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Die Stimmung in Berlin am Beginn des Krieges

Aus dem sozialdemokratischen Vorwärts vom 3. August 1914.

Auf- und abwogenden Menschenströmen glichen in diesen Tagen die Straßen Berlins. Und wer trotz der folgenschweren Ereignisse noch etwas ruhiges Blut behielt, mußte seine ganze Energie aufbieten, um nicht hineingezogen zu werden in diese sich von Stunde zu Stunde steigernde Erregung. Es war, als ob eine allgemeine Suggestion die Gemüter ergriff und in den Strudel menschlicher Leidenschaften zu ziehen versuchte.

Nationale Einheitsstimmung

Mit Kriegsbeginn schien wenigstens Gewissheit zu herrschen, und die Erfahrung des beschleunigten Übergangs, die nationale Einheitsstimmung der Öffentlichkeit und der politische Burgfriedensschluss trugen zugleich entscheidend dazu bei, das Gefühl der Befreiung auch auf die allgemeinen gesellschaftspolitischen Frustrationen und Probleme der Vorkriegsgesellschaft zu übertragen. Die Begeisterung des Kriegsbeginns bezog sich dementsprechend inhaltlich oft weniger auf den Krieg an sich als auf die gesellschaftlichen und politischen Wirkungen, die er hervorzubringen schien. Während die Vorkriegszeit im Zeichen von Kulturpessimismus und Wertezerfall, Klassengesellschaft und Materialismus vielfach als bedrohlich erfahren worden war, schienen nun durch den Krieg auf einmal alle Probleme „wie weggewischt“. Vor allem schien der Burgfrieden mit einem Schlag alle inneren Gegensätze aufzulösen, die Nation zu einen und damit nicht nur den Sieg zu verbürgen, sondern auch den Weg in eine bessere, von inneren Auseinandersetzungen freie nationale Zukunft zu eröffnen.

Der Erste Weltkrieg

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