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Und ja, das war leicht herauszufinden: Sie konnten tatsächlich denken! Obwohl sie ihren Verstand lediglich dazu benutzten, ihr schändliches und dabei auch noch überaus widerliches Tun stets und ständig zu rechtfertigen. Vor sich selber nur, weil sie noch nicht einmal im Entferntesten in Betracht zogen, sich vor der Welt rechtfertigen zu müssen, die sie dermaßen vergewaltigten. Nun schon so lange.

Wie lange, das konnte ich zunächst lediglich an ihrer Kopfzahl erkennen. Anfangs waren es ja nur wenige hundert Köpfe gewesen. Inzwischen zählte ich über zehn Millionen.

Zugegeben, das waren immer noch nicht so viele, dass ich mir tatsächlich ernsthaft Sorgen machen musste um meine Welt, aber dennoch… Schließlich waren sie ja dabei, sich noch immer weiter zu vermehren. Das war geradezu beängstigend und erinnerte mich erneut an einen bösen Virenbefall.

Hätte man einen Virus fragen können und wäre dieser der Sprache fähig gewesen, hätte er höchstwahrscheinlich auch nichts anderes gemacht als alles zu relativieren und auf die eigene Ebene zu transformieren, bis seine Meinung allgemeingültig wurde und fest stand wie ein Naturgesetz:

„ Das ist halt genau das, was ein Virus zu tun hat, was seine verdammte Pflicht ist, wozu es überhaupt entstanden ist, und was, bitte schön, soll daran jetzt falsch sein?“

Dem Virus hätte ich persönlich ja prompt recht gegeben. Weil er ja ganz klar Bestandteil der hiesigen Ökologie gewesen wäre. Und Ökologie war nun einmal die Grundlage des Lebens überhaupt, wie es sich ausgebreitet und eine Welt erobert hatte.

Und diese Menschen, die genauso handelten und sogar genauso argumentierten wie Herr Virus?

Ihnen stand ich das absolut gar nicht zu. Meiner Meinung nach. Weil sie eben ganz und gar niemals Bestandteil dieser Ökologie waren und auch niemals sein würden. Sie taten ja im Gegenteil alles dafür, damit genau das niemals geschehen konnte.

Sie selbst, als die schlimmsten weil vergleichsweise gigantischen Viren, taten sogar alles, um echte Viren zu verhindern! Tatsache! Beispielsweise durch sogenanntes Impfen. Damit diese nicht in vorderster Front endlich etwas gegen die Plage der Menschen unternehmen konnten.

Jawohl!

Nein, ich hatte mich niemals in irgendetwas eingemischt. Obwohl ich mit Sicherheit schon mit dem ersten Leben auf dieser Welt gewesen war, nur um das erneut zu betonen. Obzwar ich mich daran nicht mehr erinnern konnte.

Wohl weil ich damals anscheinend der Meinung gewesen war, es würde sich nicht lohnen, dieses in Erinnerung zu behalten.

Ich hatte jedenfalls immer nur zugesehen. Meine einzige Aktivität war stets gewesen: Ich hatte mich aktiv daran erfreut! An den positiven Dingen, so wie sie mir positiv erschienen. Die negativen Dinge hatte ich nicht ignoriert, aber ich hatte immer gewusst, dass sie notwendig waren, weil sie das Positive überhaupt erst ermöglichten.

So wie es kein Licht geben kann ohne Schatten. Genauso kann es nicht Positives geben ohne das Negative.

Aber wenn dann etwas diese Welt heimsuchte, sich doch tatsächlich erdreistete, diese Welt als sein persönliches Eigentum anzusehen, sich grenzenlos vermehrte und…

Nein, ich durfte mich trotzdem nicht einmischen. Vielleicht hatte ich ja ganz einfach noch nicht die wahren Zusammenhänge begriffen? War ich denn allwissend?

Nein, das war ich beileibe nicht, wenn ich mich noch nicht einmal daran erinnern konnte, wie lange ich überhaupt schon existierte und woher ich gekommen war.

Das wussten übrigens auch die Menschen nicht. Also im Einzelnen betrachtet. Ich wunderte mich sehr darüber, als ich in einige Köpfe hinein fuhr, ohne von ihnen bemerkt zu werden, um ihre Erinnerungen zu durchforsten, auf der vergeblichen Suche nach verwertbaren Erkenntnissen.

In der Tat, keiner von ihnen konnte sich an seine Geburt erinnern! Obwohl ich doch deutlich sah, dass sie geboren wurden, stets und ständig, viel zu viele sowieso, um dann irgendwann alt zu werden, falls sie es schafften, nicht vorher schon zu sterben, um dann genauso zu vergehen wie alles Leben. Wie ich es schon von meiner Welt her kannte. Von jedem einzelnen Lebewesen.

Insofern waren die Menschen doch auch nicht anders als das Leben, wie es hier entstanden war.

Und genau dieser Umstand hatte mich ja sozusagen stutzig gemacht: Vielleicht steckte ja doch so etwas wie ein größerer Plan dahinter? Von jemandem, der größer und wissender war als ich, obwohl ich noch nichts von ihm bemerkt hatte?

Davon war zwar auch in den Köpfen der Menschen nichts Konkretes zu finden, wenn man einmal von irgendwelchen Gottvorstellungen absah, die ich wahrlich nicht ernst nehmen konnte, aber es war andererseits aber auch nicht vollkommen auszuschließen.

Ich musste halt auf jeden Fall sachkundiger werden. Ich durfte nicht nur in ihren so sinnlos banal erscheinenden Erinnerungen herum forschen, auf der vergeblichen Suche nach so etwas wie vernünftige Gedanken, obwohl sie ganz einfach gar nicht zu finden sein konnten in Köpfen von sogenannten Menschen.

Ich musste sogar versuchen, zu lernen, wie sie zu denken.

Ein wenig hatte ich das ja bis zu diesem Zeitpunkt der Erkenntnis bereits geschafft. Denn sonst wäre ich niemals auf die Idee gekommen, sie zu zählen, wie nur sie es getan hätten an meiner Stelle. Ich hätte nicht gewusst, dass sie inzwischen bereits die Zwanzigmillionengrenze überschritten.

Für mich waren erst Wimpernschläge vergangen, bildlich gesprochen, doch für sie, die sie weit kürzer lebten als nur ein Wimpernschlag für mich, waren immerhin schon viertausend Jahre vergangen seit ihrer ersten Landung.

Ja, gewiss, so lange war es nun schon her, da sie meine Welt befallen hatten als Heimsuchung, als Krankheit aus dem All. Nach wie vor nur Störenfriede und das Gegenteil zelebrierend zu so etwas wie ökologischem Gleichgewicht.

Wobei sie durchaus wussten, was man darunter verstand. Es kümmerte sie halt nur nicht.

Und wieso waren sie dermaßen grässliche Wesen, eigentlich schlimmer noch als der schlimmste Virenbefall?

Ich konnte es nach wie vor nicht begreifen. Weil sie dermaßen anders waren als ich. Deshalb blieb mir am Ende doch nichts anderes übrig als genau das zu machen, was ich eigentlich schon immer getan hatte mit allen anderen Lebewesen auf meiner Welt:

Ich durfte nicht nur in ihren Köpfen herum spuken als heimlicher Gast, um ihre verwirrenden, weil verwirrten Gedanken abzugreifen, sondern ich musste irgendwie… einer von ihnen selbst werden!

Wie ich eine der Mikroben geworden war, wie ich jede Pflanze auf dieser Welt sein konnte, wann immer es mir beliebte.

Dass ich bisher noch nicht zum Menschen geworden war, lag ganz einfach daran, dass ich das als dermaßen widerlich empfunden hatte und von daher gesehen als gänzlich unmöglich zu verkraften.

Doch wie schon irgendein Mensch angeblich gesagt hatte und wie es in einem dieser verwirrten Köpfen noch nachgeklungen war:

„ Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe!“

Und es war im Grunde ganz einfach, sobald ich mich nicht mehr länger davor zu drücken versuchte. Wie es immer einfach war für mich.

Ich wählte rein zufällig den Menschen Dr. Christine Wilf aus. Das erschien mir genauso beliebig wie jeder andere dieser grässlichen Menschen. Eine sogenannte Biologin. Sie nannte ihren Arbeitgeber „Planetares Institut“. Reichlich fantasielos fand sie das zwar, aber sie wagte es nicht, darüber zu meckern, aus welchen Gründen auch immer, die ich hoffentlich noch irgendwann selber verstehen würde.

Falls sie mich jemals interessierten.

Aber ich ahnte schon in der ersten Sekunde, dass ich mit diesem entscheidenden Schritt endgültig die Chance verspielt hatte, irgendetwas zu ignorieren, was diese Christine Wilf für wichtig oder auch nur für interessant erachtete.

Wobei ich mich selbstverständlich in keiner Weise einmischen würde. Auch jetzt nicht. Sowieso nicht, wie ich das grundsätzlich niemals tun würde.

Ich war jetzt zwar selber sie, aber sie würde dabei nicht auch ich werden.

Soweit der Vorsatz.

Ich ließ es einfach nur geschehen, um dadurch plötzlich meine eigene Welt im wahrsten Sinne des Wortes mit völlig anderen Augen zu sehen:

Die Menschen nannten sie ja tatsächlich mit einem eigenen Namen, was ich vorher kaum glauben mochte, und den empfand Dr. Christine Wilf für mindestens genauso bescheuert wie die schlichte Bezeichnung ihres Arbeitgebers:

„ Planetares Institut“.

Nämlich ausgerechnet:

CHRISTOBALD!

Aliens und andere Eindringlinge: Die Raumflotte von Axarabor - Band 209

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