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Stefan Renner ging um den ganzen Häuserblock herum und kehrte zu dem Parkhaus zurück. Er hoffte, Bernd Schuster dadurch abgeschüttelt zu haben. Zumindest hatte er von dem Detektiv nichts mehr gesehen, sooft er sich auch blitzschnell umgedreht hatte.

Als er den Jaguar XJ genauso in der Parkbucht stehen sah, wie er ihn abgestellt hatte, atmete er erneut auf. Der dritte und letzte Stein fiel ihm vom Herzen, als ihn niemand daran hinderte, in das gestohlene Fahrzeug einzusteigen und damit das Parkhaus zu verlassen. Der Wagen war also nicht entdeckt worden.

Der Ganove beeilte sich nun, die heiße Kiste zu verstecken. Für diesen Zweck hatte er vor einiger Zeit eine geräumige Garage gemietet. Dort konnte er den Wagen stehen lassen, bis er mit Jannek handelseinig war.

Die Garage befand sich in einer abgelegenen Ecke in der Damarastraße. Zwischen Damara- und Togostraße gab es zahlreiche Häuserblocks und entsprechend auch Garagen. Hier achtete niemand darauf, wenn Renner mit immer wieder anderen Autos daherkam.

Stefan Renner fuhr trotzdem einmal eine Runde, um sicherzustellen, dass die Luft rein war. Erst dann hielt er vor der Garage, öffnete das Tor, ließ den Jaguar hindurchgleiten und verschloss es wieder.

Geschafft! Er rieb sich begeistert die Hände und ließ sie über das weiche Leder der Sitze gleiten.

Nein, für fünf Scheine gab er den nicht her. Jannek kassierte bestimmt nicht unter zwölf dafür. Also waren achttausend wohl angemessen.

Der Ganove schaltete die Innenbeleuchtung ein und nahm sich vor, am nächsten Tag den Wagen gründlich zu reinigen. Ausräumen konnte er ihn jetzt schon. Wenn das Glück schon so richtig in Fahrt war, bescherte es ihm im Handschuhfach vielleicht noch die Brieftasche des Besitzers, die standesgemäß mit großen Scheinen gefüllt sein müsste.

Dieser Wunsch erfüllte sich zwar nicht, trotzdem nahm Stefan Renner alles an sich, was das Fach enthielt, und stopfte es in eine bereitgehaltene Plastiktüte.

Es handelte sich um ein paar Straßenkarten, Zigaretten und allen möglichen anderen Kram.

Am wertvollsten erschien ihm ein goldenes Gasfeuerzeug. Das ließ sich zu Geld machen. Schade, dass ein Monogramm eingraviert war. Wer kaufte schon ein Feuerzeug mit fremden Initialen?

Stefan Renner zog den Zündschlüssel ab und stieg aus. Er freute sich über das gediegene „Plopp“, als er die Tür zuwarf.

Er umrundete den Wagen und öffnete den Kofferraum in der Hoffnung, dort auf ein paar Gepäckstücke zu stoßen.

Nur mit Mühe unterdrückte er den Entsetzensschrei.

Im Kofferraum lag eine Leiche.

Stefan Renner schloss sekundenlang die Augen. Als er sie zögernd wieder öffnete, hoffte er, dass sich der Tote als Trugbild erwies und verschwunden war.

Aber den Gefallen tat ihm der Bursche nicht. Mit weit aufgerissenen, blicklosen Augen starrte er nach oben. Er hatte dunkle, an den Schläfen leicht angegraute Haare. Sein nachtblauer Anzug verriet guten Geschmack und einen noch besseren Schneider. Der einzige Schönheitsfehler waren die Einschüsse, die nicht nur das weiße Oberhemd, sondern auch den damit bekleideten Brustkorb durchlöchert hatten.

Ein glasklarer Mord. Stefan Renner durchrieselte es eiskalt.

Noch nie hatte er etwas mit einem Blutverbrechen zu tun gehabt. Von solchen Dingen hatte er sich immer wohlweislich ferngehalten. Autodiebstahl war das eine, Mord etwas ganz Anderes.

Stefan Renner war aber nicht so naiv, sich einzubilden, dass ihn der fremde Tote nichts anging, nur, weil er ihn nicht erschossen hatte.

Die Polizei dachte darüber ganz anders.

Er erinnerte sich an einen Fall, den man ihm im Bau erzählt hatte. Da wäre einer um ein Haar verurteilt worden, weil man seinen Boss mit Gift im Bauch und Leichenflecken am Rücken aufgefunden hatte.

Die Tatsache, dass der Bursche ein Verhältnis mit der Frau des Toten unterhielt und diese sein Alibi partout nicht bestätigen wollte, hätte ihn fast lebenslänglich hinter Gitter gebracht. Es bedurfte eines ausgezeichneten Anwalts, der einen zweiten Liebhaber der Frau aufspürte und damit den wirklichen Täter entlarvte.

So konnte es einem ergehen. Besonders, wenn man vorbestraft war.

Stefan Renner atmete tief durch. Der Whisky benebelte noch etwas sein Gehirn. Das konnte er sich nicht leisten. Es war lebensnotwendig, jetzt einen klaren Kopf zu behalten.

Die Leiche musste verschwinden. Schließlich konnte er den Jaguar nicht verkaufen, solange sich ein Toter in seinem Kofferraum befand. Sogar Jannek würde das nicht akzeptieren.

In der Garage konnte er auch nicht bleiben. Früher oder später musste er auf alle Fälle weg. Dann also besser gleich. Sobald morgen die Sonne auf das Garagendach knallte, würde der Leichnam noch schneller verwesen. Dann ließ sich seine Existenz nicht länger verheimlichen.

Aber wohin mit ihm?

Stefan Renner zwang sich, den Fremden genauer zu betrachten, obwohl ihn die Übelkeit zu übermannen drohte.

Er schätzte ihn auf fünfzig. Vielleicht auch etwas darüber. Wie ein Ganove sah er eigentlich nicht aus. Trotzdem gab es sicherlich tausend Gründe, warum er hatte sterben müssen.

Mit dieser Frage brauchte Renner sich zum Glück nicht zu befassen. Vielleicht las er morgen etwas darüber in den Zeitungen.

Sein eigenes Problem drückte ihn wesentlich stärker.

Zum Glück war es noch mindestens drei Stunden lang finster. Diese Zeitspanne musste genügen, sich des lästigen Fahrgastes zu entledigen.

Welche Möglichkeiten besaß er?

Er konnte den Toten irgendwo vergraben, in der Havel oder der Spree versenken oder einfach während der Fahrt aus dem Wagen stoßen.

Die eine Lösung erschien ihm so schlecht und gefährlich wie die andere. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr geriet er ins Schwitzen.

Es verstand sich von selbst, dass er nicht stundenlang mit seiner grausigen Fracht durch die Stadt fahren wollte. Je schneller er den unerwünschten Gast los wurde, desto besser war es.

Andererseits durfte er ihn nicht zu nahe bei der Garage zurücklassen. Es wäre für die Polizei dann zu einfach, die Spur zurückzuverfolgen.

Nach dem eleganten Aussehen des Toten zu urteilen, hatte er den Besitzer der Limousine vor sich.

Himmel! Er durfte nicht vergessen, die Nummernschilder auszutauschen. Die Beamten, die ihn verfolgt hatten, kannten natürlich das richtige Kennzeichen. Es stand längst in sämtlichen Fahndungslisten. Sobald er sich mit dem Wagen aus der Garage wagte, würden sie wieder hinter ihm her sein. Dann hatte er keine Möglichkeit, sich von dem Leichnam zu trennen.

Gefälschte Schilder hatte er in der Garage vorrätig. Die meisten stammten von Wagen, die er früher gestohlen hatte. Er verzichtete auf das Werkzeug aus dem Jaguar. Darauf lag der Tote, und den wurde er noch früh genug anfassen müssen.

Er holte seine eigene Werkzeugtasche und löste geschickt die beiden Blechtafeln.

Als er den Ersatz montiert hatte, war er ein wenig ruhiger. Er brachte es sogar fertig, die Leiche anzusehen, ohne zu frösteln.

Unschlüssig näherte er sich mit der Hand dem Sakko. Zwar war er überzeugt, dass der Mörder sein Opfer längst ausgeraubt hatte, doch wollte er nichts unversucht lassen.

Er griff unter angehaltenem Atem in die Innentasche und stieß auf eine dünne Ledermappe. Seine Finger spürten knisternde Scheine.

Als er die Mappe herausholte und aufklappte, traute er seinen Augen kaum. Der Bedauernswerte konnte sich von den vielen Hundertern nun nichts mehr kaufen. Überschlägig kam der Autodieb auf zweitausend Mark.

Stefan Renner wollte die ganze Brieftasche einstecken, dann überlegte er es sich anders. Er nahm alles bis auf zwei Scheine. So sah es nicht nach Raubmord aus, und er geriet nicht so leicht in Verdacht, der Täter zu sein.

Er schob die Tasche wieder zurück und betrachtete seine Hand, die sich klebrig anfühlte.

Er erschrak erneut. Blut. Er war mit dem Hemd in Berührung gekommen. Der Mann konnte erst vor ganz kurzer Zeit umgebracht worden sein.

An einem alten, etwas öligen Lappen wischte er sich die Finger sauber und hielt nach einer alten Decke Ausschau, in die er den Toten wickeln wollte.

Er fand nur eine alte Plastikplane, die er unlängst von einem Rohbau hatte mitgehen lassen. Die Plane war blau und undurchsichtig. Das mochte gehen.

Hastig breitete er die Plane hinter dem Wagen aus und hob nun den Toten aus dem Kofferraum. Er legte ihn auf die Plane und wickelte ihn sorgfältig ein. Mit zwei Schnüren band er das Paket wie eine Riesenwurst an beiden Enden zu. Nun hatte er weniger Scheu, den Mann wieder im Kofferraum zu verfrachten.

Er legte einen zusammengeklappten Spaten daneben und nickte zufrieden.

Schwer atmend schlug er den Deckel zu und prüfte, ob er nicht irgendwo einen Blutspritzer hinterlassen hatte.

Als er alles in Ordnung fand, öffnete er das Garagentor und fuhr den Jaguar wieder heraus.

Sein Plan stand fest. Er wusste, auf welche Weise er sich des Unbekannten entledigen würde.

Bei Autodiebstahl - Mord! Berlin 1968 Kriminalroman Band 53

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