Читать книгу Schuld sind die Schulden - Wolfgang Ferdinand Vogel - Страница 3
Statt eines Vorwortes: was ist Armut?
ОглавлениеVor einigen Jahren alterierten sich Boulevard-Blätter über die Feststellung: … Personen sind arm, weil sie kein Handy haben. Das Handy war damals auf einer Schwelle zwischen dem reinen Luxus und einer Notwendigkeit für sehr viele. Ohne wäre nicht einmal die Arbeitssuche möglich gewesen.
Damals gab es auch noch Festnetz; aber keine Anschlüsse dort wo sie gebraucht wurden um am sozialen Leben teilnehmen zu können.
Dieser Ausflug in die – allerjüngste – Geschichte sollte nur aufzeigen, dass die Armut auch eine Tochter der Zeit ist. Eine wenig begehrenswerte.
Die Geschichten im Folgenden drehen sich immer um die Frage: was ist Armut? Armut bedeutet Verzicht sagt man so als erste Reaktion.
Wir leben in einem Zeitalter in dem der Verzicht medienwirksam ausgelebt wird. Meist handelt es sich um Luxusprobleme. Man verzichtet auf das Handy, das Internet, auf Lebensmittel, die von weit her transportiert werden, auf Flugreisen und auf ein Zuviel an Verpackung. Alle diese Verzichtabsichten sind wichtig und richtig. Sie zeigen auf, dass manches auch anders geht und nicht alles selbstverständlich ist.
Aber diese Verzichte müssen freiwillig sein und nicht zu einer gesellschaftlichen Norm emporstilisiert werden. Jemand der aus welchen Grund immer Anschluss an den Arbeitsmarkt sucht, kann nicht auf das Internet verzichten; er würde sich in eine digitale Eremitage begeben.
Der unfreiwillige Verzicht kann Menschen so weit einschränken, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Die folgenden Geschichten zeigen Menschen, die mit viel Mut versuchen, sich selbst aus dieser Misere zu befreien. Sie ziehen sich selbst am Schopf aus dem Sumpf, um ein literarisches Vorbild zu bemühen. Denn allzu viel darf man von „der Politik“ nicht erwarten. Auch dazu kann man ein literarisches Vorbild bemühen: William Shakespeare. Im weniger bekannten Stück „König Johann“ meint einer der Helden: „Solange ich ein Bettler bin, will ich gegen Reiche wettern und behaupten, es gäbe keine größere Sünde, als reich zu sein. Und wenn ich reich bin, soll mein Vorteil darin bestehen, dass ich behaupte, es gäbe kein größeres Laster als Armut.“
Die folgenden Seiten gehören Menschen, die das Schicksal nicht nur hinnehmen, sondern dagegen ankämpfen. Und denen gehört auch mein Herz.