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Vorwort zur deutschen Ausgabe

Das Erscheinen eines Buches im Ausland ist für seinen Verfasser stets ein großes Ereignis. Damit verbinden sich ganz unterschiedliche Empfindungen. Mit Sicherheit ist er zufrieden, dass seine Arbeit nicht nur im eigenen Land Anerkennung findet. Er ist neugierig, aber auch ein wenig besorgt. Wer einen Roman schreibt, muss sich darüber Gedanken machen, ob er Leser finden wird, ob die von ihm konstruierte Geschichte auch in anderen nationalen Kontexten interessiert. Bei populärwissenschaftlichen Büchern verhält es sich nicht ganz so. Hier spielen andere Elemente eine Rolle, da derartige Texte schließlich nicht nur aufgrund ihrer attraktiven Erzählung oder des angenehmen Stils beurteilt werden. Noch wichtiger ist die inhaltliche Seite, also die Frage, ob der Autor den Gegenstand seines Interesses erschöpfend und treffend behandelt hat. Dieser Aspekt ist heute von besonderem Gewicht, wo der Zugang zu Wissen scheinbar so einfach ist und die Suche nach Informationen per Mausklick zum täglich Brot gehört. In meinem Fall sind diese Befürchtungen keineswegs nur Koketterie. Einem deutschen Leser etwas Interessantes über die Vergangenheit seines eigenen Landes zu sagen, ist für einen Ausländer nicht einfach. Allerdings hat ein ausländischer Autor einen großen „Vorteil“, er blickt nämlich von außen, sieht also vieles ganz anders, auch wenn immer das Risiko besteht, dass das, was für ihn eine „Entdeckung“ ist, für den Leser vor Ort eine Selbstverständlichkeit ist. In meiner Arbeit als Historiker hat es mich immer besonders interessiert, die Enge des eigenen Landes zu verlassen und mich auch mit weiter entfernten Problemen auseinanderzusetzen, mit Dingen, die für einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit typisch und spezifisch sind.

Derartige Gedanken begleiteten mich, als ich vor Jahren als Pole die Irrungen und Wirrungen der tschechischen Geschichte zu verfolgen begann, und ganz ähnlich verhielt es sich bei meinem Interesse für die Geschichte von Kartographie und Geographie, das sich schon vor einiger Zeit entwickelte, während der langen Tage, die ich in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom zubrachte. Ich machte die „private“ Entdeckung, dass eine alte Karte eine faszinierende Informationsquelle sein und dass man sie wie ein aufgeschlagenes Buch lesen kann. Eine geographische Beschreibung wiederum ist eine hervorragende Quelle, die nicht nur darüber informiert, was ihr Autor sah oder wusste, sondern zugleich auch sehr viel über ihn als Mensch sagt, darüber, wie er die neue, vor allem die unbekannte Welt empfand und erlebte, und darüber, was er davon zu verstehen vermochte.

Fast das gesamte Mittelalter über hatten die deutschen Länder bei der Kartenherstellung keine besondere Bedeutung (natürlich gab es Ausnahmen wie die berühmte Ebstorfer Weltkarte), selbst die vortrefflichen Seeleute der Hanse machten kaum Gebrauch von Karten, als sie durch die engen Meere des nördlichen Europa segelten. Am Ende des Mittelalters und in der Renaissance aber holte Deutschland diesen „Rückstand“ auf und tat einen großen Schritt nach vorn. Es gab damals in den deutschen Ländern einige Zentren des geographischen und kartographischen Denkens. Der Aufstieg Nürnbergs ist dabei am spektakulärsten. Die im Binnenland gelegene Stadt, die eine landwirtschaftlich wenig bevorzugte Umgebung besaß und auch keine Universität beherbergte, wurde für Geographie und Kartographie zu einem Standort von europäischem, ja sogar von weltweitem Rang. Ich habe versucht, diese „Karriere“ der Stadt Nürnberg im Kontext der Zeit zu begreifen. Ob es mir gelungen ist, möge der Leser dieses Buches entscheiden.

Warschau, im Mai 2009

Wojciech Iwańczak

Die Kartenmacher

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