Читать книгу Hemmungslos Real | Erotischer Roman - Willa von Rabenstein - Страница 4
ОглавлениеOliver (Berlin)
»Die Welt annehmen, wie sie ist, Energie nur einsetzen, wenn Erfolg realistisch ist«, schließt Oliver seinen Vortrag. Während er seinen Laptop herunterfährt und den Beamer abschaltet, lächelt er vor sich hin. Seine Anspannung lässt langsam nach. Dieser Tag war wichtige Akquise für neue Seminare. Oliver hat sich auf dem Gebiet des Personal Coaching einen Ruf erworben. Mit nun fast fünfundvierzig Jahren ist er ein häufig gebuchter Coach. Sein Charisma kann einen ganzen Saal füllen. Gern überrascht er seine Zuhörer mit sportlichen Einlagen, um danach völlig ungerührt im Vortrag fortzufahren. Natürlich kostet ein solcher Job viel Energie. Man muss ein Gegengewicht haben, um diese zu regenerieren.
Deshalb freut sich Oliver auf einen Urlaub mit seinem besten Freund David. Jedes Jahr machen sie gemeinsam eine kleine Reise. Dieses Mal geht es in die Schweiz zum Skilaufen.
»Die Welt annehmen« – das hatte Oliver früh gelernt. Sein Vater war Offizier gewesen und während eines Auslandseinsatzes zu Tode gekommen. Als er vierzehn war, starb seine Mutter. Es blieb ihm nichts übrig, als den Verlust anzunehmen. Die Großmutter hatte ihren Mann, der als General im Afrikakrieg diente, früh verloren. Auch sie nahm ihr Schicksal mit großer Disziplin an. Nach dem tragischen Unfall des Vaters lebten sie alle zusammen im Haus der Großmutter. Anders als seine Geschwister, war Oliver gern allein. Oft wanderte er stundenlang durch den Wald. Zu Bäumen entwickelte er schon als Kind eine besondere Zuneigung. Er berührte und streichelte sie, er legte sein Gesicht an die Rinde, umarmte den Stamm und glaubte, dabei zu spüren, wie die Kraft des Baumes in ihn überfloss. Natürlich sprach er damals mit niemandem über diese Erfahrung. Es wäre peinlich gewesen und womöglich hätten sie ihn für einen Spinner gehalten.
Im Zusammensein mit gleichaltrigen Freunden war Oliver eher ein Raufbold, immer fröhlich und immer zu Streichen aufgelegt. Seine intuitive und spirituelle Seite behielt er für sich. Er tankte Kraft und Zuversicht in der Natur und beim Sport. So überraschte es niemanden, als er sich nach dem Abitur bei der Bundeswehr verpflichtete. Oliver wurde Fallschirmjäger. Die anschließende Ausbildung zum Einzelkämpfer passte zu seinem Naturell. Ganz auf sich gestellt, eins mit der Natur, fühlte er sich am wohlsten. Sein beruflicher Aufstieg gestaltete sich so mühelos, wie er sein Leben akzeptierte. Oliver sah positiv und realistisch auf seine Möglichkeiten und ging als Dozent an die Führungsakademie der Bundeswehr zurück. Mit Männern konnte er gut umgehen. Das gesellschaftliche Leben als Offizier machte ihm Spaß. Was für ihn wichtig war, die Frauen machten es ihm leicht. Nahezu durchgehend hatte er Verhältnisse oder Affären, zuweilen mit mehreren gleichzeitig. Oliver nahm Beziehungen niemals ernst. Einmal wäre es fast schief gegangen.
Auf einer Feier im Hause des Generals, hatte dessen Ehefrau ihm deutliche Avancen gemacht. Sie war groß und schlank gewachsen und mit beträchtlicher Oberweite ausgestattet. Ihr Dekolleté zeigte mehr, als gut war. Das dunkelbraune Haar trug sie kurz und knabenhaft geschnitten. Mit ihren stahlblauen Augen hatte sie Oliver angefunkelt und spöttisch lächelnd herausgefordert.
»Herr Oberstleutnant, ich habe gehört, dass Sie sehr an Schönem interessiert sind. Darf ich Ihnen etwas zeigen, das Sie erfreuen wird?«, fragte sie.
»Gern, gnädige Frau«, hatte Oliver vorsichtig geantwortet. Er konnte diese Frau noch nicht einschätzen und war auf der Hut.
»Dann lade ich Sie zu um 21:30 Uhr in den ersten Stock ein. Es ist die Tür am Ende des Flurs. Bitte treten Sie ein, ohne zu klopfen. Achten Sie jedoch darauf, dass niemand Sie sieht oder Ihnen folgt.«
»Wie spannend! Ich werde da sein«, hatte Oliver versprochen.
Er genoss den Abend, betrieb Konversation, scherzte mit den Damen, wie üblich. Nach einem taktischen Gespräch mit dem General, zog er sich geschickt zurück und erreichte pünktlich das Zimmer am Ende des Flurs. Schon beim Eintreten schlug ihm der schwere Duft eines orientalischen Parfüms entgegen. Kerzen brannten und tauchten den Salon in warmes Licht.
»Bitte verschließen Sie die Tür«, kam die Anweisung der Generalsgattin aus dem hinteren Bereich.
Oliver schloss ab, drehte sich um und genoss den Anblick, der sich ihm bot. Auf einer Chaiselongue, die mit einem riesigen schwarz-glänzendem Fell bedeckt war, lag die Frau des Generals. Sie trug einen Hauch von nichts, ein Unterkleid aus cremefarbener Seide, das ihren perfekten Körper zur Geltung brachte.
»Nehmen Sie sich etwas zu trinken, Herr Oberstleutnant«, raunte sie ihm erfolgsgewohnt zu.
Offenbar hatte sie selbst dem Champagner schon reichlich zugesprochen, denn ihre Wangen glühten. Da hatte sie sich nun aber in Oliver gründlich verschätzt. Er war keiner, der die Führung anderen überließ. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, kniete vor der Chaiselongue nieder, erfasste ihre Füße und bedeckte sie mit Küssen. Dann begann er, an ihren Zehen zu lecken. Wie Stromschläge durchzuckte, was er tat, ihren Körper. Sie schloss die Augen und begann leise zu stöhnen. Langsam arbeitete Oliver sich an den Innenseiten ihrer Beine hoch. Er leckte und saugte, massierte das feste Fleisch mit seiner Zunge. Die Dame genoss es. Ab und zu stöhnte sie auf und ein Zittern überflog ihren schönen Körper. Oben angekommen, verwöhnte Oliver das blank rasierte Geschlecht. Er umkreiste Klit und Schamlippen mit seiner Zunge, saugte und leckte daran, sanft und immer fester. Dann entzog er sich plötzlich, zögerte, bis die Frau bettelte, er möge weitermachen.
Sie wurde immer unruhiger, streckte ihm ihren Unterleib entgegen, forderte: »Mehr! Bitte!«
Oliver folgte dieser Bitte gnädig. Er nahm seine Finger zu Hilfe. Während er nun kräftig ihr Geschlecht saugte, massierte er den Eingang zum Paradies. Ab und zu ließ er neckend einen Finger hineingleiten. Plötzlich versteifte sich ihr Körper und sie begann heftig zu atmen. Es folgte ein leises Wimmern, während Oliver ihren pulsierenden Orgasmus spüren konnte. Er streichelte sanft über den zuckenden Körper.
Als sie langsam zur Ruhe kam, nahm er sich ein Glas Champagner und sagte charmant: »Gnädige Frau, ich bedanke mich und trinke auf Ihr Wohl.«
Beide lächelten einander zu. Sie unterhielten sich und stellten fest, dass sie es gern taten.
Es war wohl eine Stunde vergangen, als es plötzlich klopfte. »Helena, wo bleibst du?«, wollte der General mit ungeduldiger Stimme wissen.
Rasch löschten sie die Kerzen und ließen Champagner und Gläser im Kleiderschrank verschwinden.
»Helena, bitte!«, drängte er nun heftiger.
»Moment, Carl«, rief sie, »ich komme schon!« In Windeseile hatte sie sich ihr Kleid wieder angezogen und war sich mit den Fingern ordnend durch die Frisur gefahren.
Oliver hatte sie wortlos in die Abseite geschickt, in der Reisegepäck aufbewahrt wurde.
»Ich komme ja schon, Carl. Was gibt es?« Sie öffnete die Tür.
»Wo bleibst du, Helena, die Gäste wollen sich verabschieden«, sagte er vorwurfsvoll.
»Ich komme«, antwortete sie nun wieder gelassen. »Mir geht es schon besser. Wieder der Kopf – du weißt ja ...«
Und während die beiden zurück zu ihren Gästen gingen, zog Oliver es vor, sich über den Balkon nach unten in den Garten herabzulassen. Unbemerkt und gut gelaunt betrat er das Haus und mischte sich wieder unter die Gäste. Dieses Abenteuer hätte bös ins Auge gehen können.
Den Wunsch, eine Familie zu gründen, hatte Oliver nie. Immer aber das Bedürfnis nach guten Beziehungen. Seine charmante, fröhliche Art, und nicht zuletzt sein austrainierter Körper, kamen bei Frauen stets gut an. Und derer hatte es viele gegeben.
Heute zog sein Leben wieder einmal im Geiste an ihm vorüber. Er war zufrieden. Alles war so, wie es sein sollte.
Nach Jahren endlos wechselnder Beziehungen hatte Oliver nun das erste Mal das Gefühl, sich näher auf eine Frau einlassen zu wollen. Sie war ihm beim Besuch eines Konzertes aufgefallen. Groß, schlank und blond. Sie hatte in der Pause an einer Säule gelehnt, ein Wasser getrunken. Sie war allein. Ihr Blick schweifte ruhig über die anderen Besucher. Sie schien zufrieden, nichts zu suchen. Und sie gefiel ihm.
Oliver hätte es plump gefunden, sie hier in der Pause anzusprechen. So ging er zurück zu seinem Platz. Wenn es sein sollte, würde er sie später treffen.
Nach Ende des Konzertes sah er sie am Straßenrand nach einem Taxi winken. Ohne große Umschweife sprach er sie an und lud sie ein, vor der Heimfahrt noch ein Glas Wein mit ihm zu trinken. Freundlich schaute sie ihn an. Sein Vorschlag kam offenbar nicht überraschend, denn wie sie ihm später erzählte, hatte Sie schon in der Pause damit gerechnet, dass er auf sie zukommen würde. Sie sah sein lächelndes Gesicht, seine strahlenden Augen und gab ihm die Hand. »Wilhelmina Berg. Ich freue mich.«
Seit diesem Abend vor drei Wochen hatten sie sich mehrfach getroffen. Beide waren erstaunt und beglückt, wie viel sie gemeinsam hatten. Sie genossen ihre Gespräche, und auch, gemeinsam zu philosophieren. Seit diesem Abend hatten sie noch immer nicht miteinander geschlafen. Ein Novum in Olivers Leben.
Für Oliver eine ungewöhnlich lange Zeit des Wartens. Noch nie zuvor hatte es Wochen gedauert, bis er eine Frau im Bett hatte. Wilhelmina war anders. Ihre Ernsthaftigkeit war ihre Basis für alles oder nichts. Auf Spielchen würde sie sich nicht einlassen. So würde er geduldig abwarten, bis sie das Zeichen gäbe. Und es entwickelte sich großartig!
Immer wieder nimmt sie seine Phantasien auf und macht sie später zum Inhalt eines Abends. Immer wieder verführt er sie in seiner Fantasie durch seine charmante Art. Zwei Seelenverwandte, die auch körperlich aufs Beste harmonieren müssten. Er ist gespannt, ob es so kommen wird, wie er es sich in seinen Vorstellungen erträumt. Trotz diesen intensiven Empfindungen lassen Oliver und Wilhelmina einander den nötigen Raum, fühlen sich beide weder beengt noch fremdbestimmt. Er hat den Eindruck, dass sie beide äußerst vorsichtig sind, weil es ihnen wirklich wichtig ist.
Der bevorstehende Skiurlaub mit seinem Freund David wird die erste Trennung bedeuten. Oliver ist entschlossen, sich durch diese neue mögliche Lebensperspektive nicht beeinflussen zu lassen, fragt sich aber doch, ob er so etwas wie Sehnsucht spüren wird. Ein Gefühl, das er in Bezug auf eine Frau nie kannte. Noch nie zuvor hat er sich derart zu einer Frau hingezogen gefühlt. Noch nie zuvor hat er eine Frau nicht mehr gehen lassen wollen. Er wünscht sich, Wilhelmina würde bleiben.