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Die Anfänge der Anasazi-Kultur (ab 1 u.Z.)

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Es gibt kaum eine dümmere Formulierung, als von einem „Anfang der Anasazi-Kultur“ zu sprechen. Diese Formulierung suggeriert, dass die Menschen bis zum Tag X praktisch keine Kultur hatten und dann war ganz plötzlich, wie bei einem Eintritt in einen Verein, eine (neue, andere) „Verbandssatzung“ aktuell geworden.

Die Menschen beziehungsweise Menschengemeinschaften, deren kulturelle Anpassung an eine oben kurz angedeutete harsche Umwelt mit starken Klimaschwankungen heute dargestellt wird, hatten in den Augen der modernen Betrachter noch nichts bemerkenswertes oder gar sensationelles „zu Stande“ gebracht. Die Erkenntnisse, die die Archäologen über diese Menschen aus der Zeit vor der christlichen Zeitenwende zu Tage gefördert hatten, war keine auflagenerhöhende Meldung für die Medien, also nichts „sensationelles“. Die abwehrende oder verächtliche Handbewegung eines Verantwortlichen in den modernen Medien kann sich jeder selbst vorstellen. Wenn dieser kulturell sicher hochstehende Medienverantwortliche, nur ausgerüstet mit Steinzeitwerkzeugen und ohne heutige Kleidung drei Monate in dieser rauen Umwelt überlebt hätte, dann hätte er sicher eine sensationelle Story daraus gemacht. Ich gehe davon aus, dass wegen eines frühzeitigen Exitus dieser Person keine solche Story erschienen wäre.

Fangen wir also um das Jahr 1 u.Z. an. Es ist klar, dass es einen solchen Stichtag nicht gab und nicht gibt, aber die HEUTIGEN brauchen bei Vorstellungen über die Vergangenheit eine zeitliche Orientierung. Anpassungsprozesse und kulturelle Entfaltungen kommen nicht als Blitzeinschläge, Erleuchtungen oder wie eine Katastrophe, obwohl plötzliche Ereignisse („natürliche Unfälle“) durchaus initiierende Anstöße für neue subsistenzielle und spirituelle Vorstellungen und Gedanken geben können.

Die Menschen, die um 1 u.Z. auf dem Colorado Plateau lebten, waren zur Zeit einer Jahrzehntausende währenden Klimakatastrophe, einer Eiszeit, auf den amerikanischen Kontinent gewandert. Vielleicht waren einige auch mit einfachen Wasserfahrzeugen an der Eiskante entlanggeschippert – wer weiß es beziehungsweise kann es beweisen? Nichtsdestotrotz überlebten die kontinentalen Neuankömmling auch die nächste Klimakatastrophe, das Ende der vorangegangenen Eiszeit-Katastrophe, eine Periode der Klimaerwärmung begann. Dieses Ende, diese Erderwärmung, zog sich mit variabler Intensität und lokal wechselndem Bild bereits über 10.000 Jahre hin. Und diese Zeit beinhaltet 10.000 Jahre Anpassung an wechselnde harsche Lebensbedingungen. Der Erfolg dieser Anpassung bestätigt ihr kulturelles Niveau und ihre Lernfähigkeit. Und leicht machte ihnen „Mutter Natur“ das Leben und Lernen nicht.

Diese Menschen in Gebiet des zentralen San Juan Beckens um die christliche Zeitenwende waren SammlerInnen und JägerInnen, die wandernd, also als „fußgängige“ Nomaden, nach Wasser und Nahrungsstoffressourcen suchten und bei erfolgreicher Suche diese schnell oder langsam ausbeuteten, je nach Bedarf und Ressoucengröße bis zur Ressourcenerschöpfung. Um 2000 v.d.Z. war auf dem Colorado Plateau nachweislich durch menschliche Einwirkung bereits die noch sehr dürftige Kulturpflanze Mais angekommen und im Chaco Canyon gab es domestizieren/kultivierten Kürbis auch bereits seit 1000 v.d.Z.

Der in Mesoamerika herangezüchtete und von dort nomadisch transferierte Mais wuchs nur dann, wenn man einen Teil der kargen Samenernte wieder an einer für sein Wachstum günstigen Stelle in den Boden legte. Keine leichte mentale und intellektuelle Anpassungsaufgabe für Nomaden - einen Nahrungsstoff, statt ihn zu essen in die Erde zu stecken und so der augenblicklichen Bedürfnisbefriedigung zu entziehen. Sie mussten eine gute Ortskenntnis und ein gutes Timing haben, um zur rechten Zeit wieder am rechten (Ernte)-Ort zu sein, um die Früchte ihres früheren Verzichtes auf nahrhafte Samen zu ernten - wenn sie Glück mit dem Wetter hatten und ihnen keine Fressfeinde/Nahrungskonkurrenten (Vögel, Hasen, Waschbären u.ä.) zuvorgekommen waren. Das war ein langwieriger und komplizierter Lern- und Anpassungsprozess, bei dem ein Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen unterschiedlichen wandernden Menschengruppen mit ähnlichen Praktiken mit Sicherheit eine große Rolle spielte. Die Gedanken und die Erfahrungen wanderten wie die Maiskörner oder besser mit den Maiskörnern auf diesem Weg allmählich von Süden in den Norden. Auch beim Kürbis war es nicht anders. Von der damaligen noch sehr kleinen Kürbis-Frucht waren nur die Samen genießbar. Die Kürbisschale war für Nahrungszwecke (noch) ungeeignet. Sie konnte bestenfalls im getrockneten Zustand als kleines Gefäß dienen, kaum auffindbar für Archäologen. Trotz der Nutzung und eigenzüchterischen Anpassung von Kulturpflanzen waren sie noch jahrhundertelang vom „Stand“ der Bodenbauer entfernt. Der Anteil der Kulturpflanzen an den gesamten Nahrungsstoffen der Anasazi wird um die Zeitenwende lokal differenziert auf 1 bis 3% geschätzt.

Diese Menschen, die 1000 Jahre später die großen Bodenbauer des Südwestens waren, neben den anderen Kulturgruppen der Hohokam, der Mogollon, der Salado, der Sinagua, wurden von den Archäologen als Basketmaker (= Korbmacher) bezeichnet, da sie noch keine gebrannten Tongefäße herstellten. Das Artefakt Korb ist insofern bemerkenswert, weil es noch die wesentlichste „Gefäßart“ (neben Beuteln und Säcken) vor der Herstellung von keramischen Gefäßen repräsentiert. (Gefäße aus Holz oder Rinde sind archäologisch in diesem Raum nicht belegt. Und damit informell nicht existent.) Dementsprechend formulierten die Archäologen eine chronologische Abfolge der kulturellen Anpassung der Anasazi, der späteren Pueblo-Indianer. Die Basketmaker wurden jedoch bereits ab 400-500 u.Z. „Potmaker“/„Topfhersteller“, aber das wird nicht in eine Veränderung der kulturellen Bezeichnung umgesetzt. Der Übergangszeit vom Grubenhaus zum übertägigen Mauerwerksbau führte allerdings zur Namensgebung Pueblo (I), ab der einige Quellen wegen der dann differenzierter werdenden kulturellen Erscheinungen erst von Anasazi sprechen.

Zeit 1 - 400 u.Z-

Chaco Phase -- / Anasazi-Periode Frühe Basketmaker II

Zeit 400 - 500 u.Z

Chaco Phase -- / Anasazi-Periode Späte Basketmaker II

Zeit 500 - 700/750 u.Z

Chaco Phase La Plata / Anasazi-Periode Basketmaker III

Zeit 700/750 - 900 u.Z

Chaco Phase White Mound / Anasazi-Periode Pueblo I

Zeit 900 - 1040 u.Z

Chaco Phase Early Bonito / Anasazi-Periode Pueblo II

Zeit 1040 - 1090 u.Z

Chaco Phase Classic Bonito / Anasazi-Periode Pueblo II

Zeit 1090 - 1140u.Z

Chaco Phase Late Bonito / Anasazi-Periode Pueblo III

Zeit 1140 - 1200 u.Z

Chaco Phase McElmo / Anasazi-Periode Pueblo III

Zeit 1200 - 1300 u.Z

Chaco Phase Mesa Verde / Anasazi-Periode Pueblo III

Angesichts dieser Zeitangaben soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass diese Zahlen bestenfalls allgemeine Richtwerte für die Chronologie einer allmählichen kulturellen Veränderung darstellen. Die Zahlen schwanken von Quelle zu Quelle und von Region zu Region.

Das Leben der Frühen Korbmacher II/ Early Basketmaker II

Die Menschen in dieser Zeit und aus diesem Gebiet waren wie „DU und ICH“ - d.h. „faul und gefräßig“. Der lebenserhaltende Drang nach essbaren Nahrungsstoffen und trinkbarem Wasser in für die Gemeinschaft ausreichender Menge und Qualität war der Motor ihrer physischen und geistigen Bewegung, ihrer Mobilität. In klimatisch extremen Zeiten (Winter) spielte auch das Aufsuchen und die Nutzung natürlicher Schutzräume (wind- und wassererosiv entstandener Aushöhlungen/Höhlen im Sandstein) eine Rolle. Es gab nur einen wesentlichen Unterschied zwischen den „Damaligen“ und uns „Heutigen“ – sie waren noch keiner patriarchalen HERRscherschicht und deren apparativer Willkür ausgesetzt. Sie mussten sich nur, wie alle Lebewesen auf der Erde, mit den natürlichen Bedingungen auseinandersetzen, sich ihnen anpassen, diese lebenserhaltend ausnutzen. Diese Bedingungen zwangen sie zu einer guten Beobachtung ihrer Umgebung und einer Analyse ihrer so erhaltenen Informationen.

Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen setzten sie in lebenserhaltende Aktivitäten wie die Erlangung von Nahrungsstoffen und Wasser um. Die Qualität ihrer Beobachtungen und deren Umsetzung in lebenserhaltende Aktivitäten belegt ihre spezifische Klugheit und ohne diese ihre Klugheit hätten sie nicht leben können. Diese Kombination nennt man Anpassungsfähigkeit. Diese allgemeine Anpassungsfähigkeit war verknüpft und wurde verstärkt durch die sie tragende Gemeinschaft mit ihrem kommunikativen Austausch, Erfahrungen wurden weitergegeben. Und solche einzelnen Arbeits- und Kommunikationsgemeinschaften waren wiederum kommunikativ miteinander verbunden - interagierten physisch, intellektuell, informativ und spirituell miteinander.

Die zum Zwecke der Nahrungsstoffsuche nomadisierenden/wandernden Menschengemeinschaften aus der Zeit zwischen 1 und 400 u.Z. bestanden aus ein oder zwei sogenannten Haushaltsgruppen. Der Begriff Großfamilie wird von mir wegen seines patriarchalen Charakters als unzutreffend für die Anasazi abgelehnt. Die Wandergruppengröße ist abhängig von der sozialen Struktur der Gemeinschaft(en) und vom erwarteten Potenzial der zu besuchenden Nahrungsstoffressourcen.

Die einfachsten und deutlichsten Wanderwege waren die trocken gefallenen oder wasserführenden Flussläufe. Sie boten den Wandernden Wasser, gegebenenfalls durch die Anlage einfacher Brunnenausgrabungen bis zum noch bestehenden Grundwasser in den trockenen Flusslaufsedimrnten. Das Feuchtigkeitspotenzial dieser Wasserläufe förderte den Wildpflanzenwuchs auf der Flutebene und an deren Rändern und bot damit ein Potenzial an pflanzlicher Nahrung wie auch Möglichkeiten für die Jagd auf Pflanzenfresser und deren tierische Feinde. Der Flusslauf bot damit neben Wasser auch den unterwegs zu erwerbenden „Reiseproviant“ auf dem Weg zu ergiebigeren Nahrungsstoffressoucen, die das Ziel der regionalkundigen nomadischen Gruppe waren. Die Flutebenen der Wasserläufe waren ideale Wanderwege mit einer klaren Orientierung, trotz teilweiser starker Mäander. Der Weg die Wasserläufe aufwärts führte zur nächsten Wasserscheide und eröffnete ein neues/anderes Becken mit „Wasserwanderwegen“.

Die bequemen Wege schlossen natürlich keinesfalls „Querwege“ auf und über die Berge und Hochflächen aus, wenn dort attraktive, nutzbare Nahrungsstoffressourcen und eventuell auch mögliche Schutzräume gegen die Winterkälte zu erreichen waren. An den Wanderrouten gab entsprechend den Rastplätzen und Verweilstätten temporäre „Niederlassungen“, die mit Ausnahme von „Stätten spezieller Nutzung“ wie z.B. Steingewinnung- und –bearbeitungsstellen, erst mit dem Bau „fester“ Behausungen (Grubenhäuser) für die Winterzeit durch die Archäologen nachweisbar wurden.

Der Motor für die Bewegung dieser (wie aller) Menschen bestand aus zwei Triebkräften: der Angst und der Lust. Alle Motivationen (auch „faul und gefräßig“) lassen sich diesen zwei Triebkräften zuordnen. Dabei können beide Triebkräfte eng miteinander verkoppelt sein. Die instinktive Angst zu verhungern führt bei der Überwindung dieser Angst durch Nahrungsaufnahme zur Lust des Essens und der Angstvertreibung (siehe Adrenalin-Kick). Die Aufteilung der Aufgaben der Gemeinschaft erfolgte nicht geschlechtsspeziefisch, sondern nach dem Mobilitätspotenzial der einzelnen Gemeinschaftsmitglieder. Es ist völlig klar, dass stillende Mütter, Mütter mit Kindern, Schwangere und Alte nicht so schnell sein können wie kräftige Männer und Frauen ohne Kinder. Dementsprechend wurden die Aufgaben für den Gemeinschaftsunterhalt verteilt.

Wenn eine solche Gruppe auf die Jagd ging, dann war die Jagd eine Gemeinschaftsjagd (kein HERRliches Solovergügen). Die Jagd erfolgte mit dem Wurfspeer und dem Schleuderspeer/dart (unter Einsatz eines Schleuderbretts/Atlatl). Welche Zielgenauigkeit mit diesen Jagdgeräten erreicht wurde, ist nicht bekannt (Auch heute gibt es nur einen Speerweitwurf und keinen -zielwurf!) Der Speerwerfer musste sich in eine aufrechte Position begeben, um sein Gerät auf das Ziel zu schicken. Gezielte Würfe sollen nur über eine Entfernung von 20 bis 25 m möglich gewesen sein. (Der Dart-Speer reichte weiter, aber über seine Treffergenauigkeit liegen mir keine Aussagen vor.) Und da reagiert ein Fluchtwild schon sehr aufmerksam und flieht. Das Wild musste für eine erfolgreiche Jagd also von einer Werfergruppe umstellt sein. Es gab ein gemeinschaftliches Anschleichen und Umzingeln und auf ein Zeichen, den Speerwurf des maßgeblichen Werfers, ging die Jagd los. Alle warfen ihre Speere. Das oberste Jagdprinzip der Gruppe bestand vorerst nicht im Erlegen des Wildes, sondern darin, das Wild in seiner Bewegungsfähigkeit so einzuschränken, damit es einen Todesstoß oder -schlag bekommen konnte.

Für diese Umzingelung bedurfte es möglichst vieler Akteure. Dabei brauchten auch nicht alle mit einem Speer ausgerüstet zu sein. Mit gut gezielten Steinen konnte man auch sein Jagdziel erreichen. Ich bin der Ansicht, dass ein simpler Stein als Jagdgerät viel zu wenig Beachtung findet – vor allem bei der Jagd nach Kleinwild. Ein Kaninchen möchte ich auch nicht mit dem Speer erlegen müssen. Sie würden sich wahrscheinlich totlachen. Aber ein simpler Wurfstein fällt durch das archäologische Raster. Ähnlich ist es auch mit entsprechenden Wurfstangen oder -hölzern. Sie zerfallen zu schnell, zerbrechen oder werden verbrannt. Vereinzelt wurden bumerangähnliche Wurfhölzer gefunden und sogar als solche definiert/identifiziert. Und Holzkeulen kann man sowohl als Wurfkeulen als auch als Schlagkeulen benutzten. Und sie brauchten keine aufwendigen Spitzen aus ausgewähltem Steinmaterial. Das beste Steinmaterial (amorphe Gesteine wie Feuerstein, Obsidian, Chalzedon u.ä.) wurde für Schneidgeräte benötigt. Steinspitzen von Speeren und Darts fallen dem Archäologen jedoch besser beim Sieben und/oder Waschen ausgegrabener Erde auf.

Die Beute wurde sicher relativ gleichmäßig verteilt. Lediglich beim Fell konnte man sich über die Zuordnung streiten. Vielleicht ging es da nach der Bedürftigkeit bezüglich der Kleidung/Winterschutz. Bestimmte Teile/tierische Werkstoffe wie Knochen oder Horn wurden sicher auch nach Bedarf verteilt. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass alle erlangbaren/erlegbaren Faunenvertreter einschließlich Reptilien und Amphibien auf dem „Speisezettel“ der Basketmaker standen. Auch Insekten wurden sicherlich nicht ausgeschlossen. Lediglich spezielle Lebewesen, die eine mythologische und spirituelle Bedeutung hatten, konnten „tabu“ sein. Fische und Mollusken spielten mangels Substanz sicher keine Rolle. Die faunale Biomasse des zentralen San Juan Beckens war sehr begrenzt. Größere Säugetiere gab es meist nur in den randlichen Gebirgsgegenden. Und deren Knochen sind dann nur als Werkzeuge (z.B. Schaber, Ahlen u.ä.) verarbeitet im Abfall bei einer Raststelle oder temporären Niederlassung zu finden.

In der Sammelwirtschaft war ebenfalls die gesamte Gemeinschaft im Einsatz. Auch hier wurde sicher alles gesammelt, was essbar war. (Bitte keinen heutigen Maßstab ansetzen!) Die eingesetzten Werkzeuge waren unspektakulär (Holzschlegel, Grabstöcke, Körbe). Das florale Spektrum reichte von Weichfrüchten (zum sofortigen Verzehr) über hartschalige Früchte (Nüsse, Eicheln) bis zu Samen, Stängeln, Blättern, Blüten, Knollen und Wurzeln. Ein Teil von ihnen konnte bei entsprechender Lagerung/Aufbewahrung auch als Wintervorrat abgelegt werden. Belege für Konservierungsmethoden (Trocknen, Räuchern, Rösten) wurden nicht gefunden. Eine thermische Nahrungsstoffzubereitung war sicher nur „am Spieß“, auf einem erhitzten Stein oder in heißer Asche möglich. Belege für das Garen mit Steinen (Steinkocher-Prinzip) und/oder Erdöfen wurden bei den Basketmakern nicht gefunden.

Über den dritten und wichtigsten Nahrungsstoff wird kaum gesprochen: Wasser! Und das in einem ariden Gebiet. Eine Wasserquelle/-ressource ist für den Archäologen unsensationell und „Wasser läuft ihm durch die wissenschaftlichen Finger“. Die Basketmaker-Menschen im zentralen San Juan Becken sahen das sicherlich ganz anders. Inwieweit Wasser und Wasserstellen das Leben, die Subsistenz und die Wanderzüge dieser Menschen bestimmten, bleibt nur unserer Spekulation überlassen, meist nach ethnographischen Analogien. Die Archäologen suchen bei jeder untersuchten Stätte auch nach aktiven oder ehemaligen Wasserquellen oder Reservoiren. Der Einfluss von Wasserstellen war mit Sicherheit bedeutend und wird von uns oft übersehen und deshalb unterschätzt. Dabei darf man nicht nur an den „Sommer-Durst“ bei über 30°C denken, sondern muss auch den Winter berücksichtigen, wenn strenge Minustemperaturen (bis -39°C) die Quellen erstarren und damit praktisch versiegen lassen. Der dürftige Schneefall liefert zwar „essbares“ Wasser, aber diese Ressoucen sind durch die Sublimation von Eis und Schnee unter diesen klimatischen Bedingungen sicher bald erschöpft. Der Schnee wird von der Sonne „gefressen“ und dann kann es mit Trinkwasser knapper als im Sommer werden, als man noch in Flusssedimenten „buddeln“ konnte. Deshalb steht die Frage, ob ein Winterlager eher wegen Wassermangel oder eher wegen Nahrungsstoffmangel geräumt werden musste.

Übersehen werden mangels Artefakten oft auch die Leistungen, die in verrottbaren Materialien manifestiert waren. Steinbearbeitung ist gut belegt, Körbe sind trotz der geringen nachgewiesenen Anzahl namengebend für die Menschen dieser Zeit in der Großregion geworden. Jedoch sind die Fragen der Fellbearbeitung, des Gerbens und der Lederherstellung sowie der Kleidung „mangels Substanz“ extrem unterbelichtet. Die Nutzung des Flächenmaterials Fell und seine entsprechende Verarbeitung zählen zu den ältesten handwerklichen Aktivitäten der Menschen. Sie waren eine Grundbedingung für ihr Vordringen in permanent oder temporär kältere Bereiche aus dem tropischen Ursprungsgebieten des Menschen. Deshalb kann ohne Zweifel diese handwerkliche Fähigkeit auch bei den Basketmakern vorausgesetzt werden. Über eine Notwendigkeit braucht man bei den angegebenen Wintertemperaturen nicht zu diskutieren.

Die Bearbeitung der Felle war eine allgemeine Angelegenheit. Jeder konnte sie und setzte sie nach seinem persönlichen Bedarf ein. Es ist kaum anzunehmen, dass hier eine oder einer für andere (Auftraggeber) tätig geworden ist (Mutter für ihr Kind ist eine Ausnahme). Ein Problem des besprochenen Gebietes bestand darin, dass Großwild wie Wapiti, Rotwild oder Pronghornantilopen nur spärlich vorhanden und deshalb wahrscheinlich auch als Jagdbeute und damit als Felllieferant spärlich vertreten waren. Für großflächige Formen (Decken u.ä.) mussten die Felle von Kleinwild zubereitet und zusammengenäht/-geheftet werden. Kaninchen und Präriehunde, aber auch Füchse, Dachse, Stinktiere und seltener Luchse waren potenzielle Felllieferanten. Die Felle bzw. das Leder wurde zur Kleidungsherstellung verwendet. Die Grundform waren sicher größere oder kleinere Decken, in die man sich nach Bedarf einwickeln konnte und die mit Faser- oder Lederschnüren am Körper befestigt wurden. Ein zweiter Nutzungsbereich war die Herstellung von Beuteln und Säcken unterschiedlicher Größe für die Aufbewahrung und den Transport von Gegenstanden verschiedener Art und Gewicht. Ab wann Faserschnüre mit Fellstreifen umwickelt zu ersten Web- oder Flechtstücken verarbeitet und zur Kleidungsherstellung verwendet wurden, bleibt im Dunkel der Artefaktlosigkeit verborgen. Fellumwickelte Schnüre wurden jedoch bereits in dieser Zeit hergestellt.

Die Herstellung flächiger, flexibler Objekte durch Flechten und Verknüpfen von runden und/oder breiten „Fasern“ war ein bekanntes Verfahren und wurde bei der Produktion von Körben, Matten, Sandalen und ähnlichen Objekten eingesetzt. Diese Wissens- und Fähigkeitstradition führte zur späteren Weberei und zur Netzherstellung. Die seltenen Artefakte dieser Art sind unspektakulär und können nur archäologische Materialkundler begeistern.

Um 400 u.Z. ±100 Jahre erbauten diese Menschen die ersten, für die Archäologen nachweisbaren, „festen“ Behausungen, die sogenannten Grubenhäuser. (Abb. 4) Grubenhausbauten waren speziell in klimatisch „anspruchsvollen“ Gegenden der Erde als ursprüngliche Klimaschutzbauten weltweit verbreitet und fanden auch in Nordamerika unterschiedliche Ausprägungen zu unterschiedlichen Zeiten. Dies waren im Prinzip geschlossen überdachte Gruben, eine Art flacher Erdbunker, ein Defensivbau gegen die „körperenergie-fressenden Feinde“, die Kälte und den Wind. Die Menschen nutzten schon immer Schutzräume, speziell gegen Kälte- und Windeinflüsse. Es besteht für uns HEUTIGE nur das Nachweisproblem. Die Nutzung natürlicher Schutzräume wie Felshöhlen war durch Artefaktfunde weltweit belegt. Temporäre, von nomadischen Menschen angelegte Schutzhütten standen - schon aus ethnographischen Erkenntnissen - nie in Frage, waren aber wegen ihrer Vergänglichkeit archäologisch nicht mehr greifbar. Das Maximum an Beweisen bestand in Steinkreisen. Mit den Steinen waren Holzteile der Schutzhütte am Boden fixiert worden. Die wenig arbeitsaufwendigen Bauten der Nomaden waren immer nur kurzzeitig benutzt und dann wieder verlassen worden. Selbst wenn eine solche Stätte auch wiederholt besucht wurde, blieben die Hüttenbauten leicht und vergänglich; lediglich die noch umherliegenden Steine wurden wieder zur Fixierung der Holzteile genutzt. Solche Steinkreise sind jedoch im Chaco-Gebiet nicht gefunden worden.


Abb. 4 Basketmaker II Grubenhaus (um 400/500 u.Z.)

Für die Basketmaker-Zeit bis ca. 700/750 u.Z. sind im Bereich des Chaco Canyon und seiner Umgebung (ca. 25 bis 50 km²) ca. 200 solcher Niederlassungsstätten nachgewiesen. Die Zahl klingt gewaltig, ist jedoch nur bemerkenswert. Mit einer Dunkelziffer ist zu rechnen, denn keiner kann garantieren, dass schon alle solche Stätten gefunden und registiert worden sind - trotz eines relativ guten Erkundungsstandes. Diese beeindruckende Anzahl von Stätten muss man sich aber über ihre Substanz, ihre Lebensdauer und ihre Größe etwas relativieren.

Die Gesamtbetrachtungszeit umfasst ca. 500 bis 600 Jahre. Die Größe der Niederlassungen schwankt zwischen einem Grubenhaus bis zu 20 Grubenhäusern pro Stätte. Ein Grubenhaus hatte eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren. Wie lange (Monate/Jahr = Saison) und wie oft (wieviel Saisons) das Grubenhaus bzw. die Grubenhausniederlassung genutzt wurde, kann bestenfalls aus der Quantität und Qualität der untersuchten Abfälle dieser Niederlassung eingeschätzt werden. Unter guten Erhaltungsbedingungen von organischem Fundmaterial können mittels C14-Isotopen-Untersuchungen (RC-Daten) und dendrochronologischen Belegen Zeiteinschätzungen angegeben werden. Mit der Herstellung von Keramik und deren zeitlicher Einordnung bietet sich eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung von chronologischen Daten. In Niederlassungen mit mehreren freigelegten Grubenhäusern steht die kaum oder nur selten zu beantwortende Frage, wieviel dieser Wohnhäuser zeitgleich bewohnt/genutzt worden waren.

Solche Niederlassungen werden in der Literatur je nach ihrer Größe oft als Weiler (hamlet) oder Dörfer (village) bezeichnet. Durch unsere zivilisatorischen Traditionen interpolieren wir aber mit diesen Begriffen Vorstellung in diese vergangene Zeit, die verzerrend wirken und zeitliche Veränderungen und Entwicklungen stark ausblenden. Diese Basketmaker-Niederlassungen sind einmalig oder mehrmalig über kurze oder längere Perioden genutzte Winter-Camp-Plätze mit meist nichtdefinierbaren Nutzungspausen. Sie können sich auf ihrer Stätte räumlich durch weitere Bauten ausbreiten, Bauten auf dieser Stätte verfallen bei fehlender Nutzung und Instandhaltung oder allgemeiner Verrottung nach spätestens 15 Jahren ihrer Existenz. Die saisonale Nutzungsdauer hängt vom Klima-Schutzbedürfnis der Menschen und den im Umkreis verfügbaren Nahrungsstoff- und Wasserressourcen ab.

Eine solche Stätte und ihr Umgebungsrevier, das Streif- und Beschaffungsrevier der diese Stätte nutzenden Menschengemeinschaft, kann nach einiger Nutzungszeit eine solche Bedeutung für die Gemeinschaft und eventuell auch für einige mit ihr interagierende Nachbargemeinschaften erlangt haben, dass für sonst ohne bauliche Anlagen praktizierte spirituelle Aktivitäten ein extra Raum geschaffen wird: das kann die Gestaltung eines „Tanzplatzes“/plaza und/oder eines grubenhausähnlichen Bauwerks sein, das von den Archäologen in Analogie zu „ähnlichen“ Bauten der Hopi oder anderer heutiger Pueblo-Gruppen als Kiva bezeichnet wurde. Wenn die Größe der meist runden, seltener rechteckigen Kiva die der Wohnstätten wesentlich übersteigt, wird sie schon als Großkiva bezeichnet.

Zur Vorstellung der Qualität und Quantität dieser Niederlassungsdynamik muss man sich ein interaktives 3D-Modell über Raum und Zeit vorstellen, für dessen Gestaltung es heute dank entsprechender PC-Hard- und –Software gute technische Voraussetzungen gibt. Über dem betrachteten Verteilungsraum dieser oben genannten 200 Stätten sind 40 „Zeitscheiben“ a 15 Jahre (maximale Lebensdauer eines Grubenhauses) über 600 Jahre vorzustellen. In diesen Zeitscheiben werden die in dieser Zeit bestehenden Niederlassungen der Basketmker eingetragen. Nach 15 Jahren, d.h. in der nächstfolgenden Zeitscheibe sind diese Niederlassungen verschwunden oder bestehen weiter durch nachgewiesene „Neubauten“ auf früher bebauten Stätten/Nutzungsflächen oder durch Erstbebaung neuer/anderer Stätten/Nutzungsflächen. So geht es weiter über alle vorgegebenen 40 Zeitscheiben, die man dann modellhaft (Typ Daumenkino) „durchblättern“ kann.

Jede Zeitscheibe ist entsprechend der Dendrochronologie mit der jahresdurchschnittlichen oder jahresscheibendurchschnittlichen Niederschlagsmenge („farblich“) zu markieren. Einsprechend der Topographie der betrachteten Fläche sind Zonen erhöhter oder geringerer Feuchtigkeit/Durchnässung nach ihrem Wasserhaltevermögen zu kennzeichnen. Damit erkennt man, in Abhängigkeit vom Untergrund (Bodenverhältnisse), die Bereiche höherer und geringerer biologischer floraler und faunaler Produktivität, die von den wandernden/mobilen Basketmakern zum Sammeln und Bejagen genutzt wurden. Um jeden Standort/jede Stätte ist eine „Reviermarkierung“ anzulegen (Radius: ein, zwei, fünf und zehn Tagesmärsche unter Beachtung der Topographie). Diese Reviere müssen das nutzbare Nahrungsstoffpotenzial für diese Haushaltsgruppe enthalten. Dass sich die konstruierten Reviergrenzen verschiedener Haushaltsgruppen überschneiden, ist dabei völlig normal - Überschneidungszonen sind potenzielle Kontakt- und Kommunikationenzonen/Interaktionsbereiche. Im Stätten-Umkreisen mit einem Radius von 3 bis 5 km sind auch Flächen zu markieren, die für bodenbauerische und/oder spezialsammlerische Aktivitäten potenziell ergiebig gewesen sein könnten. Spezialsammlerische Aktivitäten beinhalten Maßnahmen, die die biologische Produktivität von durch Menschen genutzten Wildpflanzen steigern (= Erntevölker“) wie z.B. Wasserabflussbremsen/Dämme im Wasserabflusslauf, Verteilung abfließender Wässer, Erosionsschutz, Beseitigung konkurrierender Vegetation (Abbrennen), Aufbau von Steinstapeln u.ä.

Die digitale Gestaltung eines solchen interaktiven Modells (auch über den hier geschilderten Rahmen hinaus) stellt softwareseitig heute kein Problem mehr dar, das Handicap ist aber der oft unzureichende wissenschaftliche Datenfundus, der nur teilweise hypothetisch ausgefüllt werden kann. Für die Leserin/den Leser muss deshalb die obige Beschreibung genügen.

Der Mensch praktiziert zwei Formen des persönlichen Energiemanagements: die aktive Form durch Aufnahme/Einnahme und Verdauung/Verarbeitung von Energieträgern (Nahrungsstoffe) und –verteilern (Wasser) und die passive Form durch Vermeidung von Körperenergieverlusten mittels Kleidung und Schutzräumen. Die Energiezuführung musste mit den Energieverbrauch weitgehend ausgeglichen sein, sonst droht der Exitus.

Irgendwann waren die Kenntnisse des Menschen über sein (relativ oft und dauerhadft durchstreiftes) Revier und dessen Quanität, Qualität und temporäre Zuverlässigkeit der Nahrungsstoffpotenziale zu einer ausreichend feststehenden, „berechenbaren“ Größe geworden, um zu dem Schluss zu kommen, dass man die Schutzbauten an Standorten, die man über den Winter bewohnt, auf Grund einer wiederholten Nutzung gegen den „starken Feind Kälte“ wirtschaftlich berechtigt mit einem größeren Arbeitsaufwand stabiler, winddichter, isolierender bauen kann. Die wiederholte Nutzung des Ortes und die Größe des „Feindes“ rechtfertigten den erhöhten Aufwand für den Hüttenbau, den Bau der Erdhütte, des Grubenhauses.

Die ersten Grubenhäuser (0,2 bis 0,3 m eingetieft, Durchmesser: 3,5 bis 4,0 m) hatten eine Dachüberdeckung aus Holzwerk. Dies bestand aus auf vier Stammsstützen/Pfosten, auf die ein Viereck-Pfostenrahmen aufgelegt und mit den Stützpfosten durch Anbindung verbunden worden war. Vom Rand der Grube wurden dicht an dicht Holzpfosten so auf den Rahmen gelegt, dass in der Mitte eine Dachöffnung (als Rauchabzug, später zum Einstieg) verblieb. Der Einstieg in das Grubenhaus erfolgte, nach dem Überschreiten dessen Dachfläche, über eine einfache Stammleiter, später auch über eine Rungenleiter. Das Dach musste für die Abdeckarbeiten und zum Leiterzugang trittsicher gestaltet sein. Die Dachpfostenschicht wurde mit Rinde, Gras oder Matten flächig abgedeckt und mit einer Schlammschicht/Adobe wind- und regendicht überzogen. Die inneren, überdeckten Seitenwände waren glatte Erdflächen und der unbearbeitete Boden war durch Nutzung festgetreten. In der Mitte des Fußbodens war der Platz für eine kleine Feuerstätte. Ältere Grubenhausversionen hatten noch einen Seiteneingang und das Dach wies nur die Rauchabzugsöffnung auf, die erst später zum Eingang gestaltet wurde. Diese Behausung war kaum mehr als eine Schutzstätte bei ungünstigem Wetter und meist nur zum Schlafen/Ruhen und möglicherweise zum Kommunizieren (Winterabenderzählungen) geeignet. Alle Arbeiten und sonstigen Aktivitäten erfolgten im Freien.

Das einfach geformte Bauwerk Grubenhaus wurde im Laufe der nächsten 500 bis 700 Jahre im gesamten Gebiet des Colorado Plateaus mit lokal leicht unterschiedlichen Modifikationen von den Weibern zu immer „luxuriöseren“ Wohn- und Sakralbauten zunehmend „wohnlicher“ gestaltet – ab 700 u.Z. neben den entstehenden übertägigen Mauerwerksbauten. Die immer „luxuriösere“ Ausstattung war von den unmittelbaren Lebensbedürfnissen der Nutzer/Bewohner/Errichter geprägt und nicht von irgendeinem „abgehobenen“ Repräsentationsbedürfnis einer „führenden“ Person. Ein Grubenhaus hatte je nach der Art seines (mehr oder minder geschützten) Standortes und der permanenten Instandhaltung oder der eventuell saisonalen Instandsetzung eine Lebensdauer um 15 Jahre. Neue Grubenhäuser wurden teilweise über den Standorten von alten errichtet (Man sparte dabei einen Teil der Erdaushubarbeiten. Verrottetes Altholz diente nur noch für Feuerungszwecke. Wenn Holz von einem alten Grubenhaus noch nutzbar war, wurde es im neuen Bauwerk mit verwendet/eingebaut (Sekundärrohstoffnutzung). Das „erfreut“ heute die Archäologen, die damit ihre Datierungen vornehmen.

Man sollte sich beim „Ausmalen“ solcher Bauaktivitäten stets die hölzernen und steinernen Werkzeuge für die Holzgewinnung und die Zurichtung der Pfosten und die Grabarbeiten vergegenwärtigen. Inwieweit immer grünes Frischholz gefällt wurde und zum Einsatz kam, lassen Archäologen aus ihren Betrachtungen heraus, sonst stünden Datierungsmethoden zumindest bezüglich ihrer Genauigkeit in Frage, da der letzte äußere Baumring als das Fälldatung und quasi Nutzungsbeginn des Holzes (im Bauwerk) gilt. (Die Nutzung von idealen „Lagerstätten“ angespülter Schwemmhölzer – wofür nur an wenigen Stellen auf dem Colorado Plateau ein Potenzial bestandr - brachte für die Baumring-Datierungsaufgaben der Archäologen erhebliche Probleme - bis man die Ursachen der Probleme erkannte.

Die ursprüngliche fensterlose, kleine, dunkle, relativ winddichte und dadurch etwas verräucherte überdachte Erdgrube ohne nennenswerte Innenausstattung wurde im Laufe der Zeit entsprechend den Bedürfnissen und technischen Erkenntnissen und Fertigkeiten und der Verfügung über die dafür erforderliche Arbeitszeit für den Bau und die Beschaffung der Baustoffe (Gewinnung, Zurichtung und Transport) immer ausgefeilter. (Abb. 5)

Die ursprünglich auf dem Fußboden aufgesetzten Dachpfosten wurden auf einer umlaufenden erhöhten Erdstufe abgesetzt (besserer Verrottungsschutz des Pfostenfußes)

Das eigentliche ursprüngliche Grubenhaus erhielt eine sogenannte Gegenkammer (oder Nebenkammer) für Ablage- und Lagerungszwecke, die über eine separaten Dach-/Einstiegsöffnung verfügte. Der Einstieg über die Dachöffnung der Hauptkammer (= Rauchabzug) verlor eventuell etwas an Bedeutung. Mit den beiden Dachluken (Lufteintrittsöffnung und Luftaustrittsöffnung) verbesserte sich die Belüftung/Bewetterung des Grubenhauses entscheidend. Zur Regulierung des durch das Feuer aktivierten Luftstromes wurden spezielle „Raumteiler“, zwei sogenannte Flügelwände oder Wandflügel in der Hauptkammer errichtet. Die mittige Durchgangsöffnung zwischen den beiden Flügelwänden wurde vor der Feuerstelle luftströmungstechnisch durch einen sogenannten Deflektor abgeblockt, der die Feuerstelle vor dem direkten Luftstrom schützte und eine durch seine Gestaltung ruhige Flamme gewährleistete, die eine rationellere Nutzung des Brennstoffs erlaubte. Der Bodenbereich der Hauptkammer war damit vor horizonaten Luftströmungen weitgehend geschützt und relativ warm. Verbrauchte Luft wurde sanft nach oben abgeführt. Die Gegenkammer war als Lagerraum gut durchlüftet. Teilweise wurde unter Vermeidung einer Gegenkammer eine extra ausgehobene/ausgebaute Belüftungsröhre aus einem vertikalen Schacht von der Erdoberfläche und einer horizonalen Röhre ins Grubenhaus aus Steinplatten gestaltet, die von der das Grubenhaus umgebenden Erdoberfläche ausging und nach ihrem Steinplattenausbau wieder mit Erde überdeckt wurde. Die Luftaustrittsöffnung am Ende der horizonalen Röhre an der Grubenhauswand wurde zur Regulierung des Luftzustroms mehr oder minder mit einer vorschiebbaren Steinplatte verschlossen. Die Belüftungsröhre konnte natürlich auch an ihrem Eingang auf der Erdoberfläche luftstromreduzierend abgedeckt werden.

Der Fußboden wurde mit einer Schicht Adobe-Estrich versiegelt/überdeckt und bald darauf wurden auch die vertikalen Seitenwände der Erdbank, die die Pfostenfüße trug, mit Adobe (gegen Abbröckeln der Erde) verputzt/versiegelt. Wenn plattige Steine zur Verfügung standen, wurde der Fußboden mit solchen Platten gepflastert/ausgelegt und nur die Zwischenräume zwischen den Platten mit Adobe verfüllt.

Analog dem Fußboden wurden auch die relaiv niedrigen Seitenwände mit Steinplatten verkleidet und geschützt. Später wurden die großen Steinplatten durch ein erstes Mauerwerk ersetzt. Die vertikale oder manchmal auch leicht nach außen geneigte Wand bekam eine Verblendung aus kleinen Steinen, die in Adobe eingelegt worden waren. Diese noch grobe Blendwand wurde – soweit nachweisbar – danach ebenfalls noch mit einer glättenden Adobeschicht überzogen/verputzt. Diese glatten Wandflächen boten einen Untergrund/Hintergrund für aufgemalte und/oder eingeritzte Dekors (extrem selten in Fragmenten erhalten/nachweisbar!)

Unter dem Boden der Hauptkammer wurden mehr oder minder mit Adobe und/oder Steinplatten ausgebaute Vorratslagergruben angelegt, die mit Steinplatten oder Hölzern abgedeckt wurden (Nagerschutz!). Anzahl, Größe und Gestaltung dieser Gruben wechselten lokal und über die Zeit und im Maße besserer Lagermöglichkeiten und Notwendigkeiten


Abb. 5 Pueblo I Grubenhaus (700/750 bis 900 u.Z.)

Das hier beschriebene Grubenhaus ist eine Allround-Wohnstätte, in der sich alle Aktivitäten (oder Passivitäten/Schlafen) abspielten, die nicht im Freien erledigt werden konnten. Es war ein Defensivraum gegen störende Klimaeinflüsse (Wind, Niederschläge, Temperatur) und wurde durch eine kleine Personengruppe mehrerer Generationen bewohnt. Oft wurde diese Gruppe als Familie oder Großfamilie bezeichnet – absolut unzutreffend als patriarchale Gemeinschaftsstruktur in dem hier bestehenden urgesellschaftlichen Zustand. Der neutrale Begriff „Haushalt“ oder Haushaltsgruppe ist sachlich zutreffend und ausreichend flexibel. Über die mögliche maximale Personenanzahl dieser Gruppe ist damit natürlich keine Aussage getroffen. Darauf lässt sich bestenfalls von der Anzahl der möglichen Schlafplätze her schließen. Aber bitte keinen Schlafplatzbedarf nach heutigem mitteleuropäischem Wohlstandsmaßstab – pro Person 2 m² Bettfläche. Je dichter man lag, desto wärmer war es für den Einzelnen.

Wenn Aktivitäten von mehreren Haushaltsgruppen praktiziert werden sollten, dann bestand dafür die Möglichkeit im Freien auf einer speziellen „Tanz“-Fläche/plaza vor den Grubenhäusern oder die Gemeinschaft(en) schuf(en) sich nach dem Vorbild der Grubenhäuser eine spezielle „gute Stube“ für nichtalltägliche, deshalb meist als spirituell bezeichnete Aktivitäten im größeren Personenkreis oder im Kreis ausgewählter Personen. Dieses eingetieft angelegte Bauwerk war die sogenannte Kiva, deren Grubenhausvorbild eindeutig war und die nach den Ausstattungsprinzipien der Grubenhäuser eine spezielle formale Ausstattung bekam. Dazu gehörte das Belüftungssystem, die Bank, Stützpilaster für das Dachgebälk, eine formale und gut ausgebaute Feuerstelle/Feueraltar mit Deflektor und eine Gegenkammer. Kennzeichnendes Kernstück aller Kivas war die sogenannte Sipapu (Hopi-Begriff), aus der - laut oral tradition - die Menschen von der Unterwelt/der Mutter Erde, ans Tageslicht emporgestiegen waren/geboren worden waren. Die Sipapu/Vagina der Erdmutter war formal nur eine kleine und selten durch Lehmumrandung markierte Vertiefung im Endbereich der Luftströmungslinie.

Entsprechend der Lokalität, der Entstehungszeit, der Größe und den Bedürfnissen der Erbauer war die Gestaltung der Kivas, unter Wahrung der Schlüsselelemente, sehr differenziert bis hin zu mehrwandigen und dachlosen Formen.

Die Gestaltungsprozesse, welche hier nur in äußerster Knappheit beschrieben wurden, zogen sich in unterschiedlicher Intensität und lokaler Ausprägung über viele Generationen hin. Die Ausgestaltung des Grubenhauses verlief parallel zur Anlage von wiederholt genutzen Winterstandorten, die im Sprachgebrauch der Archäologen als Weiler oder Dörfer erscheinen. Diese Entwicklung führte fließend von der Kultur der Menschen der Basketmaker II Zeit zu der der Basketmaker III Zeit. Die Gestaltung der Bauwerke war dabei nur ein Aspekt der Kultur der ErbauerInnen.

Eine typische Basketmaker-Niederlassung

Als eine typische Niederlassung im Chaco Canyon Bereich aus der Zeit um 500 bis 700 u.Z. gilt die Stätte Shabik'eshchee Village, ein großes Basketmaker III Grubenhausdorf (8,1 ha) etwa 11 km südöstlich von Pueblo Bonito auf der Chakra Mesa über deren nördlichem Steilhang oberhalb des Chaco Wash. Shabik'eshchee ist eines der am besten bekannten Grubenhausdörfer in der Four Corner Region und wird als einer der Typenstandorte für die Region bezeichnet. Ein Teil des Standorts wurde 1926 und 1927 ausgegraben, weitere Arbeiten erfolgten 1973.


Die Stätte enthält die Überreste von mehr als 64 Grubenhäusern und 48 Vorratslagerkisten/-kästen, eine große kommunale Kiva (Ø = 12 m; A ~ 110 m²) und drei Abfallablageplätze. Die Grubenhäuser waren aber nicht alle gleichzeitig bewohnt. Es gab auch einige bauliche Anlagen nordwestlich vom Hauptstättenbereich einschließlich einem Grubenhaus aus der späteren Pueblo I Periode und einem Bau, der als Proto-Kiva (noch ohne Sipapu!) bezeichnet wurde. Ursprünglich hielt man die Bauten im Nordwesten für eine separate Besiedlung von Shabik'eshchee, aber später fand man, dass die zeitliche Verteilungen der Grubenhäuser fortlaufend und ausreichend zeitgleich waren, um als eine einzige Niederlassung betrachtet zu werden. Insgesamt wurden drei Gruppen von Grubenhäusern identifiziert. Man vermutet, dass das Dorf als eine saisonale (winterliche) Versammlungsstelle für Basketmaker-Haushaltgruppen gedient haben kann, die während des restlichen Jahres in verstreuten kleineren Weilern der Region lebten.


Die Baumringdaten belegen den Bau der großen Kiva in der Mitte der 500er Jahre u.Z. Die Keramik aus der Niederlassung, in erster Linie Lino Gray (500-800 u.Z.) und La Plata Black-on-White (550-750 u.Z.), stimmt mit dieser Zeit überein. Eine Besiedlung kann auch in den frühen 700er Jahren aufgetreten sein. Die Proto-Kiva (ohne Sipapu), der Hof und einige Grubenhäuser können eine Pueblo I Wiederbesiedlung des Standortes irgendwann nach 700 u.Z. darstellen.


Die Kiva von Shabik'eshchee war ein runder Grubenbau mit ca. 12 m im Durchmesser. Seine Seitenwände waren sorgfältig mit Steinplatten verkleidet und eine niedrige umlaufende Bank hatte an der Basis entlang kleinere Verblendungsplatten und eine Stein- und Adobeauffüllung. Das Dach wurde, wie bei den Grubenhäusern, von vier Eckpfosten gestützt. Es gab keinen Seiteneingang, nur einen seitlichen Belüftungsschacht; anscheinend wurde die Kiva durch eine auch als Rauchabzug dienende Dachluke betreten. Das Feuerbecken lag zentral und wurde durch einen Deflektor gegenüber der Belüftungsöffnung geschützt.


Die Mesa-Hochflächen um den Chaco Canyon wurden ab 700 u.Z. als Siedlungsgebiet aufgegeben.

Die Grubenhaus-Niederlassungen waren noch kein Kennzeichen von Sesshaftigkeit, sondern - nach der Kleidung - die erste künstlich, durch Menschenhand geschaffene ortsfeste und wiederholt temporär genutzte (Körper-)Energie(einsparungs)ressource. Höhlen waren natürliche Schutzräume und alle Formen von Windschutzhütten oder -schirmen waren noch so wenig solide gebaut, dass sie relativ leicht durch Umwelteinflüsse zerstört und damit auch für die Archäologen wieder unsichtbar wurden.

Die Dauer der winterlichen Nutzung hing nicht nur vom energetischen Schutzpotenzial des Bauwerks ab, sondern auch vom vor Ort (Revier von ein bis zwei Tagesmärschen) in dieser kalten Zeit nutzbaren Nahrungsstoffpotenzial, den Brennstoffressourcen sowie - nicht zu vergessen - von einer ausreichenden Wasserquelle im Umkreis bis zu 5 km ab. Das im Winter karge florale Nahrungsstoffpotenzial musste über die Jagd und eingelagerte lagerfähige oder lagerfähig gemachte Wildpflanzenteile und gegebenenfalls auch schon durch gut lagerbare Bestandteile erster Kulturpflanzen abgedeckt und/oder ergänzt werden. Nachweise für genutzte Nahrungsstoffe waren für die Archäologen selbst im trockenen Südwesten nur sehr schwer zu erlangen und sind damit quanitativ sehr „dünn“ belegt. Bei Wasserressourcen ist zu beachten, dass bei den winterlichen Temperaturen des Colorado Plateaus frei fließende Wasserquellen zu Eis gefroren waren, von dem man bestenfalls mit steinernen Schlagwerkzeugen Stücke abschlagen konnte. Die Hauptwasserquelle war sicherlich der spärlich gefallene Schnee, den die Wintersonne bald „weggefressen“/sublimiert hatte. Ob außer natürlichen „Schneefallen“ wie Gräser, Büsche und Bäume auch von Menschenhand erstellte „Schneefallen“ wie „Schneezäune“ oder kleine Dämme mit Windschutzbereichen errichtet wurden, ist unbekannt. Man sollte diese Möglichkeit aber nicht außer Acht lassen. Durst lässt Menschen einfallsreich werden.

Das Grubenhaus war nur ein kleiner Schutzraum zum Schlafen und gegebenenfalls zum Kommunizieren. Bedeutungsvolle spirituelle Aktivitäten konnten nur als „Schönwetter“-Rituale im Freien (oft – so eine erkennbare Freifläche/plaza nachweisbar war) auf sogenannten Tanzflächen/Plazas erfolgen. Als klimatische und spirituelle Alternative zur Plaza wurde nach dem Vorbild des Wohngrubenhauses der Großgemeinschaftsgrubenraum „Kiva“ geschaffen, ein Raum in der „Mutter Erde“. Ein solcher Großgrubenraum wurde von den Archäologen erst als Kiva anerkannt, wenn eine Sipapu nachweisbar war. Ähnliche Grubengroßräume ohne Sipapu waren für die Archäologen nur Proto-Kivas.

Eine Kiva war ein besonderer Raum, der von einer kleinen oder größeren Ritualgemeinschaft oder auch mehreren angelegt und genutzt worden war. Das zu rituellen/spirituellen Zwecken praktizierte Eindringen in den dunklen und „schützenden“ Schoß der Mutter Erde und die spätere glyphische Markierung der Erdvagina/Sipapu lässt auf eine starke, weib- und fruchtbarkeitsorientierte spirituelle Welt mit entsprechenden Ritualen schließen. Archäologische Indizien für die männergetragene Spiritualität, die mit Sicherheit auch im starken Maße vorhanden war, sind sehr schwer zu identifizieren. In der Haushaltsgemeinschaft musste es nicht nur im physischen Bereich weitgehend harmonisch, ohne tiefgreifende und damit lebensgefährdende Differenzen, zugehen, sondern auch entsprechend ausbalanciert im spirituellen Bereich.

Auf Grund der in der Basketmakerzeit unterstellten Winternutzung der Grubenhäuser ist zu folgern, dass auch die Kivas schwerpunktmäßig der Durchführung von „Winterzeremonien“ (Wintersonnenwende, Frühjahrstagundnachtgleiche u.a.) dienten. Was man außer einer spirituellen Beachtung der Wintersonnenwende noch alles in der kalten und dunklen Jahreszeit spirituell in der Kiva praktizierte (z.B. Erzählen von Geschichten und Erlebnissen, Gesänge und Gebete oder sich gar tänzerisch und/oder pantomimisch darstellend ausdrückte) bleibt den Vermutungen und der Phantasie der HEUTIGEN überlassen. Grundsätzlich wird es eine entspannte informationsaustauschende Palaverrunde zur mentalen (identitätsstiftenden) Stärkung der versammelten Gemeinschaft(en) gewesen sein.

Prähistorische Astronomie

Die Menschen waren entsprechend den Lebenserfordernissen physisch und geistig sehr mobil und „neben der Jagd“ nach Wasser und Nahrungsstoffen auch auf der Jagd nach Informationen. Kontakte zu anderen Gemeinschaften waren wichtig, lebensnotwendig und wurden gepflegt. Es gab mit hoher Wahrscheinlichkeit - um ein wünschenswertes Treffen nicht dem Zufall zu überlassen - vereinbarte Treffpunkte räumlicher und zeitlicher Art zur Pflege des Informationsaustausches. Oft waren dies sicher rituell hinterlegte Treffen.

Das Bedürfnis nach planbaren Informationsaustauschen führte zur Suche nach „Fixpunkten“ im physischen Raum und in der Zeit. Das Physische in der überschaubaren Landschaft war relativ leicht greifbar: markante und prominente Punkte in der Landschaft und am Horizont, wichtige Ressourcenstandorte und Wasserlauflinien – man musste ihnen nur verständliche und bedeutungsvolle Namen geben. Mit der unendlichen Zeit war es etwas schwieriger. Tag und Nacht waren einzeln und als Einheit jedem klar. Die mit dem Mondzyklus korrespondierende und die weibliche Fruchtbarkeit anzeigende Blutung war auch in der Gemeinschaft jedem als ein Zeitabschnitt bekannt. Der 28-Tage-Mond wurde durch die vier Monddphasen in 7-Tage-Abschnitte unterteilt. Für die Definition saisonaler Rhythmen waren aber außer Tag und Nacht, „Wochen“ und „Monde“ andere „Marken“ für eine Einteilung der Zeit in überschaubare Intervalle besser geeignet, die sich mit einfachen Mitteln nach dem „Sonnenuhr-Prinzip“ und nach sorgfältiger Beobachtung mit entsprechenden Skalen universell einsetzen ließen. Die Sonnenwenden und die Tagundnachtgleichen unterteilten das Jahr in Quartale. Man brauchte nicht die Tage zu zählen, sondern nur auf einem nach dem Licht- und Schattenwurf auf einer (Fels- oder auch Haus)wand aufgezeichneten Maßstab den „Stand“ des Lichtspenders (Sonne oder auch Vollmond) ablesen. Ein Kalender ist ein dokumentiertes Beobachtungsergebnis der Mond- und Sonnenbeobachtung und mit Sicherheit älter als seine archäologischen Nachweise. Diese Zeitmessung kann auch bei den Menschen der Grubenhauszeit unbesehen vorausgesetzt werden.

Dass Menschen die Bewegung der Gestirne beachteten und beobachten, um dadurch Hilfe für die Orientierung in Raum und Zeit zu bekommen, ist schon „uralt“. Bevor sie sich aber in archäologischen Indizien manifestierten und auch von Archäologen gemeinsam mit Astronomen erkennbar wurden, dauerte es offensichtlich aber noch eine ganze Weile. Zur Markierung bestimmter Gestirnstellungen für die Ermittlung von Zeitabschnitten bedurfte es aber „fester“ Beobachtungsplätze. Im nordamerikanischen Südwesten war in der Basketmaker-Zeit das Grubenhaus mit seinem Boden die trivialste Sonnenuhr. (Ich habe eine solche Ansicht noch bei keinem Archäologen gelesen, aber ich habe auch nicht alles gelesen!) Die dunkle, fensterlose „Raum-Kapsel“ hatte nur die mittige Dachöffnung als Einstieg und Rauchabzug – zwei ganz profane Funktionen. Sie ließ aber auch das Licht von Sonne und dem mehr oder minder vollen Mond als Lichtbalken auf den Boden des Grubenhauses auftreffen. Und entsprechend der Bewegung der Gestirne wanderte der Lichtfleck über den Boden. Der Weg der beobachteten Lichtfleckwanderung auf dem Boden oder auf der Wand konnte an wesentlich erscheinenden Stellen markiert werden. Damit war ein Kalender fertig.

Die Bewegunglinie markierte den Tagesverlauf von Sonnenaufgang über den Mittagspunkt bis zum Sonnenuntergang. (Das war die kleine Zeitrechnung – so sie nötig war.) Die Wanderung der Mittagspunkte über das Jahr markierte an ihren Enden die Sommer- und die Wintersonnenwende und genau in der Mitte zwischen den beiden Endpunkten lag der Punkt der beiden Tagundnachtgleichen. Es liegt auf der Hand, dass diese (bedeutsamen) Punkte auf dem Boden markiert wurden/werden konnten. Ich unterstelle(!), dass der Platz der Feuerstelle und der des Deflektors sowie auch der der später in der Kiva erscheinenden Sipapu solche (Boden)-Zeitmarken waren/gewesen sein können bzw. in solchen Marken ihren Ursprung hatten. Diese waren nicht nur für eine abstrakte Zeitmessung wesentlich, sondern auch für die mit diesen Zeitpunkten verbundenen (ihnen gewidmeten) rituellen Aktivitäten. Die Feuerstelle (der Feueraltar) könnte (real oder nur symbolisch) den Punkt der Sommersonnenwende, der Deflektor(standort) den Punkt der Wintersonnenwende und die Lokalität der Sipapu den Beginn des fruchtbaren Frühlings oder den Zeitpunkt der Maisernte symbolisch angedeutet haben. Ich bin kein Astronom und überlasse es einem Astronomen, meine Ansichten zu bestätigen, zu verbessern oder zu widerlegen. Es kann für den Standort dieser Anlagen aber auch ganz profane Gründe gegeben haben.

Wenn meine Ansichten bestätigt werden sollten, dann wären auch andere Inneneinrichtungsanlagen von Grubenhäusern und Kivas als Zeitmarker auf der „Sonnenuhr“ auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen, z.B. die Lage der Vorratsgruben oder der Flügelwände im Grubenhaus und der als „Fußtrommelbecken“ oder „Vorkeimgruben“ in der Kiva interpretierten Anlagen. Man müsste diese Interpretationsrichtung sogar auf in der Kiva verlaufende und/oder in die Kiva führende Kriechgänge/Tunnel ausdehnen. Auch der völlig sachliche Hintergrund der Belüftungsanlage, die mit der Feuerstelle, dem Deflektor und der Sipapu auf einer Linie (Hauptachse der Kiva) liegt, ist nach einem spirituellen Hintergrund zu befragen.

Es gab für die Zeitmessung im nordamerikanischen Südwesten nicht nur die vermuteten (nicht nachweisbaren) Horizontkalender und nachgewiesene Felswand-Sonnenuhrenskalen (meist Spiralen), sondern auch außer der astronomischen Ausrichtung von späteren Pueblohauswänden und deren möglichen Licht- und Schattenflächen auch „Hausmarken“, die durch spezielle „Lichteinfall-Luken“ in den Hauswänden als Lichtstrahlwege/„Lichtbalken“ auf Raumwänden verliefen und die - entsprechend skaliert - zu Zeitmessungszwecken genutzt wurden.

Die allseitig bekannten Zeitmarken waren steinzeitliche Allgemeinbildung und waren allgemeingültige Fixpunkte in der und für die großräumige Kommunikation und damit verbunden auch für spezielle spirituell getragene Ritualität im lokalen und regionalen Maßstab. Die direkte Nutzung der Kalenderdaten für Bodenbautermine erscheint unwahrscheinlich, da sich die konkreten günstigen Bedingungen für Aussaat und Ernte nach den Witterungsbedingungen richteten und diese sich nicht dogmatisch an Kalenderpunkte binden ließen. Kalender waren u.a. für den Bodenbau eine zeitliche Orientierungshilfe, aber kein zwingendes Erfordernis. Der Kalender hatte seinen Ursprung vor dem Bodenbau – unabhängig von archäologischen Nachweisen.

Jeder von Menschen geformte „feste“ Standort – ob Grubenhaus(niederlassung) oder eine spirituell bedeutsame Kalenderfelswand oder Wand mit Felzzeichnungen war ein „Mittelpunkt“ für eine mehr oder minder große Menschengemeinschaft (Haushalt, Sippe, Sippengemeinschaft, Clan, Lineage u.ä.), die fallweise oder periodisch aufgesucht und wo (zwischen den Menschen oder zwischen Menschen und Geistern) zur Stärkung der individuellen und gemeinschaftlichen Lebenskraft kommuniziert und interagiert wurde.

Um jeden „festen“ Standort gab es ein Revier (= Nutzungsbereich) der Gemeinschaft, die den festen Standort geschaffen oder bestimmt hatte, ihn nutzte und „verwaltete“. Die Reviere von Gemeinschaften konnten sich berühren oder es konnte zwischen ihnen von Menschen genutztes oder ungenutztes „Niemandsland“ geben. Wenn sich Menschen trafen, war „friedliche Koexistenz“ angesagt. Für Konfliktfälle (und die gab es, denn sie waren keine „idealen“ Menschen) gab es traditionelle Regularien zum Abbau derselben, um einen lebensgefährdenden Gewaltausbruch zu vermeiden.

Das Kommunikations- und Interaktionsnetz

Es bestand im Südwesten ein riesiges, grundsätzlich friedliches Beziehungsnetz zwischen größeren und kleineren Gemeinschaften mit sporadischen und/oder planmäßigen Kontakten. Diese Unterstellung von Kontakten ist nicht nur ein Schluss aus ethnographischen Erkenntnissen, sondern ist auch belegt durch „exotische“/nichtlokale sogenannte „Handelsprodukte“. Die Kenntnisse/die Allgemeinbildung der dieses Revier nutzenden Menschen betreffs Ressourcen aller Art und der Topographie waren sehr intensiv. Von ihnen hing ihr Leben ab. Kenntnisse über das „Niemandsland waren sporadisch, Kentnisse über das Nachbarrevier und seine Nutzer wurden als „Hören-Sagen“ von den Kontaktpersonen bei Interaktionen vermittelt. Außergewöhnliche Erscheinungen und Besonderheiten wurden aber auch über Hunderte von Kilometern weitergeben und, soweit möglich und erforderlich, als wissenswert/lebenswichtig im „geistigen Speicher“ einer Person oder einer Gemeinschaft bewahrt. Sie hatten, mitten in einem ariden Gebiet, eine – sicher diffuse - Kenntnis vom Golf von Kalifornien und von der Pazifikküste – Gebieten mit großen Wassermengen. Dies manifestierte sich im Material „marine Molluskenschalen“ und daraus hergestellter Artefakte. Ob die bei den Chaco-Anasazi gefundenen Artefakte aus mariner Molluskenschale auch alle bei den beziehungsweise von den Anasazi geformt wurden, bleibt eine offene Frage. Sie wird zumeist ungeprüft mit „Ja“ beantwortet.

Grundsätzlich ist festzustellen: Es gab keinen Handel und dementsprechend auch keine für einen Handel hergestellten Produkte – soweit hatten sich die Produktionsverhältnisse und die Produktivkräfte bei diesen Menschen noch nicht entwickelt. Aber es gab einen für die daran Interessierten und Ausführenden gebrauchswertgleichen/reziproken Austausch von Objekten und Materialien und(!) solidarische Beziehungen der gegenseitigen Hilfe im Rahmen vorhandener natürlicher und menschlicher Potenziale. Später nannte man das Gastfreundschaft. Teilweise wird auch von einer Schenkökonomie gesprochen. Reziproker Austausch und Solidarbeziehung waren eng miteinander verflochten und waren im Erkenntnisprozess der HEUTIGEN nicht immer voneinander zu trennen. Was für Tauschende „gebrauchswertgleich“ war, unterliegt nur deren und nicht heutigen Maßstäben. Und diese stützen sich nur auf von den Archäologen freigelegte Artefakte, also physische und nicht verrottbare Gegenstände. Ob ein Produkt, ein Material oder eine Leistung getauscht oder geschenkt wurden (Gastgeschenk) ist heute nicht rationell zu entscheiden/zu unterscheiden.

Zu den exotischen Materialien zählen Molluskenschalen, besondere Mineralien und spezielle Federn (die nur selten nachweisbar sind). Das „Abdriften“ von archäologisch gut nachweisbarer Keramik aus dem Entstehungsgebiet/Produktionsbereich wird gern als Handel bezeichnet. Die Weitergabe von relativ stoß- und bruchempfindlichen Keramikgefäßen, die von den Weibern gefertigt worden waren, waren Geschenke(!) zwischen den Weibern bei sporadischen und/oder geplanten Kontakten.

[Die Bezeichnung WEIB ist korrekt und präzise analog der Bezeichnung MANN. Die FRAU war eine gesellschaftliche Erfindung der Feudalherren, die ein WEIB gesellschaftlich zu ihrer FRAU zwecks sexuellem Ausschließlichkeitsanspruchs zur Fortsetzung „ihrer“ Erblinie erhoben. Ein ihnen untertäniger Bauer hatte keine Frau, sonden nur ein Weib. Im feudalen, auch heute noch üblichen Sprachgebrauch bekam der Begriff WEIB einen diffamierenden Unterton, wurde eine gesellschaftlich diskriminierende Bezeichnung. In der deutschen Sprache bekam das WEIB sogar den diffamierenden Artikel DAS, womit sie in Fortsetzung der römischen Tradition (Werkzeug ohne Stimme {z.B. Hammer}, Werkzeug mit Stimme {Vieh}, Werkzeug mit Sprache {Sklave}) als zum „Werkzeug mit Vagina“ gesellschaftlich herabgesetzt wurde.]

Weiber, die in einem bestimmten Revier eine bestimmte Keramik herstellten, konnten mit Zustimmung oder in Abstimmung auch von ihrer Gemeinschaft in eine andere Gemeinschaft wechseln und dort weiter die ihnen gewohnte Keramik fertigen. Nicht das Gefäß „wanderte“ weg, sondern die Produzentin. In der neuen Gemeinschaft wurde ihr Gefäßfertigungsstil vielleicht auch von deren Weibern übernommen.

In diesen Zusammenhang gehört auch der offizielle, von der Gemeinschaft gebilltigte Wechsel von Personen von der „eigenen“ Gemeinschaft in die „fremde“ Gemeinschaft - eine Erscheinung, die in der Literatur gern mit dem Begriff „exogame Eheschließung“ bezeichnet wird. Die Menschen kannten sexuelle Beziehungen und deren verbindende Wirkung, aber keine Ehe in unserem heutigen patriarchalen Sinn. Ein Personenwechsel von einer Gemeinschaft zu einer anderen erfolgte in Abstimmung der beiden Gemeinschaften und orientierte sich an den biologisch und auch gesellschaftlich determinierten Lebenserhaltungsbedürfnissen der (beiden) Gemeinschaft(en). Das war kein Menschenhandel! Einen Gemeinschaftswechsel konnten sowohl Weiber als auch Männer vollziehen. Die Weiber waren aber biologisch „wertvoller“ als ein Mann.

Die Weitergabe/die „Wanderung“/das „Abdriften“ von „Exotika“ konnte vom „Ersterwerber“ weiter über Gruppe zu Gruppe erfolgen oder durch eine Beschaffungslangstrecken-„Expedition“ ausgewählter Mitglieder einer „bedürftigen“ Reviergemeinschaft auf direktem Weg verlaufen. Zwischen dem Herkunftsort eines „Exoten“ und seinem Fundort/Verarbeitungsort können Hunderte Kilometer liegen und die das Material am Ursprungsort aufhebende Gruppe brauchte absolut keine Kenntnis von der das Material empfangenden Gemeinschaft (am archäologischen Fundort) zu haben. So „driftend“ wie die Wanderwege der Gemeinschaften entlang geographischer Linien und Ressourcenverläufe waren, waren auch die „Bezugswege“ exotischer Materialien.

Während die Weitergabe/der Weitertransport kleiner Mengen „Exotika“ (man muss immer die relativ geringe Transportkapazität der Nomaden beachten!) als „Gastgeschenkreserve“ sehr plausibel ist, gibt es für Beschaffungslangstrecken-„Expeditionen“ nur vereinzelte Beispiele (z.B. die mindestens 700 km lange Wanderung der Mimbres zum Golf von Kalifornien; Anasazi- und Mimbreswanderungen über Hunderte Kilometer bis in den tropischen Urwald von Mesoamerika zum Erwerb von Aras). Es ist auch von anderen/weiteren zielgerichteten Beschaffungsexpeditionen auszugehen (eventuell Türkisbeschaffung, Beschaffung von Feuerstein, Chalzedon, Obsidian u.ä.), aber da steht das Problem der archäologischen Nachweisfähigkeit. Es muss auch grundsätzlich bekannt gewesen sein, dass im Süden, in Mesoamerika „gutes Land“ liegt, denn trotz des chaotischen Charakters der Wanderbewegungen war ein grundsätzlich südwärts gerichtetes Vordringen von Menschen der uto-aztekischen Sprachgruppe bis ins heutige Nikaragua zu verzeichnen. Ebenso ist von nordwärts gerichteten Wanderungsdriftwirbeln auszugehen, über die Erfahrungen (u.a. Kultigene wie Mais, Kürbis und Bohnen und ihre Nutzungsmöglichkeiten) und Objekte aus Mesoamerika, wie Kupfergegenstände, in den Norden, den nordamerikanischen Südwesten, gelangten. Die geringe Quantität dieser Objekte und deren Verteilung über Raum und Zeit schließen einen apostrophierten Handel aus.

Die gesellschaftliche Struktur der Menschengemeinschaften der Basketmaker-Zeit war grundsätzlich egalitär. Führungsaufgaben in der Gemeinschaft und Verantwortung für das „Wohlergehen“ der Gemeinschaft oblagen weiblichen und männlichen Personen mit allgemein anerkannter physischer, mentaler und/oder spiritueller Kompetenz. Jeder Mensch wurde entsprechend seinen Fähigkeiten und deren Einsatz im Sinne der Gemeinschaft geachtet. Die Alten wurden als spezielle Erfahrungsträger und –vermittler geachtet, die Kinder bildeten das biologische Zukunftspotenzial der Gemeinschaft und wurden entsprechend gepflegt und ausgebildet. Die Weiber stellten das biologische Reproduktionspotenzial und wirderspiegelten damit die Lebensfähigkeit der Gemeinschaft dar. Der Erhalt der Lebensfähigkeit der Gemeinschaft und damit die Achtung der Weiber und der von ihnen vertretenen physischen und spirituellen Lebensprinzipien war der ungeschriebene, aber dominierende Faktor im Leben der Gemeinschaft.

Jede Person hatte sich mit ihrer Leistungsfähigkeit voll für die Aufgaben der Gemeinschaft einzusetzen. Es gab noch keine klassische Arbeitsteilung, sondern nur eine Arbeitsaufteilung nach dem Mobilitätspotenzial der einzelnen Personen und gegebenenfalls einige Spezialisten. Alte, Schwangere und stillende Weiber hatten ein geringeres Mobilitätspotenzial als erwachsene Männer und Weiber ohne „Kindbelastung“. In diesem Rahmen konnten sich auch gewisse Spezialisierungen herausbilden, die auf Schwerpunkttätigkeiten bestimmter Personen bzw. Personenkreise aufbauten. Auf diese Weise wurde der „qualitätsbestimmende“ Auf- und Ausbau des Grubenhauses eine Angelegenheit der „wenigermobilen“ Weiber und Alten und die Logistik der Beschaffung/Heranschaffung notwendiger und zweckentsprechender Baumaterialien eine Aufgabe der „mobileren“ Männer und Jugendlichen.

Jeder Mensch machte seine benötigten Werkzeuge selbst – er wusste aus Erfahrung, wie das Werkzeug gestaltet werden musste, damit er damit seine Arbeit so gut wie möglich ausführen konnte. Ein Jäger bzw. eine Jägerin fertigte die Steinspitzen für ihr Jagdwerkzeug, wer ein Schneidinstrument brauchte, stellte es für seine Bedürfnisse selbst her. Kein Weib wird zu „ihrem“ Mann gesagt haben: „Ach, mein lieber Mann, mach mir mal ein neues Messer – mein altes ist kaputtgegangen.“ Es kam aber sicher vor, dass die Gemeinschaft einige kundige Mitglieder „abdelegierte“, um neues Feuersteinmaterial für die allgemeine Werkzeugherstellung in der Gemeinschaft heranzuschaffen (Beschaffungsexpeditionen), wenn nicht gar eine ganze Gruppe im Rahmen ihrer Wanderzüge zu einer solchen Ressource zog und dort ihren Materialbedarf befriedigte.

Die Übergangszeit von Basketmaker II zu Basketmaker III (400 bis 500 u.Z.)

Die zeitliche „Grenze“ (besser Übergangszone) zwischen dem verbreiteten Korbgefäß und dem Beginn der Herstellung von keramischen Gefäßen gilt, etwas sehr „schwarz-weiß“ gezeichnet, als der Übergang von der nomadischen SammlerIn-/JägerIn-Gemeinschaft zur sesshaften Bodenbauergemeinschaft. Die bei 700° bis 800°C im offenen Feuer gebrannten weichkeramischen Gefäße waren auf Grund ihrer technischen Eigenschaften (geringe Härte, geringe Schlagfestigkeit, hohe Bruchempfindlichkeit, hohe Porosität, Gewicht) für die nomadische Mobilität weitgehend ungeeignet und gelten deshalb als Marker für eine Sesshaftigkeit, genauer gesagt: diese Gefäße wurden nicht auf allgemeine Wanderungen mitgenommen, höchstens mal als Geschenk unter Weibern bei einem geplanten Treffen mit benachbarten Gruppen.

Was sich hier scheinbar so klar mit wenigen Worten als Schwarz-Weiß-Darstellung andeuten lässt, waren in Wirklichkeit sich in einer erkenntnistheoretischen zeitlichen Grauzone bewegende und den Archäologen sehr unterschiedlich erscheinende Menschengemeinschaften. Die Menschen dieser Gegend waren auch nach dieser „Grenze“ noch sehr mobil/nomadisch; sie fertigten auch nach dieser „Grenze“ noch Körbe (und Beutel) an; sie lebten auch nach dieser „Grenze“ in vorher typischen Grubenhäusern. Trotz der Angabe dieser „Grenze“ um ca. 450/500 u.Z. (Ende der Basketmaker II Zeit und Beginn der Basketmaker III Zeit) darf man also eine solche schön klare Zahlenangabe nicht als Dogma auffassen. Sie gibt nur als eine ungefähre zeitliche Orientierung.

Die Zeit zwischen 400 und 500 u.Z. wird von den Archäologen als Späte Basketmaker II Zeit bezeichnet und markiert nicht schlechthin einen Übergang zur Basketmaker III Zeit (500 bis 700/750 u.Z.), sondern ist auch in praxi eine Zeit, in der, außer der Entwicklung der Grubenhäuser, auch etliche technisch-technologische Neuerungen erscheinen - die Einführung von Pfeil und Bogen und der Beginn der Herstellung von Keramik. Oft wird dafür der Begriff „Technische Revolution“ benutzt, aber man sollte diese Revolution zurückhaltend interpretieren und entsprechend relativieren - nämlich unter Bezug auf deren Auswirkung auf das reale Leben und auf die Subsistenzwirtschaft.

Die bisherigen „fernwirkenden“ Jagd-Werkzeuge waren der Speer und der Schleuderspeer (engl. dart) mit dem Schleuder- oder Wurfbrett (Atlatl) – das erste Komplexwerkzeug/Komplexwaffe. Ein Speer konnte, bei ausreichender Robustheit auch in der Hand des Trägers verbleiben und als Lanze zum Einsatz kommen; das war aber nur bei der unmittelbaren Verteidigung des Werkzeugträgers der Fall. Der geschleuderte Dart hatte auf Grund seiner höheren Geschwindigkeit als der geworfene Speer etwa dessen doppelte Reichweite. Wie sich dabei aber die Treffsicherheit verhielt ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Die Jagdentfernung (Abstand zwischen dem speer-/dartabsendenden Jäger und seinem Beuteziel) wird mit ca. 20 bis 30 m angegeben. Dabei hat der Dart auf Grund seiner höheren Fluggeschwindigkeit die bessere „Eindringfähigkeit“ in sein Ziel. Die relativ geringe Jagdentfernung erfordert eine gute Pirschfähigkeit, um vom Fluchwild nicht bemerkt zu werden. Es ist dabei grundsätzlich von einer Jagdgemeinschaft auszugehen, in der mehrere Werfer von unterschiedlichen Positionen aus wirken können. Primäres Jagdziel ist es, die Mobilität des ausgewählten Opfers entscheidend einzuschränken, damit es danach eingeholt und zur Strecke gebracht werden konnte.

Einführung und Nutzung von Pfeil und Bogen

Die ersten Formen von „Pfeil und Bogen“, die von den Ahnen der späteren Athapasken-Sprecher aus Asien mitgebracht worden waren, gelangten aus dem südkanadischen Raum allmählich nach Süden und auch in den Südwesten. Diese Formen waren weit vom englischen Langbogen und dem mongolischen Komposit-Reflexbogen entfernt, die für uns heute den Maßstab für die Wirksamkeit eines Bogenschützen und seiner Technik darstellen. Der Nachteil des neuen Jagdwerkzeugs lag in seiner relativ geringen Durchschlagskraft (leichtes Gewicht); ihr Vorteil war die Verbesserung der Pirschmöglichkeit – der Jäger musste keine aufrechte Abwurfhaltung mehr einnehmen und so das potenzielle Beutetier frühzeitig warnen. Der Bogen war in Waldgebieten besser einsetzbar, aber so nennenswert waren dichte Wälder im Südwesten mit Ausnahme bestimmter Höhenlagen und Buschzonen an Wasserläufen nicht. Prinziell kann man davon ausgehen, dass Pfeil und Bogen schwerpunktmäßig für die „Immobilisierung“ der potenziellen Jagdopfer eingesetzt wurden. Inwieweit die Jagd auf Kleinwild (Kaninchen, Waschbär, Biber u.ä.) und Vögel damit effektiver wurde, muss unbeantwortet bleiben. Andere Werkzeuge wie Wurfhölzer (Nutzung wie Speer und Nutzung wie Bumerang) sowie Steine können voll konkurrenzfähig und in ihrer Herstellung weniger aufwendig gewesen sein. Der Nachweis des Pfeileinsatzes erfolgte nur über die Funde kleiner steinerner Projektilspitzen. Über den möglichen Einsatz von Fallen bei der Kleintierjagd ist mangels archäologischer Belege nichts bekannt.

Pfeilgifte waren vermutlich unbekannt. Spanische Quellen erwähnen eine angebliche Benetzung von Pfeilspitzen mit Klapperschlangengift. Wenn dies aufgetreten ist, dann waren dies sicherlich Einzelfälle. Spanische Aussagen über vergiftete Pfeile beruhen sicherlich auf dem physische Verhalten eines durch Pfeilschuss Verletzten (Entzündung, Wundbrand, Tetanus), denn es ist kaum anzunehmen, dass ein benutzter Pfeil nach dem Entfernen aus dem getroffenen Tier oder Mensch desinfiziert worden ist und war dementsprechend mit eiweißbasierten Zersetzungsgiften besetzt.

Es ist also kaum von einer „Revolution“ im Jagdverhalten der Menschen im Südwesten auszugehen, sondern eher von der Einführung eines „ergänzenden“ Jagdwerkzeugs, das entsprechend den natürlichen Voraussetzungen und der konkreten Jagdsituation sowie den Fähigkeiten der Jäger eingesetzt und dann über Jahrhunderte weiter technisch verbessert wurde (geeignetes Bogenholz, geeignete Sehnenbespannung, Gestaltung der Pfeilschäfte, -befiederung und -spitzen). Mit der technischen Verbesserung qualifizierte sich auch die Jagdtechnologie. Auf diesem Weg ging sehr allmählich der Schleuderspeer mit dem Atlatl aus der Nutzung.

Mit dem späteren Aufkommen eines wirtschaftlich wirksamen Bodenbaus auf relativ kleinflächigen sogenannten Gartenparzellen entstanden für Wildtiere florale Gunsträume, die von den Bodenbauern (= Feldwächtern) gegen die Fressfeinde geschützt wurden. Diese Schutzaufgabe bestand nicht nur im Vertreiben (speziell von Vögeln), sondern auch im Erlegen geniesbarer Fressfeinde/Futterkonkurrenten. Bei dieser sogenannten Gartenjagd kam sicherlich auch Pfeil und Bogen zum Einsatz. Die „nichtmobile“ Gartenjagd bot speziell jugendlichen Wächtern ausreichend Möglichkeiten für die Verbesserung (gute Wettbewerbsbedingungen) der Jagdwerkzeuge und der persönlichen Schussfähigkeiten. Jagdwerkzeuge können also auch von Bodenbauern weiterentwickelt worden sein.

Der Beginn der Töpferei

Die zweite technische Neuerung in dieser Zeit war der Beginn der Herstellung von weichkeramischen Gefäßen, sogenannter Irdenware oder Irdengut. Auf Grund der relativ niedrigen Brenntemperatur von 700 bis 800°C (im offenen Holzfeuer) war die getrocknete Tonmasse des geformten Gefäßes beim Brennen nicht vollständig versintert, so dass sie auf Grund der noch vorhandenen offenen Porenräume nicht wasserdicht war. Eine vollständige Versinterung und Wasserdichtheit wird bei einer Brenntemperatur von 1200 bis 1250°C erreicht. Eine gewisse Dichtigkeit wurde erst erlangt, als die hochporösen Gefäße etwas später mit einem Tonschlick-Überzug (slip) versehen wurden. Hier wurde die Dichtheit durch die größere Feinkörnigkeit der Tonschlicks gewährleistet und nicht durch eine bessere Versinterung auf Grund einer höheren Brenntemperatur. Eine bessere Versiegelung der Tongefäßoberfläche gab es erst durch bleisalzversetzte Überzüge in der protohistorischen Zeit im Rio Grande Gebiet, die bei 800°C eine augenscheinliche Verglasung erbrachten. Eine echte Verglasung auf der Basis von Siliziumdioxid wurde im prähistorischen nordamerikanischen Südwesten wegen dafür generell zu niedriger Brenntemperaturen nie erreicht. Die technisch beste Keramik des Südwestens entstand am Südrand der Black Mesa in Arizona, da dort ab 1200/1300 u.Z. Hartbraunkohle zum Brennen der Gefäße verwendet wurde, die aus reichlich vorhandenen Kohlenflözausbissen abgebaut wurde. Hier wurden je nach Standort mit entsprechender Windbewegung eine Brenntemperatur von 900 bis 950°C erreicht. Eine gewisse Dichtigkeit konnte natürlich auch eintreten, wenn eingefüllte Flüssigkeiten mit Schwebstoffen und/oder Fett die offenen Poren verschlossen.

Im Chaco Canyon Gebiet erschien die früheste Keramik – die sogenannte Obelisk Gray Ware und eine Brown Ware – erstmals zwischen 400 und 500 u.Z. Ab 500 u.Z. gab es die ebenfalls noch undekorierte grobe Lino Gray Ware, während die ab 550 u.Z. auftretende La Plata Black-on-White Ware schon maltechnisch verziert war. Die Muster umfassen kleine sich wiederholende Elemente und Fransen-Linien (wiederholte Gebete nach Regen?), die in der Regel in einer radialen Art und Weise angeordnet sind. Diese Muster erinnern an Dekors von gefundenen Spiralwulstkörben. Die relativ kleinen Gefäße waren im Spiralwulstverfahren analog den Korbwaren hergestellt und sind auch von ihrer frühen Form her den Körben und eventuell auch Gefäßen aus Kürbisschale nachempfunden. Es ist davon auszugehen, dass die Keramikproduktion den weiblichen Händen entsprang und die späteren Dekorationen der Gefäße durch die weibliche Spiritualität geprägt waren. Die Gefäße und ihre Dekors waren eine spirituelle Identifizierung für eine weibgetragene Gemeinschaft. Während undekorierten Gefäßen eine utilitaristische Nutzung zugeschrieben wurde, waren dekorierte Gefäße das „Chinesische Porzellan“ dieser Menschen, das bei spirituell hinterlegten Aktivitäten genutzt wurde. Für die Archäologen war mit der „unzerstörbar“ gebrannten Keramik ein archäologisches „Leitfossil“ entstanden, das für die relativ und absolute Chronologisierung der frühen Kulturen unverzichtbar war. Die patriarchal orientierten Archäologen sollten beachten, dass dieses wichtige Artefakt sicherlich zu mehr als 90% von Weibern geschaffen wurde.

Die Keramikproduktion war im Gegensatz zu Pfeil und Bogen eine eigenständige Entwicklung. Ich möchte aber auf Grund des ausgedehnten Kommunikationsnetzes informelle Anregungen aus Mesoamerika nicht ausschließen. Aber wenn eine Anregung nicht auf „fruchtbare“ Bedingungen trifft, ist sie wirkungslos. Schließlich kamen von dort auch die bodenbauerischen Anregungen und Einflüsse. Anregungen werden aber immer erst dann wirksam, wenn ein entsprechender Bedarf und eine natürliche Realisierungsmöglichkeit existiert. Neben dem Vorhandensein und dem Abbau benötigter Tone und Lehme spielte auch die zweckmäßige Auswahl und der Einsatz von Temper, den Magerungsbemischungen in Form von Sand, zerschlagenen Steinen, zerschlagender Keramik u.ä., zum Ton zur Vermeidung von Schrumpfrissen beim Trocken und auch beim Brennen, eine wesenliche Rolle bei der Einführung dieser technisch-technologischen Neuheit. Mit der von Weibern produzierten Keramik erschien im Leben dieser Menschen ein neues, vom Menschen selbst geschaffenes anorganisches/nichtverrottbares Material – eine bemerkenswerte Errungenschaft! Eine eigene Metallgewinnung durch Erzschmelze gab es im prähistorischen Südwesten nie.

Die Weiber hatten Erfahrungen bei der Herstellung und Nutzung von mehr oder minder gemagerten plastischen Tongemischen beim Abdecken der Grubenhausdächer und beim „Innenausbau“ der Grubenhäuser gesammelt (Bodenversiegelung mit Adobe-Estrich, Estrichversiegelung zwischen ausgelegten Boden-Steinplatten, Lückenverschluss bei Wandverkleidungssteinplatten im Haus und in den Speichern).

Der Weg zum Brennen/dauerhaften Aushärten dieser plastischen Masse war erfahrungsseitig kurz. Für die Formung und Herstellung von Gefäßen musste jedoch ein Bedarf vorliegen. Der „Start“ von gebrannten, aus Ton/Lehm geformten Objekten erfolgte im Tucson Becken im südlichen Arizona ab 1200 v.d.Z. und zwar vermutlich aus spirituellen Motiven (Tonfigurinen, Rauchpfeifen, Mini-„Trinkbecher“). Im Chaco Canyon wurden auch ungebrannte sehr grobe Lehmfigurinen gefunden. Ob das „Nichtbrennen“ dieser Figurinen Absicht oder Zufall war, bleibt der archäologischen Interpretation überlassen.

Das Herstellen eines Gefäßes beinhaltet die Schaffung von Wandflächen (Erfahrungen aus der Korbherstellung). Diese Wände (incl. Boden) haben eine utilitaristische Aufgabe (Zusammenhalten eines Schüttgutes) und bieten Gestaltungsflächen für spirituelle Vorstellungen der Produzentinnen. Diese Vorstellungen manifestieren sich in eingedrückten und/oder aufgemalten Mustern unterschiedlicher Konfiguration und technischer Ausführung. Eine Interpretation dieser Dekors durch HEUTIGE ist im Prinzip unmöglich. Wir wissen nicht, was die Schöpferin dabei dachte und fühlte – ein „gedankenloses Herumschöpfen“ halte ich für ausgeschlossen. Sie hatten keinen heutigen Kunstmarkt zu befriedigen, sondern nur ihre eigenen utilitaristischen und spirituellen Bedürfnisse. Und wenn die Topferin spielte, dann spielte sie eben – auch das war, je nach Ergebnis, für sie eine mentale Befriedigung.

Die Gefäße wurden im Spiralwulstverfahren gefertigt analog den entsprechenden Körben. Die innere und die äußere Wandfläche wurden mit glatten Steinen/Kieseln geglättet – dies waren sogenannte glatte Gefäße (plain ware). Wenn die Außenseite des Gefäßes „gewellt“ war, sprach man von der corrugated ware. Gewellte Gefäße waren im Allgemeinen nicht verziert und gelten daher als utilitaristisch. Glatte Gefäße konnten durch Materialentfernung oder -eindrückung auf der Außenseite und am Rand verziert werden. Glatte Gefäße konnten durch den Auftrag mineralischer oder organischer Pigmente mit Mustern verziert werden. Einige Gefäße, vorwiegend hohe, wurden auf der Außenseite bemalt. Flache Gefäße erhielten ein Farbdekor auf der Innenseite. Alle bemalten/dekorierten Gefäße wurden wahrscheinlich nur für rituelle Aktivitäten benutzt. Innen bemalte Schalen waren vermutlich nur Trinkschalen oder Opferschalen (für Wasser?), da eine mechanische Belastung der bemalten Innenseite diese schnell verschlissen hätte.

Der Überzug der Gefäße mit einer Tonschlick-Suspension erhöhte die technische Qualität der Gefäße (bessere Dichtigkeit) und gab gleichzeitig einen guten/besseren Untergrund für aufgemalte Dekors. Weitere Dekorationsmöglichkeiten waren angesetzte plastische Verzierungen sowie Henkel. Letztere sind aber mehr funktionell bedeutend, tragen aber auch dekorativen Charakter.

Die frühen Tongefäße vom zentralen Colorado Plateau waren also wegen ihrer mangelhaften Wasserhaltefähigkeit nicht zum „Süppchen- oder Brei-Kochen“ geeignet. Wasseraufbewahrung war nur relativ kurzzeitig möglich; als Trink- und Schöpfgefäß war die Keramik verwendbar. Wegen ihrer hohen Porosität war auch die Wärmeleitfähigkeit (von Feuer zur Flüssigkeit im Gefäß) sehr mäßig. Die hochporöse Tonschale konnte also nur zum Trocknen und vielleicht schonenden Rösten bis „Backen“ genutzt werden. Die experimentelle Archäologie hat die Fertigung solcher Keramikgefäße gut nachvollzogen. Ich habe aber nirgendwo gelesen, dass ein Wissenschaftler versucht hat, in diesen Gefäßen eine Flüssigkeit/Wasser zu erhitzen oder gar zum Kochen zu bringen. Es wird aber überall über die große Bedeutung dieser Gefäße für eine verbesserte Nahrungsstoffzubereitung gesprochen – jedoch ohne diese Aussage qualitativ zu hinterlegen. Das Volumen dieser Gefäße (meist unter 2 l) war auch nicht für die „Kochkesselgemeinschaft“ eines Haushaltes ausreichend.

Die Härte des Tongefäßes machte es „nagersicher“ - man musste nur noch eine entsprechende Abdeckung in Form eines Deckels oder einer Steinplatte auflegen. Die hohe Porosität der Tonwand machte dieses Gefäß auch „atmungsaktiv“ und war damit ideal zur Lagerung/Aufbewahrung von ausgewählten wertvollen Samen. Bauchige Gefäße mit einer relativ kleinen Mundöffnung und einem Innenraumvolumen von 1 bis 4 l wurden von den Archäologen als Samengefäße (seed jar) interpretiert. Das Volumen des Gefäßes war für eine nennenswerte Nahrungsstoffspeicherung zu gering, aber es konnte ausgewählte gute Samen („Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“) sicher für die nächste „Aussaat“ aufbewahren. Die Auswahl zur Aufbewahrung förderte Zuchterfolge. Die mögliche Aufbewahrung anscheinend relativ geringer Mengen an Saatgut (Mais, Kürbis) belegt einen vorerst nur geringen Umfang potenzieller Bodenbauaktivitäten. Die gewonnenen Feldfrüchte wurden wahrscheinlich „frisch“ verzehrt oder in anderer Form oder anderen Behältern aufbewahrt. Es kann selbstverständlich auch eine größere Anzahl solcher Samengefäße für die Aufbewahrung einer größeren Menge Saatgut gegeben haben.

Vereinzelt wurden auch Körbe beziehungsweise deren Überreste gefunden, deren Wandung (Innenseite und/oder Außenseite) mit Lehm verschmiert war. Diese Körbe waren nur bedingt „nagerabweisend“, aber rieseldicht und atmungsaktiv und deshalb ebenfalls für die Aufbewahrung von Samen geeignet. Sie waren aber wegen ihrer „Lehm-Abbröckelgefährdung“ nur für eine „stationäre Nutzung“ geeignet. Teilweise konnten auf dem Lehmverputz aufgemalte Dekors analog den Flechtdekors oder den aufgemalen Dekors auf den Körben nachgewiesen werden. Dekorationen deuten stets auf eine spirittuelle Bedeutung der so verzierten Objekte. Die lehmverschmierten Körbe werden nicht als Vorform der Keramik angesehen.

Der Wechsel beim Klima und den Subsistenzbedingungen

Die hier skizzierten Entwicklungen und Anpassungen (Grubenhäuser, Keramikproduktion, Pfeil und Bogen) zwischen 400 und 700/750 u.Z. verliefen unter klimatischen Bedingungen, deren Niederschlagssystem - unabhängig von seiner grundsätzlich sehr wechselhaften und „launischen“ Erscheinung - als winterdominant galt. Diese Bedingungen sahen einige Archäologen als ungünstig für einen Bodenbau an und andere meinten, dass gerade diese Bedingungen günstig für die Herausbildung des Bodenbaus waren, da sie den Bedarf nach einer Vorratshaltung, u.a. durch Kulturpflanzennutzung, steigerten. Unabhängig von den Meinungen der verschiedenen Archäologen bewirkten die (im Vergleich zum Sommer stärkeren) Winterniederschläge eine bessere Durchfeuchtung von Bodenflächen auf den flachen Mesa-Oberflächen, was einen unaufwendigen Trockenbodenbau erlaubte. Die nachgewiesenen Speicher in den Winterniederlassungen lassen auf eine recht begrenzte Vorratshaltung schließen, ohne deshalb den quantitativen Anteil zwischen wildgewachsenen und kultivierten Nahrungsstoffen beim Bevorraten einschätzen zu können. Die oben genannten kleinen Samengefäße lassen nur auf einen relativ kleinen Anteil an kultivierten Nahrungsstoffen schließen. (Diese Schlussfolgerung ist natürlich auch etwas oberflächlich, denn es gibt keine Aussage darüber, wieviel solcher gefüllten(?) Samengefäße im Haushalt vorhanden waren und welche archäologisch nicht nachgewiesenen anderen Speichermöglichkeiten noch genutzt wurden.)

Um 800 ±100 u.Z. trat ein Wechsel zu sommerdominanten Niederschlägen auf, bei denen auf einen niederschlagsärmeren Winter eine längere Frühjahrstrockenheit folgte und danach fallweise und kurzfristige intensive regenreiche Sommergewitter auftraten. Die trockenen Winter reduzierten auf den Mesa-Hochflächen das Wasserpotenzial für den bis dahin praktizierten marginalen Trockenbodenbau und auch für den nutzbaren Wildpflanzenbestand. Bei durchschnittlich gleichbleibender oder leicht ansteigender Jahresniederschlagsmenge trat eine natürliche „Umverteilung“ des Wassers (räumlich und zeitlich) auf. Der Winterniederschlag blieb auf der Mesa, der Sommerniederschlag floss ins Tal, auf den Canyonboden. Die Niederschläge sollen nach Meinung der Archäologen etwas gleichmäßiger (berechenbarer) über das Jahr aufgetreten sein. Die Bedingungen für den Bodenbau waren nach Meinung der Archäologen damit besser geworden. Ich möchte diese Ansicht „umdrehen“: Die Menschen haben diesen Großwetterwechsel mit neuen technischen Maßnahmen/Anlagen erfolgreich für die Praktizierung des Bodenbaus genutzt. Die wissenschaftlichen Daten für den um 800 u.Z. von den Archäologen angedeutete Wechsel im Niederschlagsregime sind mir unbekannt (Aus dendrologischen Aufzeichnungen lässt sich nichts dergleichen entnehmen.), aber es gibt auf jeden Fall Indizien für großflächig wirkende Veränderungen:

Für das Ende der Basketmaker III Zeit um 750 u.Z. wurde eine verstärkte Aufgabe von Basketmaker-Niederlassungen auf den Mesa-Oberflächen festgestellt und auch ein „Neuentstehen“ von zahlreicheren Niederlassungen in den Tälern bzw. auf den Flutebenen der Wasserläufe. Die Nichtnutzung bzw. Einschränkung der Nutzung von Mesa-Oberflächen-Niederlassungen/Winterlagern wird mit der archäologischen Vorstellung einer Abwanderung der Basketmaker verbunden („Was ich nicht feststellen kann, ist weg!“) und wird auch als Wechsel vom Trockenbodenbau (nur von Niederschlägen bestimmt) zum Überschwemmungsbodenbau oder auch zum Ak Chin Bodenbau auf den leichten alluvialen Schwemmlandböden gesehen, die als ertragreicher und/oder ertragssicherer angesehen wurden. Der sogenannte Ak Chin oder Sturzwasser-Bodenbau orientiert sich auf die Nutzung starker, konzentrierter Wasserabflüsse (nach Gewittergüssen) von Felsflächen und die Verteilung des Wassers auf für den Bodenbau nutzbare Flächen im flachen Land. Mit der höheren und sicheren biologischen Ergiebigkeit/Produktivät von Bodenbauflächen (= floralen Gunsträumen) auf den Flutebenen entstand auch die wirtschaftliche Voraussetzung für eine größere Bevölkerung (höhere Bevölkerungsdichte). (Im Chaco-Bereich wurden für die Basketmaker III Zeit 188 Fundstellen registiert, für die Pueblo I Zeit dagegen 347 Fundstellen, davon 44 Fundstellen auf den Mesas und 303 auf den Flutebenen der Canyons.)

Die auf den Flutebenen erscheinenden Niederlassungen werden als Umzug von der Mesa ins Tal apostrophiert oder auch als Anzeichen für eine Einwanderung aus den Northern San Juan Gebiet, wo in diesem Zeitraum ebenfalls ein Nutzungsende von Basketmaker III-/Puebko I-Niederlassungen registriert worden war, deren Bewohner von den Archäologen als Einwanderer im Chaco ansehen werden. Alle diese Ansichten (Abwanderung, Umzug, Zuwanderung mit Übergang zu einem intensiveren/ergiebigeren Bodenbau) können in „reiner“ oder vermischter Form durchaus der Realität entsprechen. Fakt ist, dass in dieser Zeit ein allmählicher Wandel eintrat, der sich neben „feuchtigkeitsbasierten“ „Umzügen“ und „Neugründungen“ in der Errichtung von übertägigen Speicherbauten aus Mauerwerk manifestiert, der Keimzelle für den Pueblo-Bau.

Die „Zeitenwende“ Grubenhaus-Winterniederlassung auf den Mesas zu Sommerniederlassungen mit übertägigen gemauerten „Großspeichern“ auf den Talböden ist subsistenziell gekennzeichnet durch neu entwickelte Wasserkontroll- und -verteilungsanlagen, um die kurzzeitig anfallende große und schnell abfließende sommerliche Wassermenge zum Zwecke eines extensiver werdenden Bodenbaus besser zurückzuhalten und zu verteilen, also nutzen zu können. Die Erfolge im Bodenbau widerspiegeln sich u.a. in den größeren Speichern. Dieser Prozess verlief zeitlich und räumlich differenziert über 100 bis 150 Jahre.

Der Gral des Pueblo Bonito

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