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Ein tödlicher Unfall

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Der nächste Tag. Hendrik und sein Bekannter saßen Seite an Seite bei einem Geschäftsessen in einem indischen Nobelhotel von Chennai.

Die reich mit Girlanden verzierten Tische waren überbordend mit weißen Schüsseln und Silberplatten bedeckt. Die acht Inder, zwei mit Turban, und die drei Weißen arbeiteten sich durch den Dschungel der typisch indischen Speiseangebote und jedem war anzumerken, dass er seinen Tischnachbarn, rechts oder links, gut zu unterhalten versuchte und dass das Erzählte Wichtigkeit hatte. In kurzen Abständen rollten Lacher durch den Raum, während man sich die Becher mit den Zahnstochern zureichte und die Zähne von klebrigen Resten des Geflügels befreite.

Auf seiner rechten Seite hatte Hendrik einen Engländer sitzen, der sein Leben bevorzugt mit Reisen verbracht hatte, es fiel ihm leichter, die Länder aufzuzählen, die auf seiner Reiseliste noch fehlten als die bereits bereisten. Für Hendrik war es der erste Flug nach Indien, und es handelte sich erst um die dritte Geschäftsreise im Auftrag seiner Firma. Sein Englisch war perfekt, mit keinem Akzent unterschied es sich von dem des englischen Gastes, was dieser mehrfach erstaunt kommentierte.

Plötzlich klingelte sein Handy.

Sigrid, seine Schwester, meldete sich.

Hendrik wollte sie auf später vertrösten, doch sie beteuerte, es sei wichtig.

Er entschuldigte sich bei seinen zwei Tischnachbarn, dann ging er hinaus in den Flur.

Sigrids Mitteilung war bestürzend: Sie hatte nach einer Wochenendreise zu einer Freundin ihren vierzigjährigen Mann tot in der Garage aufgefunden, wie so häufig hatte er dort mit elektrischen Geräten gearbeitet, die Diagnose der Ärzte war eindeutig: ein tödlicher Stromschlag.

Hendrik äußerte seine Betroffenheit, schließlich stotterte er ein paar Worte des Trostes und der Aufmunterung, die doch alle, wie er rasch merkte, hilflos und verfehlt waren. Sigrids Stimme, die während der ersten Sätze ein Zittern spüren ließ, kehrte in die ihm bekannte kühle, sachliche Tonlage zurück. Sie erklärte, sie bereite nun die Beerdigung vor, der Termin werde wahrscheinlich am Ende der Woche sein.

Hendrik hatte noch zwei weitere Geschäftstreffen in Indien, sie wusste es, und im Anschluss war er für eine Woche in die Villa seines indischen Geschäftsfreundes und dessen Familie eingeladen. Er hatte ihr ein Foto gezeigt: eine Prachtvilla, noch im Stil der alten Kolonialzeit erbat und ein parkähnlicher Garten mit mehreren Swimmingpools. Sie beteuerte, der Bruder solle sich seine Urlaubspläne nicht verderben lassen, schließlich handele es sich nicht um ihr Begräbnis sondern das seines Schwagers. Freilich: Wäre es ihres, sie würde über seine Abwesenheit zwecks Indienfreizeit schon etwas erbost reagieren.

Hendrik bat sie, ihm eine Frist von zwei Tagen zu lassen, in denen er seinen möglicher Weise vorzeitigen Rückflug überdenken wolle.

Drei Tage später saß er wieder im Flugzeug.

Nein, seine Schwester in dieser schweren Stunde der Beerdigung allein lassen, das kam für ihn nicht in Frage.

Schutzengel im Nahflug

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