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Das Festbankett für die Auswahlmannschaft war in so ner Kleinstadt, in Flomaton, und der Trainer hat gemeint, das is bloß ’n Katzensprung. Man hat uns in nen Bus gesetzt – fünf oder sechs aus unsrer Gegend haben nen Preis gekriegt – und hingekarrt. Es hat dann aber ein, zwei Stunden gedauert, bis wir angekommen sind, und das war ’n Bus ohne Toilette, und ich hab vorher zwei Brausen getrunken, und wie wir endlich in Flomaton waren, hab ich echt ganz dringend gemußt.

Die Fete hat in der Aula von der High school stattgefunden, und wie wir drin waren, hab ich mit ’n paar von den andern das Klo gesucht. Aber wie ich den Reißverschluß aufmachen will, geht der nich runter, weil da is ’n Hemdzipfel eingeklemmt. Wie ich ne Zeitlang dran rumprobiert hab, geht ’n netter kleiner Kerl von ner gegnerischen Schule den Trainer suchen, und der kommt mit den zwei Gorillas, und sie probieren, ob sie meine Hose nich aufkriegen. Einer von den zwei Gorillas meint, da is nix zu machen, den Reißverschluß kann man bloß auseinanderreißen. Der Trainer stemmt die Hände in die Hüften und sagt, »Glauben Sie vielleicht, ich schick den Jungen mit offnem Hosenladen aufs Podium, und am Ende hängt sein Ding raus – was meinen Sie wohl, was das für nen Eindruck hinterläßt?« Dann dreht er sich zu mir um und sagt: »Du mußt eben warten, bis das Bankett vorbei is, und dann machen wir den Hosenladen auf, okay?« Ich nick, weil ich nich weiß, was ich sonst tun soll, aber ich hab das Gefühl, das wird ’n langer Abend.

Wir gehn also in die Aula rein, und da hockt schon ne Million Menschen, und die strahlen und klatschen, wie sie uns kommen sehn. Man hat uns vor die ganzen Leute hingesetzt – an nen ewiglangen Tisch auf ’m Podium –, und meine schlimmsten Befürchtungen erfüllen sich von wegen langer Abend und so. Is mir vorgekommen, wie wenn jeder im Saal aufgestanden wär und ne Rede gehalten hätt – Bedienungen und Hausmeister inklisive. Wenn bloß meine Mami da gewesen wäre, weil die hätt mir geholfen, aber die is daheim im Bett gelegen mit der Grippe. Endlich is es dann so weit, wir sollen die Preise kriegen, so kleine goldgelbe Bälle. Wenn man unsre Namen aufruft, müssen wir zum Mikrofon gehen, uns die Preise geben lassen und »danke« sagen. Wenn einer sonst noch ’was auf ’m Herzen hat, soll er sich kurz fassen, haben sie gemeint, schließlich wollen wir nich bis zum Jahr 2000 da rumhocken.

Fast alle haben ihren Preis schon abgeholt und »danke« gesagt, und jetzt bin ich dran. Durchs Mikrofon ruft einer »Forrest Gump« – was mein Nachname is, falls ich Ihnen das noch nich erzählt hab. Ich steh auf und geh hin, und die geben mir den Ball. Ich beug mich vor zum Mikrofon und sag »danke«. Alle fangen sie an zu klatschen und rufen Bravo und stehen sogar auf.

Mir kommt’s fast so vor, wie wenn irgend jemand denen schon im voraus gesteckt hat, daß ich so was wie ’n Idiot bin, und drum wollen sie ganz besonders nett sein. Ich bin aber so was von verblüfft, daß ich absolut nich mehr weiß, was ich machen soll, und einfach stehen bleib. Dann wird’s ganz still, und der Mann am Mikro beugt sich vor und fragt mich, ob ich noch was sagen möcht. Da sag ich bloß: »Ich muß pinkeln.«

Die Leute im Publikum haben sich bloß komische Blicke zugeworfen, und ne ganze Weile hat keiner nix gesagt. Dann haben sie angefangen leise zu tuscheln, und Mr. Fellers is hergekommen und hat mich am Arm gepackt und wieder an meinen Platz befördert. Für den Rest vom Abend hat mich der Trainer böse angefunkelt, aber wie das Bankett vorbei war, isser dann doch mit mir und den Gorillas aufs Klo gegangen und hat meine Hose aufgerissen. Ich hab die ganze Schüssel vollgepißt!

»Gump«, hat der Trainer gesagt, wie ich fertig war, »du hast vielleicht ne Art, dich auszudrücken.«

Im nächsten Jahr is eigentlich nix Besondres passiert, bloß muß wohl irgend jemand rumposaunt haben, daß es ’n Idiot geschafft hat, in die Auswahlmannschaft von Alabama zu kommen. Jedenfalls sind jede Menge Briefe aus ’m ganzen Land eingetrudelt. Mami hat sie alle aufgehoben und ne Mappe angelegt. Einmal is ’n Paket aus New York City gekommen mit nem richtigen Baseball drin, wo alle New York Yankees – die komplette Mannschaft! – ihre Namen draufgeschrieben hatten. So was Tolles is mir in meinem ganzen Leben noch nich passiert! Ich hab den Ball gehütet wie meinen Augapfel, bis ich mal auf ’m Hof mit ihm rumgespielt hab, und so ’n Riesenköter schnappt ihn sich aus der Luft und zerkaut ihn. Solche Sachen passieren mir andauernd.

Dann hat mich mal der Trainer ins Büro vom Direktor gebracht, und da is ’n Mann von der Universität, wo mir die Hand schüttelt und fragt, ob ich schon mal dran gedacht hab, auf ’m College Football zu spielen. Sie haben meine Spiele »verfolgt«, sagt er. Ich schüttle den Kopf, weil an so ’was hab ich noch nie gedacht.

Wie’s aussieht, haben alle nen Heidenrespekt vor dem Mann – andauernd verbeugen sie sich und sagen Mr. Bryant zu ihm. Aber zu mir sagt er, ich soll ihn Bär nennen, und ich denk noch, das is vielleicht ’n komischer Name, bloß irgendwie sieht er wirklich aus wie ’n ›Bär‹. Trainer Fellers hat ihm verklickert, daß ich nich der Allerhellste bin, aber der Bär hat bloß gemeint, das wär bei seinen andren Spielern meistens auch nich anders, und fürs Studium könnt er mir bestimmt Nachhilfe organisieren. Ne Woche drauf geben sie mir dann nen Test mit nem Haufen bekloppter Fragen, wo ich nix mit anfangen kann. Nach ner Weile hab ich keine Lust mehr und mach gar nich mehr weiter.

Zwei Tage später holt mich Trainer Fellers wieder ins Büro vom Direktor, und der Bär is auch wieder da. Er macht nen unzufriedenen Eindruck, aber trotzdem is er nett zu mir und fragt, ob ich bei dem Test mein Bestes gegeben hab. Wie ich nicke, verdreht der Direktor die Augen, und der Bär sagt: »Tja, das is bedauerlich, der Punktzahl nach müßte der Junge ein Idiot sein.«

Jetzt schüttelt der Direktor den Kopf, und Trainer Fellers hat die Hände in die Hosentaschen gesteckt und is sauer. Sieht ganz so aus, wie wenn meine Football-Karriere an der Uni schon gelaufen wär.

Daß ich zum Football-Spielen an der Uni zu blöd war, hat die US-Army scheinbar nich besonders gestört. Es ist mein letztes Schuljahr an der High school gewesen, und im Frühjahr haben die andren alle ihre Abschlußprüfung gemacht. Ich durfte mich dann auch aufs Podium setzen, und man hat mir sogar ne richtige schwarze Robe gegeben. Wie ich an der Reihe bin, verkündet der Direktor, daß ich ’n ›Spezialdiplom‹ krieg. Ich steh auf, und auch die Gorillas stehen auf und kommen mit zum Mikrofon – wahrscheinlich damit ich nich wieder irgend ’ne Bemerkung mach wie bei der Preisverleihung. Meine Mami sitzt in der ersten Reihe und heult, und ich fühl mich echt gut, wie wenn ich richtig was geleistet hält.

Erst wie wir wieder daheim sind, erfahr ich, wieso sie dauern am Weinen is, nämlich wegen nem Musterbescheid oder so was Ähnlichem, wo von der Army gekommen is. Mir war absolut nich klar, was das Ganze soll, aber meine Mami hat’s gewußt – das war nämlich 1968, und da hat sich ’n Haufen Scheiße zusammengebraut.

Mami hat mir nen Brief vom Direktor mitgegeben, wo ich diesen Muster-Typen geben sollte, aber den hab ich unterwegs irgendwo verloren. Die haben ’n Wahnsinnstheater aufgeführt. Erst mal war da so ’n großer Neger in nem Kampfanzug, der wo nix andres gemacht hat als rumbrüllen und alle in Gruppen einteilen. Wir sind einfach so dagestanden, und der kommt her und schreit: »Die Hälfte von euch geht da rüber, die Hälfe geht dort rüber, und die andere Hälfte bleibt, wo sie is, marsch, marsch!« Alle waren ganz verdutzt und sind hin- und hergelaufen, und sogar mir is gleich klar gewesen, der Kerl is nich ganz dicht.

Man hat mich in nen Raum geführt, wo sie uns alle aufgereiht haben, und dann sollten wir uns ausziehn. Von so was halt ich eigentlich gar nix, aber die andern haben’s alle gemacht, da hab ich’s eben auch gemacht. Alles haben die bei uns angekuckt: Augen, Nase, Mund, Ohren – sogar das Geschlechtsteil. Und dann sagt jemand zu mir »vorbeugen«, und wie ich’s mach, rammt der mir den Finger in den Hintern.

Jetzt reicht’s aber!

Ich dreh mich um, schnapp mir den Sauhund und hau ihm eine auf die Birne. Plötzlich is ’n großes Tofuwabofu im Gange, und ’n Haufen Leute stürzen sich auf mich. Aber das ist ja nix Neues für mich. Ich schüttle sie ab und renn zur Tür raus. Wie ich daheim bin und meiner Mami erzähl, was passiert is, gerät sie ganz aus ’m Häuschen, aber sie sagt: »Mach dir keine Sorgen, Forrest – das kriegen wir schon wieder ins Lot.«

Denkste. Ne Woche später hält vorm Haus ’n Transporter, und ’n paar Männer in Kampfanzügen mit glänzenden schwarzen Helmen steigen aus und klingeln bei uns und fragen nach mir. Ich versteck mich in meinem Zimmer, aber Mami kommt rein und sagt, die wollen mich bloß noch mal zu diesem Musterausschuß hinfahren. Auf der Fahrt lassen die mich keine Sekunde aus den Augen, wie wenn ich ’n Wahnsinniger wär.

Dann geht’s durch ne Tür in ’n Mordsbüro, und da sitzt so ’n älterer Mann drin, wo sich total rausgeputzt hat mit ner blitzenden Uniform, und der guckt mich ganz mißtrauisch an. Ich muß mich hinsetzen und krieg mal wieder nen Test vor die Nase geknallt, der wo’s in sich hat, trotzdem er lang eich so schwer is wie der für die Football-Mannschaft auf ’m College.

Wie ich fertig bin, bringt man mich in nen andren Raum, und da hocken vier, fünf Typen hinter nem langen Tisch, und die fragen ’n Haufen Zeugs und lassen irgendwas rumgehen, was aussieht wie der Test, den wo ich eben erst gemacht hab. Dann stecken sie die Köpfe zusammen, und nachher unterschreibt einer nen Zettel und gibt ihn mir. Den nehm ich mit, und wie Mami ihn gelesen hat, isse ganz aus ’m Häuschen und weint und preist den Herrgott, weil draufsteht, daß ich ›zurückgestellt‹ bin von wegen Blödheit und so.

Ja, und dann is da in der gleichen Woche noch ne andre Sache passiert, wo nen ziemlichen Einschnitt in meinem Leben markiert. Einer von unsren Pensionsgästen is nämlich ne richtig nette Lady gewesen, wo bei der Post als Telefonistin gearbeitet hat. Miss French hat sie geheißen. Normalerweise isse nich sehr gesellig gewesen, aber einmal hat sie den Kopf durch die Tür gesteckt, wie ich am Abend an ihrem Zimmer vorbeigegangen bin – wahnsinnig heiß isses gewesen, und ’n Gewitter hat in der Luft gelegen. »Forrest«, meint sie, »ich hab heute mittag ne Schachtel Pralinen bekommen – möchtste mal probieren?«

Ich sag »ja«, und sie winkt mich in ihr Zimmer, und die Pralinen liegen auf der Frisierkommode. Sie gibt mir eine, und dann fragt sie, ob ich noch eine will, und dabei zeigt sie mit der Hand aufs Bett, und ich setz mich hin. Ich futtre bestimmt zehn oder fuffzehn Pralinen, und draußen blitzt’s und donnert’s, und die Vorhänge bauschen sich, und Miss French gibt mir nen Schubs, damit ich mich aufs Bett zurücksinken laß. Dann streichelt sie mich auf ne ganz intime Art. »Mach einfach die Augen zu«, sagt sie, »dann geht das ganz von alleine.« Dann sind Sachen passiert, wo ganz neu für mich waren. Ich kann aber nich genau sagen, was für Sachen, weil ich hab ja die Augen zugemacht. Also, meine Mami hätt mich jedenfalls umgebracht, wenn sie’s erfahren hält. Aber in Zukunft hab ich so manches ganz anders gesehen, das können Sie mir glauben.

Miss French war ne nette Lady, bloß wär’s mir eben lieber gewesen, wenn an dem Abend nich sie diese Sachen mit mir gemacht hält, sondern Jenny Curran. Leider hab ich nich die blasseste Idee gehabt, wie ich der Erfüllung von diesem Wunsch auch nur ’n bißchen näherkommen könnt, weil, so wie ich nun mal bin, isses für mich nich leicht, mich mit jemand zu verabreden – um mich mal ganz vorsichtig auszudrücken.

Aber nach diesem Erlebnis trau ich mich immerhin, meine Mami zu fragen, ob da nich doch was zu machen wär von wegen Jenny und so. Von mir und Miss French hab ich natürlich nix gesagt. Mami hat gemeint, sie kümmert sich drum, und hat am Telefon Jenny Currans Mami erklärt, um was es geht, und siehe da, wer steht am nächsten Abend bei uns vor der Tür? Niemand anders als Jenny Curran!

Richtig rausgeputzt hat sie sich mit nem weißen Kleid und ner rosaroten Blume im Haar, und nich mal im Traum is mir vorher jemand begegnet, wo so schön war. Mami hat sie ins Wohnzimmer geführt und ihr ’n Eis gegeben und hat gerufen, ich soll runterkommen, weil ich bin sofort in mein Zimmer gelaufen, wie ich gesehen hab, daß Jenny durch die Gartentür kommt. Leider hätt ich mich von fünftausend Personen auf einmal jagen lassen, als wie jetzt sofort aus meinem Zimmer zu kommen, aber Mami is raufgekommen, hat mich an der Hand genommen und runtergeführt und mir auch ’n Eis gegeben. Dann ging’s schon besser.

Mami hat gesagt, wir dürfen ins Kino, und wie wir aus ’m Haus gehen, gibt sie Jenny drei Dollar. Jenny is ganz besonders nett und redet und lacht, aber ich bin dauernd bloß am Nicken und Grinsen wie ’n Idiot. Das Kino is bloß vier oder fünf Blocks von unsrem Haus weg. Jenny besorgt die Eintrittskarten, und wir gehen rein und setzen uns, und dann fragt sie mich, ob ich Popcorn will, und wie sie dann mit den Dingern zurückkommt, hat’s schon angefangen.

In dem Film geht’s um zwei Leute, nen Mann und ne Frau, die heißen Bonny und Clyde und rauben Banken aus, und dann gibt’s da noch ’n paar andre Leute, wo auch ganz interessant sind. Aber die ballern auch dauernd rum und bringen Leute um und machen lauter so nen Scheiß. Is mir irgendwie komisch vorgekommen, daß die Leute sich einfach so totschießen, und ich hab immer laut gelacht, wenn’s wieder passiert is, und jedesmal isses mir so vorgekommen, wie wenn Jenny Curran in ihrem Sessel noch ’n Stück weiter nach unten gerutscht wär. Mitten im Film hab ich dann auf einmal gemerkt, daß sie praktisch auf ’n Boden gerutscht is, und ich denk mir, sie muß wohl irgendwie aus ’m Sitz gekippt sein. Ich will sie wieder raufziehen und pack sie mit einer Hand an der Schulter.

Aber dann hör ich, wie was reißt und guck runter und seh, daß der Jenny ihr Kleid komplett aufgeschlitzt is. Ich will sie mit der Hand zudecken, aber sie fängt an zu jammern und schlägt ziemlich wild um sich. Ich versuch sie festzuhalten – nich daß sie am Ende noch mal runterfällt oder ihr Kleid ganz verliert, und dann drehen sich auch schon Leute um und wollen wissen, was der Krach soll. Plötzlich kommt durch den Gang ’n Typ auf uns zu, wo ne starke Taschenlampe direkt auf Jenny und mich richtet, und wie sie so hell angestrahlt wird, fängt sie an zu kreischen und springt auf und läuft aus ’m Kino.

Dann stehen auch schon zwei Männer vor mir und sagen, ich soll aufstehen und ihnen ins Büro folgen. ’n paar Minuten später kommen zwei Polizisten rein und wollen, daß ich mitkomm. Wie wir beim Funkwagen sind, steigen zwei vorne ein und zwei nehmen mich hinten in die Mitte, genau wie bei Trainer Fellers und seinen Gorillas, bloß daß wir diesmal wirklich »aufs Revier« fahren. Sie führen mich in nen Raum, drücken mir die Finger auf ’n Stempelkissen, machen Fotos von mir und werfen mich ins Gefängnis. ’n ganz furchtbares Erlebnis is das gewesen. Die ganze Zeit hab ich mir Sorgen um Jenny gemacht, aber nach ner Weile is meine Mami aufgetaucht, und beim Reinkommen hat sie sich mit dem Taschentuch die Augen gewischt und die Hände ineinander verkrampft, und da hab ich gewußt, jetzt hab ich’s mir mal wieder verscherzt.

’n paar Tage später im Gericht isses dann total feierlich zugegangen. Meine Mami hat mir extra meinen Anzug angezogen und is mit mir rübergegangen, und dort haben wir nen richtig netten Mann mit nem Schnurrbart getroffen, der so ne riesige Handtasche dabei hatte und dem Richter ’n Haufen Zeugs erzählt hat, und dann haben auch noch ’n paar andre Leute – inklisive meine Mami – irgend ’nen Scheiß von sich gegeben, und am Schluß war ich dran.

Der Mann mit dem Schnurrbart nimmt mich am Arm, damit ich aufsteh, und der Richter fragt, wie das alles passieren konnte. Mir fällt nix ein, also zuck ich bloß mit den Schultern, und wie er wissen will, ob ich noch irgendwas hinzufügen möcht, sag ich eben, »ich muß pinkeln«, weil wir sitzen schon fast nen halben Tag rum, und ich platz gleich! Der Richter, wo hinter nem Mordsschreibtisch hockt, beugt sich vor und glotzt mich an, wie wenn ich vom Mars käm oder so. Der Typ mit ’m Schnurrbart sagt was zu ihm, und der Richter meint, dann soll er mich eben aufs Klo bringen. Das macht der dann auch.

Ich dreh mich noch kurz um, bevor wir rausgehen, und seh, wie meine arme alte Mami den Kopf in die Hand stützt und sich mit ’m Taschentuch die Augen wischt.

Wir kommen dann also wieder rein, und der Richter kratzt sich am Kinn und meint, das Ganze wär ›sehr sonderbar‹, aber am besten würd ich wohl meinen Wehrdienst leisten, vielleicht könnten die mich auf die richtige Bahn bringen. Meine Mami erklärt ihm, daß die Army mich nich nimmt von wegen Blödheit – aber heute morgen wär ’n Brief von der Universität gekommen, und bei denen kann ich umsonst studieren, wenn ich für sie Football spiel.

Der Richter sagt, das klingt sehr sonderbar, aber ihm soll’s recht sein, wenn ich nur meinen dicken Hintern aus der Stadt rausbewege.

Am nächsten Morgen bringt mich meine Mami mit Sack und Pack zum Busbahnhof und setzt mich in den richtigen Bus, und wie ich zum Fenster rausschau, steht sie da und heult und wischt sich mit dem Taschentuch die Augen. Also, diesen Anblick kenn ich so langsam in- und auswendig, der hat sich mir für immer ins Gedächtnis eingeprägt. Sei’s drum. Der Fahrer schmeißt den Motor an, und los geht’s.

Forrest Gump

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