Читать книгу Das Allgäu erfahren. 30 Radtouren durch malerische Landschaften und reizvolle Städte - Wilfried Bahnmüller - Страница 10
3 Um Lindenberg Ebene Bahntrassen und viel Käse
ОглавлениеIdyllisch und auch ein bisschen bequem radeln wir über ehemalige Bahntrassen, vorbei an kleinen Sennereien und durch malerische Westallgäuer Dörfer – und erkunden so die herrliche Gegend rund um Lindenberg.
Highlight: Sehenswürdigkeit
Ausgangs- und Endpunkt
Lindenberg, Stadtplatz
GPS
47.601320, 9.886310
Anfahrt
Auto: Auf der Lindauer Autobahn A 96 Ausfahrt Sigmarszell und auf der B 308 nach Lindenberg. Parkplatz in der Austraße (gebührenpflichtig) oder weiter am Waldsee (kostenlos). Bahn: Nach Heimenkirch auf der Strecke München–Lindau und dort die Rundfahrt beginnen.
Tourencharakter
Hügelige Rundtour auf geteerten Radwegen, größtenteils auf alten Bahntrassen oder auf Radwegen neben Fahrstraßen mit einer etwas längeren Steigung am Ende
E-Bike-Ladestation
Lindenberg: Am Waldsee
Radverleih
Lindenberg: Radsport Greiner, Blumenstraße 18
Information
Zur Brauerei nach MekatzWir beginnen unsere Fahrt beim Rathaus in Lindenberg am Stadtplatz und fahren zur Sedanstraße, der wir kurz nach links zum Stadtpark folgen. Wir durchqueren den Park und radeln auf der schmalen Straße durch die beiden Gewerbebauten hindurch, die sich an den Park anschließen. Etwas nach rechts versetzt führt unser Radweg geradeaus weiter und trifft auf eine breite Straße, von der etwas nach links eine Straße und ein geteerter Weg abzweigen. Wir nehmen den Weg und merken rasch, dass wir auf dem Damm einer aufgelassenen Eisenbahnstrecke fahren, die einst von Röthenbach über Lindenberg bis Scheidegg führte. Unser Radweg bringt uns aus dem Wohnbereich, jetzt wechseln sich Wiesen und kleine Wäldchen ab. Das auffällige große Gebäude links am Hang ist eine Humboldt-Sprachschule mit einem Jugendgästehaus, in denen fremdsprachliche Schüler in schöner Umgebung Deutsch lernen können. Bei Riedhirsch treffen wir dann auf die B 32. Über den Kreisel hinweg folgen wir ihr nach links auf einem eigenen Radweg, zunächst nach Heimenkirch und dann weiter nach Meckatz, wo wir uns auf ein leckeres Mittagessen im Wirtsgarten freuen können.
Zum Bahnhof RöthenbachNach dem Essen geht es zunächst auf dem bekannten Weg bis kurz vor Riedhirsch zurück. Wir passieren den Gasthof »Kreuz«, biegen beim nächsten Bauernhof links ab und fahren am Nordrand von Riedhirsch vorbei über die Felder. Der Weg trifft auf eine belebte Autostraße, die Straßenbauer haben uns aber einen Radweg daneben beschert, sodass uns der Verkehr nicht allzu sehr stört. Wir biegen links ein und finden schon nach etwa 200 m einen Tunnel, der uns auf die andere Seite führt. Hier steht eine kleine Kirche mit dem ungewöhnlichen Patrozinium Dreiheiligen. Die Kirche stammt aus der Zeit um 1475, übrig aus dieser Zeit ist ein Altarschrein mit den drei Heiligen Rochus, Wendelin und Martin. Von ihnen rührt auch der Name der Kirche her. Einen Schlüssel zur Kirche gibt es im Bauernhof daneben.
Das Paul-Bäck-Haus in Heimenkirch
Weiter geht es an der Kirche vorbei über eine kleine Straße hinweg zu einem Gewerbegebiet, das uns wieder auf die andere Seite der Autostraße zwingt. Hier bleiben wir nur gut 100 m, dann geht es durch einen Tunnel erneut auf die alte Seite, wo uns ein Weg entlang von nun echten Bahngleisen zum Bahnhof Röthenbach bringt. Damit es keine Irrtümer gibt: Der Bahnhof Röthenbach liegt im Ortsteil Oberhäuser, der Hauptort ist ein gutes Stück vom Bahnhof entfernt.
Guten Appetit
Jede Brauerei, die etwas auf sich hält, führt einen hauseigenen Braugasthof. So auch in Meckatz, wo das »Bräustüble« der Meckatzer Löwenbrauerei zu Hause ist. Die Speisekarte alleine schon ist beeindruckend. Die Gerichte, die uns dann von der sehr freundlichen und aufmerksamen Bedienung gebracht werden, umso mehr. Von einer reichen Bierauswahl geht man in einem Traditionsbräu selbstverständlich aus, nicht aber, dass wir sehr fachkompetent Auskunft erhalten, welches Bier zu den von uns gewählten Schmankerln am besten passt. Im Übrigen liegt das »Bräustüble« geradezu perfekt auf unserer Tour, wenn wir kurz vor 11 Uhr am Vormittag starten, um dann genau zum Mittagessen nach Meckatz zu gelangen.
Nach Scheidegg über den Rentershofer BahndammVom Bahnhof aus fahren wir die Ortsstraße entlang. Am Ende des Ortsteils beginnt an einem Kreisverkehr wieder ein Radweg, den wir natürlich nutzen. Rasch stellen wir fest, dass wir wieder auf einem aufgelassenen Bahndamm unterwegs sind. Er zieht sich zuerst an der noch genutzten Bahnstrecke entlang und senkt sich ganz leicht ab. Das ist kaum merklich, erleichtert das Treten jedoch erheblich. Plötzlich fällt uns auf, dass es rechts von uns ungewöhnlich steil und tief nach unten geht. Jetzt sind wir am Rentershofer Bahndamm. Danach wendet sich unser Weg leicht nach rechts und führt durch Felder und kleine Wäldchen Richtung Weiler. Kurz vor dem Ort, er ist bereits im Hintergrund gut sichtbar, lockt uns ein Hinweisschild nach rechts zum Freibad von Weiler. Es ist ein wunderbares kleines Bad mit schattiger Liegewiese, das uns zu einem Sprung ins Wasser verführt. Eine kleine Wirtschaft ist angeschlossen und bietet Getränke sowie Brotzeiten an. Wer zum Essen einkehrt, spart sich den Eintrittspreis ins Bad!
Über die grünen Hügel von Altenburg bis Weiler
Weiter geradeaus führt uns die Straße ins Zentrum von Weiler im Allgäu, wo schon die nächsten kulinarischen Verführungen auf uns warten. In der Konditorei Wucherer gibt es Kaffee, Kuchen und Gebäck, entgegen dem Namen zu ganz normalen Preisen. Schräg gegenüber finden wir das Westallgäuer Heimatmuseum, das in 25 Räumen das einstige Leben im Allgäu zeigt (geöffnet nur Mittwoch 10–12 und 14.30–21 Uhr).
In Weiler fahren wir über die Fridolin-Holzer-Straße zur Bregenzer Straße und folgen ihr nach Bremenried zur Abzweigung nach Scheidegg. Genau hier am Eck steht die Sennerei Bremenried, die in ihrem Lädle feinsten Allgäuer Käse anbietet. Eine gute Adresse, um sich mit lokalen Spezialitäten für den Abend einzudecken. Vom Lädle aus geht es jetzt etwas anstrengend aufwärts in Richtung Scheidegg. Wir folgen der Straße nur ein Stück und biegen dann kurz vor dem Wald links nach Altenburg ab. Der Name kommt nicht von ungefähr, hier stand nämlich im hohen Mittelalter eine Burg der Bischöfe von St. Gallen, die allerdings im späten 18. Jh. abgebrochen wurde. Die verbliebenen Reste sind noch im Wald sichtbar. Wir finden sie, wenn wir das Rad an der Kapelle abstellen und dem Wegweiser dorthin folgen.
Nach der Exkursion ins Mittelalter fahren wir den Weg, er ist für uns Radfahrer offen, weiter aufwärts und stoßen wieder auf die Straße nach Scheidegg, der wir weiter nach links folgen. In Böserscheidegg finden wir unmittelbar vor der großen Linkskurve eine weitere Sennerei, die neben dem Käse noch ausgezeichnete Buttermilch anbietet. Eine herrliche Erfrischung, wenn es recht heiß ist! Nach 1 km erreichen wir Scheidegg. Wir fahren auf der Hauptstraße ins Zentrum mit der Pfarrkirche St. Gallus, die mit ihrem Patron Gallus wiederum an die uralte Verbindung des Landes nach St. Gallen erinnert. Im Dorfzentrum biegen wir rechts in den Rathausplatz ab, der rasch zur Bahnhofstraße wird. Den großen Kreisverkehr überqueren wir geradeaus, passieren den Ortsteil Haus und biegen unmittelbar vor den großen Industrieanlagen links auf den schmalen Weg ab. Er führt ein paar Meter abwärts und dann rechts auf einem ehemaligen Bahndamm zurück nach Lindenberg.
Allgäu-Erfahrung: Bahndamm und Lindenberg
Der Rentershofener Bahndamm soll der größte von Menschen gebaute Bahndamm der Welt sein. Ob dem so ist, sei dahingestellt. Sicher ist jedenfalls, dass der Damm für die Allgäubahn München–Lindau ab 1847 in sieben Jahren Bauzeit von über 3000 Arbeitern von Hand aufgeschüttet wurde. Der Damm ist gut 900 m lang und hat eine Sohlenbreite von 260 m, die Kronenbreite beläuft sich auf 22 m. Wie gewaltig der Damm ist, sieht man am besten vom Kreisverkehr aus. Eine breite Fahrstraße und die alte Eisenbahntrasse nach Scheidegg konnte man problemlos einfügen.
Nach der Radtour ist noch Zeit für die Kleinstadt Lindenberg. Über einige Jahrhunderte war hier das Zentrum der Allgäuer Hutmacher, die hauptsächlich von der Herstellung von Strohhüten lebten. Das sehr interessante Hutmuseum erinnert noch an diese Zeit.