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4. Beten – Gott probieren

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Der Kern: Wo »Gott sich mehr mitteilt«

Einer der aussagekräftigsten Briefe zum Beten ist das Schreiben von Ignatius vom 20. September 1548 aus Rom an den Herzog Francisco de Borja, Herzog von Gandía. Er wird später selbst Generaloberer der Jesuiten sein. Die wohl wichtigste Botschaft lautet: Wenn es auch verschiedene Gebetsstufen gibt, »so ist doch für jegliches Individuum derjenige Teil viel besser, wo Gott unser Herr sich mehr mitteilt« (BU 248). Dieses Wort trifft ins Zentrum. Im Beten geht es zunächst und zuletzt nur um das eine, man könnte biblisch sagen »das eine Notwendige«, um die Mitteilung Gottes. Und wie und wann sich Gott dem Einzelnen mitteilt, das ist erstlich und letztlich seiner Initiative zu verdanken.

Auf einem der Höhepunkte seines Exerzitienbuches – in der »Betrachtung, um Liebe zu erlangen« (EB 230–237) – bringt Ignatius zum Ausdruck, dass die Liebe darin besteht, sich einander mitzuteilen. Gott ist für ihn ein ganz und gar mitteilsamer Gott: Er gibt sich in der ganzen Schöpfung, in allen guten Gaben, in aller Befreiung und Erlösung, im Geschenk von Hoffen – Glauben – Lieben. Und darin, so Ignatius, wolle Gott nur zeigen, wie der »Herr sich mir … zu geben wünscht, so sehr er kann« (EB 234). Gott gibt sich dem Menschen im gottmenschlichen Maß, könnte man sagen. Und dies allein erfüllt den Menschen: »Gib mir nur Deine Liebe und Gnade, das ist mir genug« – »Ésta me basta« (EB 234).

Aufmerksamkeit auf Gottes-Kontakte

Aus dem Gesagten wird deutlich, dass nichts so wichtig und hilfreich ist auf dem Gebetsweg, als sich in einer Besinnungszeit zu fragen und hinzuspüren: Wo ist Gott? Wie teilt er sich mir mit? Wann habe ich eine Ahnung von ihm bekommen? Wann vielleicht mit ihm gekämpft? Wie suche ich nach ihm? Und man kann noch fundamentaler fragen: Wer ist Gott? Wer ist Gott für mich? Als wer hat er sich mir offenbart? Habe ich einen Namen für Gott? Oder viele?

In einem anderen Brief an Francisco de Borja gibt Ignatius eine universale Suchrichtung auf Gott hin an. Er ist überzeugt, »dass die Personen, die aus sich herausgehen und in ihren Schöpfer und Herrn eintreten, ständige Hinwendung, Aufmerksamkeit und Tröstung erfahren und das Verspüren, wie unser ganzes ewiges Gut in allen geschaffenen Dingen ist, indem es allen das Sein gibt und sie durch sein unendliches Sein und seine Gegenwart darin bewahrt« (BU 104).

Gebetswege ausprobieren

Die grundlegende Botschaft über das Beten – schau, wo sich dir Gott am meisten mitteilt – birgt in sich unmittelbar eine zweite: Lass dich darauf ein, Beten auszuprobieren: »Damit nun mittels seiner göttlichen Gnade diesen Weg zu finden, hilft es sehr, auf viele Weisen zu suchen und zu probieren, um auf dem Weg zu wandeln, der einem mehr erläutert wird: der glücklicher und seliger in diesem Leben ist …« (BU 248).

Dies kann zunächst einfach heißen, sich Fragen zu stellen: Wie schaut mein Beten aus? Welche Weisen des Betens kannte ich bisher? Wie ging es mir damit? Was habe ich aufgegeben und warum? Wie wurde ich weitergeführt? Spüre ich eine Lockung zu einer Weise des Betens? Stieß ich auf eine Gebetsgruppe, fand ich ein hilfreiches Buch?

Es gibt viele Namen und viele verschiedene Gebetsweisen: das gereimte Nachtgebet aus der Kinderzeit, liturgische Gebete, das Vaterunser, das Jesusgebet, Schriftmeditation, Loben-Danken-Bitten, das freie Herzensgebet, Stoßgebete, schweigendes Dasein, wortarmes Beten, kontemplatives Beten, Atemgebet, Rosenkranz usw. Ignatius selber war ein großer »Ausprobierer«, einer, der Experimente mit seinem Leben und dem Beten machte bzw. wahrnahm, dass etwas in ihm wachsen wollte. Wachsam wahrnehmen, was werden will, könnte ein gutes Leitwort sein.

Von der »Leichtigkeit, Gott zu finden«

Ein fast atemberaubendes Zeugnis von seiner Gottessuche findet sich bei Ignatius am Schluss seines »Bericht des Pilgers«. Wenige Jahre vor seinem Tod, der ihn im Alter von 65 Jahren ereilte, erzählt er, es habe »seine Andacht immer mehr zugenommen, das heißt die Leichtigkeit, mit Gott in Verbindung zu treten, und diese sei jetzt größer als je sonst in seinem ganzen Leben. Immer und zu jeder Stunde, wann er finden wollte, könne er Ihn finden« (BP 99).

Ermutigt dieses Zeugnis? Verführt es dazu, skeptisch zu denken, dies sei eben etwas für Heilige, aber nicht für uns Allerweltschristen? Oder lädt dieses Zeugnis dazu ein, Gottes Nähe nicht nur im Schweren, im Gotteskampf zu suchen? Vielleicht ist er auch im Leichten? Im Leisen? In einem zarten Anhauch? Im Allerleisesten in mir? Hat er sich uns nicht schon gegeben? Heißt Beten vielleicht auch: lauschen auf den leisen Pulsschlag des Herzens? Auf Gottes Stille in allem Lauten?

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