Читать книгу Gedanken schweben durch den Raum - Wilma Burk - Страница 5

Mein Ein und Alles

Оглавление

Nichts macht reicher als der Gedanke, es zu sein.

Glück ist etwas, von dem die Menschen gerne reden, von dem sie aber meinen, dass es gerade der andere besitzt

Mein Ein und mein Alles

Es war einmal ein Mädchen, das hatte einen kleinen zotteligen Hund, der sie stets begleitete, wohin sie auch ging. Spielzeug besaß sie wenig, denn ihre Eltern waren arm.

„Wie gern würden wir dir so schöne Dinge kaufen, wie andere Kinder sie besitzen“, sagten sie manchmal traurig.

Doch Evchen, das Mädchen, lachte nur: ,,Ich habe das Beste und Schönste auf der ganzen Welt, Foxi, meinen Hund, der nur zu mir gehören will.“ Für sie war dieser Hund schön. Dass er eine nicht zu erklärende Promenadenmischung war, keiner Rasse zuzuordnen, dass sein Fell zottelig und hässlich war, störte sie nicht.

Als sie wieder einmal mit ihm übermütig durch die Wiese tollte, rollte ihnen ein wunderschöner bunter Ball entgegen. Foxi erschrak und machte einen Sprung zur Seite. Doch neugierig näherte er sich ihm dann wieder, um das unheimliche Ding zu beschnuppern, das sich offenbar bewegen konnte.

Doch ein böser Ruf ließ ihn erneut zurückweichen. „Nimm deinen Köter von meinem Ball weg!“, rief atemlos ein anderes Mädchen und lief eilends heran.

Sie war die Tochter eines reichen und angesehenen Mannes in der Stadt. Sie bekam von ihrem Vater geschenkt, was sie sich nur wünschte. Sein Kind sollte auf nichts verzichten müssen. Es sollte ihm nicht so ergehen wie ihm, als er klein und seine Eltern arm waren. Da ahnte er nicht, wie reich er einmal sein würde.

Und Marie, seine Tochter, wusste stets, was sie haben wollte. Die Wünsche gingen ihr nie aus. Sobald sie ein Geschenk erhalten hatte, wünschte sie sich bereits das nächste Dabei beachtete sie das Vorhergehende nicht mehr. So lernte sie auch nie zu schätzen, was sie besaß.

Als sie jetzt sah, wie Evchen ihren Pepe in Schutz nahm und umarmte, lachte sie nur verachtend. „Was hast du für einen hässlichen Köter! Das hätte noch gefehlt, dass der meinen neuen Ball berührt.“

„Foxi ist nicht hässlich!“, lehnte sich Evchen auf.

,,Ach was? Was ist er dann? Zu Hause habe ich fünf Edelkatzen, eine schöner als die andere. Mit so was wie deinem Köter würde ich mich erst gar nicht abgeben“, spottete Marie.

Evchen aber stand zu ihrem Hund. „Du könntest mir noch etwas dazugeben, ich würde Foxi nie gegen deine vielleicht wirklich schönen Katzen eintauschen. Foxi ist mein Ein und Alles. Wenn ich ihn verliere, so habe ich alles verloren. Kannst du das von auch nur einer deinen Katzen auch sagen?“

„Du bist arm dran, wenn das alles ist, was du hast. Ich bin nicht nur auf die Katzen angewiesen. Ich habe so viel herrliches und teures Spielzeug, wie du dir in deinem Leben nicht vorstellen kannst“, beharrte Marie.

„Und um was würdest du am meisten weinen, wenn du es verlierst?“, fragte da herausfordernd Evchen, immer noch neben ihrem Pepe hockend.

„Warum? Das brauche ich nicht. Mein Vater würde mir alles wieder neu kaufen“, trotzte Marie und sah auf sie herab.

„Siehst du, auch wenn du alles verlierst, so hast du nichts verloren, weil es nichts gibt, das dir wirklich so viel bedeutet, wie mir mein Pepe. Eigentlich bist du arm dran, und ich bin reich, weil ich etwas habe, das ich liebe. Es ist mein Ein und Alles, auch wenn es nur ein zotteliger Hund in deinen Augen sein mag.“

Da schwieg Marie. Das konnte doch nicht sein, dass dieses Mädchen etwas besaß, was sie nicht hatte. In ihr begann sich Neid zu regen. Ihr Vater wollte ihr doch jeden Wunsch erfüllen, jetzt wollte sie auch genauso einen Hund haben, von dem sie sagen konnte: Er ist mein Ein und Alles.

So lief sie nach Hause und trug dem Vater ihren Wunsch vor.

Der Vater staunte: ,,Du hast fünf Katzen und willst nun einen Hund? Gut du sollst ihn haben. Aber du brauchst dich nicht mit so einem erbärmlichen Nachwuchs von Streunern abzugeben. Ich werde dir einen Hund von edler Rasse schenken.“

Da trat Marie trotzig mit dem Fuß auf. „Nein, es muss genau so ein Hund sein, wie ihn das arme Mädchen hat, genauso hässlich. Er soll ebenso mein Ein und Alles sein, wie es ihr Hund für sie ist.“

Da sah der Vater überrascht seine Tochter an. „Das, Marie, kann ich dir nicht kaufen, selbst für alles Geld der Welt nicht. Wenn er dein Ein und Alles sein soll, so kannst nur du selbst ihn dazu machen. Das aber geht nur, wenn du ihn lieb genug hast, ob er nun schön, edel oder hässlich ist“

Gedanken schweben durch den Raum

Подняться наверх