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1. Eine außergewöhnliche Begegnung

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Wahrheit ist unglaublicher als Phantasie. Phantasie muss Sinn ergeben, Wahrheit nicht.

MARK TWAIN

Im Sommer 1971, als ich 21 Jahre alt war, lernte ich einen Mann kennen, der den Verlauf meines Lebens grundlegend verändern sollte. Im Mai hatte ich an der Niagara University im Staat New York meinen Bachelor-Abschluss in Soziologie gemacht. Leider hatte ich keinerlei Vorstellung davon, wie es nun weitergehen sollte. Um Zeit zu gewinnen, nahm ich erst einmal einen Job als Rettungsschwimmer an, wie ich es bereits in den Sommern zuvor getan hatte – diesmal in einem neuen Schwimmbad in Great Neck auf Long Island. Rückblickend gesehen war das wohl genau der richtige Zeitpunkt, um meinem Leben eine entscheidende Wende zu geben.

Eines Nachmittags machte mich eine meiner Kolleginnen auf einen Mann aufmerksam, der auf dem Pool-Deck saß und den sie ein wenig spöttisch als Hellseher bezeichnete. Das weckte meine Neugier und ich beschloss, in meiner nächsten Arbeitspause Bekanntschaft mit ihm zu schließen. Zur damaligen Zeit fand ich übersinnliche Fähigkeiten durchaus interessant, legte jedoch in Bezug auf Menschen, die behaupteten, sie zu besitzen, eine gesunde Skepsis an den Tag. Als Jugendlicher hatte ich mehrmals vom bevorstehenden Tod mir bekannter Menschen geträumt. Da diese Träume sich im Nachhinein als zutreffend erwiesen, las ich einige populärwissenschaftliche Bücher über paranormale Phänomene, die größtenteils nette Anekdoten enthielten und mich nicht sonderlich beeindruckten.

Bennett Mayrick, der Mann, den ich im Schwimmbad kennenlernte, war dunkelhaarig und braun gebrannt, hatte eine nicht ganz gerade Nase und leichtes Übergewicht. Er war etwa 1,90 Meter groß und ich schätzte sein Alter auf rund 50 Jahre. Obwohl ich noch nie einen Menschen mit paranormalen Fähigkeiten getroffen hatte, war ich sicher, dass er übertriebene Behauptungen von sich geben, die Werbetrommel für sich selbst rühren und seine angebliche Gabe vermarkten würde. Das Gegenteil war der Fall. Als wir während einiger meiner Arbeitspausen ins Gespräch kamen, erklärte er mir klipp und klar, dass er seine Fähigkeiten nicht zu geschäftlichen Zwecken einsetze und diese ohnehin erst vor Kurzem entdeckt habe. Weit davon entfernt, mich überzeugen zu wollen, sprach er mit einer leisen, tiefen Stimme und wirkte so, als ob mein Interesse ihn verwunderte. Es handelte sich bei ihm zweifelsfrei nicht um jemanden, der mir etwas verkaufen wollte. Stattdessen spürte ich seine tiefe Zwiegespaltenheit in Bezug auf seine Fähigkeiten, die ihm ebenso aufregend wie bedrohlich erschienen.

Acht Monate zuvor war Ben Gast auf einer Party gewesen, bei der zur Unterhaltung der Gäste auch eine Hellseherin auftrat. Nachdem jeder einen persönlichen Gegenstand in eine Kiste gelegt hatte, zog sie einen nach dem anderen hervor und versuchte, zu jedem Besitzer etwas Persönliches zu berichten. Nach einigen dieser Readings forderte die Hellseherin aus unerfindlichen Gründen Ben auf, er möge einen Gegenstand wählen und eine Geschichte dazu erzählen. Zwar protestierte er und sagte, er glaube nicht an so etwas, aber sie bedrängte ihn so lange, bis er einen Ring nahm, ihn auf seine Handfläche legte und zu seiner eigenen Verblüffung erklärte, der Besitzer habe vor Kurzem die Arbeitsstelle gewechselt. Noch erstaunter war er allerdings, als sich diese Aussage als richtig entpuppte. Wie er berichtete, nahm er daraufhin weitere Gegenstände in die Hand und die Geschichten wurden immer ausführlicher. Jedes Mal stimmten die Details.

Obwohl mich seine Geschichte nicht sonderlich überzeugte, bohrte ich nach und fragte, ob er visuelle Bilder empfangen habe. „Nein“, antwortete er. „Ich habe einfach das Erste herausgeplappert, was mir einfiel, und kam mir dabei ziemlich idiotisch vor!“ Er kannte nur wenige der bei der Party Anwesenden und vermutete schließlich, dass alle, einschließlich der Hellseherin, sich einen Scherz mit ihm erlaubt hatten.

Fest entschlossen, dem Ganzen die Krone aufzusetzen, nahm Ben als Nächstes eine Armbanduhr in die Hand und erzählte eine detaillierte Geschichte über eine Affäre, die der Besitzer hatte, einschließlich einer Beschreibung der Geliebten des Mannes und der Orte, wo die beiden sich getroffen hatten. „Plötzlich lief einer der Partygäste rot an und schien völlig aus der Fassung zu geraten“, berichtete Ben. „Später nahm mich ein anderer Gast beiseite und fragte mich, wie ich von der heimlichen Affäre habe wissen können. Offenbar entsprach alles, was ich gesagt hatte, bis ins Detail der Wahrheit.“

Einer skeptischen Bemerkung meinerseits kam Ben zuvor, indem er sagte: „Ich war fest davon überzeugt, dass mich der Gastgeber am nächsten Tag anrufen und mir lachend erklären würde, dass man mich hereingelegt habe. Stattdessen riefen mehrere Gäste an und fragten, woher ich meine Informationen hätte. Sie dachten, die Hellseherin und ich steckten unter einer Decke …“ Spätestens jetzt war ich davon überzeugt, dass der Typ entweder enorm übertrieb oder unter Größenwahn litt. Kein Hellseher versprach je eine Trefferquote von 100 Prozent. Gleichzeitig verblüffte mich, wie nonchalant Ben in Bezug auf seine Aussagen zu sein schien und wie wenig es ihn interessierte, ob ich ihm glaubte oder nicht.

Ich fragte ihn, ob er bereit sei, für mich ein Reading zu machen. Erneut überraschte er mich. Anstatt der von mir erwarteten Ausflüchte erhielt ich die ironische Antwort: „Klar. Gib mir irgendetwas. Vielleicht liege ich ja endlich mal daneben.“ Ich gab ihm meine Geldbörse, fest entschlossen, keine weiteren verbalen oder visuellen Tipps zu geben. Wieder war er mir einen Schritt voraus: „Erzähl mir nichts über dich. Je weniger ich weiß, umso besser funktioniert es.“

Während er meine Geldbörse in der linken Hand hielt, führte er mit der rechten eine Zigarette zum Mund. Seine Augen – dunkel, klar und von großer Tiefe – schienen ins Leere zu blicken, als er sagte: „Ich spüre Besorgnis und eine Frau, die wahrscheinlich um die Fünfzig ist. Sie hat dunkles, relativ kurz geschnittenes Haar und sie unterhält sich mit einer jüngeren Frau, die ihr ähnlich sieht – wahrscheinlich ist es ihre Tochter. Die beiden äußern sich besorgt über eine andere junge Frau, eine Blondine, die nach New York ziehen will.“

Als Ben in seiner Beschreibung innehielt, unterbrach ich ihn ungeduldig: „Es könnte sich um meine Mutter und meine Schwester handeln sowie eine Freundin von mir, die eventuell nach New York ziehen will. Aber die Beschreibung ist viel zu vage, um überzeugend zu sein und außerdem klingt das, was Sie mir erzählen, nicht wirklich nach den beiden.“

Interessanterweise versuchte er nicht, seine Aussage abzuschwächen, noch nahm er sie zurück. „Prüf es einfach nach. Das Gespräch hat gerade eben stattgefunden. In der Küche.“ Ich war nicht gerade beeindruckt und fragte: „War das alles?“ – „Mit deinem Auto stimmt was nicht.“ – „Es war gerade gestern erst in der Werkstatt. Da ist alles in Ordnung!“, entgegnete ich.

Ich gab mir keine Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen. Ein Teil von mir hatte insgeheim gehofft, dass er einen sensationellen Treffer landen würde. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass jeder, der behauptete, unfehlbar zu sein, es verdient hatte, wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht zu werden. Ich war mir mittlerweile sicher, dass Ben Mayrick zwar ein interessanter Typ war, mehr aber auch nicht.

Ben blieb ungerührt: „Du wirst sehen, dass ich recht habe.“ Ich kam mir vor, als erkläre mir jemand, mein Geburtstag sei am 14. März, während sowohl meine Geburtsurkunde als auch meine Mutter auf dem 6. Oktober bestanden. Offensichtlich war Ben fest von sich überzeugt. Teils aus Höflichkeit, teils um zu sehen, wie weit der Kerl noch gehen würde, fragte ich ihn, ob er noch über andere außergewöhnliche Fähigkeiten verfüge. Ohne auch nur im Geringsten verlegen zu wirken, stellte er die absurdeste Behauptung auf, die ich je gehört hatte: „Ich kann Wolken auflösen. Wenn ich sie eine Weile lang anstarre, lösen sie sich auf. Pass auf, ich zeige es dir!“

Natürlich wusste ich, dass einige Eingeborenenstämme behaupteten, das Wetter beeinflussen zu können, weshalb rainmaker (dt.: Regenmacher) im englischen Sprachraum eine häufig verwendete Metapher für jemanden ist, der die vorherrschende Meinung ändern kann.

„Such eine Wolke aus“, drängte mich Ben. Ich weigerte mich. Er beharrte weiter darauf: „Nun mach schon, es ist eine völlig abgefahrene Sache!“ Also deutete ich auf eine Wolke unmittelbar über uns: „Diese da.“ – Bens Augen schienen wie zuvor wieder ins Leere zu blicken. Nach 15 oder 20 Sekunden sagte er zufrieden: „Das war’s!“ Ich blickte nach oben: Die Wolke war verschwunden!

„Ist das nicht irre? Ich habe erst vor ein paar Tagen herausgefunden, dass ich das kann.“ – Ich suchte eine weitere Wolke aus – eine mittelgroße Kumuluswolke, die relativ allein am tiefblauen Himmel schwebte, und zeigte darauf: „Jetzt diese hier!“ Diesmal beobachtete ich die Wolke genau. Nach etwa fünfzehn Sekunden begann sie sich an den Rändern aufzulösen, während die Mitte langsam durchsichtig wurde. Kurz darauf war auch diese Wolke verschwunden, obwohl die anderen um sie herum unverändert blieben.

Ben grinste mich an, während ich nach einer plausiblen Erklärung suchte. Sicherlich hatte der Wind die Wolken zerstreut oder die Sonne hatte für eine optische Täuschung gesorgt. Ich bat ihn also darum, noch einen weiteren Versuch durchzuführen – fest entschlossen, meinen Sinn für Realität zu bewahren, indem ich die Daten für das nächste Experiment genau festlegte. Nachdem ich vier Wolken von ungefähr gleicher Größe gefunden hatte, die einander fast berührten, setzte ich eine Sonnenbrille auf und studierte ihre Form und Konsistenz so genau, dass ich sie heute noch zeichnen könnte. Dann bat ich Ben Mayrick, nur die Wolke unten rechts aufzulösen.

Während der nächsten 20 Sekunden schlenderte ich um den Pool und prägte mir das Bild der Wolken ein. Dabei versicherte ich mir selbst, dass alles so bleiben werde, wie ich es zuvor gesehen hatte. – „Fertig!“, verkündete Ben. Als ich wieder nach oben blickte, war die untere rechte Wolke – und nur diese – verschwunden.

Ich gab mich geschlagen und schüttelte ihm die Hand. „Das ist das Erstaunlichste, was ich je gesehen habe.“ Dann machte ich mich davon, immer noch überzeugt, dass das Ganze eine Art Trick sein müsse.

Ein paar Stunden später hatte ich den Vorfall schon nahezu vergessen und war auf dem Weg nach Hause, als ich ein furchtbares Krachen hörte und kurz darauf das Geräusch von Metall, das über Asphalt schleift. Der gesamte Auspuff meines Autos war abgefallen. Während der restlichen Fahrt in meinem Qualmwolken ausstoßenden Auto versuchte ich lauter vernünftige Gründe dafür zu finden, warum dies auf keinen Fall etwas mit Bens Aussage zu tun haben könne. Schließlich hatte er nicht explizit vom Auspuff gesprochen und ich fuhr meistens alte Autos, bei denen der Auspuff früher oder später den Geist aufgab. Das damalige Modell war ein Nova, Baujahr 1964, mit einem roten Ersatzsitz, weil das Original sich bereits in seine Bestandteile aufgelöst hatte.

Als ich schließlich zu Hause ankam, fand ich meine Familie im Garten beim Grillen. Nachdem ich meine Schwester beiseitegenommen hatte, befragte ich sie zu dem Gespräch, das Ben zwischen ihr und unserer Mutter beschrieben hatte. Sie war völlig entgeistert: „Woher weißt du das? Das war ein vertrauliches Gespräch!“ – „Und wo fand es statt?“ – „In der Küche.“

Unter normalen Umständen hätte ich mich über die Umstände und Kosten einer Autoreparatur geärgert, aber obwohl mein fahrbarer Untersatz sich auf der Fahrt zur Werkstatt anhörte wie ein Panzer, durchströmte mich ein unerwartetes Hochgefühl. Das Auto, die Wolken, das Gespräch in der Küche – Ben war es zweifelsohne gelungen, meine Aufmerksamkeit zu wecken. Ich brannte auf ein Wiedersehen, und da er und seine Familie ein Appartement in der Nähe des Schwimmbads gemietet hatten, musste ich nicht lange darauf warten. Sobald ich ihn gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Tochter am Pool entdeckte, lief ich zu ihm hin.

„Sie hatten recht“, sagte ich. „Mein Auto hatte wirklich einen Schaden und meine Mutter und meine Schwester haben tatsächlich die Unterhaltung geführt, die Sie beschrieben haben!“ Während ich dies für ein überwältigendes Eingeständnis hielt, verzog Ben keine Miene. Wie ich in der Zukunft feststellen sollte, würde er, gesetzt den Fall, ich hielte den Himmel für blau und er für grün, einfach annehmen, ich sei farbenblind.

Während meiner nächsten Pause bedrängte ich ihn mit Fragen. Woher hatte er gewusst, dass mit meinem Auto etwas nicht stimmte, ohne jedoch zu wissen, dass es der Auspuff war? Was fühlte und dachte er, wenn er seine Vorhersagen machte? – Mit der unvermeidlichen Zigarette in der Hand antwortete Ben: „Wenn ich einen Gegenstand in der Hand halte, überkommt mich der Drang, etwas dazu zu sagen, aber ich weiß im Vorhinein nie, was es sein wird. Bei deiner Geldbörse dachte ich an ein Auto und Probleme. Wenn ich sie länger in der Hand gehalten hätte, wäre mir vielleicht der Auspuff eingefallen, vielleicht aber auch nicht.“


Diese Art des Austauschs bestimmte unsere Beziehung für den Rest des Sommers. Ich verbrachte meine Pausen damit, Ben Gegenstände von Freunden in die Hand zu drücken und ihn dann zu den Antworten, die stets korrekt waren, zu befragen. Meine Neugier war geweckt und mein Interesse schmeichelte ihm. Außerdem half ich ihm dabei, ein Mysterium zu erforschen, dem er selbst ratlos gegenüberstand.

Von Zeit zu Zeit gab Ben mir spontane Readings. Er blickte dabei wie gewohnt ins Leere, aber ohne einen Gegenstand in der Hand zu halten. „Du hast das Gefühl, anders zu sein, und ich glaube, das ist auch so. Du spürst ebenfalls Dinge, die du eigentlich nicht wissen kannst. Und du glaubst, dass niemand dich so ganz verstehen kann.“

Ich wechselte das Thema. „Was halten deine Freunde von deinen Fähigkeiten?“ – „Die meisten halten das Ganze für einen Witz. Einige sagen auch, sie hätten schon immer gewusst, dass ich anders bin.“ Da Ben seine Fähigkeiten erst so spät entdeckt hatte, gerieten wir ins Spekulieren, wie viele andere Leute wohl ebenso „verdreht“ waren, ohne es zu ahnen. Eine Rettungsschwimmerin – ich nenne sie hier Amelia – stammte aus einer katholischen, irischstämmigen Großfamilie, die in meiner Nachbarschaft lebte. Schon als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass ihre ausgesprochen sympathische Mutter heimlich eine Hexe war, die sich enorm bemühte, ein normales Leben zu führen. Die Kinder waren allesamt künstlerisch veranlagt und feinfühlig. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie übersinnliche Fähigkeiten hatten. Vor allem war mir ein Erlebnis in Erinnerung geblieben, bei dem Amelia mit Tarotkarten herumgespielt hatte.

Ben führte mit Amelia eine hypnotische Rückführung durch – etwas, was ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte –, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zwei Jahre alt war. Es war faszinierend zu beobachten, wie ihre Stimme und ihre Gestik sich veränderten. Sie beschrieb unter anderem, dass sie sich verlaufen habe, und da ich mich in unserer gemeinsamen Nachbarschaft natürlich gut auskannte, wusste ich genau, wo sie war, auch wenn sie es nicht wusste.

Danach war Amelia so aufgewühlt, dass sie nichts mehr mit Ben zu tun haben wollte – wie ich später noch feststellen sollte, eine durchaus nicht unübliche Reaktion auf die verblüffende Genauigkeit seiner Angaben. Wann immer wir von da an auf diese Reaktion trafen, nannten wir sie den „Amelia-Effekt“. Damals verstörte mich diese Reaktion sehr und das geht mir auch heute noch manchmal so, auch wenn sie für mich nicht mehr überraschend kommt. Waren die Leute wirklich nicht an diesen Fähigkeiten interessiert oder fürchteten sie das, was Bens Gabe suggerierte? Spürten sie in sich etwas Ähnliches, vor dem sie instinktiv zurückschreckten? Man könnte natürlich auch die umgekehrte Frage stellen: Warum war ich so fasziniert von diesen Fähigkeiten? War Ben die Antwort auf eine innere Sehnsucht, der ich mir nur vage bewusst war?

Es waren jedoch nicht nur Bens übersinnliche Fähigkeiten, die mich im Sommer des Jahres 1971 überraschten. Auch sein Privatleben war eher ungewöhnlich und seine „berufliche“ Tätigkeit ebenso. „Ich bin eine Art Putzhilfe“, erzählte er mir. Übersetzt bedeutete dies, dass er zusammen mit einem Partner Häuser putzte – einer der vielen Jobs, die sich zufällig ergeben hatten, darunter Tätigkeiten als Arbeiter, Handelsvertreter, halbprofessioneller Basketballspieler oder professioneller Sänger. Keine Arbeit hielt er mehr als sechs Monate durch. Er verdiente gerade genug Geld, um die Miete für die Wohnung, die er mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohnte, bezahlen, ein klappriges Auto fahren und seine drei Packungen Zigaretten am Tag finanzieren zu können.

Irgendwann einmal hatte Ben einen Abschluss am Emory and Henry College in Virginia gemacht. Er hatte außerdem im Zweiten Weltkrieg bei der amerikanischen Armee gedient, wo er zum ersten Mal zu ahnen begann, dass er womöglich anders war als andere. Als ein Lastwagen, auf dem er saß, über eine Mine fuhr und explodierte, erlebte er, dass er wie in Zeitlupe in die Luft flog, einen Rückwärtssalto machte und sicher auf beiden Füßen landete – um ihn herum ein einziges Blutbad. Instinktiv wusste er, dass seine Rettung nicht normal gewesen war.

Den ganzen August des Jahres 1971 hindurch nahm meine Bewunderung für Bens Fähigkeiten zu. Als das Schwimmbad Anfang September seine Pforten schloss, hatte ich ein Gefühl von Verlust und Leere – zum einen, weil unsere Beziehung sich wahrscheinlich dem Ende zuneigte, und zum anderen, weil ich immer noch keinen Plan hatte, was ich mit meinem Leben anfangen wollte.

Völlig überraschend bot Ben mir einen Job an – offensichtlich hatte sein Putzpartner gerade die Mitarbeit beendet. Ich sagte zu. Und so nahm mein Lebenslauf die unerwartete Wendung, dass auch ich zur „Putzhilfe“ wurde.

Etwa zur gleichen Zeit beschloss ich, im Januar mit einem Magisterstudium in Soziologie an der St. John’s University in New York zu beginnen. Menschen, speziell Eltern, haben in der Regel mehr Verständnis für das exzentrische Verhalten eines Studenten als für das eines überqualifizierten Gelegenheitsarbeiters. Außerdem wusste ich wirklich nicht, was ich sonst mit meinem Leben anfangen sollte. Nachdem ich kurz mit Psychologie als Studienfach geliebäugelt hatte, fiel die Entscheidung für Soziologie. Das Verhalten von Gruppen erschien mir interessanter und wichtiger als die Frage, wie einzelne Menschen ihr Leben führen.

Bengston Energy Healing - Heilen aus dem Nichts

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