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Teil I
Wie aus Lauten und Buchstaben Wörter werden
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Von Lauten und Buchstaben
Was Sie über Silben wissen sollten
ОглавлениеWenn es ernst wird, neigen Vorgesetzte dazu, ihren »Untertanen« gegenüber besonders betont zu sprechen. Dann heißt es nicht Haben Sie verstanden?, sondern: Ha-ben Sie ver-stan-den? Laut – oder gefährlich leise – wird’s dann gewöhnlich auch.
Bei dieser Art des langsamen Sprechens zerbröseln uns die Wörter nicht in ihre kleinsten Bauteile, die Laute (Phone), sondern in »größere kleinere Einheiten«, die Silben. Kern einer Silbe ist immer ein Vokal (Selbstlaut) oder Doppelvokal (Diphthong). Vor oder nach diesem Silbenkern stehen ein oder mehrere Konsonanten (Mitlaute). Es gibt aber auch genügend Fälle, in denen nur ein Vokal beziehungsweise ein Doppelvokal den Silbenkern bildet. Tabelle 1.3 zeigt Ihnen, wie das am Beispiel aussieht.
Tabelle 1.3: Wie Wörter in Silben und Silben in Laute zerfallen
Silben richtig erkennen zu können, ist deshalb nicht ganz unwichtig, weil die Silbe ein wesentliches Zwischenglied zwischen Lauten und Wörtern beziehungsweise Lauten und Wortformen ist.
Kleiner Ausflug in die Sprachwissenschaft (2)
Die Sprachwissenschaft unterscheidet Sprechsilben von Sprachsilben. Beim langsamen Sprechen zerfallen Wörter und Wortformen in Sprechsilben. Die Sprachsilben, auch Morpheme (Einzahl: Morphem) genannt, unterscheiden sich von den Sprechsilben dadurch, dass sie eine eigene Bedeutung haben. Sie sind bedeutungstragende Einheiten. Während die Phoneme lediglich dazu dienen, ähnliche Wörter in ihrer Bedeutung zu unterscheiden – ein Bausch ist eben kein Rausch –, sorgen Sprachsilben (Morpheme) dafür, Wortformen einen spezifischen Inhalt zu geben. Das klingt komplizierter, als es ist. Die Wortform Tier entspricht der Sprechsilbe »Tier« und der Sprachsilbe »Tier«. Die Wortform Tiere dagegen zerfällt beim langsamen Sprechen in die Sprechsilben »Tie-re«, auf der Ebene der Sprachsilben jedoch in die Morpheme »Tier-e«. Das Morphem »e« trägt hier die Bedeutung »Mehrzahl«. Bei tierlich verhält es sich so, dass zwei Sprechsilben, nämlich »tier-lich« vorliegen, die mit den Sprachsilben (Morphemen) übereinstimmen: »tier-lich«. Das Morphem »lich« trägt hier allerdings die Bedeutung »Wechsel der Wortart«. Indem nämlich an die Sprechsilbe »Tier« die Sprachsilbe »lich« angehängt wird, verwandelt sich ein Nomen (Substantiv, Hauptwort) in ein Adjektiv (Eigenschaftswort, Ist-Wort). Morpheme haben demnach eine besondere Bedeutung bei der Bildung von Wortformen (Deklinations- und Konjugationsformen) und bei der Wortbildung.
Jede Wortform besteht aus einer oder mehreren Silben, so wie jede Silbe aus einem oder mehreren Lauten aufgebaut ist. Innerhalb eines Wortes werden streng genommen auch nicht bestimmte Laute betont, sondern es sind die Silben, die entweder betont oder auch unbetont sein können. Aus diesem Nebeneinander von betonten und unbetonten Silben ergibt sich dann der Sprachrhythmus.
Damit fehlt bei unserem Rundgang durch die Lautlehrer nur noch das Thema Betonung.