Читать книгу Das Geld - Wolfgang Möhl - Страница 5

Von den vielgepriesenen Leistungen des schnöden Mammons1)

Оглавление

Hoch stehen sie im Kurs, die inneren und höheren Werte. Möglichst statt auf gewöhnliche Genüsse soll man scharf auf sie sein. Der schöngeistige Antimaterialismus geht nach wie vor so, dass ein Dichter beteuert: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!“ – worauf ihm gleich ein anderer Denker ins Wort fällt und behauptet: „Geld macht nicht glücklich!“

Recht haben beide nicht. Der eine nicht, weil ja niemand behauptet hat, dass er, außer sein Stück trockenes Brot, nichts braucht. Der andere nicht, weil ihm bei Armut gleich das Glück einfällt. Handelseinig sind sich die volkstümlichen Sprüchemacher in der tieferen Überzeugung, dass das Leben durch seine ideellen Erträge lebenswert wird und dass sich vor denen der „bloße“ Reichtum allemal blamiert.

In dieser radikalen Kritik an den handfesten Genüssen und an den Zeitgenossen, die ihrer ordinären Bedürfnisse wegen auf mehr niedere Dinge aus sind, steckt ein Hinweis. Die freundlichen Herren von der Lebensfürsorge raten ja offensichtlich nur deswegen zu den hochprozentigen Werten, weil sie eine Entdeckung gemacht haben: Nicht wenige ihrer lieben Mitmenschen sind schon mit der Dutzendware nicht ordentlich versorgt und setzen daher unzufriedene Mienen auf. Das missfällt ihnen, weil es so unliebsame Überlegungen nahe legt wie die, was denn da auf dem gut gefüllten Markt mit seinen brauchbaren Reichtümern alles schief läuft, wenn immerzu Knappheit herauskommt. So etwas finden sie ziemlich anstrengend, die Sinnstifter der abendländischen Kultur. Und so verweisen sie das Publikum auf den Markt der höheren Werte, die noch nicht einmal etwas kosten.

Da nach allen gesammelten Erfahrungen der Marktwirtschaft das billigste Zeug nichts taugt, soll von der großzügigen Offerte hier einmal kein Gebrauch gemacht werden. Wir halten fest, dass vom Brot allein niemand glücklich wird, vergessen aber auch nicht, dass viele nicht vom Geld leben können, die von ihm leben müssen. Das kann unmöglich daran liegen, dass sie den Nährwert der höheren Werte vernachlässigen. Es hat wohl eher mit dem Wert des Geldes zu tun, an den man auch nicht zu glauben braucht, weil man sich nach ihm richten muss.

Das Geld

Подняться наверх