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Der 20jährige Rosenkrieg
ОглавлениеEine Routineverhandlung: ein sehr gutes Angebot an die Gläubiger unterfüttert mit einem einträglichen Job des Schuldners, einem Äthiopier. Die Hauptgläubigerin – auch eine Äthiopierin. Aber dann wechselte alles plötzlich auf den Schauplatz eines Rosenkrieges. „Ich komme wegen dem da!“ zischte sie auf die Frage nach dem Namen, „fragen Sie ihn, warum er nicht zahlt!“
Das ist natürlich immer die Frage, aber ist das eine Erklärung dafür was da jetzt passiert? Auch wenn alles schon sehr sehr lange zurück liegt: zwei Jahrzehnte. Damals beschloss ein frisch verliebtes Pärchen eine gemeinsame geschäftliche Initiative. Import – Export. Totsicher eigentlich. Man brachte das Geld auf – beachtlich viel und startete ins Unternehmerleben.
Von da an gehen die Erinnerungen etwas auseinander. Das Geschäft ging daneben – so der jetzige Schuldner – das Geld ging verloren. Stimmt nicht, so die jetzige Gläubigerin! Das Geld konnte wenigstens gerettet werden. Sie will gehört haben und das sei auch mehrmals bestätigt worden, dass er nach diesem Geschäft auf großem Fuß, ja auf sehr großem Fuß sogar, gelebt hatte und in Hongkong eine gut gehende Firma betrieb und immer noch betreibt.
Daher und nur aus diesem Grund wollte sie den Rosenkrieg während dieser 20 Jahren immer wieder beenden und als Trostpflaster die von ihr seinerzeit eingesetzte Summe, durch Zins und Zinsenzins verdoppelt, bekommen. Und so muss er zahlen wie versprochen. Aber jedes Mal wenn sie ihn an das Versprechen erinnern wollte war er wieder weg. Unauffindbar! „Wahrscheinlich in Hongkong!“ mutmaßt sie.
Nein! Er wollte sie mehrmals treffen, sie habe sich aber immer verleugnen lassen. Sie hat einen neuen Lebenspartner – er hatte sie in die Verhandlung begleitet – der frühere Lebenspartner empfindet das als Provokation. Sie holt wieder aus „Das Ölbild hast Du mir auch nicht zurückgeben. Es hängt wahrscheinlich bei Dir in Hongkong.“ „Ich habe kein Büro in Hongkong…“, „Aber eine Wohnung…“
Da scheint nichts mehr zu gehen. Die beiden Rosenkrieger lassen ihren Streit eskalieren, alle anderen rudern zurück. Auch der neue Lebensgefährte, dem alles langsam peinlich wird. Als er versucht einzugreifen, wird er von den Beiden niedergeschrien. Die Rechtspflegerin erinnert an den Grund der Verhandlung, dem Zahlungsplan „Ja können Sie garantieren, dass er zahlt?“ Sie wartet die Antwort nicht ab „Na dann stimme ich natürlich einem Zahlungsplan nicht zu! Er soll ruhig zahlen…“ Niemand will sie mehr über diese paradoxe Aussage aufklären.
„Diese Person,“ er deutet auf seine frühere Freundin, „sie will ja nur…“ die Rechtspflegerin unterbricht ihn und vertagt – auf unbestimmte Zeit.
Wie geht dann so ein ewiger Konkurs weiter? In diesem Fall wird man es nie erfahren. Er ist nämlich nicht auffindbar. Man sagt er sei in Hongkong.