Читать книгу Hemmungslos Real | Erotischer Roman - Willa von Rabenstein - Страница 5
ОглавлениеHanna (Warschau)
Erschöpft kommt Hanna gegen 16:30 Uhr nach Hause. Von dem herrlichen Wetter hat sie den Tag über wenig mitbekommen. Jetzt verzieht sich die blasse Wintersonne schon hinter den Häusern. Die Luft ist diesig und es sind minus drei Grad. Beim Ausatmen bildet sich ein leicht frostiger Film auf ihrem Schal, den sie sich bis hoch vor den Mund gewickelt hat. Vorerst war das der letzte Tag in der Uni für Dr. Hanna Kaminsky, Spezialistin für italienische Maler und Bildhauer des Frühbarocks.
Der Lehrauftrag an der Universität in Warschau ist nicht gerade üppig dotiert. So freut sie sich jedes Mal, wenn sie für Fotostrecken gebucht wird. Hanna hat mittelblondes, langes Haar und grüne Augen. Bei einem Meter achtzig hält sie ihre sechsundfünfzig Kilo durch regelmäßiges Balletttraining.
Ihre Beziehung mit Czabor, einem Sohn aus adliger polnischer Familie, ist Weihnachten zu Ende gegangen. Eine Verbindung mit zu wenigen Gemeinsamkeiten. Vor allem seine sexuellen Vorlieben konnte Hanna nicht teilen.
Schon mehrmals hatte er sie gebeten, doch einmal eine Freundin einzuladen und ihn zuschauen zu lassen, wenn sie es mit ihr trieb. Trotz einiger homoerotischer Erfahrungen hatte Hanna nicht das Bedürfnis, diese vor den Augen ihres Freundes zu wiederholen. Czabor nannte sie »Spießerin« und maulte.
In der Vorweihnachtszeit besuchte Hanna ihre Babka auf dem Lande. Sie hatte die Absicht, eine Woche zu bleiben, denn ihre Großmutter und sie hatten sich immer viel zu erzählen. Zufällig bekam sie während dieser Zeit aber ein Angebot für eine Fotostrecke, sodass sie zwei Tage früher nach Warschau zurückfuhr.
Schon im Treppenhaus wunderte sie sich über die Musik, die aus ihrer Wohnung drang. Der Bolero von Ravel war sonst nicht Czabors Lieblingsmusik, schon gar nicht in dieser Lautstärke. Sie betrat die Wohnung. Ohne den Mantel abzulegen, ging sie schnurstracks der Musik nach. Die Wohnzimmertür stand weit offen, sodass Hanna gar nicht hineingehen musste, um zu sehen, was sich dort abspielte. Auf dem Tisch standen drei Champagnergläser, eine Flasche steckte verkehrt herum im Kühler, eine weitere Leere daneben. In ihrem großen Ohrensessel saß Czabor mit geöffneter Hose und bearbeitete rhythmisch sein pralles Glied. Dabei glotzte er mit glasigen Augen auf den Teppich vor dem Kamin. Hanna folgte seinem Blick und erstarrte. Auf ihrem chinesischen Seidenteppich räkelten sich zwei Frauen von beträchtlicher Körperfülle.
Eine kniete, reckte der anderen ihr Hinterteil auffordernd entgegen und feuerte sie an: »Mach’s mir, ja, tiefer!« Dabei schaukelten ihre großen Titten kräftig hin und her.
Die Korpulentere der beiden hatte sich einen Dildo umgeschnallt und fickte damit den Anus ihrer Gespielin im Rhythmus des Bolero. Sie hatte deren Arschbacken gepackt und riss sie im Takt ihrer Stöße zu sich heran. Das schmatzende Geräusch des offenbar gut eingefetteten Dildos grub sich Hanna ins Ohr. Das Bild der fickenden Frauen und ihres wichsenden Freundes ebenso. Wortlos verließ sie die Wohnung. Diskussionen fand Hanna unnötig. Sie teilte Czabor knapp mit, dass sie ihn verlassen würde und keine Aussprache wünsche.
Schon am nächsten Morgen orderte sie einen Möbeltransporter, der ihre Lieblingsstücke und Kleider abholte. Czabor war nicht im Hause. So konnte sie in aller Ruhe zusammenpacken, was ihr lieb war. Alles, was mit ihm zu tun hatte, entschied sie, dort zu lassen. Sie brachte ihre Habseligkeiten fürs Erste bei der Babka unter. Eine neue Wohnung in Warschau zu suchen, würde Zeit brauchen.
»Das machst du richtig, Kind«, bestärkte sie die Großmutter. »Wie wäre es, wenn du nach dem Job ein wenig abschaltetest? Gönn dir ein paar Tage Urlaub, bevor du neu planst. Die Semesterferien sind lang. Du hast alle Zeit der Welt.«
Hanna umarmte ihre Babka. »Du bist die Beste«, sagte sie aufgewühlt, »du bist wirklich ein Geschenk!«
»Ich bin deine Großmutter, und wir Frauen müssen zusammenhalten, mehr nicht«, war die Antwort. Und genau so meinte sie es auch. »Geh Skifahren, mein Kind. Das hat dir immer gutgetan. Schnee klärt den Kopf.«
Hanna musste nicht lange darüber nachdenken. Sie rief sogleich das Reiseunternehmen an, das immer ihre Flüge zu den Modenschauen organisierte. Sie entschied sich, nach Davos zu fliegen. Ein Luxushotel. Das musste es dieses Mal sein. Das brauchte sie jetzt, nach dem Entschluss, ihr Leben wieder einmal neu zu beginnen.
Wann würde es mal der Richtige sein? Wann würde endlich einer kommen, der sie wirklich liebt und den sie lieben kann? Das Gefühl des Andersseins begleitet Hanna schon immer. Noch nie hat ein Mann sie in ihrer Zartheit und Komplexität verstanden. Immer wollten sie die schöne Frau, immer war sie Trophäe. Mit ihrem Intellekt konnte bisher keiner so recht etwas anfangen. Zu schlicht waren die Kandidaten.