kobold kann alles essen, was es an Nahrung gibt und obwohl er so klein ist, braucht er viel, viel Essen. Er ist ein richtiger Vielfraß! Vor lauter Hunger und vor Freude auf das Essen merkt er Tims aufgebaute Falle nicht und bleibt im Netz hängen. Verdammt! Dudu macht sich unsichtbar und zappelt im Netz hin und her. Auch die Sache mit dem Wünschen nützt einem Kobold nichts, wenn er irgendwo fest hängt oder festgehalten wird. So zappelt Dudu wie ein Wilder, um sich zu befreien, aber er verheddert sich immer mehr.
Als Tim aus der Schule kommt schaut er gleich zu den Meerschweinis. Er sieht sofort, dass sich das Netz bewegt, aber er kann niemanden sehen. Mit beiden Händen versucht er das Zappelding zu fangen, doch das ist gar nicht so leicht. Plötzlich beißt etwas in Tims Hand.
„Wird ja immer schöner“, denkt Tim, „vielleicht eine Spinne?“ Aber nein, nichts ist zu sehen. Nach einer halben Stunde gelingt es ihm endlich, das zappelnde Etwas in Händen zu halten. Dieses Ding schreit dauernd: „Ich will nicht. Lass mich los.“
Sobald Tim Dudu in seinen Händen hält und ihn berührt, wird der Kobold sichtbar. Wie wird Tim wohl reagieren, wenn er Dudu sieht? Er schaut mit großen Augen und weit geöffnetem Mund Dudu an.
Er fragt erstaunt: „Was bist du denn für einer?“
Eine krächzende Stimme antwortet: „Dudu heiße ich und ich bin ein Kobold aus dem Habadu-Land. Ich wollte einfach mal sehen, wie die Menschen aussehen und leben. Immer wenn mich jemand berührt, werde ich für ihn sichtbar. Andere können mich nicht sehen. Also bist du ein Mensch, weil ich für dich sichtbar bin.“ Tim lacht und findet das Ganze irgendwie cool.
„Ich heiße Tim und wohne dort in dem Haus mit meinen Eltern zusammen.“
„Was sind denn Eltern?“, will Dudu wissen. „Vater und Mutter sind meine Eltern, aus ihnen bin ich entstanden. Jeder Mensch hat Eltern“, erklärt Tim.
„Wir wachsen an einem Geburtstagsbaum. Wir haben keine Eltern. Wenn wir reif sind, fallen wir wie Blätter vom Baum“, erzählt Dudu. „Über 2000 Kobolde leben in meinem Suma, das ist ein Stamm. Es darf kein Fremder ins Suma, nur wer hier gewachsen ist, darf hier leben“, meint Dudu.
Tim fragt: „Wollen wir Freunde sein? Wenn du willst, kannst du bei mir wohnen. Hier darf, wenn ich oder meine Eltern es erlauben, jeder wohnen, auch wenn er nicht hier geboren ist. Ich muss jetzt zur Schule. Wenn ich zurückkomme, hol ich dich ins Haus.“