Читать книгу Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts - William Bengston - Страница 11

3. Durchbruch und Wendepunkt

Оглавление

Die Weltanschauungen einer Epoche haben sich in der darauffolgenden Ära als Absurditäten erwiesen und die Dummheiten von gestern wurden zu den Weisheiten von morgen.

SIR WILLIAM OSLER (berühmter kanadischer Arzt am Johns Hopkins Hospital in Baltimore)

Auch nachdem ich im Januar 1972 mit meinem Magisterstudium in Soziologie an der St. John’s University in Queens begonnen hatte, putzte ich nebenbei weiterhin Häuser mit Ben, sodass wir uns nahezu täglich sahen. Zwar fand ich die Vorlesungen über verschiedene Theorien, Forschungsmethoden und Statistik durchaus interessant, aber mein wirkliches Interesse galt immer noch dem, was ich gemeinsam mit Ben erlebte. Ich ahnte, dass dem Auflösen von Wolken und „Aus-der-Luft-Greifen“ von Informationen ein Prinzip zugrunde lag, das meine Vorstellungskraft überstieg. Bevor ich an den Punkt kam, an dem das Ganze möglicherweise zur Routine und somit langweilig wurde, erlebte Ben einen Durchbruch, der den weiteren Verlauf seines und zu einem großen Teil auch meines Lebens bestimmen sollte.

Wir saßen mit ein paar Freunden in Bens Wohnung, als einer von ihnen Ben einen Brief von einer Cousine in Dallas in die Hand drückte und um ein Reading bat. „Erzähl‘ mir bloß nicht mehr“, warnte Ben. „Je weniger ich weiß, umso genauere Angaben kann ich machen.“ Nach wenigen Sekunden griff er sich an Kopf. „Keine Ahnung, was da los ist, aber ich bekomme plötzlich derart massive Kopfschmerzen, das könnt Ihr euch gar nicht vorstellen.“ Er legte den Brief aus der Hand und die Kopfschmerzen verschwanden. Dann nahm er ihn wieder auf und prompt schmerzte sein Kopf erneut. Er probierte dies mehrere Male aus.

Ich schlug ihm vor, den Brief lieber nicht anzufassen, aber Ben hatte sich in den Kopf gesetzt, dass er die Schmerzen auflösen wolle. Er ging also in sein Schlafzimmer und legte sich hin, den Brief weiterhin in der Hand haltend. Etwa fünfzehn Minuten später kehrte er zu uns zurück – völlig erschöpft, aber mit triumphierendem Blick verkündete er stolz, dass er die Schmerzen habe verschwinden lassen.

Ben war mit diesem Ergebnis schon höchst zufrieden, und erst nachdem der Freund seine Cousine in Dallas angerufen und ihr von dem Reading berichtet hatte, sollte uns die Idee kommen, dass wir auf etwas völlig Neues gestoßen sein könnten: Denn offensichtlich litt die Cousine zu dem Zeitpunkt, als Ben ihren Brief in der Hand hielt, an einem Migräneanfall. Als die Schmerzen in Bens Kopf sich auflösten, geschah das Gleiche auch bei ihr. Dabei hatte Ben gar nicht die Absicht gehabt, sie zu heilen, sondern wollte lediglich die entsetzlichen Schmerzen in seinem eigenen Kopf loswerden.

Schon bei vorherigen Readings hatte Ben manchmal Informationen über körperliche Symptome bekommen, aber diesmal hatte er sie zum ersten Mal am eigenen Leib verspürt. Einmal, als er den Büchereiausweis eines besonders skeptischen Freundes von mir in der Hand hielt, legte Ben seine rechte Hand an seinen eigenen unteren Rücken: „Dein Freund Douglas hat sich etwa hier den Rücken verrenkt, und zwar erst vor Kurzem. Ich glaube, es ist passiert, als er etwas gehoben hat. Es ist nicht weiter schlimm, könnte aber chronisch werden, wenn er sich nicht darum kümmert. Außerdem sind seine Schultern verspannt, aber das ist nur nervöse Anspannung.“ Dann stellte Ben eine seiner seltenen Fragen: „Worüber macht sich dein Freund Sorgen?“

„Er heiratet bald.“

„Sag ihm, er soll es lieber sein lassen, zumindest wenn er die Anspannung loswerden will“, riet Ben. Dann wurde sein Blick wieder leer. „Und dann ist da eine Geschwulst hinter seinem linken Ohr. Das ist nichts Ernstes, auch wenn er sich Sorgen deswegen macht.“ Und nach einer Pause fügte er noch hinzu: „Ich glaube, es ist eine Talgzyste.“ Ich fragte ihn, was das sei, und er antwortete: „Keine Ahnung. Das kam mir einfach so in den Sinn.“

Da Ben sich nie danach erkundigte, ob er richtig gelegen hatte, erzählte ich ihm nicht, dass mein Freund sich einen Monat vorher beim Hochheben einer Kiste den Rücken verrenkt hatte. Als ich Douglas wenig später den Büchereiausweis zurückgab, bestätigte er die Anspannung in den Schultern. Die Geschwulst hinter seinem linken Ohr sah ich mit eigenen Augen und ein Arzt diagnostizierte wenig später eine harmlose Talgzyste …

Douglas‘ Reaktion auf Bens Diagnose war auch wieder „typisch“: Zwar erstaunte ihn die Genauigkeit von Bens Aussagen, aber er zeigte keinerlei Interesse an seinen Fähigkeiten – der „Douglas-Effekt“.


Der Brief der Cousine aus Dallas markierte den Beginn von Bens Arbeit als „Diagnostiker“. Und wie der Zufall es wollte, war ich die erste Person, die er wissentlich heilte.

Wir befanden uns in der Küche eines Kunden und legten gerade eine Putzpause ein. Da der Hausbesitzer Ben aufgefordert hatte, sich ruhig zu bedienen, lehnte er am Kühlschrank und trank einen Kaffee, während ich mit baumelnden Füßen auf der Arbeitsplatte saß und mir ein Mineralwasser gönnte. Die Geschichte mit dem Brief aus Dallas hatte sich erst am Abend zuvor zugetragen und ließ Ben immer noch nicht los: „Also, ich kriege ein Gefühl im Kopf, als habe mir jemand die obere Kopfhälfte weggepustet. Ich denke mir, dass dieser Schmerz etwas ist, was ich genauso auflösen kann wie eine Wolke, also tue ich das und es geht mir besser. Und dann höre ich, dass es der Frau mit der Migräne angeblich zur gleichen Zeit ebenfalls besser geht. Ist das was Besonderes oder lese ich da zu viel hinein?“

Ich war froh, das Wort „angeblich“ aus seinem Mund zu hören. „Man kann natürlich nicht ausschließen, dass es sich um einen reinen Zufall handelt“, antwortete ich und kam mir sehr weise vor. „Schmerzen kommen und gehen.“ Niemand wusste das besser als ich selbst: Seit rund fünf Jahren hatte ich so starke Schmerzen in meinem unteren Rücken, dass ich das Stipendium, das ich aufgrund meiner Fähigkeiten als Schwimmer bekommen hatte, aufgeben musste. Mittlerweile waren die Schmerzen chronisch geworden. Selbst längeres Stehen konnte sie auslösen. Verschiedenste Ärzte hatten meinen Rücken untersucht und weder an Knochen und Muskeln noch an den Nerven irgendetwas feststellen können. Wie vielen anderen Menschen blieb auch mir nichts anderes übrig, als mit den Schmerzen zu leben und sie durch Stretching-Übungen ein wenig zu lindern.

Während wir uns unterhielten, spürte ich, wie mein Rücken sich verkrampfte, und ich beugte mich unwillkürlich nach vorne. Ben lehnte mit seiner linken Schulter am Kühlschrank und gestikulierte mit der rechten Hand. Plötzlich zog er eine Grimasse, setzte die Kaffeetasse ab, fasste sich mit der linken Hand an den unteren Rücken und begann über Rückenschmerzen zu klagen.

Ich fragte ihn beiläufig, wo die Schmerzen denn sitzen würden. „Genau hier, unter meiner Hand. Mensch, das ist vielleicht merkwürdig. Der Schmerz kam ganz plötzlich, genau wie bei dem Brief.“ Er begann seine Taschen zu durchwühlen. Vielleicht trage ich ja irgendetwas von jemandem bei mir, der ein Rückenproblem hat.“ Er öffnete seine Brieftasche. „Hm, hier habe ich ein paar Schecks von anderen Leuten, aber ich glaube nicht, dass es das ist.“ Dann ging er aus der Küche, die Hand immer noch am Rücken: „Vielleicht ist es etwas in meiner Manteltasche.“

„Nein, du Dussel!“, rief ich ihm hinterher. „Komm zurück – ich bin das Problem!“ Trotz des unangenehmen Gefühls im Rücken war es mir heimlich eine Genugtuung, dass ich ihm diesmal zuvorgekommen war: „Und du bezeichnest dich selbst als Hellseher?!“

„Na toll“, sagte Ben. „Nun haben wir beide Rückenschmerzen. Hättest du deine Schmerzen nicht für dich behalten können?“ – „Ich weiß was viel Besseres“, sagte ich grinsend. „Warum heilst du uns nicht beide gleichzeitig?!“ – „Und wie soll das gehen?“ Ich ließ mich von der Arbeitsplatte gleiten und beugte mich über den Küchentisch. „Leg deine Hand hier auf meinen Rücken“, sagte ich. – „Warum, wozu soll das gut sein?“ – „Tu’s doch einfach!“

Also legte Ben seine Hand auf mein Kreuz. Die Stelle wurde sofort warm, dann heiß. Während die Wärme meine Wirbelsäule durchdrang, spürte ich, wie mein unterer Rücken in einem Bereich von rund 10 Zentimetern Durchmesser taub wurde, als hätte man mir ein Betäubungsmittel gespritzt. Bens Hand ruhte weiterhin auf meinem Kreuz und die Taubheit nahm langsam wieder ab, ausgehend vom äußeren Rand des Bereichs. Als Ben die Hand schließlich wegnahm, war der letzte Rest von Taubheit verschwunden. Der gesamte Vorgang hatte weniger als zehn Minuten in Anspruch genommen.

„Meine Rückenschmerzen sind weg!“, verkündete Ben. Ich stellte mich aufrecht hin, beugte mich nach vorne und nach hinten, drehte den Oberkörper zur Seite und berührte meine Zehen. „Was machst du da?“, fragte er mich. – „Ich versuche, den Schmerz zu finden.“ – „Also sind deine Rückenschmerzen auch verschwunden?“ – „Komplett!“

„Was du nicht sagst“, zog Ben mich auf, der offensichtlich zu seinem üblichen prahlerischen Auftreten zurückgefunden hatte. Wie so oft hatte im Widerstreit der gegensätzlichen Gefühle, mit denen er zu kämpfen hatte, sein selbst eingestandener Größenwahn kurzfristig die Oberhand gewonnen: Wenn überhaupt jemand heilen konnte, dann war es selbstverständlich er! – Ich fragte ihn, wie er diesmal vorgegangen sei.

„Keine Ahnung. In den vergangenen Wochen hatte ich das Gefühl, dass sich irgendetwas veränderte, ohne jedoch genau zu wissen, was. Als du mich um Hilfe batest, hatte ich so eine Vorahnung, was wohl passieren würde. Sobald ich die Hand auf deinen Rücken legte, spürte ich, wie Energie meinen Arm hinunterpulsierte. Es lief ganz automatisch – als wäre es das Natürlichste von der Welt – und ich wusste, dass dies die nächste Station auf meinem Weg sein würde.“

„Du willst als Heiler arbeiten?“ Auch wenn sich in meinem Kopf tausend Fragen drehten, machte die seltsame Traurigkeit ins Bens Augen mir klar, dass diese Fragen auf einen besseren Zeitpunkt würden warten müssen. Im Stillen wunderte ich mich, wie die Fähigkeit zu heilen ein Grund für Melancholie sein konnte statt für Freude. Aber wie immer ahnte Ben bereits etwas, was ich auf die harte Tour würde lernen müssen. Er drückte es ungefähr so aus:

„Mit dieser ‚Heilungs‘-Geschichte öffne ich die Büchse der Pandora und ich bin mir nicht sicher, ob es das wert ist. Zwischen dem reinen Mitteilen von Informationen und dem Umgang mit der Gesundheit anderer Menschen besteht ja ein riesiger Unterschied. Stell dir einfach mal vor, du könntest Schmerzen auflösen oder heilen, oder wie auch immer du es nennen möchtest. Wenn nun Menschen mit schrecklichen Krankheiten zu dir kommen, wie könntest du sie dann ignorieren? Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, schlimmste Krankheiten zu durchleben – dabei möchte ich am liebsten völlig in Ruhe gelassen werden. In Wahrheit wollen nämlich viele Kranke gar nicht gesund werden, ganz gleich, wie sehr sie das Gegenteil behaupten mögen. Sie genießen entweder die Aufmerksamkeit, die ihr Kranksein ihnen verschafft, oder sie wollen vielleicht einfach nur keine Verantwortung übernehmen. Die Menschen, die ich erfolgreich behandle, werden es mir verübeln, die Ärzte werden mich verachten und ich werde als Freak gelten …“ Leider erwiesen sich Bens Vorhersagen in allen Punkten als korrekt.

Was meinen Rücken betrifft, so kann ich berichten, dass die Schmerzen in den vergangenen 35 Jahren kein einziges Mal zurückgekehrt sind, auch wenn ich damals zunächst dachte, die Besserung sei nur vorübergehend. Obwohl ich an Sportwettkämpfen teilnahm und schwere Lasten hob, habe ich nie wieder auch nur ein Ziehen oder Stechen im Rücken gespürt. Ich würde sogar wagen zu behaupten, dass mein Rücken außerordentlich belastbar ist. Wenn irgendwer nun die Behauptung aufstellen möchte, dass meine Beschwerden bestimmt „psychosomatisch“ gewesen seien, dann ist das völlig in Ordnung. Eine Heilung ist eine Heilung ist eine Heilung.

Sobald Ben bekannt machte, dass er als Heiler tätig sein würde, mangelte es ihm nicht an Klienten. Es begann mit kleinen Wehwehchen von Freunden und Nachbarn, die wiederum anderen davon erzählten, sodass ein nie versiegender Strom an „Kunden“ da war. Zwar waren dramatische Sofortheilungen wie die meinige selten, aber es zeigte sich bei verschiedensten Beschwerden zum ersten Mal überhaupt eine Besserung.

Auch wenn Bens neue berufliche Laufbahn mich faszinierte, waren diese Fälle von Heilung in meinen Augen sozusagen gnadenlos undurchsichtig, ja „schwammig“. Das war alles irgendwie mysteriös, nichts lief kontrolliert ab. Es wäre bequem und praktisch gewesen, diese Heilungen einfach zu glauben, aber ich war nun mal Empiriker – ich musste einfach wissen, wie die Methode wirkte.

Widerwillig erlaubte mir Ben, seine Diagnosen in einer Doppelblindstudie zu testen, die ich ganz formlos am Deepdale Hospital in Little Neck durchführte. Patienten, die sich im Krankenhaus anmeldeten, wurden gefragt, ob sie freiwillig eine Karteikarte unterschreiben würden, die die Krankenschwester anschließend in zwei verschiedene, blickdichte Umschläge steckte. Am Ende hatten wir acht Umschläge. Als ich Ben später die einzelnen Umschläge zur Diagnose in die Hand gab, wusste keiner von uns etwas über die jeweiligen Patienten, noch nicht einmal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Ben lag bei allen Diagnosen außer einer einzigen richtig. Später erfuhren wir, dass auch diese korrekt war, denn beim ersten Besuch des Patienten war eine falsche Diagnose gestellt worden, die bei seinem zweiten Besuch einen Monat später korrigiert wurde.

Zwischenzeitlich hatten wir ein Erlebnis, das jegliche Zweifel, die ich vielleicht noch gehabt haben mochte, endgültig ausräumte. Ben und ich saßen mit meiner Schwester Lynn und meiner Freundin zusammen, die versuchte, den Verschluss einer Getränkedose mit einem Messer zu öffnen. „Pass mit dem Messer auf!“, warnte Ben sie just in dem Moment, als sie sich in den rechten Zeigefinger stach und eine tiefe Wunde hinterließ. Ben sprang auf und nahm ihren Finger, aus dem nun das Blut quoll, in seine linke Hand.

„Hör auf, so zu drücken!“, protestierte sie. „Das tut weh!“ Aber Ben drückte keineswegs zu und ich konnte zwischen ihren und seinen Fingern deutlich einen kleinen Abstand erkennen. „Bleib einfach still sitzen, es heilt“, beharrte Ben und behielt den Finger in seiner Hand. Zwanzig Minuten später ließ er ihn los. Die Wunde war verheilt. Kein Schnitt, keine Narbe, kein Schorf – bis auf die Blutflecke war kein Anzeichen einer Verletzung mehr zu entdecken.

Jeder lässt sich von anderen Dingen beeindrucken. Vorher hatte ich ja schon erlebt, wie Ben meinen Rücken kuriert und andere spektakuläre Heilungen erzielt hatte, aber nichts bewegte mich so tief wie das hier: zu sehen, dass der Finger meiner Freundin vor meinen Augen heilte. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos, während sie mit kreidebleichem Gesicht immer wieder über die Stelle strich, an der die Wunde hätte sein müssen, und dabei murmelte: „Ach, du lieber Gott!“ Ich glaube, selbst Ben war das Ganze nicht geheuer, denn er verabschiedete sich an diesem Abend sehr bald von uns.

Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts

Подняться наверх