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Babaji [bābājī] Von Hindī bābā, Vater, Großvater, mit der Silbe jī, die Liebe und Respekt ausdrückt. Das Wort bezeichnet allgemein Yogīs und Asketen, steht aber insbesondere für den Mahāvatār Babaji, der erstmals 1946 von Paramahansa Yogananda in seiner Autobiographie eines Yogī als Meister und Urheber des Kriyā-Yoga vorgestellt wurde. Als weitere wichtige Quelle gilt Marshall Govindans Buch Babaji, Kriya Yoga und die 18 Siddhas, das sich auf Berichte des südindischen Yogīs S.A.A. Ramaiah beruft.

Die Berichte besagen, dass Babaji im Jahr 203 in einem südindischen Dorf geboren wurde. Im Alter von fünf Jahren wurde er von einem reisenden Händler entführt, nach Kalkutta gebracht und dort verkauft. Sein Besitzer ließ ihn jedoch frei, woraufhin der Junge sich Wanderasketen anschloss und viel spirituelles Wissen erwarb.

Mit elf Jahren unternahm er eine Pilgerfahrt nach Sri Lanka, wo er Schüler des hoch angesehenen südindischen Yogīs Boganāthar wur­de, der ihn in einige fortgeschrittene Meditationstechniken und andere Praktiken einwies.

Nachdem Babaji diese gemeistert hatte und verschiedene Arten von Samādhi erfuhr, sand­te Bo­­­ganāthar ihn zu dem berühmten Yogī und Weisen Agastyar, der ihm die streng gehüteten Geheimnisse des Kriyā-Yoga vermittelte, einer subtil transformierenden Atemtechnik. Danach trug er ihm auf, nach Badrināth zu gehen, einen Ort hoch im Himālaya, nicht weit von der Grenze zu Tibet. Dort erfuhr Babaji den Soruba- Samādhi und erhielt einen neuen, verwandelten Körper, der jenseits von Alter und Tod ist.

Eine Reihe von Yogīs des 20. Jhs. haben glaubhaft über Begegnungen mit Babaji berichtet, der mit seiner Schwester Mataji und einigen wenigen Siddha-Yogīs in seinem kleinen Berghöhlen-Ash­ram bei Badrināth weilen soll, jedoch nur dann für Besucher auffindbar oder sichtbar wird, wenn er selbst dies wünscht und zulässt.

In mehreren Quellen wird übereinstimmend berichtet, dass er Lahiri Mahasaya, den Guru von Yoganandas Guru Sri Yukteswar, in den Kriyā-Yoga einweihte, ebenso auch den berühmten Yogī und Philosophen Shankara und den Dichter Kabir. Als Abbildung existiert eine Zeich­nung, erstellt nach Angaben Yoga­nandas, der Babaji mehrmals begegnet ist. Dieser besitzt die Fähigkeit, sich auch außerhalb des Himālaya an einem beliebigen Ort in einem physischen Körper zu manifestieren.

Gemäß Yogananda soll Babaji noch sehr lange Zeit in seinem unsterblichen jugendlichen Körper verbleiben und die Evolution der Menschheit befördern.

Siehe auch Yogananda, Kriyā-Yoga, Soruba-Samādhi.

Babaji (Bhole Baba, Haidakhan Babaji) [bābājī] erschien im Jahr 1970 als Jüngling in einer Höhle des Berges Kailāsh im Himālaya und lebte bis 1984 in dem Dorf Haidakhān in Nordindien. Nach persönlicher Aussage war er der Mahavatar Babaji (über den Yogananda in seiner „Autobiographie eines Yogi“ berichtet hatte) und wurde von seinen eigenen Anhängern als dieser verehrt.

Berichten zufolge kannte er viele heilige Schriften Indiens auf Sanskrit und Hindī auswendig und nahm kaum Nahrung zu sich, außer selten einmal etwas Prasād, geweihte Nahrung. In seinem Ashram in Haidakhan fanden sich Menschen aus aller Welt ein. Er wirkte nicht primär durch Vorträge, sondern unterwies seine Schüler vor allem im persönlichen Ge­spräch im alltäglichen Leben oder durch innere Botschaften.

Babaji trat für ein einfaches Leben ohne Luxus ein und erklärte, anderen in Liebe zu dienen, sei die beste Möglichkeit, negatives Kar­ma abzutragen. Ferner empfahl er die Mantra-Praxis, insbesondere das Mantra om namaḥ śivāya (Verehrung sei dem Shiva), das möglichst ohne Unterlass wiederholt werden solle.

Am 14. Februar 1984 verließ Babaji seinen Körper, nachdem er dies bereits zu Beginn seines Wirkens einigen wenigen Schülern vorab angekündigt hatte.

Bādarāyana [bādarāyaṇa] m Autor (4. Jh. v.Chr.) der Brahma­sū­tras, einer Aphorismensammlung der Vedān­ta-Philosophie, auch Ve­­­dān­ta-Sū­tras genannt.

Badarinātha [Sanskrit], siehe Badri­nāth [Hindī]

Baddha gebunden, geschlossen. Ein Wortelement in Āsana-Be­zeichnungen.

Baddhakonāsana n geschlossene Winkelhaltung; Schmetterling.

baddha – gebunden, geschlossen; koṇa – Winkel; āsana – Haltung.

Baddhapadmāsana n gebundene Lotushaltung.

baddha – gebunden; padma – Lotus; āsana – Haltung.

Baddhakonārdhacakrāsana, baddha-konārdha-cakrāsana n die Schulterbrücke mit angewinkelten Beinen; „gebundene Winkel-Halb-Kreis-Haltung“.

baddha – gebunden; koṇa – Winkel; ardha – Halb-; cakra – Kreis; āsana – Haltung.

Badrināth [Hindī], Badarinātha [Sanskrit] m bedeutende Pil­ger­stätte hoch im Himā­laya, dem Vishnu geweiht. badari-nātha be­deutet wörtl. „Herr des Badari-Baumes“.

Bahiranga n der äußere Teil (bahir-aṅga), bezeichnet im Yogasūtra die ersten fünf der acht Stufen des Yoga.

Siehe auch An­taranga und Ash­tān­ga-Yoga.

Bāhyakumbhaka m oder n das Anhalten des Atems (kumbhaka) nach voller Ausatmung (bāhya, wörtl. „äußerlich“).

Bakāsana n Kranich-Haltung.

baka – Kranich; āsana – Haltung

Bālakrishna [bālakṛṣṇa] m das „Krishna-Kind“, d.h. Krishna in seinem Aspekt als fröhlich spielendes Kind in Vrindāvan.

Balarāma m Krishnas älterer Bruder, der siebte Sohn von Devakī bzw. von Rohinī, in deren Schoß er auf wundersame Weise transferiert wurde, um ihn vor dem Zugriff des Despoten Kamsa zu schützen.

Siehe auch Krishna.

Bālāsana n die Kind-Haltung.

bāla – Kind; āsana – Haltung.

Bali (1) m Gabe, Opfergabe, insbesondere in Form von Korn oder Reis für die Hausgötter.

Bali (2) m Name eines mächtigen Daitya oder Dämonen, der von Vishnu bezwungen wurde. (Siehe Vāmana.)

Bandha m Bindung, Verbindung, Kontraktion. Im Hatha-Yoga Bezeichnung für eine bewusst herbeigeführte Muskelkontraktion, um Energien an einem bestimmten Punkt im Körper zu konzentrieren. Siehe Jālan­dha­ra-B­andha, Mahā-Bandha, Mūla­-Bandha, Udd­ī­yā­na-Bandha.

Das Wort bandha ist verwandt mit dt. Band, binden und bedeutet auch die Gebundenheit an Unwissenheit (A­vid­yā) und den Kreislauf der Geburten.

Banyān [Hindī], Nyagrodha m [Sanskrit] der indische Feigenbaum, Ficus Indica, ein den Hindus heiliger Baum. nyagrodha bedeutet „herabwachsend“, weil von den Ästen Sprosse zu Boden wachsen und von dort neue Stämme bilden.

Siehe auch Vriksha.

Baum, Bäume siehe Vriksha.

Bernard, Theos Casimir ein bedeutender Yoga-Pionier in den USA (1908-1947), der als einer der ersten Amerikaner auch weit fortgeschrittene Hatha-Yoga-Prak­ti­ken meisterte, worüber er eine Dissertation an der Columbia Uni­versity schrieb, die 1944 auch als Buch erschien.

Bernard starb 1947 während einer Forschungsreise in Tibet, als er und seine Träger von einem Stamm überfallen wurden.

Bestattung [Skrt. Pretakarma u.a. Begriffe] Im Hinduismus ist die Feuer-Bestattung üblich, Ausnahmen werden bei bedeutenden Yo­gīs gemacht.

Die Leiche wird vor der Bestattung frisch gekleidet und, insbesondere in Südindien, vielfältig mit Blumengirlanden geschmückt. Die Verbrennungsstätten liegen häufig in der Nähe eines Flusses, besonders bekannt sind jene am Ganges.

Die Leiche wird in Verbindung mit besonderen Ritualen verbrannt, wobei in der Regel der älteste Sohn oder ein anderer sehr nahestehender Verwandter das Feuer entzündet.

Auch nach der Bestattung werden weiterhin Riten wie Waschungen und Mantra-Rezita­tio­nen von den Teilnehmern durchgeführt.

Die Überbleibsel der Verbrennung werden nach ein oder zwei Tagen in einer Urne gesammelt und in einen Fluss gegeben oder auch in der Erde vergraben.

Im letzten Stadium werden Riten durchgeführt, die sicherstellen sollen, dass die dahingegangene Seele in der jenseitigen Welt ihren rechten Platz unter den Ahnen findet und nicht zu einem Geisterwesen wird.

Der Grundgedanke hinter der Feuerbestattung ist die Vorstellung, dass eine Seele sich nur dann in einem neuen Körper inkarnieren kann, wenn der alte völlig aufgelöst ist. Für große Yogīs gelten jedoch eigene Gesetzmäßigkeiten, ihr Körper wird als zu geheiligt angesehen, um verbrannt zu werden. Er bereichert die Erde, so wie die Relikte eines Heiligen einem Schrein besonderen Wert verleihen.

Bewusstsein nach der Yoga-Phi­losophie existiert Bewusstsein un­abhängig vom menschlichen Gehirn, es ist eine ureigene Eigenschaft des höchsten Selbstes, dessen unendliches Bewusstsein die Grund­lage des begrenzten men­sch­­lichen ist.

Siehe auch Purusha, Cit.

Bhadrapadā f Name des sechsten Monats im Hindu-Kalender (August/September).

Bhadrāsana n segensreiche Haltung, Bezeichnung für eine Sitzpositon; Schmetterling.

bhadra – gut, schön, glückverheißend; āsana – Haltung.

Bhaga m gutes Glück, Wohlergehen; Würde, Glanz; Liebe.

Name eines Āditya, einer vedischen Sonnengottheit, die Wohl­stand schenkt und Liebe und Ehe schützt.

Bhagavadgītā [dt. Bhagavadgita, Bha­gavad Gita] f Gesang des Herrn, Gesang des Erhabenen. Die bekannteste aller indischen heiligen Schriften, erscheint als Episode in dem Epos Mahā­bhārata (6.23-40) und umfasst 18 Kapitel mit insgesamt 701 Versen.

Die Gītā, wie der Text oft auch kurz genannt wird, gibt einen Dialog zwischen Krishna und Arjuna wie­der, kurz bevor eine große Schlacht zwischen zwei verfeindeten Familien beginnt, deren Problematik eine tiefe Krise in Arjuna auslöst. In langen Vorträgen ermutigt Krishna Arjuna, um des Dhar­ma willen für eine gerechte Sache zu kämpfen, und erläutert dann, teils ohne Bezug auf die ursprüngliche Thematik, ausführlich verschiedene Yoga-Wege, vor allem den dreifachen Pfad von Kar­ma-, Jñāna- und Bhakti-Yoga, d.h. den Yoga der Werke, der Erkenntnis und Liebe. Diese werden als Einheit gesehen und verschmelzen zu einer Synthese, aber dennoch wird von Kommentatoren gern der eine oder andere Aspekt, z.B. Bhakti, als besonders bedeutsam hervorgehoben.

Ein Höhepunkt in der Gītā ist im 11. Kapitel Arjunas Vision von Vishnu-Krishna als Allgott, in dessen Leib die ganze Welt mit ihren Göttern und Wesen vereinigt ist. Diese Erfahrung ist so überwältigend wie „das Licht von tausend Sonnen“ und Arjuna kann sie kaum ertragen.

In ihrem philosophischen Weltbild integriert die Gītā eine Reihe von Grundgedanken der traditionellen vedischen Philosophie. Neben Āt­man und Brahman be­gegnen wir auch einem „Puru­shottama“, der als höchstes göttliches Wesen den Lauf der Welt letztlich lenkt.

Einige der meistzitierten Verse aus der Gītā sind die folgenden: „Du hast ein Recht auf Werke, nicht jedoch auf deren Früchte.“ „Aus dem Yoga heraus tue deine Werke, ohne Anhaftung.“ „Wer mich überall sieht und alles in Mir, dem gehe ich nicht verloren, noch geht er mir verloren.“

Viele bekannte indische Yogīs haben ihren Schülern die Lektüre der Gītā empfohlen. Auch bei einigen westlichen Dichtern und Denkern fand der Text Anklang, und er wurde in zahllosen Übersetzungen veröffentlicht.

bhagavadgītā ist ein Kompositum aus bhagavat, der Erhabene, Göttliche, und gītā, Gesang. Aufgrund einer Lautregel wird bhagavat zu bhagavad.

Siehe auch Mahābhārata.

Bhagavān s.u. Bhagavat.

Bhagavat adj und m der Erhabene, Göttliche, Selige. Von bhaga-vat: derjenige, der „bhaga“ hat, d.h. Würde, Schönheit, Wohlergehen, Majestät. Das Wort ist in dieser Form der Stamm, der Nominativ ist bhagavān. Letzteres wird manchmal Namen von großen Yogīs als Ehrentitel vorangestellt.

Bhāgavata-Purāna [purāṇa] n Name eines heiligen Textes, der auch Shrī­mad­­bhaga­vatam genannt wird. Es ist das Purāna der Anhänger des Herrn (Bhā­gavata), der Vishnuiten, für die Bhakti oder Gottesliebe das prägende Element ihres spirituellen Weges ist.

Der Text entstand wahrscheinlich im 10. Jh. und hatte einen großen Einfluss auf das religiöse Leben in Indien. 18 000 Verse von großer sprachlicher Schönheit beschreiben die Inkarnationen Vishnus auf Erden. Das zehnte von zwölf Büchern widmet sich ausführlich der Schilderung der vielfältigen Begegnungen von Krishna und den Gopīs, den Hirtenmädchen von Vrindāvan, die ihn voller Liebe verehren, aber auch den Schmerz vorübergehender Trennung erfahren.

Bhagīratha m legendärer König von Ayodhyā, dessen intensive Askeseübungen zum Herabfluss des Ganges führten.

Bhāgīrathī f der Fluss Ganges, benannt nach Bhagīratha.

Bhairavāsana n die Bhairava-Haltung.

bhairava – Name Shivas, wörtl. der Furchteinflößende; āsana – Haltung.

Bhajan (Hindī), Bhajana (Sans­krit) n Anbetung Gottes (in der Regel Krishnas) ver­bun­den mit Gesang und Musik, wobei zumeist Trommeln und Zimbeln verwendet werden. Stark verankert in der indischen Tradition, sind die Bha­­jans für die Beteiligten oft ein tiefes emotionales Erlebnis.

Bhajan, Yogi siehe Yogi Bhajan.

Bhakta m Anbeter Gottes, jemand der Bhakti übt.

Bhakti f Liebe, Verehrung, Anbetung; bezieht sich insbesondere auf tiefe Gottesliebe, wie sie von den Vishnuiten praktiziert wurde. Zum Teil werden verschiedene Formen und Intensitäten der Bhakti unterschieden, wie etwa Guru-Bhakti, die Liebe und Hingabe zum spirituellen Lehrer und Meister, oder Para-Bhakti, die höchste Liebe zu Gott, in der nichts außer Ihm existiert. Die Bhagavadgītā ebenso wie das Bhā­gavata-Purāna sind wichtige Quellentexte für ein Studium der vielfältigen Bedeutung und Praxis von Bhakti. Siehe auch Bhakti-Yoga.

Bhaktivedanta Swami, Shrila Prabhupada [bhaktivedānta svāmī, śrīla prabhupāda] Gründer der ISCON, International Society for Krishna Consciousness, initiierte in den 1960er Jahren eine Renaissance des Vishnuismus besonders in Amerika und Europa.

Shrila Prabhupada (1896-1977) kam 1965 in die USA und fand dort innerhalb kurzer Zeit viele Anhänger. Bald darauf zogen auch in Europa junge Menschen in indischer Kleidung durch die Städte und chan­teten das Hare-Krishna-Man­tra.

Shrila Prabhupada gründete 100 Zentren und schrieb 60 Bücher, in denen er die vishnuitischen Sanskrit-Texte in Wort-für-Wort-Über­setzung und mit ausführlichen Kommentaren zugänglich machte, insbesondere das Bhāgavatapurā­na in einer Ausgabe von 15 Bänden. Er lehrte eine sehr intensive Form von Bhakti-Yoga.

Bhakti-Yoga m der Yo­ga der Liebe und Hingabe. In der Bhagavadgītā Teil des dreifachen Weges der Werke, der Erkenntnis und Liebe. Das gesamte 12. Kapitel ist dem Bhakti-Yoga gewidmet und bezeichnet den Anbeter, der seine Gedanken beständig und voller Glauben auf Krishna richtet, als heraus­ra­genden Yogī.

Das Bhāgavata-Purāna 3.29.14 be­­schreibt den weit fortgeschrittenen Bhak­ti-Yoga eines Anbeters, der sogar dem Wunsch entsagt, in Vishnus göttliche Welt einzugehen, da es sein einziges Verlangen ist, als Gottes Werkzeug nach seinem Willen zu wirken.

In der Praxis sind Bhajan und Kīrtan wirksame Mittel der Inspiration, welche helfen, den Bhakti-Yoga innerlich auch in den Alltag hineinzutragen, indem alle Werke mit Liebe getan werden.

Siehe auch Bhakti, Bhāva, Cai­tanya.

Bharadvājāsana n die Bharad­vāja-Haltung.

bharadvāja – Name eines vedischen Weisen; āsana – Haltung.

Bharata m Name eines Königs und Heiligen im alten Indien. Seine Nachkommen hießen Bhā­­ratas, wonach das Epos Ma­hā­bhārata benannt wurde, und ebenso auch Indien, das heute den Namen Bhārata (Sanskrit) oder Bhārat (Hindī) trägt.

„Bharata“ ist auch der Name eines Halbbruders von Rāma.

Bharata-Nātyam n [bharata­­nāṭ­yam, Skrt.], Bharat-Nātya [Hin­­dī] „Bharatas Tanz“, einer der klassischen indischen Tanzstile, dessen Regeln von dem indischen Dramaturgen Bharata entwickelt wurden.

Ursprünglich in Südindien ein Tempeltanz, der von Devadāsīs aufgeführt wurde, wird er in der Gegenwart in der Regel als Solotanz präsentiert. Man unterscheidet zwischen Nritta, dem rein rhythmischen Tanz, bei dem die Bewegungen dem Rhythmus und Rāga der Musik folgen, sowie dem Nritya, bei dem durch Körper­haltung und Mimik die Texte eines Liedes interpretiert werden, dessen Motive der Religion und Mythologie entnommen sind.

Siehe auch Tanz.

Bharata-Nātyashāstra, Bhāra­tī­ya-Nātyashāstra [nāṭyaśāstra] n Bharatas Lehrbuch über den Tanz, eine enzyklopädische Abhandlung über Drama, Tanz und Musik, die einige Jahrhunderte n.Chr. entstanden sein dürfte. In diesem Werk, bei dem es sich zum Teil um eine Kompilation bereits existierender Texte handelt, wird erstmals versucht, eine grundlegende Theorie verschiedener Aspekte der Dramaturgie zu begründen.

Siehe auch Tanz.

Bhartrihari [bhartṛhari] m Name eines bekannten Dichters (7. Jh.). Er verfasste u.a. 300 ethische, religiöse und politische Leitsätze.

Bhāshā [bhāṣā] f Rede, Sprache.

Bhastrikā f Blasebalg, wie er in einer Schmiede benutzt wird. Im Hatha-Yoga eine bestimmte Technik, bei der der Atem langsam durch die Nasenlöcher eingezogen und wieder ausgestoßen wird, was die Erweckung der Kundalinī herbeiführen soll.

Bhāva m Sein, Zustand, Wesen, Gefühl. Abgeleitet von der Wurzel bhū, sein, werden, kann das Wort vielfältige Bedeutungen annehmen.

Im Bhakti-Yoga bezeichnet es fünf grundlegende innere Einstellungen, die der Anbeter gegenüber dem Göttlichen haben kann: 1. shānta, ein friedvolles Gefühl der Nähe, ohne dass die Beziehung schon feste Formen hat; 2. dāsya, die Einstellung des Dieners gegenüber dem Herrn und eines Kindes zu seinen Eltern; 3. sākh­ya, die Einstellung von Freund zu Freund; 4. vātsalya, die liebevolle Einstellung der Eltern gegenüber ihrem Kind; 5. mādhurya, die Einstellung zwischen zwei Liebenden.

Bhavabhūti m Name eines bekannten Dichters (8. Jh.), der einige bedeutende Sanskrit-Dramen verfasste.

Bhāvanā f Meditation, siehe auch Dhyāna.

Bhavishya-Purāna [bhaviṣya­pu­rā­ṇa] n Name eines Purāna, in dessen Urversion Brahmā künftige Ereignisse (bhaviṣya) vorausgesagt haben soll. Der aktuelle Text ist ein Handbuch religiöser Riten und Observanzen.

Bhaya n Furcht, Angst, gilt als Hindernis im Yoga. Die Existenz dieses Problems wird in vielen Yoga-Texten angesprochen.

Bheda m Teilung, Verschiedenheit, ein Charakteristikum der Erscheinungswelt.

Bhedābheda-Vāda m die Lehre von der Verschiedenheit und Nicht-Verschiedenheit, bzw. Dualität und Nicht-Dualität (bheda-a-bheda). Eine synonyme Bezeichnung für Dvaitādvaita-Vedānta.

Bhikshā [bhikṣā] f das Betteln eines Mönches, Bettelgang; Gabe, Geschenk.

Bhikshu [bhikṣu] m Bettelmönch, Wandermönch.

Bhīma, Bhīmasena m der zweite der Pāndava-Brüder, Kuntīs Sohn, gezeugt vom Windgott Vāyu. Bhīma („der Furchterregende“) war bekannt für seine enormen Körperkräfte, aber auch seine impulsive, leicht aufbrausende Natur.

Bhīshma [bhīṣma] m Sohn Shāntanus und der Flussgöttin Gangā, eine wichtige Persönlichkeit im Mahābhārata. Als Urgroßonkel in gleicher Weise verwandt mit den Pāndavas und Kauravas, unterrichtete er diese in ihrer Jugend und war allseits hochgeschätzt aufgrund seiner Weisheit und Liebe.

In der Schlacht kämpfte er auf Seiten der Kauravas, da er an deren Königshof lebte. Als er von zahllosen Pfeilen getroffen zu Boden ging, konnte er seinen Tod noch 58 Tage hinauszögern, bis eine astrologisch günstige Konstellation eintrat, um seinen Körper aufzugeben.

Bhekāsana n Frosch-Haltung.

bheka – Frosch; āsana – Haltung.

Bhoga m der sinnliche Genuss, bezeichnet auch generell den Status weltlicher Erfahrungen vor Erlangung der spirituellen Befreiung.

Bhoktā m der „Genießer“, das höchste Selbst als Erfahrender all dessen, was geschieht.

Bhrāmarī f Biene; im Hatha-Yoga der „Bienenton-Atem“: Beim Einatmen erzeugt man den Ton einer Hummel, beim Ausatmen (nach einer Pause) den einer Biene.

Bhrigu [bhṛgu] m Name eines großen vedischen Sehers, Astrologen und Heiligen. Er ist Autor der Bhrigu-Samhitā, eines sehr umfangreichen und detaillierten astrologischen Werkes.

Bhū f Erde, Welt; Basis, Grundlage.

Bhūdevī, Bhūmidevī f die Erdgöttin.

Bhujangāsana n die Schlangenhaltung, Kobra.

bhujaṅga – Schlange; āsana – Haltung.

Bhujangashayana [bhujaṅga­śa­ya­na] adj oder m auf der Schlange (Ananta) ruhend; ein Name Vishnus.

Bhujangendrāsana n die Haltung des Schlangenkönigs.

bhujaṅgendra – Schlangenkönig (bhujaṅga-indra); āsana – Haltung.

Bhujanginī-Mudrā [bhujaṅginī] f die Schlangen-Mudrā. Das Gesicht wird leicht vorgestreckt und dann durch die Kehle Luft eingezogen. Diese Übung soll Verdauungskrankheiten heilen.

Bhujapīdāsana n die Arm-Druck-Haltung.

bhuja – Arm; pīḍā - Druck; āsana – Haltung.

Bhujāsana n die Arm-Haltung

bhuja – Arm; āsana – Haltung.

Bhukti f Genießen, irdischer Genuss. Im Linken Tantra ist Bhukti-Mukti Befreiung durch Genuss (gegenüber dem herkömmlichen Weg der Befreiung durch Entsagung, Sannyāsa).

Siehe auch Vāma-Mārga.

Bhūloka m die irdische Welt oder Ebene. Siehe Loka.

Bhūman m Fülle, Reichtum; auch das Ewige und Unveränderliche.

Bhūmi f Erde, Grund, Boden. Bezeichnet das Element Erde ebenso wie den Boden, auf dem Übungen durchgeführt werden, ferner auch eine Ebene oder Stufe, die in der Yoga-Praxis erreicht wird.

Bhūnamanāsana n Erdgruß.

bhū - Erde; namana – Verbeugung, Gruß; āsana – Haltung.

Bhūnāmāsana n Haltung zur Erde.

bhūnāma – Erde; āsana – Haltung.

Bhūta m abgeleitet von der Wurzel bhū, sein, werden, bedeutet dieses Wort Geschöpf, Wesen (auch böser Geist), oder bezeichnet die fünf Elemente der materiellen Welt, d.h. Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther – Prithivī, Āpah, Agni, Vāyu, Ākāsha.

Bhūta-Nātha m Herr der Wesen oder Geister.

Bhūta-Shuddhi [śuddhi] f „Reinigung der Elemente“, wird als Synonym für Kundalinī-Yoga gebraucht. Dem zugrunde liegt die Vorstellung, dass die Kundalinī bei ihrem Aufstieg die fünf Elemente (siehe Bhūta) auflöst, was eine Läuterung und Transformation des Körpers zur Folge habe.

Bhuvaneshvara [bhuvaneśvara] m Herr der Welt, ein Beiname Shivas.

Bhuvaneshvarī [bhuvaneśvarī] f die Herrin der Welt, ein Name verschiedener Göttinnen.

Bhuvarloka m Name der Zwischenwelt zwischen Erde und Himmel. Siehe Loka.

Bidālāsana n Katzen-Haltung.

biḍāla - Katze; āsana – Haltung.

Bīja n Same, Keim; die „Keimursache“ eines Leids.

Siehe auch Bīja-Mantra.

Bīja-Mantra m oder n Keimsilbe, Mantra mit nur einer Silbe, wie z.B. yam oder ham, die als Klangsymbol für eine bestimmte Gottheit oder einen Aspekt des Göttlichen steht. Den Cakras ist jeweils ein Bīja-Mantra zugeordnet, so etwa die Silbe Om dem Ājñā-Cakra.

Tantrische Yogis empfingen diese Silben in ihrer inneren Schau und vertrauten sie bei der Initiation ihren Schülern an.

Bikram Choudhury [tschaudhuri] bekannter Yoga-Lehrer (geb. 1946) und Begründer eines nach ihm benannten Hatha-Yoga-Stils, der eine Sequenz von 26 Āsanas sowie 2 Atemübungen umfasst. Die Übungen werden in Räumen durchgeführt, die bis auf 40 Grad aufgeheizt werden, was die Geschmeidigkeit des Körpers erhöhen soll.

Bikram ließ sich seine spezielle Āsana-Sequenz (nicht die Stellungen als solche) in den USA patentieren, was zu Kritik bei amerikanischen Yoga-Gemein­schaf­ten ge­führt hat.

Bilva m der Holzapfelbaum, Name einer Pflanze, die Heilkräfte besitzt und bei der rituellen Verehrung Shivas eingesetzt wird.

Bindu m Tropfen; Punkt; der Punkt in dem Halbkreis über dem Om (in Devanāgarī-Schrift). Der Punkt steht auch als Symbol für das nicht-manfestierte Universum, alle Linien und Formen können aus ihm hervorgehen.

Im Tantra und Hatha-Yoga bedeutet Bindu oft „Samen“, dessen Verlust es zu vermeiden gilt durch Stabilisierung von Geist und Lebenskraft oder auch durch bestimmte Mudrās.

„Bindu“ hat in diesem Zusammenhang noch einen tieferen esoterischen Aspekt und bezeichnet feinstoffliche Essenzen im psychophysischen System. So wird von einem männlichen „weißen“ und einem weiblichen „roten“ Bindu gesprochen, die in der Kopfregion bzw. im Schoß lokalisiert sind und deren Vereinigung nur sehr schwer zu verwirklichen sei, dann aber zur höchsten Befreiung führe, wie es in der Gorak­sha-Paddhati heißt.

In der Hatha-Pradīpikā wird ausgeführt, dass die Vereinigung der beiden Bindus in der Vergöttlichung des Körpers resultiere.

Bodhi m der heilige Feigenbaum, Weisheitsbaum (siehe Ashvattha). Im Buddhismus steht der Begriff bodhi für das Erwachen, die Erkenntnis.

Bodhisattva m einer, dessen Wesen (sattva) Erkenntnis (bodhi) ist. Im Buddhismus ein Mensch, der nur noch eine Stufe (d.h. eine Geburt) vom Status eines höchsten Buddha und der Erlangung des Nirvāna entfernt ist.

Brahmā m der Schöpfergott, vereint mit Vishnu und Shiva in der bekannten Trinität des Hinduismus, in der er jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt und bildlich nie im Zentrum dargestellt wurde. Auch gibt es gegenwärtig in Indien nur noch zwei Tempel, die ihm direkt gewidmet sind.

Einer Legende nach wurde er aus einem goldenen Ei geboren und schuf dann die Erde. Nach einem anderen, späteren Mythos ging er aus einem Lotus hervor, der Vishnus Nabel entspross.

Brahmā wird meist mit vier Gesichtern und Armen abgebildet, welche die vier Veden oder vier Yugas, Zeitalter, symbolisieren können. Sein Traggefährt ist Hamsa, die Wildgans.

Nicht zu verwechseln mit Brahman (Neutrum).

Brahmacārī m jemand, der Brahmacarya übt bzw. sich in diesem Lebensstadium befindet.

Brahmacari, Dhirendra ein indischer Yogī (1924-1994), der als Ratgeber und Vertrauter Indira Gandhis bekannt wurde. In den Jahren 1982-83 leitete er eine TV-Sendung mit populärem Yoga-Pogramm im staatlichen indischen Fernsehen.

Nach Indira Gandhis Ermordung im Jahr 1994 verlor er jedoch an Bedeutung und wurde aufgrund von verschiedenen geschäftlichen Aktivitäten zunehmend zu einer umstrittenen Persönlichkeit. Dhirendra Brahmacari starb 1994 beim Absturz seines Privatflugzeugs.

Brahmacarya n wörtl. das Wandeln (carya) im Brahman; be­deutet Enthaltsamkeit, Keuschheit, Ehelosigkeit, und ist im Rāja-Yoga eine der fünf ethischen Leitlinien der ersten Stufe (Yama).

Zweck der Enthaltsamkeit ist es, kostbare feinstoffliche Energien, die hinter der sexuellen Kraft stehen, für spirituelle Zwecke zu sublimieren und damit auch eine höhere Form der Freude, Ānanda, zu ermöglichen. Die diesbezüglichen strikten An­weisungen in einigen hei­ligen Schriften waren zumeist für Mönche, Einsiedler oder Menschen bestimmt, die sehr intensiv Yoga übten.

Der Begriff Brahmacarya wird zum Teil, insbesondere von westlichen Yoga-Lehrenden, all­ge­meiner und li­beraler interpretiert, etwa als „reiner Lebenswandel“, als bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Energien, die nicht wahllos zur Erfüllung der Wünsche verbraucht werden sollten.

Diese innere Einstellung könne letztlich auch zu einer vertieften Partnerschaft führen. Tatsächlich haben viele bekannte indische Yogīs der Neuzeit nicht zölibatär, sondern in Ehe gelebt.

Brahmacārya steht ebenfalls für die erste von vier Lebensstufen oder Āshramas. Es ist die Zeit der Schülerschaft, wo weltliches und religiöses Wissen aufgenommen und die erste Grundlage für ein späteres spirituelles Leben gelegt wird.

Brahmacaryāsana n die Enthaltsamkeitshaltung.

brahmacarya – Enthaltsamkeit; āsana – Haltung.

Brahmadvāra n der „Eingang (dvāra) zum Absoluten“, liegt an der Basis der Wirbelsäule und ist Ausgangspunkt des feinstofflichen Ka­­nals Su­shumnā. Dieser Eingang ist zunächst blockiert und kann durch die Techniken des Hatha-Yoga geöffnet werden. Er wird auch Brahma-Granthi (s.u.) genannt.

Brahma-Granthi m der „brahmische Knoten“. Der unterste Gran­thi im menschlichen Körper, der den Fluss des Prāna, der Lebenskraft, in der Sushumnā, dem zentralen feinstofflichen Energiekanal, blockiert.

Brahmaloka m die himmlische Wohnstätte Brahmās, eine Region jenseits der Wiedergeburt, auch Satyaloka genannt.

Siehe auch Loka.

Brahmamuhūrta m „die Stunde Brahmans“. Die Zeit der Morgendämmerung, wenn nach der Lehre der Yogīs die Zeit für die Meditation am günstigsten ist.

Es wird die Zeit von 3-4 oder auch 3-6 Uhr genannt.

Brahman n abgeleitet von der Wurzel bṛh, wachsen, sich weiten, bedeutet Brahman im Vedānta das Weite, Unendliche, Absolute. Es ist das höchste Wesen, das über und hinter allen Dingen steht, auch den Göttern; der universelle Geist, zugleich Ursache des Weltalls und alles erfüllend.

Im Veda bedeutet Brahman jedoch das heilige, inspirierte Wort, Mantra.

Die Mundaka-Upani­shad II.1.2 erklärt zum unendlichen Brahman: „Selbstleuchtend ist jenes Wesen und formlos. Er wohnt in allem und außerhalb von allem, er ist ungeboren, rein, größer als das Größte, ohne Atem und Denken.“

Ein bekannter Erkenntnisspruch der Chāndogya-Upanishad (II. 14.1) lautet: sarvam khalvidam brahma – „wahrlich, alles ist Brahman“: Diese ganze Schöpfung mit ihren unzähligen Manifestationen und ihrem endlosen Werden ist das höchste göttliche Wesen. Es ist „das Eine ohne ein Zweites“, ekam advitīyam, aber nur schwer können Worte es überhaupt erfassen oder beschreiben, weshalb die Seher bisweilen nur wiederholen, neti, neti: es ist nicht dies, nicht jenes, es ist unsagbar und unfassbar.

Brāhmana (1) [brāhmaṇa] n alte vedische Texte, die eine Anleitung zum praktischen Gebrauch der Verse und Sprüche in den Samhitās enthalten, zudem auch viele weitere Erklärungen und Erläuterungen zu rituellen Opfern etc.

Brāhmana (2) [brāhmaṇa] m ein Brahmane, Veda-Gelehrter; Angehöriger des Standes der Priester und Gelehrten.

Brahmana (3) oft in Verbindung mit Langhana genannt in der Bedeutung stärkend, kräftigend, Ein­atmung. Siehe Brimhana.

Brahmanādī f der Kanal (nāḍī) zum Brahman; ein feinstofflicher Kanal in dem Energiekanal Su­shumnā, worin die Kundalinī, die verborgene Schlangenkraft, aufsteigt.

Brahmanaspati [brahmaṇaspati] m der Herr und Schöpfer des göttlichen Wortes (Brahman); ein Na­me Brihaspatis.

Brahmānda [brahmāṇḍa] n das Ei Brahmās, aus dem alles geworden ist, die Welt, das Universum.

Brahmāndapurāna [brahmāṇḍa­purāṇa] n eines der 18 Purānas, enthält einen Bericht über das Brahmānda und die künftigen Weltzeitalter, Kalpas.

Brahmane siehe Brāhmana (2).

Brahmanirvāna [nirvāṇa] n das völlige Aufgehen und Erlöschen im Brahman. Eine transzendente Re­alisation, die der Teilhabe am Irdischen ein Ende setzt.

Brahmapurāna, Brāhmapurāna [brahmapurāṇa] n eines der 18 Purānas, auch Ādipurāna genannt. Es wurde von Brahmā dem Dak­sha offenbart und enthält viele vishnuitische Elemente der Krishna-Verehrung.

Brahmaputra m der Sohn (putra) eines Brahmanen; ein Sohn Brah­mās (wie z.B. Sanatkumāra). Name eines Flusses, der in Tibet entspringt und in das bengalische Meer mündet.

Brahmarandhra n und m eine feinstoffliche Öffnung (randhra) zum Brahman: der Scheitelpunkt des Kopfes, durch den das Bewusstsein im Verlaufe bestimmter Yoga-Praktiken zu höheren Ebenen aufsteigen kann.

Siehe auch Kundalinī.

Brahmarshi [brahmarṣi] m ein großer Seher oder Weiser. Ein Rishi, der fest im Brahman ruht.

Brahmasākshātkāra [brahmasāk­ṣātkāra] m die direkte Offenbarung (sākshātkāra) oder Erfahrung des Brahman.

brahmāsmi, aham brahmās­mi.

Brahmasūtra n Aphorismensammlung der Vedānta-Phi­lo­so­phie, von Bāda­rāyana oder Vyāsa; auch bekannt als Vedān­tasūtra. Der bekannteste Kommentar ist Shankaras Brahmasūtrabhāshya.

Brahmavādin m ein Lehrer des vedischen Wissens, ein Seher oder Weiser.

Brahma-Vaivartapurāna [brahmavaivartapurāṇa] n eines der jüngsten der 18 Purānas, enthält Gebete und Anrufungen an Krishna und einen Bericht seiner Liebschaften mit Rādhā und den Gopīs.

Brahmavid m jemand, der das Brahman kennt.

Brahmavidyā f das Wissen von Brahman; Selbstverwirklichung.

Brahma-Vidyā-Upanishad [upaniṣad] f eine Yoga-Upanishad in 111 Versen, die Themen wie Nāda-Yoga, Kundalinī-Shakti und Hamsa-Yoga abhandelt.

Brahmavihāra m Verweilen (vihāra) im Brahman. Bezeichnet eine Meditation, bei der Gedanken der Güte, des Mitgefühls, der Freude und des Gleichmuts unterschiedslos auf alle Wesen gerichtet werden.

Brahmo Samāj m „Gesellschaft der Brahmos“, eine Reformbewegung im Hinduismus, die 1828 von Ram Mohan Roy in Kalkutta gegründet wurde und Verbreitung in Bengalen und anderen Provinzen fand.

Ziel der Bewegung war es, das Leben der Hindus grundlegend zu verändern. Die Praxis der Witwenverbrennung wurde ebenso zurückgewiesen wie Opferrituale und das Errichten und Verehren von Götterbildern und Statuen. Anstelle der vielen Götter der Veden, deren Tradition nicht anerkannt wurde, sollte die Verehrung des einen Gottes treten, der im Geist verehrt wird und Gebete erhören kann, sich aber nicht in menschlicher Form inkarniert.

In den 1860er und 1870er Jahren kam es zu Differenzen unter den Brahmos, welche zu einem Schisma innerhalb der Gemeinde führten. So entstanden der Ādi Brahmo Samāj, geleitet von Debendranath Tagore, dem Vater von Rabindranath; der Brahmo Samāj of India unter der Leitung von Keshab Chandra Sen; und der Sādhāran Brahmo Samāj mit Mitgliedern, die sich von Sen lossagten. Dabei ging es jeweils um die Radikalität und die Umsetzung der Reformideen.

Der Brahmo Samāj fand in der indischen Gesellschaft nie eine signifikant große Anhängerschaft, konnte jedoch erfolgreich einige notwendige soziale Veränderungen durchsetzen. Seine Blütezeit ging vorüber mit dem Tod Rabindranaths, der den Ādi Brahmo Samāj seines Vaters unterstützt hatte.

Brihadāranyaka-Upanishad [bṛ­had­āraṇyaka-upaniṣad] f die „gro­ße Wald-Upanishad“, eine der ältesten Upanishaden. Sie lehrt, mittels einer Unterweisung des Ya­jña­valkya an seine Gattin Mai­treyī, die absolute Identität von Ātman und Brah­man und macht in Kap. IV.1-7 bereits signifikante Aussagen zum Thema Karma und Reinkarnation.

Brihaspati [bṛhaspati] m vedische Gottheit, Priester der Götter und Meister des schöpferischen Wortes, in den vedischen Texten auch oft Brahmanaspati genannt.

In späteren Zeiten ist Brihaspati ein Rishi und steht dem Planeten Jupiter vor, der nach ihm benannt wurde. Er ist auch ein Lehrer der Astrologie und Astronomie.

In den Purānas erscheint Brihaspati wiederum als Ratgeber der Götter und insbesondere Indras.

Brimhana [bṛṁhaṇa] n Weitung, Stärkung. Im Prānāyāma energetisierende Einatmung. Im Āyurveda meist in Verbindung mit Langhana genannt, als zwei komplementäre energetische Prinzipien.

Brindāvan siehe Vrindāvan.

Buddha m ein Erwachter, Erleuchteter, insbesondere auf Gautama Siddhārtha bezogen.

Gemäß einigen Quellen hat sich Vishnu in seiner neunten Inkarnation als der Buddha manifestiert, um ein Gegengewicht gegen das allzu dominante Brahmanentum und den Ritualismus zu schaffen.

Nach einer anderen Interpretation hat Vishnu in der Gestalt Buddhas eine Irrlehre verkündet, um seine wahren Anhänger zu erkennen, die sich nicht von einer falschen Leh­re irreführen lassen und im Gegensatz zu den Fehlgeleiteten nicht zugrunde gehen.

Siehe auch Buddhismus und Yoga.

Buddhāsana n die Buddha-Hal­tung, erleuchtete Haltung.

buddha – erleuchtet; āsana - Haltung.

Buddhi f Intelligenz, Weisheit, Erkenntnis, Vernunft. Im Sān­khya entsteht Buddhi als erstes und feinstes Prinzip aus der Urnatur, Prakriti, und ist das Organ der Unterscheidung und Erkenntnis, wo­raus sich als nächstes Ahamkāra, der Ich-Macher, entfaltet.

In einem bekannten Bild in der Katha-Upanishad 3.3 heißt es: „Wisse, dass der Ātman, das Selbst, der Herr der Kutsche ist, und der Körper die Kutsche; Buddhi, die Vernunft, ist der Kut­scher und Manas, das Sinnes­vermögen, sind die Zügel.“

Buddhismus und Yoga. Der Buddha war im ersten Stadium seiner Suche Schüler bedeutender Yogīs, deren Lehren er aufnahm und meisterte. Dazu gehörten Meditations- und Atemtechniken ebenso wie extreme asketische Praktiken. Doch da ihn diese letztlich nicht befriedigten, wandte er sich seinem eigenen Weg einer fortwährenden stillen Meditation zu, die ihm das Ziel der Erleuchtung brachte. In einigen Texten des Buddhismus wird er als Yogī bezeichnet, andere nennen ihn einen großen Meditierenden.

Im Laufe der Zeit haben sich Buddhismus und Hinduismus viel­fach gegenseitig befruchtet und speziell im Tantra kam es zu einem regen Austausch und parallelen Entwicklungen.

Auch viele Yoga-Anhänger unserer Zeit, besonders in den USA, suchen eine Verbindung von Yoga und Buddhismus, indem der Hatha-Yoga vor allem zur Kräftigung und Stabilisierung des Körpers eingesetzt wird, während der Buddhismus vertiefte Meditationstechniken beisteuert. Diese existieren an sich auch in der Tradition des Yoga, jedoch weniger ausgeprägt und weniger aktiv praktiziert. Das Wort „Zen“ ist eigentlich von dhyāna, Meditation, abgeleitet.

Rein philosophisch besteht eine Differenz insofern, als der Bud­dhismus das Konzept des Ātman, des ewigen und unvergänglichen Selbstes, zurückweist und stattdessen das Nicht-Selbst lehrt, Anātman. Allerdings sind solche Differenzen aus der Sicht mancher Befürworter einer Synthese nicht signifikant, da diese Begriffe nur verschiedene Bemühungen seien, das Unsagbare in Worte zu fassen.

Buddhi-Yoga m Yoga der Erkenntnis durch Buddhi, Unter-

scheidungsvermögen, wird in der Bhagavadgītā mehrfach erwähnt.

Budha adj oder m weise, klug; Weiser. Name des Planeten Merkur, der als Sohn Somas gilt. bu­dhavāra bedeutet im Sanskrit Mittwoch.

Siehe auch Navagraha.

Büffel [Skrt. Mahisha] in der Mythologie das Tragetier des Todesgottes Yama.

Bulle [Skrt. Vrishabha] der Bulle wird als Symbol der Kraft und Männlichkeit verehrt, er dient Shiva als Tragetier (Nandin).

Business-Yoga m Yoga für Geschäftsleute, wird erfolgreich unterrichtet von dem Schweden Göran Boll, zu dessen Schülern Mitarbeiter und Führungskräfte von über 150 Firmen mit zum Teil weltbekannten Namen gehörten. Boll erweckt Interesse am Yoga, indem er darauf hinweist, dass die Übungen helfen, Stress abzubauen und Energie zu tanken.

Auch die therapeutischen Effekte, wie etwa bei Rückenproblemen, werden herausgestellt. Sogar Abgeordnete des schwedischen Parlaments haben Kurse bei Boll ge­bucht, der vor seiner Tätigkeit als Yoga-Lehrer in der Wirtschaft ge­arbeitet hat.

Das Yoga-Lexikon

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