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Sprechende Namen

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Die Namen der Söhne Gottlieb und Gotthold wurden wie bei vielen biblischen Vorbildern als „sprechende Namen“ verstanden: Die Kinder wurden als Geschenk des Himmels gesehen. Zugleich gaben die Namen der Hoffnung Ausdruck, dass die Söhne diesem Ursprung durch ihren konkreten Lebensvollzug – eben als Gott lieb und hold – gerecht werden würden. Wenn politisch engagierte Eltern im Dezember 1933 in Österreich ihrem neugeborenen Sohn den Zweitnamen Nathan gaben, war dies ebenfalls programmatisch zu sehen. Der jüdische Name bezog sich in dieser Zeit der Ausgrenzung zunächst auf Gotthold Ephraim Lessings Aufklärungsdrama „Nathan der Weise“ mit seinem Aufruf zu Toleranz und Respekt. Die Eltern haben aber auch stets auf die biblische Gestalt des Propheten Nathan verwiesen (vgl. 2. Sam. 11ff.). Als gleichsam „verbeamteter“ Prophet am Hof von König David widerspricht Nathan unbeirrt seinem Herrn, wenn es um Ausbeutung, Verrat und Unrecht geht. David begehrt neben seinen zahlreichen Frauen auch noch Batseba, die Ehefrau des Hethiters Urija, und schickt diesen deshalb in den sicheren Tod in einer Schlacht. Nathan konfrontiert David mit der Geschichte von einem armen Mann, dessen einziges Schaf ihm von einem Reichen genommen wird, um dessen Gäste zu bewirten. Als David sich über das Verhalten dieses Mannes entrüstet, antwortet Nathan: „Du selbst bist dieser Mann“ (2. Sam. 12,7). Der Name „Nathan“ ist somit Programm: Widerspruch und Kritik an Autoritäten um einer gerechten Sache und des konkreten Menschen willen wird auch in der Familie Hasenhüttl hochgehalten.

Diese Einstellung hat wohl ebenso bei der Wahl des dritten Vornamens |13|eine Rolle gespielt: Ambrosius. Der frühchristliche Kirchenvater (339–397) ist nicht nur bekannt als Bischof von Mailand und Lehrer des heiligen Augustinus, sondern auch wegen seines Widerstands gegen Handlungen und Entscheidungen des Kaisers Theodosius I. Zunächst widerspricht Ambrosius dem Kaiser 388, als dieser eine von Christen niedergebrannte Synagoge durch eine Geldsammlung auch bei Christen wiederherstellen lassen will. Er findet die Zerstörung der Synagoge gerechtfertigt, da sich die Religion der Juden mit dem Auftreten Jesu erledigt habe. Diese problematische Rechtfertigung der Zerstörung einer Synagoge steht im Gegensatz zu Ambrosius’ Aufruf zur Milde, als Theodosius I. im Jahre 390 im Hippodrom von Thessaloniki über 7000 Bewohner als Vergeltungsaktion für die Befreiung eines zum Tode Verurteilten hinrichten lassen will. Ambrosius interveniert, droht dem Kaiser mit der Exkommunikation und verweigert ihm den Eintritt in die Kathedrale. Theodosius zeigt zwar Reue und widerruft den Hinrichtungsbefehl, dies kommt aber für die inzwischen bereits Getöteten zu spät. Ambrosius wertet in beiden Beispielen die eigene Überzeugung höher als die von der jeder Autorität vorgegebenen Anordnungen. Dies ist auch ein charakteristisches Kennzeichen des späteren Namensträgers Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttl.

Gotthold Hasenhüttl

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